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Paracetamol Arzneimittelgruppen Schmerzmittel Acetanilide

Paracetamol ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Analgetika mit fiebersenkenden und schmerzlindernden Eigenschaften. Es wird für die symptomatische Behandlung von Fieber und bei leichten bis mittelstarken Schmerzen verabreicht. Die übliche Dosis bei Erwachsenen beträgt drei- bis viermal täglich 500 bis 1000 mg (maximal 4000 mg pro 24 Stunden). Bei Kindern erfolgt die Dosierung nach dem Körpergewicht. Unerwünschte Wirkungen sind in der Regel selten. Dazu gehören ein Anstieg der Leberenzyme, Blutbildveränderungen, Überempfindlichkeitsreaktionen, Hautreaktionen und gastrointestinale Störungen. Nachteilig an Paracetamol ist seine Lebertoxizität, die insbesondere bei einer Überdosierung und bei Risikofaktoren auftritt und zu einer Leberzellzerstörung und zum Tod führen kann.

synonym: Paracetamolum PhEur, Acetaminophen

Produkte

Paracetamol ist unter anderem in Form von Tabletten, Filmtabletten, Schmelztabletten, Brausetabletten, als Direktgranulat, Tropfen, Sirup, Zäpfchen, Weichkapseln und Infusionslösung im Handel (z.B. Acetalgin®, Dafalgan®, Panadol® und Tylenol®).

Paracetamol wurde erst in den 1950er-Jahren zugelassen (Panadol®, Tylenol®), obwohl es schon im 19. Jahrhundert entwickelt wurde. In der Schweiz ist es seit dem Jahr 1959 registriert (Panadol®).

Paracetamol wird mit anderen Wirkstoffen fix kombiniert, beispielsweise mit Codein, Coffein, Vitamin C, Wirkstoffen gegen eine Erkältung und Tramadol.

Im angelsächsischen Sprachraum trägt der Wirkstoff einen anderen Namen - er wird üblicherweise als Acetaminophen bezeichnet.

Struktur und Eigenschaften

Paracetamol (C8H9NO2, Mr = 151.2 g/mol) liegt als weisses, kristallines Pulver vor, das in Wasser wenig löslich ist. Es hat einen leicht bitteren Geschmack und ist geruchlos. Der Geschmack kann nach der Einnahme bemerkt werden.

Paracetamol ist ein Acetamid. Es ist ein Derivat von Acetanilid, das in den 1880er-Jahren als einer der ersten synthetischen Wirkstoffe gegen Fieber lanciert wurde (Antifebrin®). Acetanilid ist aufgrund seiner Nebenwirkungen nicht mehr im Handel. Paracetamol ist auch ein Metabolit von Phenacetin, das ebenfalls nicht mehr vertrieben wird. Die ersten synthetisch hergestellten pharmazeutischen Wirkstoffe sind Derivate von aromatischen Substanzen, die aus dem Steinkohlenteer isoliert wurden (z.B. Anilin, Phenol).

Derivate von Anilin, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Wirkungen

Paracetamol (ATC N02BE01 ) hat schmerzlindernde und fiebersenkende Eigenschaften. Im Unterschied zu den NSAR ist es kaum entzündungshemmend und hemmt die Thrombozytenaggregation nicht.

Der Wirkmechanismus wurde noch nicht abschliessend aufgeklärt. Beteiligt ist eine zentrale Hemmung der Prostaglandinsynthese. Die Halbwertszeit ist mit 2 bis 3 Stunden kurz. Die Wirkdauer beträgt nur etwa 4 bis 6 Stunden.

Biotransformation

Paracetamol wird in der Leber extensiv metabolisiert. Es wird hauptsächlich mit der Glucuronsäure und mit der Schwefelsäure konjugiert und vorwiegend mit dem Harn ausgeschieden.

Vor allem in hohen Dosen wird von CYP2E1 der toxische Metabolit N-Acetyl-p-benzochinonimin (NAPQI) gebildet, weil die Konjugation gesättigt ist. Bei der Gabe therapeutischer Dosen kann NAPQI jedoch mit endogenem Glutathion entgiftet werden. Steigen die Konzentrationen zu stark an, ist Paracetamol aufgrund der NAPQI-Bildung lebertoxisch (siehe unten).

Indikationen

Für die symptomatische Behandlung von Fieber und leichten bis mittelstarken Schmerzen. Zu den möglichen Anwendungsgebieten gehören zum Beispiel (Auswahl):

Dosierung

Gemäss der Arzneimittel-Fachinformation. Erwachsene nehmen oral bis zu maximal 4-mal täglich 500 mg bis 1000 mg ein. Zwischen den Einzeldosen ist ein Zeitabstand von 4 bis 8 Stunden einzuhalten (üblicherweise 6 Stunden).

Diese Angaben beziehen sich auf Erwachsene. Bei Kindern erfolgt die Dosierung nach dem Körpergewicht. Das Dosierungsintervall ist mit 6 bis 8 Stunden länger.

Die Einnahme nach den Mahlzeiten kann den Wirkungseintritt verzögern. Hingegen kann der Wirkungseintritt nach der Gabe von Prokinetika wie Domperidon oder Metoclopramid früher erreicht werden. Auch mit Brausetabletten tritt der Effekt schneller ein.

Die Tabletten zu 1 g sind gross und unter Umständen schwer zu schlucken. Sie können in zwei Hälften geteilt und kurz nacheinander eingenommen werden. Es stehen auch andere Darreichungsformen zur Verfügung.

Missbrauch

Paracetamol wird aufgrund seiner lebertoxischen Eigenschaften in hohen Dosen für Suizide missbraucht. Davon ist nicht nur deshalb dringend abzuraten, weil das Sterben qualvoll ist und sich über Tage hinzieht.

Der Wirkstoff ist auch in Fixkombinationen zusammen mit Opioiden enthalten, die als Rauschmittel verwendet werden. Eine Überdosis solche Präparate stellt ein Risiko dar.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Andere Arzneimittel mit Paracetamol sollen nicht gleichzeitig verabreicht werden, um das Risiko für eine Überdosis zu senken. Vor allem Erkältungsmittel enthalten „verstecktes“ Paracetamol.

Es sind verschiedene Wechselwirkungen bekannt. Dazu gehören (Auswahl):

Unerwünschte Wirkungen

Unerwünschte Wirkungen sind in der Regel selten. Dazu gehören ein Anstieg der Leberenzyme, Blutbildveränderungen, Überempfindlichkeitsreaktionen, Hautreaktionen und gastrointestinale Störungen. Die Hautreaktionen können schwer und lebensgefährlich sein. Paracetamol ist in der Regel besser verträglich als die nicht steroidalen Entzündungshemmer (NSAR).

Überdosis und Lebertoxizität

Die Einnahme von 5 bis 10 g Paracetamol kann als Einzeldosis zu schweren Leber- und Nierenschädigungen und zum Tod führen. Bei Kindern ist die Dosis geringer. Risikofaktoren sind:

Über Vergiftungen wird regelmässig berichtet. Als Antidote werden Aktivkohle und N-Acetylcystein eingesetzt.

siehe auch

Paracetamol-Zäpfchen, Morbus Meulengracht, N-Acetylcystein, Optizorb™ (Panadol-S®), Katzen vertragen kein Paracetamol

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 7.3.2024 geändert.
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