Arzneimittelwerbung Medikamentenentwicklung Markt
synonym: Arzneimittelmarketing, Pharmamarketing
DefinitionArzneimittelwerbung sind Massnahmen zur Information, Marktbearbeitung und Schaffung von Anreizen, welche zum Ziel haben, die Verschreibung, die Abgabe, den Verkauf, den Verbrauch oder die Anwendung von Arzneimitteln zu fördern.
Nicht in diese Kategorie fallen Informationen allgemeiner Art über Gesundheit und Krankheiten, sofern sich diese weder direkt noch indirekt auf bestimmte Arzneimittel beziehen.
In der MedikamentenentwicklungDie Arzneimittelwerbung beginnt im Rahmen der Medikamentenentwicklung in der Regel sofort nach der Erstzulassung eines Arzneimittels. Einzelne Marketingmassnahmen können bereits vor der Zulassung ergriffen werden.
Medikamentenentwicklung, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki
Publikums- und FachwerbungEs wird zwischen Publikumswerbung und Fachwerbung unterschieden. Publikumswerbung richtet sich an die breite Öffentlichkeit, die Patientinnen und Patienten. Fachwerbung richtet sich an Fachpersonen, also beispielsweise Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte, Tierärztinnen und Tierärzte, Apothekerinnen und Apotheker, Drogistinnen und Drogisten.
In der Schweiz ist Publikumswerbung für verschreibungspflichtige Medikamente und für erstattungspflichtige Medikamente (SL) verboten. Dies gilt beispielsweise nicht in den USA, wo Publikumswerbung für Rx-Medikamente erlaubt ist.
AnforderungenDie gesetzlichen Anforderungen für die Arzneimittelwerbung findet sich in der Arzneimittel-Werbeverordnung (AWV). So dürfen beispielsweise nur Anwendungsgebiete beworben werden, welche von der Arzneimittelbehörde zugelassen wurden. Des Weiteren darf nicht behauptet werden, ein Arzneimittel habe keine unerwünschten Wirkungen und die Verabreichung sei risikolos.
BeispieleBeispiele von Arzneimittelwerbung:
- Aktionen im öffentlichen Raum
- Anlässe
- Apps
- Beratungsunterlagen und -materialien
- Bildschirmwerbung (z.B. Bildschirme in Apotheken und Arztpraxen)
- Broschüren
- Bücher
- E-Mails
- Fachpublikationen
- Finanzielle Anreize, Rückvergütungen, Dienstleistungen
- Flyer
- Games
- Geschenke
- Gesundheitsmagazine
- Gratispackungen (Muster, Proben)
- Gutscheine
- Influencer, soziale Medien
- Innendekoration (z.B. Apotheken)
- Kongresse, Messen
- Leerpackungen
- Mailings (Briefversand)
- Markenbotschafter
- Online-Werbung
- Packshots
- Persönliche Kontakte, Netzwerk
- Plakatwerbung
- Plakate in Apotheken
- Printwerbung
- Publireportagen
- Radiowerbung
- Rundbriefe
- Schulungen
- Sponsoring
- Telefonanrufe
- Thekensteller
- TV-Werbung
- Vertreterbesuche
- Verträge
- Vorträge
- Webinare
- Webseiten
- Werbeartikel, Werbegeschenke, Goodies
- Werbung für Krankheiten (Disease awareness)
- Wettbewerbe
- Nicht unabhängige wissenschaftliche Publikationen
- Zeitschriften, Hochglanzzeitschriften
Arzneimittelwerbung hat positive Aspekte. Sie informiert die Öffentlichkeit und die Fachpersonen über neue Angebote und ihre Anwendung. Sie ermöglicht zum Beispiel durch Sponsoring die Finanzierung von Projekten und Anlässen.
Arzneimittelwerbung ist keine neutrale, unabhängige und objektive Informationsquelle. Sie hat letztlich immer das Ziel, den Absatz der Arzneimittel zu fördern. Sie fokussiert auf die potenziellen Wirkungen, operiert mit Emotionen, persönlichen Beziehungen und starken Bildern und blendet Risiken und unerwünschte Wirkungen systematisch aus. Schliesslich haben in der Vergangenheit zahlreiche Skandale den Ruf des Pharmamarketings beschädigt.
Literatur- Verordnung über die Arzneimittelwerbung (Arzneimittel-Werbeverordnung, AWV)
- Arzneimittelwerbung im Internet – Anforderungen von Swissmedic
- Fragen aus der Veranstaltung „Arzneimittelwerbung im Internet“ (November / Dezember 2006)
Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.