Gürtelrose


synonym: Herpes zoster, Zoster, Gesichtsrose
SymptomeNach der klinischen Erstmanifestation in Form von Windpocken bleibt das Virus lebenslang in einem Latenzstadium in den Spinalganglien. Die Reaktivierung des Virus erfolgt besonders bei geschwächter Immunabwehr. Im Bereich des Versorgungsgebiets des infizierten Nervs, z.B. am Rumpf oder im Gesicht, bilden sich Bläschen mit trübem Inhalt, die im Verlauf der Krankheit verkrusten. Die Bläschen sind infektiös, solange sie nicht verkrustet sind und können bei Kindern Windpocken auslösen. Sie bilden sich nach 2-3 Wochen zurück. Nach der Abheilung kann es zu starken Nervenschmerzen kommen (so genannte postherpetische Neuralgie, Postzosterneuralgie). Die Schmerzen können Monate bis Jahre andauern. Die Hauptpatientengruppe stellen immunsupprimierte und ältere Personen dar. Die Gürtelrose wird aber auch bei Jungen und Gesunden beobachtet (!)
UrsachenEndogene Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus (Humanes Herpesvirus 3, ein DNA-Virus aus der Familie der Herpesviren), das im Kindesalter die Windpocken verursacht.
ÜbertragungTröpfchen oder Schmierinfektion, z.B. durch den Kontakt mit dem virushaltigen Bläscheninhalt. Patienten mit Gürtelrose können Kinder mit Windpocken anstecken.
KomplikationenKomplikationen treten mit zunehmendem Alter vermehrt auf, dabei sind besonders neurologische Komplikationen häufig:
- Lähmungen im Gesicht
- Meningoenzephalitis
- Entzündung des Knochenmarks
- Guillain-Barré-Syndrom (Entzündung der Spinal-Nervenwurzeln und der peripheren Nerven)
- Postherpetische Neuralgien (Schmerzen der Nerven, die auch nach Abheilung der Hautreaktion anhalten)
- Bei Beteiligung des Nervus Trigeminus: Zoster ophthalmicus (kann zu Erblindung und Gesichtslähmungen führen) oder Zoster oticus (kann Gehör- und Gleichgewichtsstörungen sowie Gesichtslähmungen bewirken)
- Bei Immunsupprimierten: generalisierte Infektion, die in 40% der Fälle zum Tod führt
- Weitere Komplikationen: starke Schmerzen, Vernarbung, Lungenentzündung, Hepatitis
- Alter über 50 Jahre
- Geschwächtes Immunsystem
- HIV-Infektion
- Immunsuppressiva
- Covid-19, Covid-19-Impfung, siehe unter Gürtelrose nach Covid-Impfung
- Impfungen
Risikofaktoren für die Entwicklung einer postherpetischen Neuralgie:
- Alter über 50 Jahren
- Starke Schmerzen beim Auftreten der Hautveränderungen
- Auftreten von prodromalen Symptomen
Die Diagnose erfolgt beim Arzt anhand des klinischen Krankheitsbildes oder durch Antikörpernachweis.
DifferentialdiagnoseMedikamentöse BehandlungAntiviralia / Nukelosid-Analoga sind direkt gegen die Viren wirksam. Die antivirale Therapie bewirkt eine schnellere Rückbildung und Abheilung des Hautausschlags sowie eine Schmerzlinderung. Sie ist die effizienteste Behandlung, wenn sie innert 72h nach dem Auftreten der Symptome eingeleitet wird. Der Einfluss einer frühzeitigen Therapie mit Antiviralia auf den Verlauf und die Prävention der postherpetischen Neuralgie ist umstritten.
- Aciclovir (Zovirax®, Generika®)
- Valaciclovir (Valtrex®)
- Famciclovir (Famvir®)
- Brivudin (Brivex®)
Substanzen gegen den neuropathischen Schmerz:
- NSAR und Paracetamol sind häufig unwirksam, können aber einigen Patienten eine Linderung bringen.
- Topische Therapie: Capsaicincreme, Lokalanästhetika, z.B. Lidocain
- Opioide: Fentanyl
- Antidepressiva: Amitriptylin
- Tramadol oder Tapentadol
- Antiepileptika: Pregabalin, Gabapentin, Carbamazepin
Da besonders ältere Personen von Gürtelrose betroffen sind, ist zu beachten, dass Carbamazepin als unerwünschte Wirkung Schwindel verursachen kann und die Gefahr von schweren Stürzen somit steigt.
Gerbstoffe sind zusammenziehend, entzündungshemmend und antimikrobiell:
- z.B. Tannosynt®
Desinfektionsmittel:
- z.B. Povidon Iod (Betadine®, Generika)
- Es stehen Impfstoffe zur Verfügung.
- Postexpositionsprophylaxe mit Varizella-Zoster-Immunglobulin.
- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Richtlinien zur Bekämpfung übertragbarer Krankheiten. Bundesamt für Gesundheit Abteilung Epidemiologie und Infektionskrankheiten, 1996
- Infektionsnetz Österreich: http://www.infektionsnetz.at
- Gross U. Kurzlehrbuch medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 2006
- Kempf W., Coradi B., Lautenschlager S. Herpes genitalis und Herpes zoster. Schweiz Med Forum, 2002, 14
- Kempf W. et al. Schweizer Empfehlungen für das Management der Varicella-Zoster-Virus-Infektion. Schweiz Med Forum, 2007, 7, 895-905
- www.dermis.net
- Thomas S.L., Hall A.J. What does epidemiology tell us about risk factors for herpes zoster? Lancet Infect Dis, 2004, 4(1), 26-33 Pubmed
- Reinhart. Therapie der Krankheiten im Kindes- und Jugendalter – Virusinfektionen der Haut. Springer Verlag, 8. vollständig bearbeitete Auflage, 2007
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Die Autorin (MW) hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt. Interne Review: AV
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