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Anthranoide Phytopharmaka Pflanzeninhaltsstoffe / Abführmittel

Anthranoide sind pflanzliche Inhaltsstoffe, die unter anderem in Sennesblättern, im Aloesaft und Medizinalrhabarberwurzeln vorkommen. Sie haben vielfältige Wirkungen, pharmazeutisch im Vordergrund steht jedoch die abführende Wirkung für die Behandlung einer Verstopfung. Als Abführmittel sollen sie aufgrund unerwünschter Wirkungen nur kurzfristig verwendet werden. Für die längerfristige Anwendung stehen besser verträgliche Alternativen zur Verfügung.

synonym: Anthranoidglykoside, Anthrachinone, Anthrachinonglykoside, 1,8-Dihydroxyanthracenderivate

Produkte

Anthranoide sind unter anderem als Tees, Arzneidrogen, Sirupe, Granulate und Tabletten im Handel. Sie sind in der Regel als Arzneimittel zugelassen.

Struktur und Eigenschaften

Anthranoide sind chemische Verbindungen, die als natürliche Pflanzeninhaltsstoffe vorkommen. Sie teilen das gemeinsame Strukturelement 1,8-Dihydroxyanthron (C14H10O3, Mr = 226.2 g/mol).

Zu den Derivaten gehören die Anthrone, Anthranole, Anthrachinone, Dianthrone und Naphthodianthrone. Sie liegen oft als Glykoside vor. Die abführenden Wirkstoffe sind Prodrugs und werden im Dickdarm von den Bakterien der Darmflora zu den aktiven Metaboliten biotransformiert.

Sennosid B aus Senna. Illustration © PharmaWiki

Wirkungen

Im Vordergrund stehen die abführenden Eigenschaften der Anthranoide. Sie können jedoch auch andere pharmakologische Effekte vermitteln. Einige Vertreter sind antidepressiv (Johanniskraut), andere antiarthrotisch (Rhein, Diacerein) oder zytotoxisch (Mitoxantron). Die abführenden Wirkungen beruhen auf einer Stimulation der Darmbewegungen und der Sekretion von Chlorid und Wasser in den den Dickdarm. Die Effekte treten nach etwa 6 bis 12 Stunden ein.

Wirkmechanismus der Anthranoide, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Indikationen

Anthranoide werden hauptsächlich für die symptomatische Behandlung einer Verstopfung und zur vollständigen Darmentleerung eingesetzt.

Dosierung

Gemäss der Fachinformation. Aufgrund der potenziellen Risiken wird empfohlen, die Behandlungsdauer kurz zu halten. Für eine längerfristige Behandlung der Verstopfung stehen besser verträgliche Substanzen zur Verfügung, siehe im Artikel Abführmittel. Die Arzneimittel werden in der Regel abends vor dem Schlafen eingenommen.

Arzneidrogen

Sennesblätter und -früchte, zum Vergrössern anklicken. Fotos © PharmaWiki

Kontraindikationen

Zu den Gegenanzeigen gehören:

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Vor allem eine missbräuchliche, hochdosierte und längerfristige Einnahme kann zu einer Hypokaliämie führen (Kaliummangel). Dadurch steigt das Risiko für die Entstehung von Herzrhythmusstörungen bei der Einnahme von Herzglykosiden, Antiarrhytmika und weiteren arrhythmogenen Medikamenten. Die Hypokaliämie kann von anderen Arzneimitteln, welche die Kaliumausscheidung fördern, weiter verstärkt werden (z.B. Glucocorticoide, Diuretika).

Unerwünschte Wirkungen

Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Bauchkrämpfe, Übelkeit, eine Reizung der Darmschleimhaut und Blähungen.

Weitere Nebenwirkungen sind Überempfindlichkeitsreaktionen und eine harmlose Verfärbung der Dickdarmschleimhaut (Pseudomelanosis coli) bei einer Langzeittherapie. Die Arzneimittel können den Urin verfärben. Ein Kaliummangel kann bei einer Langzeitanwendung und einer zu hohen Dosis auftreten (siehe oben).

siehe auch

Senna, Abführmittel

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 4.2.2024 geändert.
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