Big-Five-Modell
PharmaWikiDas Big-Five-Modell ist eine etablierte Methode zur Beschreibung der Persönlichkeit eines Menschen. Es analysiert die fünf Faktoren Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Das Modell hat zahlreiche Anwendungsgebiete im Privat- und Berufsleben sowie in der Medizin.synonym: Big Five, Big 5, OCEAN, CANOE, Fünf-Faktoren-Modell
DefinitionDas Big-Five-Persönlichkeitsmodell ist eine bekannte und etablierte Methode für die Beschreibung der Persönlichkeit eines Menschen. Sie verwendet dazu die folgenden fünf Faktoren, die in der Regel mit einem detaillierten Fragebogen erfasst werden:
- Offenheit für Erfahrungen
- Gewissenhaftigkeit
- Extraversion
- Verträglichkeit
- Neurotizismus
Bei der Durchführung der Tests werden die Faktoren weiter in sogenannte Facetten unterteilt, was eine feingliedrige Analyse erlaubt. Die Resultate liegen auf einem Kontinuum. Das Modell wird seit den 1930er-Jahren entwickelt.
Big-Five-Persönlichkeitsbeschreibung1. Offenheit für Erfahrungen (Openness):
Menschen mit einer hohen Offenheit schätzen neue Erfahrungen und Ideen, viel Abwechslung, sie sind erfinderisch, fantasievoll, kreativ, experimentierfreudig, neugierig, wissensbegierig, ideenreich, vertrauensvoll und kulturell interessiert. Menschen mit einer geringen Offenheit sind konservativ, bodenständig und mögen das Bewährte.
2. Gewissenhaftigkeit (Conscientiousness):
Menschen mit einer hohen Gewissenhaftigkeit zeichnen sich durch ihre Zuverlässigkeit, ihre Kompetenz, ihr Pflichtbewusstsein, ihre Disziplin, ihr Verantwortungsbewusstsein, ihre Ordentlichkeit, Kontrolle, Perfektion, Zielstrebigkeit, Organisation und Ausdauer aus. Am anderen Ende des Spektrums sind Menschen, die ungenau, unzuverlässig und chaotisch arbeiten.
3. Extraversion (Extraversion):
Extravertierte Menschen beziehen ihre Energie aus dem Kontakt mit anderen Menschen, sie sind nach aussen gerichtet, enthusiastisch, durchsetzungsfähig, gesellig, herzlich und sie unterhalten sich gerne. Introvertierte Menschen haben eine reiche innere Erlebniswelt, denken viel nach, schätzen das Alleinsein, die Unabhängigkeit, den Eskapismus und die Introspektion.
4. Verträglichkeit (Agreeableness):
Menschen mit einer hohen Verträglichkeit sind kooperativ, kompromissbereit, freundlich, ehrlich, gutherzig, mitfühlend (empathisch), wohlwollend, grosszügig, hilfbereit, bescheiden und verständnisvoll. Sie bevorzugen die Harmonie. Unverträgliche Menschen sind hingegen egoistisch, wettbewerbsorientiert (kompetitiv), streitbar, hart, feindselig, misstrauisch und unkooperativ.
5. Neurotizismus (Neuroticism):
Der Neurotizismus bezieht sich auf die emotionale Stabilität und eine Tendenz für negative Gefühle. Neurotische Menschen haben eine geringe Stresstoleranz und reagieren rasch auf einfache Anforderungen und Reize. Sie sind leicht reizbar, schnell verärgert, launisch, unzufrieden, zweifelnd, angespannt, nervös, instabil, negativ, sie neigen zu Aggressionen, Depressionen und Ängstlichkeit, haben eine geringe Impulskontrolle und sind emotional und verletzlich. Ihre Reaktionen werden von Aussenstehenden oft als unangemessen wahrgenommen. Sie klagen zudem häufig über gesundheitliche Beschwerden. Menschen mit geringen Werten sind hingegen ruhig, entspannt, gelassen, zufrieden, stabil, sicher und ausgeglichen.
Faktoren des Big-Five-Modell (ohne Facetten), zum Ausprobieren und Experimentieren. Zum Vergrössern und Ausdrucken anklicken. Illustration © PharmaWiki
Link: Online-Persönlichkeitstest Universität Leipzig
(gratis, seriös, etwa 15 Minuten)
Eine Analyse der Persönlichkeit ist zum Beispiel im Privatleben, in Beziehungen, im Team, im Berufsalltag und bei der Personaleinstellung aufschlussreich. Auch in der Psychiatrie, bei Persönlichkeitsstörungen, bei Krankheiten des zentralen Nervensystems wie einer Demenz, in der Forschung und für die Selbsterkenntnis und die persönliche Weiterentwicklung ist das Modell hilfreich.
Auswertung der ResultateDas Resultat ist eine Beschreibung, keine Wertung. So werden zum Beispiel introvertierte Menschen häufig verurteilt, sie seien zu ruhig, zu wenig offen und gesprächig. Ihre Stärken liegen aber unter anderem in der Beobachtung, der Analyse, im Schreiben und der Reflexion. Vermeintliche Schwächen können abhängig vom Kontext auch Stärken sein. Im Verlauf des Lebens können sich die Persönlichkeitsmerkmale entwickeln und verändern.
Literatur- Costa P. T. Jr., McCrae R. R. Validation of the five-factor model of personality across instruments and observers. J Pers Soc Psychol, 1987, 52(1), 81–90
- Fachliteratur
- McCrae R.R., John O.P. An introduction to the five-factor model and its applications. J Pers, 1992, 60(2), 175–215
- Vicentini G., Raccanello D., Burro R. Self-Report Questionnaires to Measure Big Five Personality Traits in Children and Adolescents: A Systematic Review. Scand J Psychol, 2025, 66(5), 627-653 Pubmed

- John O.P., Naumann L.P., Soto C.J. Paradigm shift to the integrative Big Five trait taxonomy: History, measurement, and conceptual issues. In: Handbook of Personality: Theory and Research, 3rd ed., 2008, Guilford Press, pp. 114–158
- Samuel D. B., Widiger T. A. A meta-analytic review of the relationships between the Five-Factor Model and DSM-IV-TR personality disorders: A facet level analysis. Clin Psychol Rev, 2008, 28(8), 1326–1342 Pubmed

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