Amlodipin



synonym: Amlodipinum, Amlodipini besilas PhEur, Amlodipini mesilas monohydricum
ProdukteAmlodipin ist in Form von Tabletten im Handel (Norvasc®, Generika). Es ist in der Schweiz seit 1990 zugelassen. Amlodipin wird auch fix mit den folgenden Wirkstoffen kombiniert: Aliskiren, Atorvastatin, Perindopril, Telmisartan, Valsartan, Olmesartan, Hydrochlorothiazid und Indapamid.
Struktur und EigenschaftenAmlodipin (C20H25ClN2O5, Mr = 408.9 g/mol) hat ein chirales Zentrum und ist ein Racemat. Es liegt im Original Norvasc® in Form des Salzes Amlodipinbesilat vor, ein weisses Pulver, das in Wasser schwer löslich ist. Besilate sind die Salze der Benzolsulfonsäure. In Generika liegt es entweder wie im Original als Amlodipinbesilat oder als Amlodipinmesilat vor (Salz der Methansulfonsäure). Arzneimittel mit Amlodipinmaleat sind in der Schweiz nicht mehr im Handel; sie sind aufgrund möglicher Stabilitätsprobleme umstritten. Bei der Einführung der Generika wurde heftig debattiert, ob die verschiedenen Salze austauschbar sind. Während die Behörden davon ausgehen, hat der Hersteller verschiedene Argumente dagegen vorgebracht (z.B. Meredith, 2009).
Amlodipin (ATC C08CA01 ) hat blutdrucksenkende, gefässentspannende und antiischämische Eigenschaften. Es senkt den totalen peripheren Widerstand (die Nachlast), entlastet das Herz und verbessert die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels. Die Wirkungen beruhen auf der Hemmung des Calciumeinstroms über Calciumkanäle vom L-Typ in die Herzmuskelzellen und die glatten Gefässmuskelzellen.
Amlodipin ist als Monopräparat zur Behandlung der arteriellen Hypertonie und zur Anfallsprophylaxe bei stabiler und bei vasospastischer Angina pectoris indiziert.
DosierungGemäss der Arzneimittel-Fachinformation. Die übliche Dosis bei Erwachsenen beträgt 5 mg bis maximal 10 mg. Bei höheren Dosen treten vermehrt unerwünschte Wirkungen auf. Die Einnahme ist unabhängig von den Mahlzeiten. Aufgrund der langen Halbwertszeit von 35 bis 50 Stunden reicht eine einmal tägliche Verabreichung aus. Die Anwendung bei Kindern ab 6 Jahren (2.5 mg) ist in der Schweiz bisher nicht zugelassen.
KontraindikationenAmlodipin ist bei Überempfindlichkeit kontraindiziert. Die deutsche Fachinformation listet als Kontraindikationen zusätzlich schwere Hypotonie, Schock, Aortenstenose, instabile Angina pectoris, akuter Myokardinfarkt und schwere Leberfunktionsstörung auf. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenAndere Antihypertonika können zu einer verstärkten Senkung des Blutdrucks führen. Dies kann im Rahmen einer Kombinationstherapie erwünscht sein. Arzneimittel-Wechselwirkungen mit Theophyllin und Ergotamin können nicht ausgeschlossen werden. Grapefruitsaft kann die Plasmakonzentration und die AUC von Amlodipin leicht erhöhen. Beim Konsum geringer Mengen sollten daraus kaum Komplikationen entstehen. Vom Konsum von mehr als einem Liter pro Tag wird jedoch abgeraten.
Amlodipin wird in der Leber umfassend zu inaktiven Metaboliten biotransformiert und hat einen hohen First-Pass-Metabolismus. Die Schweizer Arzneimittel-Fachinformation macht keine Aussage zu den beteiligten Enzymen. Gemäss Flockhart, Katoh et al. (2000) und der deutschen Fachinformation ist CYP3A4 relevant beteiligt. Laut der deutschen und amerikanischen Fachinformation können starke CYP3A4-Hemmer wie Azol-Antimykotika zu einem signifikanten Anstieg der Plasmakonzentrationen führen. CYP-Induktoren könnten die Spiegel verringern.
Unerwünschte WirkungenDie häufigste unerwünschte Wirkung sind Oedeme (Wassereinlagerungen). Aufgrund der Gefässerweiterung und der Blutdrucksenkung kommt es häufig zu Schwindel, Kopfschmerzen, fühlbaren Herzschlägen, Schläfrigkeit, Müdigkeit und Rötungen im Gesicht. Gelegentlich sinkt der Blutdruck zu stark ab. Unterbauchschmerzen und Übelkeit sind zwei weitere häufige Nebenwirkungen. Zahlreiche weitere Nebenwirkungen sind möglich, darunter die seltene Zahnfleischwucherung. Sehr selten wurde über schwere kardiovaskuläre Ereignisse und über Leberentzündung berichtet. Inwiefern diese Fälle mit der Einnahme von Amlodipin zusammenhängen, ist jedoch nicht genau bekannt.
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, D, USA)
- Curran M.P. Amlodipine/Atorvastatin, a review of its use in the treatment of hypertension and dyslipidaemia and the prevention of cardiovascular disease. Drugs, 2010, 70(2), 191-213 Pubmed
- Doggrell S.A. Is amlodipine the best initial monotherapy for hypertension? Expert Opin Pharmacother, 2006, 7(6), 829-32 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Haria M., Wagstaff A.J. Amlodipine. A reappraisal of its pharmacological properties and therapeutic use in cardiovascular disease. Drugs, 1995, 50(3), 560-86 Pubmed
- Katoh M., Nakajima M., Yamazaki H., Yokoi T. Inhibitory potencies of 1,4-dihydropyridine calcium antagonists to P-glycoprotein-mediated transport: comparison with the effects on CYP3A4. Pharm Res, 2000, 17(10), 1189-97 Pubmed
- Lafzi A., Farahani R.M., Shoja M.A. Amlodipine-induced gingival hyperplasia. Med Oral Patol Oral Cir Bucal, 2006, 11(6), E480-2 Pubmed
- Mancini G.B. Overview of the prospective randomized evaluation of the vascular effects of Norvasc (amlodipine) trial: PREVENT. Can J Cardiol, 2000, 16 Suppl D, 5D-7D Pubmed
- Meredith P.A. Potential concerns about generic substitution, bioequivalence versus therapeutic equivalence of different amlodipine salt forms. Curr Med Res Opin, 2009, 25(9), 2179-89 Pubmed
- Plosker G.L., Robinson D.M. Amlodipine/Valsartan: fixed-dose combination in hypertension. Drugs, 2008, 68(3), 373-81 Pubmed
- Vincent J., Harris S.I., Foulds G., Dogolo L.C., Willavize S., Friedman H.L. Lack of effect of grapefruit juice on the pharmacokinetics and pharmacodynamics of amlodipine. Br J Clin Pharmacol, 2000, 50(5), 455-63 Pubmed
- http://www.pfizer.com
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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