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Ritonavir Arzneimittelgruppen HIV-Medikamente HIV-Proteasehemmer / Pharmakokinetischer Booster

Ritonavir ist ein antiviraler Wirkstoff aus der Gruppe der HIV-Proteasehemmer, der in Kombination mit anderen antiretroviralen Wirkstoffen für die Behandlung einer HIV-Infektion verabreicht wird. Die Effekte beruhen auf der Inhibition der viralen Protease. Dadurch wird die Virusvermehrung unterbunden. Die Tabletten werden üblicherweise morgens und abends mit dem Essen eingenommen (als Booster auch nur einmal täglich). Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Schwäche, Geschmacksstörungen sowie periorale und periphere Empfindungsstörungen. Ritonavir ist ein Substrat, ein Hemmer und ein Induktor von CYP450-Isoenzymen. Es wird als CYP3A-Hemmer zusätzlich als pharmakokinetischer Booster verwendet, auch für die Therapie einer chronischen Hepatitis C und von Covid-19.

synonym: Ritonavirum, ABT-538

Produkte

Ritonavir ist als Monopräparat in Form von Filmtabletten im Handel (Norvir®). Es wurde in der Schweiz, in den USA und in der EU im Jahr 1996 zugelassen und wird auch als pharmakokinetischer Booster mit antiviralen Wirkstoffen kombiniert (z.B. Lopinavir, Nirmatrelvir). Der Norvir®-Sirup wird in der Schweiz nicht mehr vertrieben.

Struktur und Eigenschaften

Ritonavir (C37H48N6O5S2, Mr = 720.9 g/mol) ist ein Peptidomimetikum. Es liegt als weisses Pulver mit einem bitteren, metallischen Geschmack vor und ist in Wasser praktisch unlöslich.

Wirkungen

Ritonavir (ATC J05AE03 ) hat antivirale Eigenschaften. Die Effekte beruhen auf der Hemmung der HIV-Protease. Dadurch kann das Gag-Pol-Polyprotein nicht verarbeitet werden und es entstehen unreife und nicht infektiöse HIV-Partikel. Die Virusvermehrung wird unterbunden. Die Halbwertszeit liegt im Bereich von 3 bis 5 Stunden.

Angriffspunkte der HIV-Medikamente im HIV-Replikationszyklus, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

IndikationenDosierung

Gemäss der Fachinformation. Die Tabletten werden in der Regel zweimal täglich (morgens und abends) mit dem Essen eingenommen. Als Booster wird Ritonavir tiefer dosiert (low-dose) und teilweise nur einmal täglich verabreicht.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Ritonavir hat ein hohes Potenzial für Wechselwirkungen, weil es mit verschiedenen CYP450-Isoenzymen in unterschiedlichem Ausmass interagiert. Es ist ein Hemmer von CYP3A und CYP2D6 und induziert verschiedene CYP-Isoenzyme, darunter CYP3A, CYP1A2, CYP2C9, CYP2C19 und CYP2B6. Ritonavir ist gleichzeitig auch ein Substrat von CYP3A und CYP2D6.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Schwäche, Geschmacksstörungen sowie periorale und periphere Empfindungsstörungen (Parästhesien).

siehe auch

HIV-Proteasehemmer, Pharmakokinetischer Booster, Nirmatrelvir

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

Weitere Informationen

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 9.9.2024 geändert.
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