Tees Phytopharmaka / Genussmittel / GetränkeTees sind pflanzliche Arznei- und Genussmittel, die aus einzelnen oder gemischten, getrockneten oder frischen Pflanzenteilen bestehen und mit Wasser extrahiert werden. Auch die fertigen Getränke werden als Tees bezeichnet. Sie werden als Heilmittel für zahlreiche medizinische Anwendungsgebiete eingesetzt. Ihre Effekte beruhen auf den primären und sekundären Inhaltsstoffen, die bei der Zubereitung aus den Pflanzenteilen in das Wasser übergehen. Als Genussmittel haben sie gesundheitsfördernde Eigenschaften und können Krankheiten vorbeugen. Tees können allerdings auch Arzneimittel-Wechselwirkungen und unerwünschte Wirkungen verursachen.
synonym: Arzneitees, Kräutertees, Früchtetees, Gewürztees
ProdukteTees sind zum Beispiel in Apotheken, Drogerien, Teefachgeschäften und Lebensmittelgeschäften erhältlich. Einige sind als Arzneimittel zugelassen und haben eine Packungsbeilage. Sie werden auch Arzneitees genannt.
Für die Wortkomposition werden verschiedene Wörter vorangestellt, z.B. Früchtetee, Beruhigungstee, Erkältungstee, Babytee, Magentee, Frauentee usw.
Pfefferminztee, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
Struktur und EigenschaftenAls Tees werden einzelne oder gemischte, getrocknete oder frische Pflanzenteile bezeichnet, die mit kaltem oder üblicherweise heissem Wasser extrahiert und getrunken werden. Der Begriff bezieht sich sowohl auf die Pflanzenteile als auch auf das fertige Getränk. Tee ist auch ein Synonym für Schwarztee und andere Teesorten der Teepflanze Camellia sinensis (Grüntee, Weisser Tee, Oolong, Pu-Erh). Im englischen Sprachraum versteht man unter „Tea“ üblicherweise Schwarztee. Kräutertees heissen „Herbal tea“ oder „Tisane“. Auch die schweizerische Gesetzgebung unterscheidet zwischen Tees (von der Teepflanze), Kräutertees und Früchtetees.
Die pharmakologischen und gesundheitsfördernden Eigenschaften der Tees beruhen auf den primären und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen, welche bei der Zubereitung aus den Pflanzen in das Wasser übergehen. Weil es sich um Naturstoffe handelt, ist der Gehalt von vielen Faktoren abhängig und unterschiedlich (z.B. Sorte, Klima, Anbau, Boden, Verarbeitung, Lagerung). Deshalb werden aus Arzneidrogen auch Extrakte zubereitet, welche auf die wichtigsten Inhaltsstoffe standardisiert sind. Sie gelangen üblicherweise als Tabletten oder Kapseln in den Handel.
Zu den Pflanzeninhaltsstoffen gehören zum Beispiel Schleimstoffe, Alkaloide, Flavonoide, Polyphenole, Gerbstoffe, Vitamine, Mineralstoffe, Kohlenhydrate, Bitterstoffe, ätherische Öle und Isoprenoide.
Instanttees werden oft auf der Basis von Zucker hergestellt und sind in Wasser löslich oder dispergierbar. Die Extraktion muss nicht mehr durchgeführt werden. Des Weiteren wird auch Tee in Kapseln angeboten, der maschinell mit heissem Wasser extrahiert oder gelöst wird. Tees kommen in vielen Varianten in den Handel.
Teebeutel, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
WirkungenTees üben als Arzneimittel zahlreiche Effekte aus. Sie sind zum Beispiel als Abführmittel, Beruhigungsmittel, Antidepressiva, Karminativa, Bittermittel, schleimlösende Mittel, Antiinfektiva und Schmerzmittel wirksam.
Als Genussmittel haben Tees gesundheitsfördernde, wärmende, wohltuende und entspannende Eigenschaften und üben zum Beispiel antioxidative, antitumorale, lipidsenkende und entzündungshemmende Effekte aus.
AnwendungsgebieteTees werden einerseits als pflanzliche Heilmittel (Phytopharmaka) getrunken, mit dem Ziel, Krankheiten vorzubeugen und zu behandeln. Andererseits werden Tees auch als durstlöschende und wohlschmeckende Getränke und wohltuende und entspannende Genussmittel konsumiert.
DosierungTees werden üblicherweise als Aufguss zubereitet, d.h. der Tee wird mit heissem Wasser übergossen und während 3 bis 10 Minuten stehen gelassen. Anschliessend wird der Beutel entfernt oder abgeseiht und der Tee wird heiss oder kalt getrunken. Abhängig von der Sorte kommen auch andere Verfahren zur Anwendung, zum Beispiel beim Grüntee, welcher bei einer tieferen Temperatur und nur während bis zu drei Minuten aufgegossen wird. Matcha wird als Pulver im Wasser dispergiert. Chai wird meistens aufgekocht. Anis, Kümmel und Fenchel sollen vor der Teezubereitung mit Mörser und Pistill angestossen werden.
Die folgenden allgemeinen Methoden können unterschieden werden:
- Aufguss (Infus)
- Abkochung (Dekokt)
- Kaltauszug (Mazerat)
Tee kann mit Zusätzen versetzt werden. Dazu gehören Milch, Zucker, Zitronensaft und Süssungsmittel. Neben den künstlichen werden auch natürliche Süssungsmittel wie Stevia oder Süssholzwurzel verwendet, bei denen es sich selbst und Pflanzenteile handelt.
Hartes Wasser ist aus unserer Sicht nicht für Teezubereitung geeignet, weil die enthaltenen Calcium- und Magnesiumionen zu Ausfüllungen und Trübungen führen können und den Geschmack verändern. In den entsprechenden Gebieten soll das Wasser enthärtet werden.
BeispieleIm Folgenden sind einige bekannte Teesorten aufgelistet:
- Anisfrüchte
- Birkenblätter
- Brennesselblätter
- Chai
- Fenchelfrüchte
- Frauenmantelkraut
- Früchtetees
- Grüntee
- Hagebuttenschalen mit Hibiskusblüten
- Hanfblüten
- Ingwerrhizom
- Jasminblüten
- Johanniskraut
- Kamillenblüten
- Kräutertees
- Kurkumarhizom
- Lavendelblüten
- Lindenblüten
- Malvenblätter
- Matcha
- Mateblätter
- Oolong
- Orangenblüten
- Pfefferminzblätter
- Pu-Erh
- Rooibosblätter
- Roter Tee
- Salbeiblätter
- Schwarztee
- Sennesfrüchte
- Spitzwegerichblätter
- Süssholzwurzel
- Thymianblätter
- Verveineblätter
- Weissdornblätter mit Blüten
- Weisser Tee
- Wermutkraut
Tee wird auch mit Gewürzen versetzt, zum Beispiel mit Zimt, Vanille, Kurkuma, Sternanis und Gewürznelken (z.B. Weihnachtstee). Einigen Tees werden Zusatzstoffe, Aromastoffe, Fruchtsäfte und Kohlenhydrate zugegeben. Diese sind jedoch umstritten und werden von echten Teekennern abgelehnt.
Unsere vollständige Liste finden sie hier: → Drogenliste.
KontraindikationenDie vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenAuch Tees können Wechselwirkungen verursachen. Das bekannteste Beispiel in diesem Zusammenhang ist Johanniskraut, das ein Induktor von CYP450 und P-Glykoprotein ist und die Effekte anderer Wirkstoffe aufheben kann. Schwarztee darf mit einigen Arzneimitteln nicht eingenommen werden, zum Beispiel mit Morphintropfen. Abführmittel können einen Kaliummangel hervorrufen, welche die Anfälligkeit für Herzrhythmusstörungen erhöht.
Unerwünschte WirkungenTees sind in der Regel gut verträglich, aber wie andere Arzneimittel können sie aufgrund der aktiven Inhaltsstoffe unerwünschte Wirkungen verursachen. Das Nebenwirkungsspektrum sind von der Teesorte abhängig. Selbstverständlich sind nicht alle Pflanzen für die Zubereitung von Tees geeignet. Tees mit einer schlechten Qualität können Verunreinigungen wie Pestizide und Mikroorganismen enthalten und mit Pyrrolizidinalkaloiden belastet sein. Tee ist in der Regel besser verträglich und milder als Kaffee.
Kleines TeewörterbuchTeewörterbuch, zum Vergrössern anklicken. Tabelle © PharmaWiki
PDF-Download: Teewoerterbuch.pdf
siehe auchArzneitees, Drogenliste, Teemischungen, Phytopharmaka, Teepflanze, Kräutertees, Früchtetees
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Chen D. et al. Physiological genetics, chemical composition, health benefits and toxicology of tea (Camellia sinensis L.) flower: A review. Food Res Int, 2020, 137, 109584 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Fachliteratur
- Lehrbücher der Phytotherapie
- Produktekataloge
- Verordnung des EDI über alkoholfreie Getränke (insbesondere Tee, Kräutertee, Kaffee, Säfte, Sirupe, Limonaden)
- Yan Z. et al. Antioxidant mechanism of tea polyphenols and its impact on health benefits. Anim Nutr, 2020, 6(2), 115-123 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.