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Johanniskraut Phytopharmaka Drogenliste

Johanniskraut ist ein pflanzliches Arzneimittel mit antidepressiven Eigenschaften, das hauptsächlich in Form standardisierter Extrakte zur Behandlung leichter bis mittelschwerer depressiver Verstimmungen eingesetzt wird. Die Arzneimittel werden regelmässig und je nach Produkt ein- bis dreimal täglich mit oder nach den Mahlzeiten eingenommen. Die Effekte treten verzögert innert zwei bis vier Wochen ein. Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Kopfschmerzen, Schwitzen, Schwäche, Schwindel und Verdauungsstörungen. Hyperforinreicher Johanniskrautextrakt ist ein Induktor von CYP450 und P-Glykoprotein und kann so die Effekte anderer Medikamente aufheben. Dies gilt hingegen nicht für hyperforinarme Extrakte.

synonym: Hypericum perforatum, Hypericum

Produkte

Johanniskraut und entsprechende Zubereitungen sind unter anderem in Form von Tees, Filmtabletten, Dragees, Kapseln und Tinkturen im Handel.

Pflanze

Das Gemeine Johanniskraut Hypericum perforatum L. ist eine ausdauernde Pflanze aus der Familie der Johanniskrautgewächse, die in Europa heimisch ist und auch in der Schweiz häufig anzutreffen ist. Hält man die Blätter gegen das Licht, entdeckt man kleine durchscheinende Exkretbehälter, die wie Löcher aussehen (deshalb perforatum). Die dunklen Punkte auf den Blüten enthalten das Pigment Hypericin.

Fotos © PharmaWiki

Arzneidroge

Johanniskraut (Hyperici herba) besteht aus den während der Blütezeit geernteten, getrockneten, ganzen oder geschnittenen Triebspitzen von Hypericum perforatum L. Frische Johanniskraut-Triebspitzen (Hyperici summitates cum floribus recentes) bestehen aus den während der Blütezeit geernteten, ganzen, höchstens 15 cm langen Triebspitzen von Hypericum perforatum L.

Zubereitungen

Aus frischem oder getrocknetem Johanniskraut werden unter Verwendung von Ethanol oder Methanol Flüssig- und Trockenextrakte gewonnen. Ein weiteres Produkt ist das Johannisöl (Hyperici oleum), das vorwiegend äusserlich verwendet wird, z.B. gegen Narben, leichte Verbrennungen und Wunden. Es wird üblicherweise mit Sonnenblumenöl hergestellt, teils auch mit Olivenöl.

Inhaltsstoffe

Zu den Inhaltsstoffen des Krauts gehören:

Wirkungen

Johanniskraut (ATC N06AX25 ) und seine Zubereitungen haben antidepressive und beruhigende Eigenschaften. Die Präparate sollen täglich eingenommen werden und die Effekte treten verzögert innert zwei bis vier Wochen ein. Es wird eine Behandlungsdauer von mindestens vier bis sechs Wochen empfohlen. Zum Wirkmechanismus liegen verschiedene Hypothesen vor. Die Effekte werden unter anderem einer Hemmung der Wiederaufnahme von Noradrenalin und Serotonin in das präsynaptische Neuron zugeschrieben.

Wirkmechanismus der Wiederaufnahmehemmer, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Anwendungsgebiete

Bei gedrückter Stimmung, Stimmungslabilität, innerer Unruhe, Ängstlichkeit, Spannungszuständen und damit einhergehenden Ein- und Durchschlafstörungen. Zur Behandlung leichter und mittelgradiger depressiver Episoden.

Dosierung

Gemäss der Packungsbeilage. Die Fertigarzneimittel werden je nach Extrakt und Dosis ein- bis dreimal täglich mit oder nach dem Essen eingenommen. Der Tee wird zwei- bis dreimal täglich nach den Mahlzeiten getrunken.

Kontraindikationen

Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.

Interaktionen

Hyperforinreicher Johanniskrautextrakt ist ein Induktor von CYP450 (u.a. CYP3A4) und P-Glykoprotein. Dies kann dazu führen, dass die Plasmakonzentration eines CYP- resp. P-gp-Substrats reduziert und damit die Effekte aufgehoben werden. Interaktionen sind beispielsweise mit Immunsuppressiva, HIV-Medikamenten, einigen Zytostatika und Vitamin-K-Antagonisten, Digoxin, Methadon und hormonalen Kontrazeptiva möglich.

Studien haben gezeigt, dass mit hyperforinarmen Extrakten wie Ze 117 von Zeller keine Interaktionen über CYP450 und P-Glykoprotein zu erwarten sind (siehe Literatur, Fachinformation).

Unterschieden werden:

Johanniskraut soll nur mit Vorsicht mit serotonergen Wirkstoffen wie beispielsweise SSRI oder SSNRI kombiniert werden, weil dabei ein Serotoninsyndrom auftreten kann.

Unerwünschte Wirkungen

Zu den häufigsten möglichen unerwünschten Wirkungen gehören Kopfschmerzen, Schwitzen, Schwäche, Schwindel und Verdauungsstörungen. Eine Photosensibilisierung kann auftreten, gilt jedoch als selten.

siehe auch

Serotoninsyndrom, Antidepressiva, Johannisöl

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

Weitere Informationen

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 31.1.2023 geändert.
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