Spitalrezepte PharmaWiki ProzesseSpitalrezepte sind ärztliche Verordnungen, welche die Patienten im Rahmen der Entlassung aus einem Krankenhaus erhalten. Beim Einlösen der Rezepte können in öffentlichen Apotheken Schwierigkeiten entstehen, welche auf pharmazeutisch-medizinische, redaktionelle, logistische und rechtliche Probleme zurückzuführen sind. Um die Sicherheit der Patientinnen und Patienten zu gewährleisten, müssen entsprechende Abklärungen getroffen werden.
synonym: Spitalverordnung, Entlassungsrezept, Austrittsrezept, Spitalaustrittsrezepte
EinleitungAls Spitalrezepte werden in der Schweiz in der Regel ärztliche Verordnungen bezeichnet, welche die Patienten im Rahmen der Entlassung aus einem Krankenhaus erhalten. Beim Einlösen der Rezepte treten regelmässig Schwierigkeiten auf, welche vielschichtige Ursachen haben. In der Folge kann sich die Abgabe des Medikaments verzögern und im schlimmsten Fall wird der Patient nicht adäquat behandelt oder erleidet unerwünschte Wirkungen. Spitalrezepte verursachen ferner einen nicht zu unterschätzenden administrativen und bürokratischen Mehraufwand für die Apotheken.
Probleme„Bei der Entlassung aus der Behandlung des Zentrumsspitals erhielt der Patient ein Rezept für Zurcal® und Norvasc®, da er während des Aufenthalts umgestellt worden war. Der Patient löste das Rezept in der Apotheke ein und nahm jetzt sowohl das Generikum (Amlodipin-Mepha®) wie das Original (Norvasc®) sowie zwei verschiedene Protonenpumpenhemmer ein (Omezol-Mepha® und Zurcal®)“ - Martinelli (2008)
Pharmazeutische und medizinische Probleme:
- Unzureichende oder fehlerhafte Informationen zur Dosierung, galenischen Form und zur Anwendung, zum Beispiel zur Therapiedauer
- Verschreibungsfehler
- Arzneimittelallergien
- Kontraindikationen
- Arzneimittel-Interaktionen
- Parapharmazie
- Neue Medikamente, Änderung der Dauermedikation
- Generika vs. Originale: Doppelte Verordnung, Abgabe eines Generikums von einem anderen Hersteller
Redaktionelle Probleme:
- Lesbarkeit
- Fehlende Informationen, unvollständige Verordnung
- Verwechslungen
- Unleserliche Schrift, interne Abkürzungen
Logistische Probleme:
- Medikamente aus dem Ausland
- Kleine Packungsgrösse nicht an Lager
- Magistralrezepturen
Rechtliche Probleme:
- Verordnung von Betäubungsmitteln auf normalem Rezept
- Immer das Gespräch mit dem Patienten oder den Angehören suchen
- Telefonischer Kontakt mit dem Krankenhaus, der zuständigen Person oder der Spitalapotheke
- Patienten-History
- Bezugsquellen für Magistralrezepturen und Substanzen
- Datenbanken, z.B. pharmazeutische Informationssysteme, PharmaWiki
- Polymedikationscheck
Literatur für Parapharmazie:
- Produktekataloge
- Kitteltasche-Bücher: Verbandstoffe für die Kitteltasche, Hilfsmittel und Medizinprodukte für die Kitteltasche
Weitere Lösungsansätze:
- Prozesse im Krankenhaus: z.B. Medikamentenanamnese, Ausbildung der Assistenzärzte
- Elektronische Verordnung, elektronisches Patientendossier (eHealth, e-prescribing)
- Abdel-Qader D.H., Harper L., Cantrill J.A., Tully M.P. Pharmacists' interventions in prescribing errors at hospital discharge: an observational study in the context of an electronic prescribing system in a UK teaching hospital. Drug Saf, 2010, 33(11), 1027-44 Pubmed
- Hôpitaux Universitaires de Genève http://pharmacie.hug-ge.ch/infos_prat/infos_officine.html
- James K.L., Barlow D., McArtney R., Hiom S., Roberts D., Whittlesea C. Incidence, type and causes of dispensing errors: a review of the literature. Int J Pharm Pract, 2009, 17(1), 9-30 Pubmed
- Lesar T.S., Briceland L., Stein D.S. Factors related to errors in medications prescribing. JAMA, 1997, 277, 312–7
- Martinelli E. Medikamentenanamnese und Austritt aus dem Spital. pharmaJournal, 2008, 19, 16
- Peeters M.J., Pinto S.L. Assessing the impact of an educational program on decreasing prescribing errors at a university hospital. J Hosp Med, 2009, 4(2), 97-101 Pubmed
- pharmaJournal-Reihe „Probleme mit Medikamenten im Zusammenhang mit einem Spitalaufenthalt“
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.