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Hypoglykämie (Diabetesbehandlung) Indikationen

Als Hypoglykämie wird ein tiefer Blutzuckerspiegel bezeichnet. Sie äussert sich in Beschwerden wie Hunger, Schwitzen und Herzklopfen und kann zu zentralen Störungen wie Verhaltensveränderungen, Sprechstörungen, einer Benommenheit und Bewusstlosigkeit führen. Im schlimmsten Fall kann sie einen tödlichen Ausgang nehmen. Eine Hypoglykämie tritt häufig als Nebenwirkung von Antidiabetika wie den Sulfonylharnstoffen und Insulinen auf, welche im Rahmen einer Diabetesherapie verabreicht werden. Für die Behandlung wird die sofortige Einnahme von 10 bis 20 g Glucose (Traubenzucker) empfohlen. Falls der Patient nicht mehr ansprechbar ist, kann Glucose auch parenteral verabreicht werden. Für eine schwere Hypoglykämie bei der Insulintherapie steht das Peptidhormon Glucagon zur Verfügung.

synonym: Unterzuckerung, Tiefer Blutzucker, Tiefe Blutglucose, Hypoglycämie, Hypo

Symptome

Bei einer Hypoglykämie handelt es sich um eine abnorm tiefen Blutzuckerwert. Der Organismus versucht zunächst durch eine Aktivierung des Sympathikus gegenzusteuern, denn dieser erhöht den Spiegel. Es kommt es zu zentralen Symptomen, weil das Gehirn nicht mehr mit ausreichend Glucose versorgt wird (Neuroglykopenie). Das Gehirn kann Glucose kaum speichern und ist auf eine kontinuierliche Zufuhr angewiesen.

Zu den möglichen Symptomen gehören:

Die Hypoglykämie kann zu Unfällen führen und im schlimmsten Fall einen tödlichen Ausgang nehmen. Vor dem Autofahren sollen Diabetiker den Blutzucker messen.

Wiederholte Hypoglykämien können sich negativ auf das Wohlbefinden, die Lebensqualität, die sozialen Aktivitäten und die Arbeit auswirken und eine Barriere für eine erfolgreiche Therapie darstellen. Eine mögliche Komplikation von Hypoglykämien ist eine Gewichtszunahme, weil die Patienten aus Angst zu viel essen.

Hypoglykämien können auch während der Nacht auftreten. Mögliche Beschwerden sind Albträume und Schwitzen sowie Müdigkeit und Reizbarkeit nach dem Aufwachen.

Es ist zu beachten, dass Betablocker diese Symptome maskieren können, weil sie sympatholytisch sind.

Ursachen

Eine Hypoglykämie tritt häufig als Nebenwirkung von Antidiabetika auf, typischerweise nach der Einnahme von Sulfonylharnstoffen und nach dem Spritzen von Insulinen. Insulinpflichtige Patienten sind häufiger betroffen.

Zu den Risikofaktoren gehören unter anderem:

Diagnose

Die Diagnose kann anhand der klinischen Symptome, der Medikamentenanamnese und mit einer Untersuchung des Blutzuckers gestellt werden. Unter welchem Blutzuckerwert von einer Hypoglykämie gesprochen wird, ist unterschiedlich und individuell. Gängig ist ein kapillarer Blutzuckerwert von oder unter 3.9 mmol/L . Die Diagnose wird bestätigt, wenn sich der Zustand des Patienten nach der Gabe von Glucose verbessert. Auch die kontinuierliche Glucosemessung ist nützlich für die Bestimmung.

Andere mögliche Gründe für eine Hypoglykämie sind unter anderem ein Alkoholmissbrauch, Lebererkrankungen, das Fasten, ein Insulinom oder die Vererbung. Dieser Artikel bezieht sich auf eine Hypoglykämie im Rahmen einer Diabetestherapie.

Dieses Tool hilft Ihnen bei der Interpretation der Blutzuckerwerte: Tool Blutzucker 

Nicht medikamentöse Behandlung

Falls Symptome einer Hypoglykämie auftreten, sollen die Betroffenen zunächst unverzüglich 10 bis 20 g Glucose1 zu sich nehmen, z.B. in Form von Fruchtsaft, Limonaden (keine Lightprodukte), als Traubenzucker zum Kauen, als Glucosegel oder als Süssigkeit. Sollte dies nach 15 Minuten nicht ausreichen, soll die Dosis erneut gegeben werden. Diabetiker sollen deshalb immer ein entsprechendes Produkt mit sich führen. Bei einer schweren Hypoglykämie werden 30 g Glucose empfohlen.

Nachdem sich der Blutzucker normalisiert hat, sollte zusätzlich ein Snack oder eine Mahlzeit zu sich genommen werden.

1 Von den Diabetesgesellschaften und -verbänden werden verschiedene Mengen angegeben.

Medikamentöse Behandlung

Glucose kann als Arzneimittel auch intravenös verabreicht werden. Dies ist nur notwendig, wenn eine orale Therapie von den Patienten nicht erwünscht ist oder aufgrund einer Bewusstlosigkeit nicht möglich ist.

Bei einer Insulintherapie ist zudem das Antihypoglykämikum Glucagon zugelassen. Es wird subkutan oder intramuskulär gespritzt und erhöht den Blutzuckerspiegel. Glucagon ist ein Gegenspieler von Insulin. Die Spritze muss von einer Drittperson verabreicht werden, zum Beispiel vom Partner oder einem Freund. Das Umfeld muss entsprechend instruiert werden.

Im Jahr 2020 wurde in der Schweiz zusätzlich ein einfach anzuwendender → Glucagon-Nasenspray zugelassen.

Dasiglucagon wurde in den USA im Jahr 2021 als Injektionslösung zugelassen (Zegalogue®). Es kann bei Raumtemperatur gelagert werden. Dasiglucagon wird mit einem Autoinjektor verabreicht, der eine gebrauchsfertige Lösung enthält.

Wirkmechanismus von Glucagon, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

siehe auch

Antihypoglykämika, Glucose, Glucagon, Glucagon-Nasenspray, Antidiabetika, Insuline, Diabetes mellitus, Hyperglykämie

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 25.11.2024 geändert.
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