Clomipramin Arzneimittelgruppen Antidepressiva Trizyklische AntidepressivaClomipramin ist ein antidepressiver, antiobsessiver, dämpfender und anticholinerger Wirkstoff aus der Gruppe der trizyklischen Antidepressiva. Er wird unter anderem für die Behandlung von Depressionen, Angsterkrankungen, Zwangsstörungen und chronischen Schmerzen eingesetzt. Die Dosis wird individuell eingestellt und die Therapie wird einschleichend begonnen. Clomipramin ist ein Substrat von CYP450-Isoenyzmen und hat ein hohes Potenzial für Arzneimittel-Wechselwirkungen. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Mundtrockenheit, Schweissausbrüche, Miktionsstörungen, eine Gewichtszunahme, Schläfrigkeit, Schwindel, Tremor, Kopfschmerzen, Sehstörungen und eine Verstopfung.
synonym: Clomipraminum, Clomipramini hydrochloridum PhEur, Clomipraminhydrochlorid
ProdukteClomipramin ist in Form von Retardtabletten und Dragees im Handel (Anafranil®). Es ist in der Schweiz seit dem Jahr 1966 zugelassen (ursprünglich Geigy, später Novartis). Die Injektions- und Infusionszubereitungen werden nicht mehr vertrieben.
Struktur und EigenschaftenClomipramin (C19H23ClN2, Mr = 314.9 g/mol) liegt in Arzneimitteln als Clomipraminhydrochlorid vor, ein weisses bis schwach gelbes, kristallines Pulver, das in Wasser leicht löslich ist. Es gehört strukturell zu den Dibenzazepinen und zu den trizyklischen Antidepressiva. Es handelt sich um ein chloriertes Imipramin.
WirkungenClomipramin (ATC N06AA04 ) hat antidepressive, antiobsessive, dämpfende, alpha-1-adrenolytische, anticholinerge, antihistamine und antiserotonerge Eigenschaften. Es hemmt die Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin in das präsynaptische Neuron. Von CYP2D6 wird der aktive Metabolit Desmethylclomipramin gebildet. Die mittlere Halbwertszeit beträgt für Clomipramin 21 Stunden und für Desmethylclomipramin 36 Stunden.
Wirkmechanismus der Wiederaufnahmehemmer, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenZu den medizinischen Anwendungsgebieten gehören:
- Depressionen
- Phobien, Panikattacken
- Zwangsstörungen
- Kataplexie bei Narkolepsie
- Chronische Schmerzen
- Enuresis nocturna (Bettnässen)
Gemäss der Fachinformation. Die Dosis wird individuell angepasst und einschleichend aufgebaut. Das Absetzen erfolgt ausschleichend.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit, auch gegen verwandte Wirkstoffe
- Therapie mit Antiarrhythmika wie Chinidin und Propafenon, bei denen es sich um starke CYP2D6-Inhibitoren handelt
- Kombination mit MAO-Hemmern
- Frischer Myokardinfarkt
- Angeborenes verlängertes QT-Syndrom
- Akute Intoxikationen mit zentral dämpfenden Arzneimitteln oder Alkohol
- Akutes Harnverhalten
- Akute Delirien
- Unbehandeltes Engwinkelglaukom
- Prostatavergrösserung mit Restharnbildung
- Pylorusstenose
- Paralytischer Ileus
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenClomipramin ist ein Substrat von CYP450-Isoenzymen. Dazu gehören CYP3A4, CYP2C19, CYP1A2 und CYP2D6. Es hat ein hohes Interaktionspotenzial, zum Beispiel mit MAO-Hemmern, serotonergen Arzneimitteln, Sympathomimetika und Anticholinergika.
Unerwünschte WirkungenZu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören:
- Mundtrockenheit, Schweissausbrüche, Miktionsstörungen
- Gesteigerter Appetit, Gewichtszunahme
- Schläfrigkeit, Müdigkeit, innere Unruhe
- Schwindel, Tremor, Kopfschmerzen, Myoklonien
- Akkommodationsstörungen, verschwommenes Sehen
- Verstopfung
Clomipramin kann das QT-Intervall verlängern.
siehe auchTrizyklische Antidepressiva, Imipramin
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
- Balant-Gorgia A.E., Gex-Fabry M., Balant L.P. Clinical pharmacokinetics of clomipramine. Clin Pharmacokinet, 1991, 20(6), 447-62 Pubmed
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Peters M.D. 2nd, Davis S.K., Austin L.S. Clomipramine: an antiobsessional tricyclic antidepressant. Clin Pharm, 1990, 9(3), 165-78 Pubmed
- McTavish D., Benfield P. Clomipramine. An overview of its pharmacological properties and a review of its therapeutic use in obsessive compulsive disorder and panic disorder. Drugs, 1990, 39(1), 136-53 Pubmed
- Wilson M., Tripp J. Clomipramine. StatPearls, StatPearls Publishing, 2019 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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