Hypokaliämie IndikationenEine Hypokaliämie ist eine Serumkaliumkonzentration von < 3.5 mmol/L. Bei einer schweren Hypokaliämie sinken die Werte unter 2.5 mmol/L und Komplikationen wie Lähmungen, Herzrhythmusstörungen und eine Auflösung der Muskeln können auftreten. Häufige Ursachen sind Durchfall, Erbrechen und die Einnahme harntreibender Mittel. Zur Behandlung werden Kaliumsalze verabreicht.
synonym: Kaliummangel, Hypokalämie
HintergrundKaliumionen spielen eine wichtige Rolle bei vielen biologischen Prozessen, insbesondere bei der Entstehung der Membran- und Aktionspotentiale und der elektrischen Leitung in Nervenzellen und am Herzen. Kalium ist zu 98 % intrazellulär lokalisiert. Der primär aktive Transporter Na+/K+-ATPase sorgt für den Transport in die Zellen. Zwei Hormone halten die tiefe extrazelluläre Kaliumkonzentration aufrecht. Erstens das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Insulin, das die Aufnahme von Kalium in die Zellen fördert und zweitens das in den Zellen des juxtaglomerulären Apparats der Niere gebildete Renin. Renin fördert die Sekretion von Aldosteron an der Zona glomerulosa der Nebenniere, was wiederum die Kaliumausscheidung an der Niere begünstigt (Abbildung). Kalium wird zu einem geringeren Anteil auch über den Dickdarm ausgeschieden.
SymptomeVon einer Hypokaliämie wird gesprochen, wenn eine Kaliumkonzentration im Blutserum von unter 3.5 mmol/L gemessen wird. Eine milde Senkung ist häufig häufig symptomlos (3.0 - 3.5 mmol/L). Bei einer stärkeren Reduktion von < 2.5 mmol/L sind jedoch teils schwerwiegende Beschwerden wie allgemeine Schwäche, Lähmungen, Herzrhythmusstörungen (besonders bei der Einnahme von Digoxin), EKG-Veränderungen, Auflösung der quergestreiften Muskeln, Alkalose, Nierenerkrankungen, Nierenversagen und im schlimmsten Fall ein fataler Ausgang möglich.
UrsachenDrei Prozesse fördern die Entstehung einer Hypokaliämie: Eine reduzierte Kaliumaufnahme, eine verstärkte Aufnahme von Kalium in die Zellen und eine erhöhte Elimination. Der verstärkte Verlust über die Nieren und über den Dickdarm ist die häufigste Ursache, meist als Folge von Durchfall oder der Einnahme von Schleifendiuretika oder Thiaziden. Aldosteron fördert die Ausscheidung von Kaliumionen an der Niere. Da Aldosteron selbst unter der Kontrolle des Renin-Angiotensin-Systems (RAS) steht, kann jede Förderung dieses Systems zu einer Senkung der Kaliumkonzentration führen. Aldosteron wird in der Nebenniere gebildet, weshalb auch Erkrankungen der Nebenniere eine Hyperkaliämie auslösen.
1. Arzneimittel:
- Diuretika: Thiazide, Schleifendiuretika, Carboanhydrasehemmer
- Glucocorticoide
- Antibiotika: Carbenicillin, Gentamicin, Clindamycin, Amphotericin B
- Lakritze
- Azol-Antimykotika
- Beta2-Sympathomimetika
- Insuline
- Abführmittel, Missbrauch von Abführmitteln
2. Ernährung:
- Eine reduzierte Aufnahme von Kalium, zum Beispiel bei Mangelernährung, Alkoholismus, Fasten (seltener).
3. Erkrankungen:
- Ein erhöhter gastrointestinaler Kaliumverlust zum Beispiel bei Durchfall und Erbrechen
- Primärer oder sekundärer Hyperaldosteronismus, erhöhte Sekretion von Glucocorticoiden, Nierenerkrankungen, Bartter-Syndrom
- Gestörter Kaliumtransport
- Gestörter Säure-Base-Haushalt (Alkalose)
- Hypomagnesiämie
Ausreichende Kaliumzufuhr über die Ernährung. Kalium ist zum Beispiel in Meersalz, Bananen, Avocados, Rosinen, Melonen, getrockneten Datteln, Aprikosen und dunkelgrüne Blattgemüsearten enthalten.
Medikamentöse TherapieDie medikamentöse Therapie erfolgt in der Regel anhand der Kalium-Substitution mit Kaliumsalzen (Kaliumchlorid).
WissenswertesEine klassische Interaktion besteht bei der gleichzeitigen Einnahme von Furosemid und Digoxin: Furosemid kann eine Hypokaliämie bewirken und Digoxin in der Folge Herzrhythmusstörungen auslösen.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Rastergar A., Soleimani M. Hypokalaemia and hyperkalaemia. Postgrad Med J 2001, 77, 759–764 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.