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Digoxin Arzneimittelgruppen Herzglykoside

Digoxin ist ein aus dem Fingerhut gewonnener Wirkstoff aus der Gruppe der Herzglykoside zur Behandlung von Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen. Es steigert die Kontraktionskraft und die Erregbarkeit des Herzmuskels, verringert die Frequenz und verlangsamt die Erregungsleitung. Die Wirkungen beruhen auf der Hemmung der Na+/K+-ATPase in den Herzmuskelzellen. Aufgrund der engen therapeutischen Breite treten unter einer Digoxin-Therapie häufig unerwünschte Wirkungen auf wie Herzrhythmusstörungen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Schwäche. Digoxin ist ein Substrat von P-Glykoprotein.

synonym: Digoxinum PhEur

Produkte

Digoxin war in der Schweiz in Form von Tabletten und als Injektionslösung im Handel. Es wurde im Jahre 1960 zugelassen (Digoxin Sandoz®, später: Juvisé®). Im Jahr 2022 wurde der Vertrieb eingestellt.

Struktur und Eigenschaften

Digoxin (C41H64O14, Mr = 780.96 g/mol) ist ein Herzglykosid, das aus den Blättern von Digitalis lanata gewonnen wird. Es setzt sich aus drei Zuckereinheiten (Hexosen) und dem Aglykon Digoxigenin zusammen. Es liegt in Form farbloser Kristalle oder als weisses Pulver vor, das in Wasser praktisch unlöslich ist.

Wirkungen

Digoxin (ATC C01AA05 ) übt zahlreiche Wirkungen auf den Herzmuskel aus. Zu den wichtigsten gehören:

Die Folge dieser Effekte ist ein erhöhtes Schlagvolumen, wodurch der Blutfluss in den Nieren verbessert wird und die Harnausscheidung zunimmt. Digoxin hat auch direkte renale Effekte wie die Hemmung der Na+-Reabsorption.

Die positiv inotrope Wirkung ist nur an der gesunden Herzmuskelfaser nachweisbar.Dies erklärt den heute immer geringeren Stellenwert der Herzglykoside bei der Behandlung der Herzinsuffizienz.

Nachteilig ist auch, dass die Digitaliswirkung zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf der Herzmuskelzelle führt, was insbesondere im Kontext einer akuten oder chronischen Myokardischämie (z.B. bei koronarer Herzkrankheit) ungünstig sein kann.

Wirkmechanismus

Die Wirkungen von Digoxin beruhen auf der Hemmung der membrangebundenen alpha-Untereinheiten der Na+/K+-ATPase. Dies führt indirekt zur Hemmung des Na+-und Ca2+-Austausches, was in einer erhöhten Ca2+-Konzentration in den Herzmuskelzellen und damit in einer Aufnahme von Ca2+ in das sarkoplasmatische Retikulum resultiert. Dadurch nimmt die Kontraktionskraft und -geschwindigkeit des Herzmuskels zu.

Die Hemmung der Na+/K+-ATPase soll auch die Sensitivität der Barorezeptoren verbessern, was die neurohormonellen Effekte von Digoxin erklären lässt.

Indikationen

Zur Behandlung einer akuten und chronischen Herzinsuffizienz sowie Vorhofflimmern und -flattern.

Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Aufgrund der geringen therapeutischen Breite ist eine sorgfältig überwachte Einstellung auf die individuelle Dosis notwendig. Bei eingeschränkter Nierenfunktion ist die Dosis anzupassen.

Kontraindikationen

Digoxin ist bei Überempfindlichkeit, bei Verdacht auf eine Digitalisvergiftung und bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen wie Kammertachykardie und -flimmern, AV-Block II. oder III. Grades oder Ausweitung der Gefässwand der Aorta auf der Höhe des Brustkorbes (thorakales Aortenaneurysma) sowie einer Verdickung der Herzmuskulatur mit zunehmender Obstruktion kontraindiziert (hypertrophe Kardiomyopathie).

Auch im Falle einer Hypokaliämie, Hyperkalzämie, Hypomagnesiämie und eines Sauerstoffmangels soll Digoxin nicht eingenommen werden. Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Digoxin wird grösstenteils unverändert mit dem Urin ausgeschieden. Nur etwa 16% der absorbierten Menge werden metabolisiert. Digoxin ist ein Substrat von P-Glykoproteins. Inhibitoren dieses Transporters können die Serumkonzentration von Digoxin erhöhen.

Calcium darf aufgrund einer Verstärkung der Glykosidtoxizität nicht intravenös verabreicht werden. Arzneimittel wie Diuretika und Abführmittel, die den Elekrolythaushalt beeinflussen, führen zu einer Verstärkung der Glykosidtoxizität durch eine medikamentös bedingte Hypokaliämie bzw. Hypomagnesiämie. Die gleichzeitige Verabreichung von Calciumkanalblockern, Antiarrhythmika wie Chinidin oder Amiodaron, Captopril, Itraconazol, Atropin, Spironolacton und gewissen Antibiotika können die Digoxinkonzentration stark erhöhen.

Betablocker verstärken die bradykardisierende Wirkung und Wirkstoffe wie Suxamethoniumchlorid, Reserpin, trizyklische Antidepressiva, Sympathomimetika und Phosphodiesterasehemmer begünstigen Herzrhythmusstörungen.

Die gleichzeitige Einnamhe von kaliumspiegelerhöhenden Arzneimitteln vermindert die positiv ionotope Wirkung von Digoxin.

Unerwünschte Wirkungen

Infolge des engen therapeutischen Fenster treten unter Digoxin häufig unerwünschte Wirkungen und Vergiftungserscheinungen auf. Zu den häufig auftretenden unerwünschten Wirkungen gehören Appetitlosigkeit, Herzrhythmusstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schmerzen im Gesicht, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Benommenheit.

Selten können Verwirrtheit, Desorientierung, Wahrnehmungsstörungen, Psychosen, Sehstörungen (Farbensehen) und Bauchschmerzen auftreten.

In sehr seltenen Fällen wurden auch eine Vergrösserung der männlichen Brustdrüse, Krämpfe, Überempfindlichkeitsreaktionen und Blutbildstörungen beobachtet.

siehe auch

Herzinsuffizienz, Roter Fingerhut

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 12.1.2023 geändert.
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