Harnstoffsalbe Arzneimittelgruppen KeratolytikaEine Harnstoffsalbe (40 %) ist eine Zubereitung für die äusserliche Behandlung eines Nagelpilzes der Finger- oder Zehennägel. Die hohe Konzentration des Harnstoffs bewirkt eine Aufweichung der erkrankten Anteile. Die Salbe wird einmal täglich auf den Nagel aufgetragen und mit einem Pflaster überklebt. Nach 24 Stunden wird das Pflaster entfernt und ein warmes Fussbad genommen. Mit einem Spatel kann nach dem Abtrocknen die oberste Schicht des Nagels abgeschabt werden. Nach zwei bis drei Wochen ist der gesamte befallene Anteil abgelöst. Die Behandlung wird nun noch mit einer Antipilzcreme fortgesetzt. Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Reaktionen wie beispielsweise ein Hautausschlag, Juckreiz oder Rötungen.
synonym: Harnstoff-Paste, Carbamid-Salbe, Urea-Salbe, Nagelaufweichsalbe
ProdukteIn der Schweiz ist die Harnstoffsalbe 40 % als Medizinprodukt im Handel (Onyster®). Eine Harnstoffsalbe kann auch in Apotheken hergestellt werden, zum Beispiel als Magistralrezeptur (siehe unten). Bayer verzichtete im Jahr 2016 auf den Vertrieb des Canesten® Nagelsets.
In Deutschland und Österreich enthält die Harnstoffsalbe zusätzlich das Azol-Antimykotikum Bifonazol als Fixkombination (D: Canesten® Extra Nagelset).
Struktur und EigenschaftenHarnstoff oder Carbamid (CH4N2O, Mr = 60.1 g/mol) liegt als weisses, kristallines Pulver oder als durchsichtige Kristalle vor und ist in Wasser sehr leicht löslich. Harnstoff ist eine natürliche Substanz, die auch im menschlichen Körper vorkommt.
HerstellungEine Harnstoffsalbe 40 % kann mit einfachen Mitteln hergestellt werden (nach NRF 11.30):
A | Harnstoff | 40.0 g | B | Weisses Vaselin | 40.0 g |
C | Wollwachs | 20.0 g |
B und C werden gemischt und mit A zu einer Paste verarbeitet, die ein körniges Aussehen haben kann. Haltbarkeit: 6 Monate (Topf) resp. 1 Jahr (Tube). Es existieren alternative Herstellungsvorschriften. Es muss beachtet werden, dass sich der Harnstoff im sauren und basischen Milieu zersetzen kann.
WirkungenHarnstoff (ATC D02AE01 ) hat keratolytische Eigenschaften, indem er die Struktur und Eigenschaften des Keratins der Nägel verändert. Dies führt zur Aufweichung der erkrankten Nagelteile. Dadurch können diese leicht entfernt werden.
AnwendungsgebieteZur lokalen Behandlung eines Nagelpilzes der Finger- oder Zehennägel. In sequenzieller Kombination mit einem Antimykotikum.
DosierungGemäss der Packungsbeilage. Die Salbe wird einmal täglich dünn auf den befallenen Nagel aufgetragen und mit einem speziellen Pflaster okklusiv abgeklebt.
- Die Harnstoffsalbe soll nicht auf die Haut gelangen. Kontakt mit den Augen und Schleimhäuten vermeiden.
- Hände nach der Verabreichung gut waschen oder direkt aus der Tube, mit Handschuhen oder einem Applikator auftragen.
- Nach 24 Stunden wird das Pflaster entfernt. Der Nagel wird mit einem Fussbad während 10 Minuten aufgeweicht und abgetrocknet. Anschliessend wird die erkrankte Nagelsubstanz mit dem Spatel oberflächlich abgetragen.
- Dieses Vorgehen wird während zwei bis drei Wochen wiederholt, bis der erkrankte Teil des Nagels entfernt ist.
Jetzt wird die Behandlung mit einer Antipilzcreme fortgesetzt:
- Schweiz: Clotrimazolcreme, morgens und abends während 5 bis 6 Wochen.
- Deutschland/Österreich: Bifonazolcreme, einmal täglich während 4 Wochen.
Die Behandlung ist bei einer Überempfindlichkeit kontraindiziert. Kontakt mit den Augen oder den Schleimhäuten vermeiden. Salbe nicht einnehmen. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Gebrauchsinformation.
InteraktionenEs sind keine Wechselwirkungen bekannt.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören lokale Reaktionen wie eine Entzündung und Aufweichung der Haut, Überempfindlichkeitsreaktionen, Ausschlag, Juckreiz und Schmerzen am Verabreichungsort. Der Nagel kann sich verfärben oder falsch wachsen.
siehe auchLiteratur- Bonifaz A., Ibarra G. Onychomycosis in children: treatment with bifonazole-urea. Pediatr Dermatol, 2000, 17(4), 310-4 Pubmed
- DMS
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Friedman-Birnbaum R. et al. Treatment of onychomycosis: a randomized, double-blind comparison study with topical bifonazole-urea ointment alone and in combination with short-duration oral griseofulvin. Int J Dermatol, 1997, 36(1), 67-9 Pubmed
- Gebrauchsinformation (CH, D)
- Herstellerangaben
- Lehrbücher der Medizin
- Niewerth M., Korting H.C. Management of onychomycoses. Drugs, 1999, 58(2), 283-96 Pubmed
- Tsuboi R. et al. Topical treatment of onychomycosis by occlusive dressing using bifonazole cream containing 40% urea. Nippon Ishinkin Gakkai Zasshi. 1998, 39(1), 11-6 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.