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Wirkstoffsalze Pharmazeutischer Wirkstoff

Zahlreiche pharmazeutische Wirkstoffe sind im Arzneimittel als Salze enthalten. Dies bedeutet, dass der Wirkstoff positiv oder negativ geladen ist und ein Gegenion seine Ladung neutralisiert. So liegt beispielsweise das Schmerzmittel Naproxen in einigen Tabletten als Naproxen-Natrium vor. Ein Wirkstoff und sein Salz sind keineswegs dieselben Substanzen. Sie unterscheiden sich in ihren physikochemischen, organoleptischen, pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften. Wirkstoffsalze sind oft besser wasserlöslich als die unionisierten Wirkstoffe. Sie lösen sich nach der Einnahme im Verdauungstrakt besser, was zu einer schnelleren Absorption und einem raschen Wirkungseintritt führt.

synonym: Drug salts, Salze

Struktur und Eigenschaften

Zahlreiche pharmazeutische Wirkstoffe liegen im Medikament als organische Salze vor. Dies bedeutet, dass der Wirkstoff ionisiert ist und seine Ladung von einem Gegenion neutralisiert wird (engl. counterion).

So ist beispielsweise Naproxen im freiverkäuflichen Schmerzmittel als Natriumsalz enthalten. In dieser Form wird es als Naproxen-Natrium bezeichnet. Naproxen ist aufgrund der deprotonierten Carbonsäure negativ und das Natriumion, das Gegenion, ist positiv geladen.

Die Ladungen können auch umgekehrt verteilt sein. Morphinhydrochlorid besteht aus einem positiv geladenen (protonierten) Morphinmolekül und einem negativ geladenen Chloridion.

Die zwei Komponenten der Salze sind organisch und / oder anorganisch. So ist beispielsweise das Bittersalz Magnesiumsulfat eine rein anorganische Verbindung.

In der Regel ist das Gegenion (also zum Beispiel das Natrium- oder Chloridion) pharmakologisch – in Bezug auf das Anwendungsgebiet – inaktiv. Es gibt aber Ausnahmen, wie z.B. Silbersulfadiazin oder Dimenhydrinat.

Ein Salz entsteht zum Beispiel, wenn eine Säure mit einem basischen Wirkstoff oder eine Base mit einem sauren Wirkstoff reagiert. So werden etwa Hydrochloride mit Salzsäure (HCl) hergestellt. Möglich ist dies, weil viele Wirkstoffe entweder saure oder basische Eigenschaften haben, sie also beispielsweise eine Carbonsäure oder eine Aminogruppe tragen.

Unterschiede zwischen dem Wirkstoff und seinem Salz

Ein Wirkstoff ist nicht dieselbe Substanz wie sein Salz. Das Salz hat eine höhere Molekülmasse, eine andere Ladung und eine andere Bezeichnung. Es kann sich bezüglich der Stabilität, der Ver­ar­beit­bar­keit, der Hygroskopie, des Geschmacks, der Fliesseigenschaften, der Pharmakokinetik, der Pharmakodynamik und der Toxizität unterscheiden.

Ein wichtiger Unterschied betrifft die Wasserlöslichkeit.

Die Salze sind in der Regel besser wasserlöslich als die unionisierten Wirkstoffe und werden nach der Einnahme im Magen und Darm rascher gelöst. Dadurch können sie rascher absorbiert werden und gelangen unter Umständen früher zum Wirkort.

Gemäss der Fachinformation wird die maximale Plasmakonzentration bei der Verabreichung von Naproxen-Natrium eine bis drei Stunden früher erreicht als mit Naproxen (!) Auch für die Ibuprofensalze (Ibuprofenlysinat, Ibuprofenarginat und Ibuprofen-Natrium) wurde ein wesentlich schnellerer Wirkungseintritt dokumentiert.

Die Wasserlöslichkeit ist auch eine Voraussetzung für eine parenterale Verabreichung. Deshalb enthalten beispielsweise Injektions- oder Infusionslösungen ein Wirkstoffsalz, wenn der Wirkstoff selbst nicht löslich ist. Auch hier bestehen die genannten Unterschiede.

Ausgewählte Beispiele
Acetat Essigsäure Anion
Arginat Arginin Kation
Benzathin - Kation
Besilat Benzolsulfonsäure Anion
Bromid Bromwasserstoffsäure Anion
Calcium - Kation
Cholin - Kation
Citrat Zitronensäure Anion
Fumarat Fumarsäure Anion
Dihydrochlorid Salzsäure Anion
Dihydrogencitrat Zitronensäure Anion
Gluconat Gluconsäure Anion
Hydrobromid Bromwasserstoffsäure Anion
Hydrochlorid Salzsäure Anion
Hydrogenmaleat Maleinsäure Anion
Kalium - Kation
Lactat Milchsäure Anion
Lactobionat Lactobionsäure Anion
Lysinat Lysin Kation
Magnesium - Kation
Malat Äpfelsäure Anion
Mesilat Methansulfonsäure Anion
Natrium - Kation
Phosphat Phosphorsäure Anion
Salicylat Salicylsäure Anion
Succinat Bernsteinsäure Anion
Sulfat Schwefelsäure Anion
Tartrat Weinsäure Anion
Thiocyanat Thiocyansäure Anion
Tosylat Toluolsulfonsäure Anion
Trometamol - Kation
Zink - Kation

In Generika

Aus rechtlichen oder produktionstechnischen Gründen enthalten Generika manchmal ein anderes Salz als das Originalpräparat. Die Hersteller der Originalprodukte versuchen diese Unterschiede argumentativ auszunutzen (siehe unter Amlodipin, Perindopril und Clopidogrel).

Fallstrick Steroide

Vorsicht: Steroide werden oft ähnlich wie Salze bezeichnet, zum Beispiel „Hydrocortisonacetat“. Dabei sind aber die entsprechenden → Ester und keine Salze gemeint. Auch Glyceroltrinitrat ist kein Salz, sondern ebenfalls ein Ester. Prodrugs wie Olmesartanmedoxomil und Hydrate sollten nicht mit Salzen verwechselt werden.

Geringere Wirkstoffmenge

Die Wirkstoffmengen und -konzentrationen von Arzneimitteln werden oft, wenn auch nicht immer, auf das Salz bezogen. Falls der Wirkstoff als Salz enthalten ist, ist die tatsächliche Wirkstoffmenge geringer. In Morphin-Retardtabletten zu 100 mg ist beispielsweise nur 75 mg Morphinbase enthalten (!) Dies aufgrund der höheren Molekülmasse des Salzes Morphinsulfat-Pentahydrat. Der Unterschied lässt sich mit dem Verhältnis der beiden Molekülmassen berechnen. Es lassen sich zahlreiche vergleichbare Beispiele anführen, zum Beispiel Perindopril 5 und 10 mg.

siehe auch

Pharmazeutischer Wirkstoff, Ionen, Freisetzung, Löslichkeit

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 24.11.2023 geändert.
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