Antiarrhythmika
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synonym: Antifibrillantien
ProdukteAntiarrhythmika sind hauptsächlich in Form von Tabletten, Kapseln und als Infusions- und Injektionspräparate im Handel.
Struktur und EigenschaftenAntiarrhythmika haben keine einheitliche chemische Struktur, aber es lassen sich verschiedene Gruppen mit strukturell ähnlichen Vertretern identifizieren, zum Beispiel die Betablocker und die Lokalanästhetika.
WirkstoffeDie Wirkstoffe (ATC C01B ) haben antiarrhythmische Eigenschaften, d.h. sie wirken Herzrhythmusstörungen entgegen. Der wichtigste Wirkort sind die Herzmuskelzellen (Myozyten) und das Reizleitungssystem des Herzens. Im Folgenden sind die relevantesten Wirkmechanismen aufgelistet:
- Natriumkanalblocker wie die Lokalanästhetika hemmen den Einstrom von Natriumionen über spannungsabhängige Natriumkanäle.
- Calciumkanalblocker hemmen den Calciumeinstrom in die Zellen. Das Drug Target sind spannungsabhängige Calciumkanäle vom L-Typ.
- Kaliumkanalblocker hemmen den Ausstrom von Kalium.
- Betablocker sind Antagonisten an Beta-Adrenozeptoren. Sie reduzieren die Herzfrequenz und die Überleitungsgeschwindigkeit am AV-Knoten.
Die Wirkstoffe können auch mehrere dieser Wirkmechanismen miteinander kombinieren.
Wirkmechanismen der Antiarrhythmika im Aktionspotential der Herzmuskelzellen (Myozyten), zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
IndikationenFür die Vorbeugung und Behandlung von Herzrhythmusstörungen.
DosierungGemäss der Fachinformation. Antiarrhythmika werden für die tägliche Vorbeugung und Behandlung peroral eingenommen. Für die Akuttherapie werden sie auch als Injektion und Infusion verabreicht.
WirkstoffeKlasse I (Natriumkanalblocker):
Klasse IA:
- Ajmalin
- Chinidin
- Disopyramid
- Procainamid
Klasse IB:
Klasse IC:
- Encainid (Enkaid®, ausser Handel)
- Flecainid (Tambocor®)
- Moricizin
- Propafenon (Rytmonorm®, ausser Handel)
Klasse II (Betablocker):
Klasse III (Kaliumkanalblocker):
- Amiodaron (Cordarone®, Generika)
- Dofetilid
- Dronedaron (Multaq®)
- Ibutilid (Corvert®, ausser Handel)
- Sotalol (Generika von Sotalex®)
- Vernakalant (Brinavess®)
Klasse IV (Calciumkanalblocker):
Klasse V:
- Adenosin (Krenosin®)
- Herzglykoside: Digoxin (Digoxin Juvisé®)
- Magnesiumsulfat
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenAntiarrhythmika haben eine enge therapeutische Breite und eine Überdosierung kann lebensgefährlich sein. Deshalb müssen die potenziellen Wechselwirkungen sorgfältig abgeklärt werden.
Unerwünschte WirkungenDie unerwünschten Wirkungen sind abhängig vom Wirkstoff (siehe oben). Es muss beachtet werden, dass einige Antiarrhythmika proarrhythmisch sind, d.h. selbst Herzrhythmusstörungen auslösen können. Dies unter anderem aufgrund einer Verlängerung des QT-Intervalls und der Natriumkanalblockade. Patienten mit Antiarrhythmika können nach einem Herzinfarkt eine höhere Mortalität zeigen als Placebo. Dies gilt zum Beispiel für Flecainid und Chinidin. Betablocker senken hingegen die Sterblichkeit nach einem Infarkt.
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
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- Vaughan Williams E.M. Classification of antiarrhythmic action. Handbook of Experimental Pharmacology, 1989, 89 45–62
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.