Octenidin


synonym: Octenidinum, Octenidini dihydrochloridum, Octenidindihydrochlorid
ProdukteOctenidin ist in der Schweiz unter anderem als farblose und gefärbte Lösung, Gurgellösung und Wundgel im Handel (Octenisept®, Octeniderm®, Octenimed®). Es ist seit 1990 zugelassen.
Struktur und EigenschaftenOctenidin (C36H62N4, Mr = 550.9 g/mol) liegt im Arzneimittel als Octenidindihydrochlorid vor, eine farblose Flüssigkeit. Es ist eine kationische, oberflächenaktive Substanz. Octenidin ist stabil zwischen pH 1.6 bis 12.2, unter Lichteinstrahlung und kann bis zu 130°C dampfsterilisiert werden. Im Unterschied zu Chlorhexidin kann das toxische 4-Chloranilin nicht aus dem Molekül freigesetzt werden.
Octenidin (ATC D08AX99 ) ist bakterizid gegen grampositive und gramnegative Bakterien, fungizid gegen Hefen und Hautpilze und wirksam gegen lipophile Viren und Hepatitis-B-Viren. Die Wirkung tritt schnell, nach zirka einer Minute ein und hält lange an. Sie beruht auf der Wechselwirkung des Kations mit den negativen Ladungen von Zellwand- und Zellmembranbestandteilen der Mikroorganismen. Resistenzen sind bisher nicht bekannt.
Zur Desinfektion der Haut und Schleimhaut, z.B. vor Operationen im Urogenitalbereich und im Rektalbereich, vor der Katheterisierung der Harnröhre, im Rahmen von Untersuchungen der Gebärmutter. Zur Desinfektion der Mundschleimhaut und bei Verletzungen, Wunden und zur Nahtversorgung.
Das Wundgel wird zur Befeuchtung und Reinigung von Wunden eingesetzt. Weitere galenische Formen sind im Handel.
Kontraindikationen- Überempfindlichkeit
- Octenidin darf nicht in den Gehörgang gebracht werden, nicht ins Auge gelangen und soll nicht intraperitoneal angewandt werden.
Die vollständigen Vorsichtsmassnahmen finden sich in der Arzneimittel-Fachinformation.
InteraktionenOctenidin soll nicht auf demselben Hautbereich zusammen mit Povidon-Iod aufgetragen werden, weil es Iodradikale freisetzen kann, die das Gewebe reizen und braun bis violett verfärben.
Unerwünschte WirkungenZu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören ein leichtes Brennen auf der Haut. Bei der Anwendung im Mund kann es zu Geschmacksstörungen und Gefühlsstörungen kommen. Octenidin hat einen lange anhaltenden bitteren Geschmack. Octenidin ist im Vergleich mit anderen, toxischeren Desinfektionsmitteln besser verträglich (z.B. Chlorhexidin, Povidon-Iod). Octenidin wird nicht absorbiert, systemische Nebenwirkungen sind deshalb nicht zu erwarten.
siehe auchLiteratur- Arzneimittel-Fachinformation (CH)
- Hübner N.O., Siebert J., Kramer A. Octenidine dihydrochloride, a modern antiseptic for skin, mucous membranes and wounds. Skin Pharmacol Physiol. 2010, 23(5), 244-58 Pubmed
- Koburger T., Hübner N.O., Braun M., Siebert J., Kramer A. Standardized comparison of antiseptic efficacy of triclosan, PVP-iodine, octenidine dihydrochloride, polyhexanide and chlorhexidine digluconate. J Antimicrob Chemother. 2010, 65(8), 1712-9 Pubmed
- Krishna B.V., Gibb A.P. Use of octenidine dihydrochloride in meticillin-resistant Staphylococcus aureus decolonisation regimens: a literature review. J Hosp Infect, 2010, 74(3), 199-203 Pubmed
- Mayr-Kanhäuser S., Kränke B., Aberer W. Efficacy of octenidine dihydrochloride and 2-phenoxyethanol in the topical treatment of inflammatory acne. Acta Dermatovenerol Alp Panonica Adriat, 2008, 17(3), 139-43 Pubmed
- Stahl J., Braun M., Siebert J., Kietzmann M. The effect of a combination of 0.1% octenidine dihydrochloride and 2% 2-phenoxyethanol (octenisept) on wound healing in pigs in vivo and its in vitro percutaneous permeation through intact and barrier disrupted porcine skin. Int Wound J, 2010, 7(1), 62-9 Pubmed
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.
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