Stechapfel Phytopharmaka DrogenlisteDer Stechapfel Datura stramonium aus der Familie der Nachtschattengewächse ist eine Arznei- und Giftpflanze. Sie enthält stark wirksame Tropanalkaloide, welche die Effekte des Parasympathikus, eines Anteils des autonomen Nervensystems, aufheben. Diese werden als Reinstoffe medizinisch verwendet. Die Arzneidroge und entsprechende Extrakte spielen heute - abgesehen von der Alternativmedizin - kaum mehr reine Rolle. Der Stechapfel wird als Halluzinogen missbraucht. Davon ist aufgrund der hohen Giftigkeit dringend abzuraten.
synonym: Datura stramonium
ProdukteStechapfelextrakte werden heute kaum mehr pharmazeutisch verwendet. Eine Ausnahme stellen alternativmedizinische Präparate wie beispielsweise Homöopathika und die reinen Inhaltsstoffe wie Atropin und Scopolamin dar.
PflanzeDer Stechapfel Datura stramonium L. gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae).
Stechapfel, zum Vergrössern anklicken. Fotos © PharmaWiki und RM
ArzneidrogeAls Arzneidroge werden Stramoniumblätter (Stramonii folium) verwendet, die getrockneten Blätter oder aus den getrockneten Blättern mit blühenden und gelegentlich Früchte tragenden Zweigspitzen von Datura stramonium L. und seinen Varietäten (PhEur). Das Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt an Alkaloiden.
Verwendet werden auch die Stechapfelsamen (Stramonii semen, die getrockneten Samen der Pflanze. Sie sind allerdings nicht mehr im Arzneibuch aufgeführt (nicht offizinell).
Stechapfelsamen, zum Vergrössern anklicken. Foto © PharmaWiki
Zubereitungen- Stramonii pulvis normatus PhEur
- Pulvis Stramonii compositus PH 5 (Asthmapulver)
Die für die Wirkung relevanten Inhaltsstoffe sind die Tropanalkaloide wie Atropin, Hyoscyamin und Scopolamin.
WirkungenStechapfel hat parasympatholytische (anticholinerge) Eigenschaften, d.h. er hebt die Effekte des Parasympathikus auf.
Wirkmechanismus der Parasympatholytika am Muskarin-Rezeptor, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
AnwendungsgebieteDer Stechapfel ist eine Giftpflanze und soll von den Patienten nicht als Phytotherapeutikum verwendet werden.
Zubereitungen und Extrakte aus dem Stechapfel werden heute nur noch selten verwendet. Früher wurden sie zum Beispiel bei Asthma (Asthmazigaretten, Asthmapulver) und weiteren Atemwegserkrankungen eingesetzt.
MissbrauchDie Pflanzenteile werden zum Beispiel von experimentierfreudigen Jugendlichen als Halluzinogene missbraucht. Ausführliche Informationen finden Sie unter dem Artikel → Stechapfel-Vergiftung.
Unerwünschte WirkungenAusführliche Informationen zu den unerwünschten Wirkungen und der Vergiftung finden Sie im PharmaWiki-Artikel zum Thema → Stechapfel-Vergiftung.
siehe auchStechapfel-Vergiftung, Parasympatholytika, Giftpflanzen
Literatur- Boumba V.A., Mitselou A., Vougiouklakis T. Fatal poisoning from ingestion of Datura stramonium seeds. Vet Hum Toxicol, 2004, 46(2), 81-2 Pubmed
- Forrester M.B. Jimsonweed (Datura stramonium) exposures in Texas, 1998-2004. J Toxicol Environ Health A. 2006 Oct, 69(19), 1757-62 Pubmed
- Haas L.F. Datura stramomium (Jimsonweed). J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1995, 58(6), 654 Pubmed
- Kurzbaum A., Simsolo C., Kvasha L., Blum A. Toxic delirium due to Datura stramonium. Isr Med Assoc J. 2001, 3(7), 538-9 Pubmed
- Lazzarini D., Baffoni M.T., Cangiotti C., Di Fronzo G., Gerboni S., Micheli R., Morelli S., Morolli L., Ioli G. Food poisoning by Datura stramonium: an unusual case report. Intern Emerg Med. 2006, 1(1), 88-90 Pubmed
- Lehrbücher der Phytotherapie
- Shenoy R.S. Pitfalls in the treatment of jimsonweed intoxication. Am J Psychiatry, 1994, 151(9), 1396-7 Pubmed
- Spina S.P., Taddei A. Teenagers with Jimson weed (Datura stramonium) poisoning. CJEM, 2007, 9(6), 467-8 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
Weitere Informationen