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Impfstoffe Arzneimittelgruppen Biologika

Impfstoffe sind eine grosse Gruppe von Arzneimitteln, welche in erster Linie für die Vorbeugung von bakteriellen und viralen Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Das Prinzip besteht darin, dem Immunsystem Antigene der Krankheitserreger zu präsentieren. Bei einer Infektion ist es deshalb in der Lage, den Erreger zu eliminieren und die Krankheit zu verhindern. Impfstoffe werden in der Regel als intramuskuläre Injektion verabreicht. Einige können auch peroral eingenommen werden und es gibt weitere Applikationsarten. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören unter anderem lokale Reaktionen an der Injektionsstelle, Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen. Schwere Nebenwirkungen sind extrem selten.

synonym: Impfungen, Aktive Immunisierung, Vakzine, Vakzination

Produkte

Impfstoffe sind hauptsächlich als Injektionspräparate im Handel. Einige werden auch peroral als Schluckimpfung eingenommen, zum Beispiel in Form von Kapseln (Typhusimpfung) oder als Suspension für die orale Verabreichung (Rotaviren).

Im Handel sind Monopräparate und Kombinationspräparate verfügbar. Impfstoffe werden, mit wenigen Ausnahmen, im Kühlschrank bei einer Temperatur von 2 bis 8 °C gelagert.

Impfstoffe gehören zu den wichtigsten Arzneimitteln in der Geschichte der Menschheit. Sie retten jährlich Millionen von Menschen das Leben und verhindern unendlich viel Leid. Impfstoffe schützen vor der Krankheit, ihren Komplikationen und Behinderungen. Sie haben auch ökonomische Vorteile, denn sie reduzieren die Belastung des Gesundheitswesens, schützen die Wirtschaft und verbessern die Lebensqualität.

Pionier auf diesem Gebiet ist Edward Jenner, ein englischer Arzt, der die Schutzimpfung gegen die Pocken entwickelte und Ende des 18. Jahrhunderts im Jahr 1796 erstmals verabreichte.

Struktur und Eigenschaften

Impfstoffe gehören zur Gruppe der Biologika. Sie enthalten abgeschwächte Krankheitserreger, einzelne oder mehrere Bestandteile (Proteine, Polysaccharide) der Erreger oder Nukleinsäuren, welche für diese kodieren.

Im Folgenden sind die wichtigsten Gruppen dargestellt:

Lebende, abgeschwächte Krankheitserreger:

Totimpfstoffe:

Nukleinsäuren (in der Schweiz seit dem Jahr 2020):

Impfstoffe enthalten verschiedene Hilfsstoffe wie Adjuvanzien (z.B. Aluminiumsalze), Konservierungsmittel, Salze, Stabilisatoren und Wasser für Injektionszwecke. Des Weiteren können Rückstände des Produktionsprozesses wie Spuren von Antibiotika enthalten sein. Die in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe enthalten keine Quecksilberverbindungen wie Thiomersal.

Wirkungen

Das Prinzip der Impfstoffe besteht darin, dem Immunsystem Antigene von Krankheitserregern zu präsentieren, welche es als fremd erkennt und die Immunantwort in Gang setzt. Durch die Bildung von B- und T-Gedächtniszellen ist das Immunsystem bei einer Infektion in der Lage, den Krankheiserreger zu erkennen und unter anderem mithilfe spezifischer Antikörper und Immunzellen zu eliminieren.

Der Impfschutz ist in der Regel sehr hoch und liegt zwischen 90 bis 100 %. Er tritt nicht sofort nach der Impfung, sondern mit einer zeitlichen Verzögerung ein.

Impfungen dienen nicht nur dem Selbstschutz. Sie schützen auch Personen im Umfeld, verhindern die Übertragung und blockieren Infektionsketten. Zu den Risikogruppen gehören unter anderem ältere Menschen, Menschen mit chronischen Erkrankungen, Immunsupprimierte, Schwangere und Säuglinge. Die sogenannte Herdenimmunität schützt nicht-immunisierte Menschen vor der Ansteckung.

Indikationen

Für die Vorbeugung von Infektionskrankheiten, hauptsächlich mit Bakterien und Viren. Auch gegen Parasiten und Pilze werden Impfstoffe entwickelt.

Impfungen werden verschiedenen Zielgruppen empfohlen. Das Bundesamt für Gesundheit publiziert den Schweizerischen Impfplan. Er enthält alle entsprechenden Empfehlungen.

Impfungen werden auch für die Vorbeugung und Behandlung anderer Erkrankungen entwickelt, zum Beispiel für Krebs-, Sucht- und Autoimmunerkrankungen.

Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Impfstoffe werden üblicherweise als intramuskuläre Injektion verabreicht, typischerweise in die Mitte des Deltoidmuskels des Oberarms. Eine intramuskuläre Injektion ist abhängig vom Wirkstoff auch an der Aussenseite des Oberschenkels und am Gesäss (Glutealmuskel) möglich. Beim Gesäss besteht das Problem, dass das Fettgewebe getroffen werden kann.

Einige Impfstoffe, vor allem die Lebendimpfstoffe, dürfen auch subkutan gespritzt werden. Eine intravenöse Verabreichung ist hingegen nicht erlaubt.

Daneben existieren für einige Impfstoffe weitere Applikationsarten, zum Beispiel die perorale oder intranasale Verabreichung.

In der Regel genügt eine einmalige Dosis nicht, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Deshalb sind häufig zwei oder mehr Verabreichungen in einem zeitlichen Abstand erforderlich, der Wochen, Monate oder Jahre betragen kann.

Mit einer Auffrischimpfung (Booster) kann der Impfschutz nach Jahren erneuert werden. Sie ist zum Beispiel für die FSME-Vorbeugung nach 10 Jahren erforderlich.

Die Grippeimpfung muss jedes Jahr erneuert werden, weil sich das Virus andauernd verändert und das Immunsystem es nicht mehr erkennt.

Intramuskuläre Injektion, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Krankheiten und Vertreter (Auswahl)

Im Folgenden sind Krankheiten und Erreger dargestellt, gegen welche geimpft werden kann.

Kontraindikationen

Zu den Gegenanzeigen gehören, abhängig vom Impfstoff:

Eine geeignete medizinische Behandlung und Überwachung muss verfügbar sein, falls es zu einer schweren Überempfindlichkeitsreaktion kommt.

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Immunsuppressiva können den Impfschutz reduzieren. Immunsupprimierte dürfen keine Lebendimpfstoffe enthalten. Viele Impfstoffe können gleichzeitig verabreicht werden.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören vorübergehende Beschwerden wie:

Für die Behandlung kann zum Beispiel Paracetamol eingesetzt werden.

Extrem selten sind schwere Nebenwirkungen wie beispielsweise eine Anaphylaxie oder Erkrankungen des zentralen oder peripheren Nervensystems wie das Guillain-Barré-Syndrom. Der Nutzen der Impfstoffe überwiegt die Risiken jedoch bei Weitem. Impfstoffe verusachen keinen Autismus.

siehe auch

Angst vor Spritzen

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 3.11.2023 geändert.
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