Vision Autor SPENDEN ♥ Newsletter

Gemüseintoleranz Indikationen Lebensmittelintoleranz

Die Gemüseintoleranz ist eine Lebensmittelunverträglichkeit, die sich innert Stunden nach dem Verzehr von Gemüse in Verdauungsstörungen wie Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen äussert. Typische Auslöser sind zum Beispiel alle Kohlarten, Randen, Zwiebeln, Karotten, Erbsen, Linsen und Lauch. Die Gemüseintoleranz wird von un- oder schwer verdaulichen Kohlenhydraten verursacht, welche im Gemüse vorkommen und die im Darm von den Bakterien vergoren werden. Die Gemüseintoleranz ist für die Betroffenen unangenehm und kann zu einer ungesunden Ernährung führen, weil die auslösenden Nahrungsmittel gemieden werden. Es stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, zum Beispiel Peristaltikhemmer wie Loperamid und Scopolaminbutylbromid, welche die Darmbewegungen hemmen. Coffein wird nicht empfohlen, weil es die Verdauung beschleunigt und die Beschwerden verschlimmert. Ballaststoffe wie indische Flohsamenschalen eignen sich gut für die Behandlung.

synonym: Gemüseunverträglichkeit, Oligosaccharidintoleranz, Oligosaccharidunverträglichkeit

Symptome

Eine Gemüseintoleranz äussert sich in den folgenden Beschwerden:

Die Beschwerden beginnen in der Regel innert Stunden nach dem Verzehr der auslösenden Lebensmittel und halten einige Stunden an. Sie beeinflussen sich gegenseitig, so verursachen die Blähungen und die Distension Schmerzen und Durchfall.

Ursachen

Die Ursache der Beschwerden ist der Verzehr von Gemüse und anderen Lebensmitteln, welche unverdauliche oder schwer verdauliche Kohlenhydrate und insbesondere Oligosaccharide und Polysaccharide enthalten. Diese gelangen in den Darm, wo sie vom Mikrobiom fermentiert werden. Dabei werden Gase wie Wasserstoff und Methan gebildet, Wasser wird vermehrt zurückgehalten und durch verstärkte Darmbewegungen wird die Transitzeit verkürzt. Neben den Gasen werden auch kurzkettige Fettsäuren (SCFA) verantwortlich gemacht, welche aus den Kohlenhydraten bei der Fermentation entstehen.

Bei den auslösenden Kohlenhydraten handelt es sich zum Beispiel um Galactooligosaccharide (Abkürzung GOS) wie die Raffinose, die Stachyose und die Verbascose. Sie enthalten Galactose-Einheiten. Zwei weitere Gruppen sind die Fruktane (Fructose-Polymere) und Fructooligosaccharide. Auch Monosaccharide wie die Fructose können beteiligt sein.

Struktur der Raffinose, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Malabsorbierte Kohlenhydrate sind ferner osmotisch aktiv und können so Wasser in das Darmlumen hineinziehen.

Im Folgenden sind kritische Lebensmittel aufgelistet. Die Verträglichkeit ist individuell unterschiedlich:

Auch gekochter und im Ofen erhitzter Rahm (Sahne) wird oft nicht vertragen, siehe im Artikel Rahmintoleranz.

Auch Arzneimittel sind mögliche Auslöser, z.B. die Acarbose. Schliesslich kommen Oligosaccharide auch im Kaffee und in der Milch vor.

FODMAP Übersicht, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Die tiefere Ursache für die Gemüseunverträglichkeit ist uns nicht im Detail bekannt. Zugrunde liegt möglicherweise eine eingeschränkte Enzym- und Transporteraktivität, individuelle Faktoren und eine Veränderung des Darmmikrobioms (siehe auch unter SIBO). Eine Dysbiose kann von einer ungesunden Ernährung ausgelöst werden. Eine erbliche Komponente ist wahrscheinlich und das Alter ist ein Risikofaktor. Die Betroffenen können gleichzeitig auch gegen andere Substanzen Unverträglichkeiten zeigen. Die Gemüseintoleranz kann mit einem Reizdarm identisch sein.

Übersicht über häufige Nahrungsmittelunverträglichkeiten, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

PDF-Download:  Lebensmittelintoleranz.pdf 

Diagnose

Die Diagnose kann anhand der Patientengeschichte, mit persönlichen Beobachtungen, mit einem Ernährungstagebuch, einem H2-Atemtest und mit Provokationstests gestellt werden. Dabei soll festgestellt werden, ob weitere Unverträglichkeiten bestehen resp. die Gemüseintoleranz muss von ihnen abgegrenzt werden.

Nutzen Sie zur Abklärung unser Online Tool Abklärung Lebensmittelintoleranz 

Nicht medikamentöse Behandlung

Durch das Meiden der auslösenden Lebensmittel kann das Auftreten der Beschwerden verhindert oder reduziert werden. Eine Alternative ist der Verzehr geringer Mengen. Bereits diese können bei empfindlichen Menschen aber Störungen verursachen.

Allgemein soll eine gesunde Ernährung gepflegt werden, weil sie einen positiven Einfluss auf die Darmbakterien und das Mikrobiom hat.

Coffein (z.B. Kaffee, Schwarztee, Energy Drinks, Coffeintabletten) regt die Darmbewegungen an und beschleunigt die Verdauung und soll vermieden werden. Tipps zum Aufhören finden Sie im Artikel Coffeinentzug.

Intermittierendes Fasten

Medikamentöse Behandlung

Blähungen, Durchfall und Bauchschmerzen können symptomatisch gelindert werden, zum Beispiel mit Simeticon, Aktivkohle, Loperamid, Scopolaminbutylbromid und weiteren. Die Wirkstoffe und Therapiemöglichkeiten sind unter den entsprechenden Artikeln im Detail dargestellt. Auch eine vorbeugende Anwendung ist möglich, zum Beispiel von Loperamid. Loperamid und Scopolaminbutylbromid hemmen beide die übermässigen Darmbewegungen.

Verschiedene Tees sind für die Vorbeugung und Akutbehandlung der genannten Beschwerden gut geeignet.

Ballaststoffe wie indische Flohsamenschalen eignen sich ebenfalls sehr gut für die Behandlung. Sie werden auch bei einem Reizdarm eingesetzt. Sie binden sehr viel Wasser, quellen und bilden ein Gel. Gleichzeitig sind sie als Präbiotika aktiv. Wir empfehlen sie als Mittel der ersten Wahl.

Mit Enzymen können die Beschwerden gelindert werden, denn sie bauen die kritischen Stoffe ab oder isomerisieren sie, ermöglichen die Aufnahme der entsprechenden Monosaccharide im Dünndarm und verhindern die Gasbildung.

Bitterstoffe sind gesund und fördern die Verdauung.

Probiotika können sich durch die Beeinflussung der Bakterienflora im Darm positiv auf die Beschwerden auswirken. Allerdings können sie aus unserer Sicht aus zur Gasbildung beitragen.

siehe auch

Lebensmittelintoleranz, FODMAP, Blähungen, Durchfall, Bauchschmerzen, Gemüse, SIBO, Stuhl

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


© PharmaWiki 2007-2025
Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 7.4.2025 geändert.
Impressum und Datenschutzerklärung
Produkte zu dieser Seite anzeigen