Rhabarber Phytopharmaka DrogenlisteZubereitungen aus den Wurzeln des Rhabarbers (Rheum palmatum, Rheum officinale) haben abführende und adstringierende Eigenschaften und werden hauptsächlich für die kurzfristige und symptomatische Behandlung einer Verstopfung eingesetzt. Die Effekte beruhen auf den Anthranoiden in der Wurzel, welche die Darmbewegungen anregen und die Sekretion von Elektrolyten und Wasser fördern. Eine längerfristige und hochdosierte Anwendung ist nicht angezeigt, weil daraus ein Kaliummangel entstehen kann. Die Vorsichtsmassnahmen müssen beachtet werden.
synonym: Medizinalrhabarber, Rheum palmatum, Rheum officinale
ProdukteZubereitungen aus der Rhabarberwurzel sind in der Schweiz zum Beispiel in Tabletten, als Flüssigkeit zum Einnehmen und Cremen im Handel. Die Arzneidroge ist ebenfalls erhältlich.
PflanzeDer Rhabarber (Rheum palmatum, Rheum officinale) aus der Familie der Knöterichgewächse (Polygonaceae) ist eine krautig, ausdauernde Pflanze, die in China heimisch ist.
Rhabarber, zum Vergrössern anklicken. Fotos © PharmaWiki
ArzneidrogeDie Rhabarberwurzel (Rhei radix) besteht aus den getrockneten, ganzen oder geschnittenen Teilen von Rheum palmatum, Rheum officinale, von Hybriden der beiden Arten oder aus einer Mischung. Das Arzneibuch fordert einen Mindestgehalt an Hydroxyanthracen-Derivaten, berechnet als Rhein.
Aus der Wurzel werden mit Lösungsmitteln Extrakte hergestellt.
Rhabarberwurzel, zum Vergrössern anklicken. Fotos © PharmaWiki
InhaltsstoffeZu den Inhaltsstoffen gehören:
WirkungenDie Zubereitungen haben abführende, adstringierende und entzündungshemmende Eigenschaften. Die abführenden Wirkstoffe sind Prodrugs und werden im Dickdarm von den Bakterien der Darmflora zu den aktiven Metaboliten biotransformiert. Die abführenden Wirkungen beruhen auf einer Stimulation der Darmbewegungen und der Sekretion von Chlorid und Wasser in den den Dickdarm. Die Effekte treten verzögert nach etwa 8 bis 12 Stunden ein.
Wirkmechanismus der Anthranoide, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Anwendungsgebiete- Für die kurzfristige und symptomatische Behandlung einer Verstopfung.
- Entzündungen im Mund- und Rachenraum.
- Extrakte sind in Cremen gegen Fieberbläschen enthalten.
- Arthrose, siehe unter Diacerein.
Gemäss der Packungsbeilage. Die Präparate werden topisch und systemisch verabreicht. Für die Behandlung einer Verstopfung nur kurzfristig während maximal einer Woche verwenden.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Schwangerschaft und Stillzeit
- Darmverschluss, Stenosen
- Entzündliche Darmkrankheiten
- Dehydratation, Elektrolytstörungen
- Kinder unter 12 Jahren
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenBei einem langfristigen und hochdosierten Gebrauch kann eine Hypokaliämie entstehen. Dadurch werden die Effekte von Herzglykosiden und Antiarrhythmika verstärkt und das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöht. Andere Medikamente können die Kaliumausscheidung fördern, zum Beispiel Diuretika.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören allergische Reaktionen, gastrointestinale Störungen und eine Pigmentierung der Schleimhaut. Bei einer unsachgemässen Anwendung können Elektrolytstörungen und eine Hypokaliämie auftreten. Eine gelbe oder rotbraune Verfärbung des Harns kann auftreten, ist aber klinisch nicht bedeutsam.
siehe auchVerstopfung, Anthranoide, Senna
Literatur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- EMA-Monographie
- Europäisches Arzneibuch PhEur
- Lehrbücher der Phytotherapie
- Yang X. et al. The phytochemistry and pharmacology of three Rheum species: A comprehensive review with future perspectives. Phytomedicine, 2024, 131, 155772 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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