Magenschutz ArzneimittelgruppenNicht steroidale Entzündungshemmer werden häufig für die Behandlung schmerzhafter und entzündlicher Erkrankungen eingesetzt. Ein Problem stellen jedoch schwerwiegende Nebenwirkungen wie Magen- und Darmgeschwüre dar, die zu Hospitalisationen und Todesfällen führen. Deshalb werden NSAR bei Risikopatienten mit einem sogenannten „Magenschutz“ kombiniert, also mit einem Medikament, welches das Risiko für diese Nebenwirkungen verkleinert. Heute werden dazu vorwiegend die Protonenpumpen-Inhibitoren verwendet.
synonym: NSAR und PPI, Gastroprotektion
Medikamentöser MagenschutzNicht steroidale Entzündungshemmer (NSAR) werden häufig für die akute und längerfristige Behandlung von schmerzhaften und entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Zu den verwendeten Wirkstoffen gehören beispielsweise Diclofenac, Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Naproxen und Mefenaminsäure.
Ihr Einsatz wird jedoch von unerwünschten Wirkungen eingeschränkt, welche den oberen Verdauungstrakt betreffen und auf die Hemmung der Prostaglandinsynthese zurückzuführen sind. Ein relevanter Anteil der Patienten entwickelt während der chronischen Einnahme ein Magen- oder Darmgeschwür, das zu Blutungen und einer Perforation führen kann. Die Folge sind Hospitalisationen und Todesfälle. Zu den bekannten Risikofaktoren für Komplikationen gehören:
- Magen- oder Darmgeschwür in der Patientengeschichte
- Alter > 65 Jahre
- Hohe NSAR-Dosis
- Gleichzeitige Verabreichung von Glucocorticoiden, Antikoagulantien, SSRI oder anderen NSAR inklusive Acetylsalicylsäure 100 mg (Aspirin® cardio)
- Infektion mit Helicobacter pylori
Zur Vorbeugung werden die Schmerzmittel bei Risikopatienten mit einem sogenannten medikamentösen „Magenschutz“ kombiniert. Es handelt sich um Medikamente, welche in erster Linie die Bildung der aggressiven Magensäure reduzieren. Dazu gehören die Protonenpumpen-Inhibitoren, H2-Antihistaminika und Misoprostol. Heute werden hauptsächlich Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) wie Pantoprazol und Omeprazol eingesetzt, weil Misoprostol häufig Durchfall und Krämpfe verursacht und die H2-Antihistaminika als weniger wirksam gelten. In klinischen Studien wurde dokumentiert, dass die PPI das Risiko für die Entstehung eines Magen- oder Darmgeschwürs in einem signifikanten Ausmass zu senken vermögen.
Ein neuer Trend ist die Fixkombination von NSAR und Magenschutz in einer einzigen Tablette. In der Schweiz wurde im Mai 2011 eine Kombination von Naproxen und Esomeprazol zugelassen. Ein möglicher Vorteil stellt die verbesserte Therapietreue dar. Nachteilig ist hingegen die geringe Flexibilität bei der Dosierung und der Auswahl der Wirkstoffe. Naproxen ist in der Kombination enthalten, weil es ein besseres kardiovaskuläres Nebenwirkungsprofil als andere NSAR haben soll.
Gemäss ihrem individuellen Risiko können die Patienten in Gruppen eingeteilt werden, für welche definierte Empfehlungen gelten (z.B. Lanza et al., 2009). Eine Alternative zum Magenschutz stellen COX-2-Hemmer wie Celecoxib und Etoricoxib dar. Allerdings muss bei dieser Arzneimittelgruppe das erhöhte kardiovaskuläre Risiko beachtet werden. Auch COX-2-Hemmer werden mit PPI kombiniert, um die Nebenwirkungsrate weiter zu senken.
Zusammenfassend muss vor der Behandlung mit einem nicht steroidalen Entzündungshemmer eine individuelle Risikobeurteilung stattfinden und die Therapie entsprechend abgestimmt werden.
siehe auchLiteratur- American College of Rheumatology Ad Hoc Group on Use of Selective and Nonselective Nonsteroidal Antiinflammatory Drugs. Recommendations for use of selective and nonselective nonsteroidal antiinflammatory drugs: an American College of Rheumatology white paper. Arthritis Rheu, 2008, 59(8), 1058-73 Pubmed
- Antman E.M., Bennett J.S., Daugherty A., Furberg C., Roberts H., Taubert K.A.; American Heart Association. Use of nonsteroidal antiinflammatory drugs: an update for clinicians: a scientific statement from the American Heart Association. Circulation, 2007, 115(12), 1634-42 Pubmed
- Arzneimittel-Fachinformation (CH, USA)
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- Scheiman J.M., Fendrick A.M. Summing the risk of NSAID therapy. Lancet, 2007, 369(9573), 1580-1 Pubmed
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