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Phenobarbital Arzneimittelgruppen Barbiturate

Phenobarbital ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der Barbiturate mit krampflösenden, dämpfenden und schlaffördernden Eigenschaften. Es ist zur Behandlung der Epilepsie, gegen Erregungszustände, Fieberkrämpfe und als Adjuvans bei einer Entzugsbehandlung zugelassen - jedoch nicht mehr als Beruhigungs- oder Schlafmittel. Phenobarbital hat eine lange Halbwertszeit und kann die Wirkungen anderer Arzneimittel abschwächen. Die häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen sind auf die zentrale Dämpfung zurückzuführen.

synonym: Phenobarbitalum PhEur, Phenobarbitalum natricum PhEur, Phenobarbital-Natrium, Phenobarbiton

Produkte

Phenobarbital ist in Form von Tabletten und als Injektionslösung im Handel (Aphenylbarbit®, Phenobarbital® Bichsel). Es wurde in der Schweiz im Jahr 1944 zugelassen.

Luminal® ist in der Schweiz seit Ende August 2011 ausser Handel. Barbexaclon (Maliasin®), eine Fixkombination von Phenobarbital und L-Propylhexedrin, ist ebenfalls nicht mehr erhältlich.

Struktur und Eigenschaften

Phenobarbital (C12H12N2O3, Mr = 232.2 g/mol) ist ein weisses, kristallines Pulver, das in Wasser sehr schwer löslich ist. Das in Injektionslösungen enthaltene Natriumsalz Phenobarbital-Natrium ist hingegen leicht löslich.

Wie andere Barbiturate ist auch Phenobarbital ein Derivat der Barbitursäure. Die Phenyl-Ethyl-Barbitursäure wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom bekannten Chemiker Emil Fischer synthetisiert und verdrängte die früher eingesetzten antiepileptischen Bromsalze wie Kaliumbromid.

Wirkungen

Phenobarbital (ATC N03AA02 ) hat krampflösende, sedierende, beruhigende bis schlaffördernde und narkotische Eigenschaften. Hingegen ist keine Schmerzlinderung feststellbar. Die zentral dämpfenden Wirkungen beruhen auf der allosterischen Interaktion mit GABA-Rezeptoren, was zu einem verstärkten Chloridtransport und einer Hyperpolarisation der Zellmembran führt. Phenobarbital hat eine lange Halbwertszeit, die bei Erwachsenen zwischen 2 bis 6 Tage beträgt.

Wirkmechanismus der Barbiturate, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Indikationen

Phenobarbital ist für die Behandlung einer Epilepsie, gegen Erregungszustände, Fieberkrämpfe und als Adjuvans bei einer Entzugsbehandlung zugelassen – jedoch nicht mehr als Beruhigungs- oder Schlafmittel. Als Mittel der zweiten Wahl kann es parenteral zur Behandlung des Status epilepticus eingesetzt werden. In der Literatur werden weitere mögliche Anwendungsgebiete genannt.

Off-Label-Use:

Missbrauch

Phenobarbital kann aufgrund seiner beruhigenden Wirkungen als Sedativum missbraucht werden und hat ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Überdosiert verursacht es unter anderem ein Koma und einen lebensgefährlichen Atemstillstand und kann den Tod herbeiführen. Deshalb wurde es in der Vergangenheit häufig für Suizide verwendet.

Dosierung

Gemäss der Arzneimittel-Fachinformation. Die Dosis muss individuell angepasst werden. Das Absetzen erfolgt ausschleichend. Während der Behandlung soll starke Sonnenbestrahlung vermieden werden, weil der Wirkstoff die Haut für Sonne empfindlich machen kann.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Phenobarbital ist ein potenter Induktor von hepatischen Enzymen, unter anderem von CYP3A4 und CYP2B6, die beim Metabolismus vieler Arzneimittel eine zentrale Rolle spielen. Es hat somit das Potenzial, die Wirkungen vieler Medikamente abzuschwächen.

Umgekehrt können die Wirkungen und Nebenwirkungen von Prodrugs verstärkt werden, weil mehr aktiver Wirkstoff gebildet wird.

Phenobarbital induziert zusätzlich Enzyme, die an der Phase II des Metabolismus beteiligt sind, zum Beispiel UDP-Glucuronosyltransferasen. Dies kann auch therapeutisch ausgenutzt werden, siehe unter Morbus Meulengracht.

Ferner wird die sedierende Wirkung von zentral dämpfenden Wirkstoffen und Alkohol verstärkt. Weitere Wechselwirkungen sind mit Methotrexat und Valproinsäure möglich.

Unerwünschte Wirkungen

Die häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen sind auf die zentral dämpfenden Eigenschaften des Wirkstoffs zurückzuführen. Dazu gehören zum Beispiel Benommenheit, Schläfrigkeit, Schwäche, Schwindel und Kopfschmerzen. Gelegentlich und vor allem bei Kindern und älteren Menschen wird eine paradoxe Erregung beobachtet. Häufig treten auch Muskel- und Gelenkschmerzen auf.

Seltenere mögliche Nebenwirkungen sind Herzrhythmusstörungen, eine Atemdepression, Blutbildstörungen, Blutarmut, Verdauungsstörungen, Leberfunktionsstörungen, Überempfindlichkeitsreaktionen, eine Osteomalazie und Hypocalcämie.

siehe auch

Barbiturate, Sterbehilfe-Medikamente

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

Weitere Informationen

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 2.3.2024 geändert.
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