Hochverarbeitete Lebensmittel

synonym: Ultra-processed foods, UPF, Convenience food
ProdukteHochverarbeitete Lebensmittel werden zum Beispiel im Supermarkt verkauft. Sie machen heute einen grossen Anteil des Sortiments und der zugeführten Kalorien aus, in einigen Ländern über 50 %. Auch in der Gastronomie werden sie breit eingesetzt. Ihr Aufstieg begann nach dem 2. Weltkrieg, aber die Grundsteine für die industrielle Lebensmittelproduktion wurden bereits im 19. Jahrhundert gelegt.
Kartoffelchips, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
Definition und EigenschaftenHochverarbeitete Lebensmittel sind industriell hergestellte Produkte. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie aus zahlreichen Komponenten bestehen und viele technologische Verabreitungsschritte erforderlich sind. Sie werden oft aus stark konzentrierten und gereinigten Inhaltsstoffen wie beispielsweise Weissmehl, Zucker oder Fetten gemischt und sie enthalten Lebensmittelzusatzstoffe wie Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker, Verdickungsmittel, Farbstoffe und Emulgatoren.
Für ihre Herstellung werden Inhaltsstoffe verwendet, die nur für diesen Zweck vorgesehen sind und im normalen Haushalt nicht gefunden werden. Dazu gehören zum Beispiel Glucosesirup, Stärken, Fruchtkonzentrate und Extrakte.
Typische Beispiele von hochverarbeiteten Lebensmitteln sind Süssigkeiten, Desserts, Süssgetränke, Energy Drinks, Fischstäbchen, Chicken-Nuggets, Würste, Snacks, Kartoffelchips, Fertiggerichte, Suppen, Saucen, Instantnudeln, Früchstücksflocken, Tiefkühlprodukte, Eiscreme und Fertigpizza. Leider gehören heute auch viele Brote und Gebäck zu dieser Kategorie. Häufig handelt es sich um Imitationen klassischer Lebensmittel mit einer minderen Qualität. Paradoxerweise haben sich die Konsumentinnen und Konsumenten so an diese gewöhnt, dass sie die Originale teilweise gar nicht mehr kennen. Wie bei der Vanillecreme, beim Pesto rosso und der Suppe aus dem Beutel.
Viele dieser Produkte sind lange haltbar, werden aggressiv vermarktet, sind mit viel Plastik verpackt, werden schnell und in grossen Mengen produziert und enthalten billige Inhaltsstoffe, damit der Profit maximiert wird. Sie werden abwertend auch als „Astronautenfutter“ bezeichnet. Bereits Kinder konsumieren sie ab einem frühen Alter regelmässig. Der Anteil gesunder Bestandteile an den Produkten, wie beispielsweise von Früchten und Gemüse, wird reduziert, weil sie im Verhältnis teuer sind.
Hochverarbeitete Lebensmittel werden so entwickelt, dass sie schmackhaft, stark gewürzt, sehr süss, einfach zu essen und leicht zu verdauen sind. Sie sind gefällig, nicht schwierig zu kauen und meist nicht bitter, sauer oder scharf.
Mechanismen des Überkonsums und der Krankheitsentstehung, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Fallbeispiel FleischkäseZutaten von Fleischkäse:
- Schweinefleisch, Speck, Rindfleisch als Fleischanteil mit tierischem Fett
- Eis, zum Kühlen und „Strecken“
- Nitritpökelsalz mit Natriumnitrit, zur Konservierung und zur Umrötung
- Kochsalz als Geschmacksverstärker
- Gewürze, Würze, Gewürzextrakte für den Geschmack
- Stabilisatoren: Phosphate, Natriumacetat
- Glucose (Traubenzucker) für die Bräunung (Maillard-Reaktion) und den Geschmack
- Antioxidanzien: Vitamin C und Natriumascorbat gegen das Ranzigwerden
Davon können das Fleisch, das Kochsalz, das Natriumnitrit, die Phosphate und die Glucose der Gesundheit schaden, also fünf Zutaten. Die Gewürze und das Kochsalz können einen übermässigen Konsum fördern.
Unerwünschte WirkungenHochverarbeitete Lebensmittel können die Gesundheit der Konsumentinnen und Konsumenten beeinträchtigen.
Sie haben oft einen hohen Brennwert und enthalten ungesunde Inhaltsstoffe wie gesättigte Fettsäuren, viel Salz, schnelle Kohlenhydrate wie Zucker oder aufgeschlossene Stärke und Süssungsmittel. Dem Körper werden aufgrund der hohen Energiedichte in kurzer Zeit viele Kalorien und ungesunde Stoffe zugeführt.
Umgekehrt sind sie arm an Ballaststoffen, Verunreinigungen, Mikroorganismen, gesunden Pflanzeninhaltsstoffen wie den Polyphenolen oder Bitterstoffen, Proteinen, Wasser, Vitaminen und Mineralstoffen (Mikronährstoffen).
Sie sind leicht essbar und verdaulich, lassen den Blutzucker in die Höhe schnellen und sättigen nicht ausreichend. Sie beeinflussen die Darmflora negativ und begünstigen die Entstehung eines Reizdarms und entzündlicher Darmkrankheiten. Hochverarbeitete Lebensmittel fördern Entzündungsprozesse im Körper und die Entstehung einer Insulinresistenz.
Zu den möglichen Folgen des Konsums gehören Übergewicht, eine Fettleibigkeit, eine nichtalkoholische Fettlebererkrankung, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erankungen, Depressionen und Krebs. Diese können letztendlich einen tödlichen Ausgang nehmen.
Hochverarbeitete Lebensmittel können aufgrund des Geschmacks und der Stimulierung des Belohnungszentrums im Gehirn eine Abhängigkeit auslösen, was zu einem wiederholten, übermässigen bis zwanghaften Konsum führt und so die Problematik weiter verstärkt. Sie sind für Essstörungen mitverantwortlich und werden für das „Frustessen“ verwendet, um Stress und negative Gefühle kurzfristig abzubauen. Tatsächlich werden sie gezielt so entwickelt.
Die scheinbaren Vorteile der hochverarbeiteten Lebensmittel führen schliesslich auch zu einer Verdrängung der unverarbeiteten und gesunden.
Auswege- Hochverarbeitete Lebensmittel erkennen und möglichst auf den Konsum verzichten. Also nicht kaufen und zu sich nehmen.
- Möglichst unverarbeitete und naturnahe Lebensmittel konsumieren. Dazu gehören zum Beispiel Früchte, Trockenfrüchte, Gemüse, Salate, selbstgemachte Suppen, Pilze, Getreide, Flocken, fermentierte Lebensmittel, Wasser, Tees (ohne Aromastoffe und Zusätze), Fruchtsaft, Nüsse, Milchprodukte und echte Vollkornprodukte.
- Möglichst häufig selbst kochen und backen, mit naturbelassenen und vollwertigen Zutaten.
- Der Nahrung zusätzliche Ballaststoffe zugeben.
- Hochverarbeitete Lebensmittel schrittweise durch gesunde Lebensmittel ersetzen, beginnend zum Beispiel beim Frühstück oder bei den Zwischenmahlzeiten.
- In Restaurants essen, in denen mit frischen Zutaten gekocht wird.
- Lebensmittel müssen nicht nur süss, salzig oder fettig sein, sie dürfen auch sauer, bitter oder geschmacksarm sein.
Gesunde Ernährung, Frustessen, Übergewicht
Literatur- Anastasiou I.A. et al. Beneath the Surface: The Emerging Role of Ultra-Processed Foods in Obesity-Related Cancer. Curr Oncol Rep, 2025, 27(4), 390-414 Pubmed
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- Produkteinformationen
- Spiller A.L. et al. Ultra-Processed Foods, Gut Microbiota, and Inflammatory Bowel Disease: A Critical Review of Emerging Evidence. Nutrients, 2025, 17(16), 2677 Pubmed
- Zhang J, Shu L, Chen X. Ultra-processed foods and non-alcoholic fatty liver disease: an updated systematic review and dose-response meta-analysis. Front Nutr, 2025, 12, 1631975 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.