Wechseljahrbeschwerden

synonym: Menopause, Wechseljahre, Klimakterium, Abänderung, Klimakterische Beschwerden, Perimenopause, Prämenopause
SymptomeWechseljahrbeschwerden sind sehr individuell und unterscheiden sich von Frau zu Frau. Zu den häufigsten möglichen Störungen gehören:
- Zyklusunregelmässigkeiten, Veränderung der Monatsblutung
- Vasomotorische Störungen: Wallungen, nächtliche Schweissausbrüche
- Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Aggressivität, Empfindlichkeit, Trauer, Konzentrationsstörungen, Angst, Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Veränderungen der Haut, Haare und Schleimhäute: Haarausfall, vaginale Atrophie, Scheidentrockenheit, trockene Haut, trockene Augen, sexuelle Störungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Harninkontinenz, Blasenentzündung, erhöhte Harnfrequenz
- Kopfschmerzen, Migräne, Gelenkschmerzen
- Brustspannen
- Fühlbare Herzschläge
- Gewichtszunahme, Übergewicht
Längerfristige Risiken in der Postmenopause:
- Verlust an Knochendichte, Osteoporose, erhöhtes Knochenbruchrisiko
- Erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko: Herzinfarkt, Schlaganfall
- Vergesslichkeit, Demenz
Die natürlichen Wechseljahre der Frau beginnen ungefähr ab dem 40. Lebensjahr (Prämenopause, Perimenopause) und können über ein Jahrzehnt anhalten. Sie kündigen sich oft durch Veränderungen des Zyklus an. Während der Wechseljahre wird die Bildung der Östrogene im Eierstock allmählich ganz eingestellt und der Eisprung bleibt aus. Die Folgen sind das Ende der monatlichen Blutungen, Unfruchtbarkeit sowie die typischen Wechseljahrbeschwerden. Als Menopause wird schliesslich der Zeitpunkt der letzten Monatsblutung bezeichnet, der durchschnittlich bei etwa 52 Jahren liegt. Er kann erst im Rückblick bestimmt werden. Die anschliessende Phase wird als Postmenopause bezeichnet.
Ein Östrogenmangel ist auch vor den Wechseljahren möglich und kann von Medikamenten, einer Chemotherapie, einer Strahlentherapie und chirurgischen Eingriffen verursacht werden.
DiagnoseDie Diagnose wird in ärztlicher Behandlung gestellt. Eine Störung der Schilddrüsenfunktion sollte ausgeschlossen werden, da sie ähnliche Beschwerden verursacht. Weitere mögliche Differentialdiagnosen sind unter anderem eine Schwangerschaft, eine Hyperprolaktinämie und eine Blutarmut.
Nicht medikamentöse Behandlung- Gesunde Lebensführung: Sport, ausreichend körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, nicht rauchen und zu viel Alkohol vermeiden. Den eigenen Lebensstill überdenken und anpassen.
- Bei Hitzewallungen Wärme vermeiden und bei Bedarf kühlen.
- Sexuelle Aktivität aufrecht erhalten.
- Gute Schlafhygiene pflegen.
- Das Erscheinungsbild der Haut verändert sich während der Menopause, die Haut wird trockener und sollte daher regelmässig mit Hautpflegemitteln behandelt werden.
- Um das innere Gleichgewicht zu finden, sind das Pflegen sozialer Kontakte und Entspannungsübungen hilfreich.
- wie Estradiol und Estriol werden oral, transdermal und lokal für die Behandlung von Wechseljahrbeschwerden eingesetzt und sind nachgewiesenermassen gut wirksam. Sie sind auch zur Osteoporoseprophylaxe zugelassen. Bei der längerfristigen systemischen Behandlung besteht allerdings ein leicht erhöhtes Risiko für Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, weshalb das Nutzen-Risikoverhältnis vor der Behandlung individuell abgewogen werden muss. Östrogene werden auch mit Gestagenen wie zum Beispiel Cyproteronacetat, Dydrogesteron, Progesteron und Norethisteronacetat kombiniert und es stehen verwandte Substanzen wie Tibolon zur Verfügung.
- Zur Vorbeugung und Behandlung der Osteoporose werden unter anderem Calcium, Vitamin D, SERMs, Bisphosphonate und Calcitonin verwendet.
- vor allem Venlafaxin und einge SSRI sind gegen Wallungen wirksam, allerdings etwas schwächer als Östrogene. Sie helfen zusätzlich bei gleichzeitig vorhandenen psychischen Störungen. Ihr Einsatz wird von den möglichen unerwünschten Wirkungen eingeschränkt.
- Testosterongele werden bei postmenopausalen Frauen transdermal für die Behandlung einer sexuellen Unlust eingesetzt.
- Der Wirkstoff Fezolinetant (Veoza®) wurde im Jahr 2023 für die Behandlung von Wallungen zugelassen. Die Effekte beruhen auf dem potenten und selektiven Antagonismus am NK3-Rezeptor und der Modulation der neuronalen Aktivität des thermoregulatorischen Zentrums. Fezolinetant hat keine östrogenen Effekte.
Cimicifuga (Traubensilberkerze):
- wird in der Phytotherapie häufig eingesetzt und ist in der Schweiz für diese Indikation zugelassen. Es stehen Arzneimittel zur Verfügung, die nur einmal täglich eingenommen werden müssen. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Verdauungsbeschwerden und sehr selten Leberschädigungen. Bei Gelbfärbung der Haut oder anderen Symptomen, die auf eine Leberschädigung deuten, sollen die Mittel abgesetzt werden. Gemäss der rationalen Phytotherapie werden standardisierte Extrakte bevorzugt.
- Mönchspfeffer wird vor allem gegen die Beschwerden der Anfangsphase empfohlen. Johanniskraut kann gegen depressive Verstimmungen, Weissdorn zur Behandlung von Herzklopfen ausprobiert werden.
- Salbei und Salbeiextrakte werden für die Behandlung der Schweissausbrüche und der Wallungen eingesetzt.
- wie die Lignane, Isoflavone und Cumestane sind sekundäre Pflanzenstoffe ohne steroidale Struktur mit schwacher östrogener Wirkung. Isoflavone kommen zum Beispiel im Rotklee oder in Soja vor. Die Wirksamkeit ist umstritten. Rotklee ist nicht als Arzneimittel, sondern als Nahrungsergänzungsmittel im Handel.
- wie Baldrian, Hopfen, Doxylamin, Diphenhydramin, Benzodiazepine und Z-Drugs werden für die symptomatische Behandlung der Schlafstörungen verwendet. Die chemischen Mittel können unerwünschte Wirkungen verursachen und zu einer Abhängigkeit führen.
Wallungen, Scheidentrockenheit, trockene Augen, Harninkontinenz
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