Beta2-Sympathomimetika



synonym: Beta-Agonisten, Beta2-Adrenozeptor-Agonisten, SABA, LABA
ProdukteBeta2-Sympathomimetika sind in der Regel als Inhalationspräparate im Handel (Pulver, Lösungen), die mit einem Inhalator verabreicht werden, zum Beispiel mit einem Dosieraerosol, einem Diskus, dem Respimat®, dem Breezhaler® oder dem Ellipta®. Es sind wenige Medikamente im Handel, die peroral gegeben werden können.
Struktur und EigenschaftenBeta2-Sympathomimetika sind strukturell mit den natürlichen Liganden Adrenalin und Noradrenalin verwandt. Sie können als Racemat oder als reine Enantiomere vorliegen.
WirkungenBeta2-Sympathomimetika (ATC R03AC ) haben sympathomimetische, bronchienerweiternde und teilweise auch entzündunghemmende Eigenschaften. Die Effekte halten abhängig vom Wirkstoff zwischen etwa 3 bis zu über 24 Stunden an. Die Wirkungen beruhen auf der selektiven Bindung an Beta2-Adrenozeptoren. Dies stimuliert Adenylylcyclasen und erhöht so die Bildung von zyklischem Adenosinmonophosphat (cAMP). cAMP entspannt die glatten Muskelzellen in den Atemwegen und vermittelt so eine Bronchienerweiterung.
Wirkmechanismus der Beta2-Sympathomimetika, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenFür die Behandlung von obstruktiven Atemwegserkrankungen:
- Bronchialasthma
- Akuter Bronchospasmus
- Chronische Bronchitis, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Weitere Indikationen:
- Hyperkaliämie (fördern die Aufnahme von Kalium in die Zellen)
- Wehenhemmung
Gemäss der Fachinformation. Abhängig von der Wirkdauer werden die Arzneimittel zwischen ein- bis viermal täglich inhaliert.
Bei Asthma ist – mit der Ausnahme von leichten Beschwerden – eine Kombination mit inhalativen Glucocorticoiden resp. eine antientzündliche Behandlung erforderlich.
MissbrauchBeta2-Sympathomimetika können im Sport aufgrund ihrer bronchienerweiternden und anabolen Eigenschaften als Dopingmittel missbraucht werden.
Auch ein Übergebrauch von Beta2-Sympathomimetika durch die Patienten kann als Missbrauch angesehen werden. Insbesondere bei Asthmatikern ohne entzündungshemmende Therapie.
WirkstoffeSABA (Short-Acting Beta-Agonists, Wirkdauer zwischen 3 bis 6 Stunden):
- Fenoterol (Berodual N®)
- Salbutamol (Ventolin®, Generika)
- Terbutalin (Bricanyl®)
LABA (Long-Acting Beta-Agonists, Wirkdauer 12 Stunden):
- Formoterol (Foradil®, Oxis®)
- Salmeterol (Serevent®)
ULABA (Ultra Long-Acting Beta-Agonists, Wirkdauer über 24 Stunden):
- Indacaterol (Onbrez® Breezhaler®)
- Olodaterol (Striverdi® Respimat®)
- Vilanterol (z.B. Relvar® Ellipta® + Fluticasonfuroat)
Weitere Wirkstoffe:
Hexoprenalin (Gynipral®) ist in der Schweiz als Wehenhemmer zugelassen. Die folgenden Wirkstoffe sind in der Schweiz nicht im Handel:
KontraindikationenDie Kontraindikationen sind von den Wirkstoffen abhängig. Zu den Gegenanzeigen gehören:
- Überempfindlichkeit
- Herzryhthmusstörungen
- Verlängerung des QT-Intervalls
- Schwangerschaft und Stillzeit
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenArzneimittel-Wechselwirkungen sind unter anderem mit den folgenden Wirkstoffen möglich:
- Arzneimittel, welche das QT-Intervall verlängern
- MAO-Hemmer, Antidepressiva
- Levodopa, Levothyroxin, Oxytocin
- Sympathomimetika
- Betablocker
Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Herzklopfen (Palpitationen), Muskelkrämpfe, ein Tremor (Zittern), Kopfschmerzen, Schwindel, Infektionen der oberen Atemwege und Unruhe.
Beta2-Sympathomimetika können kardiovaskuläre Effekte wie eine Pulserhöhung, eine Blutdruckerhöhung, Herzrhythmusstörungen oder EKG-Veränderungen auslösen und das QT-Intervall verlängern. Sie können einen paradoxen Bronchospasmus verursachen und zu einer Hypokaliämie und einer Hyperglykämie führen.
siehe auchLABA, Sympathomimetika, Bronchodilatatoren
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Barisione G., Baroffio M., Crimi E., Brusasco V. Beta-Adrenergic Agonists. Pharmaceuticals (Basel), 2010, 3(4), 1016-1044 Pubmed
- Cazzola M., Calzetta L., Matera M.G. β(2) -adrenoceptor agonists: current and future direction. Br J Pharmacol, 2011, 163(1), 4-17 Pubmed
- Crisafulli E. et al. Next generation beta adrenoreceptor agonists for the treatment of asthma. Expert Opin Pharmacother, 2017, 18(14), 1499-1505 Pubmed
- Donohue J.F. Safety and efficacy of beta agonists. Respir Care, 2008, 53(5), 618-22 Pubmed
- Kelly H.W., Harkins M.S., Boushey H. The role of inhaled long-acting beta-2 agonists in the management of asthma. J Natl Med Assoc, 2006, 98(1), 8-16 Pubmed
- Op't Holt T.B. Inhaled beta agonists. Respir Care, 2007, 52(7), 820-32 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.