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Atropin-Augentropfen (Myopie) Arzneimittelgruppen Augentropfen Parasympatholytika

Atropin ist ein natürliches Tropanalkaloid, das in Nachtschattengewächsen vorkommt. Es wird in Form tief dosierter Augentropfen (z.B. 0.01 %, 0.05 %) für die Hemmung des Fortschreitens einer Myopie (Kurzsichtigkeit) bei Kindern eingesetzt und in der Regel einmal täglich abends vor dem Schlafen verabreicht. Weil in der Schweiz keine Fertigarzneimittel zugelassen sind, werden in Apotheken und Labors Magistralrezepturen hergestellt. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale und systemische anticholinerge Störungen. Aufgrund der geringen Dosis treten weniger Nebenwirkungen auf als bei konventionellen Atropin-Augentropfen.

synonym: Tief dosierte Atropin-Augentropfen, Low-dose atropine, Atropin-Augentropfen 0.01 %, Atropin-Augentropfen 0.05 %

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Tief dosierte Atropin-Augentropfen sind in der Schweiz nicht als Fertigarzneimittel im Handel. Sie werden deshalb als Magistralrezepturen in Apotheken und Labors hergestellt. Zwei typische Konzentrationen sind 0.01 % und 0.05 %.

Struktur und Eigenschaften

Atropin (C17H23NO3, Mr = 289.4 g/mol) ist ein tertiäres Amin und gehört zur Gruppe der Tropanalkaloide. Es ist ein Racemat bestehend aus D- und L-Hyoscyamin. Atropin ist ein weisses bis fast weisses, kristallines Pulver oder bildet farblose Kristalle, welche geruchlos sind. Es ist in Wasser nur sehr schwer löslich. Atropinsulfat, das in den meisten Arzneimitteln enthalten ist, löst sich hingegen sehr leicht in Wasser.

Atropin kommt in verschiedenen Pflanzen der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) vor, z.B. in der Tollkirsche, im Stechapfel und im Bilsenkraut.

Eine Herstellungsvorschrift für die Augentropfen findet sich zum Beispiel im NRF (NRF 15.34).

Wirkungen

Atropin (ATC S01FA01 ) hat parasympatholytische (anticholinerge) Eigenschaften. Es bewirkt durch den kompetitiven Antagonismus an den muscarinischen Acetylcholin-Rezeptoren eine Pupillenerweiterung, eine Akkomodationslähmung und eine schwache Gefässverengung.

In klinischen Studien konnte gezeigt werden, das Atropin-Augentropfen das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit signifikant reduzieren. Es wird vermutet, dass auch die Interaktion mit anderen Targets eine Rolle spielt, z.B. mit Tyrosinkinasen wie EGFR (Epidermal growth factor receptor).

Wirkmechanismus der Parasympatholytika am Muskarin-Rezeptor, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Anwendungsgebiete

Zur Hemmung des Fortschreitens einer Myopie (Kurzsichtigkeit) bei Kindern.

Bisher liegt keine offizielle Indikation der Arzneimittelbehörde vor.

Myopie (Kurzsichtigkeit), zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Dosierung

Gemäss der ärztlichen Anweisung. Die Tropfen werden in der Regel einmal täglich abends vor dem Schlafengehen verabreicht. Die Fläschchen sollen für für Kinder unerreichbar aufbewahrt werden. Regelmässige Kontrollen sind erforderlich.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Parasympatholytika können die Wirkungen von Atropin verstärken und Parasympathomimetika können sie reduzieren.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den möglichen lokalen unerwünschten Wirkungen normal dosierter Atropin-Augentropfen gehören eine Mydriasis (Weitstellung der Pupille), eine Photophobie, eine Akkommodationslähmung, ein Augenbrennen, eine verstärkte Durchblutung, Reizungen, Ödeme, ein erhöhter Augeninnendruck und Hautreaktionen.

Zu den potenziellen und dosisabhängigen systemischen unerwünschten Wirkungen gehören eine Reizbarkeit, eine Verwirrtheit, eine schnelle Herzfrequenz, Herzrhythmusstörungen, eine Mundtrockenheit, eine Verstopfung, eine Gesichtsrötung und ein Temperaturanstieg.

Bei tief dosiertem Atropin werden weniger Nebenwirkungen beobachtet. Aufgrund der anticholinergen Wirkungen sollte beobachtet werden, ob kognitive Störungen auftreten.

siehe auch

Atropin

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Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 20.8.2024 geändert.
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