Acne inversa

synonym: Hidradenitis suppurativa, Pyodermia fistulans sinifica, Intertriginöse Akne, Akne in den Hautfalten
SymptomeAcne inversa ist eine chronisch wiederkehrende Hautentzündung, die von den Haarfollikeln der Terminalhaare ausgeht. Im Entzündungsverlauf entstehen:
- Frühe Symptome: Brennen, Juckreiz, Wärme, Schwitzen, Schmerzen
- Komedonen
- Knötchen und Knoten unter der Haut, die im Verlauf auch kettenartig zusammenfliessen
- Abszesse und gerötete, schmerzhafte Geschwüre
- Übelriechende Sekretionen und Eiter, welche aus den aufbrechenden Abszessen freigesetzt werden
- Sekundäre bakterielle Infekte
- Narben und Keloide nach Abheilung
Betroffen sind vorwiegend intertriginöse Hautstellen (Hautfalten) wie die Achseln, die Perianalregion, Brüste und die Leistengegend.
Die Acne inversa bedeutet eine starke Belastung für die Betroffenen hinsichtlich Lebensqualität und sozialen Kontakten.
Verlauf- Beginn im Gegensatz zur Acne vulgaris meist erst nach der Pubertät.
- Langer Krankheitsverlauf über Jahre bis Jahrzehnte.
Histologisch liegt wie bei der Acne vulgaris eine Hyperkeratose und Obstruktion der Haarfollikel zugrunde. Eine Ruptur des erweiterten follikulären Kanals führt zu einer Freisetzung von fremdem Material (Haar, Talg, Zellen) in das Bindegewebe, wodurch der Entzündungsprozess ausgelöst wird.
Die apokrinen Schweissdrüsen sind gemäss aktuellen Erkenntnissen nicht an der Entstehung beteiligt und können höchstens sekundär im Verlauf der Entzündung beteiligt sein.
RisikofaktorenZahlreiche Risikofaktoren wie zum Beispiel Rauchen, Übergewicht, zu enge Kleidung, Diabetes oder Androgene werden diskutiert, ein kausaler Zusammenhang ist aber bei den meisten Faktoren nicht mit Sicherheit nachgewiesen.
Komplikationen- Gesellschaftlicher Rückzug, Depression, Arbeitslosigkeit
- Narbenbildung, Gewebeverkürzung
- Systemische Infektionen, Blutvergiftung
- Als wirksamste Therapie gilt eine möglichst frühzeitige und grossflächige chirurgische Behandlung. Dies bedeutet allerdings je nach Ausdehnung einen grossen Eingriff und eine stationäre Behandlung.
- Chirurgische Entfernung lokaler Abszesse
- Röntgenbestrahlung
Verwendet werden vor allem entzündungshemmende, antimikrobielle und talgdrüsenregulierende Medikamente. Die Wirksamkeit der medikamentösen Therapie scheint im Allgemein ungenügend zu sein. Acne inversa spricht schlechter auf Medikamente an als Acne vulgaris.
Antibiotika werden innerlich und äusserlich angewendet:
- Clindamycin (Dalacin®, Generika) ist am besten untersucht
- Fusidinsäure (Fucidin®)
- Dapson (Diaminodiphenylsulfon, in der Schweiz nicht im Handel)
Retinoide sollen nicht ausreichend wirksam sein:
- z.B. Isotretinoin (Roaccutan®, Generika)
Antiandrogene sollen gemäss Literatur nur bei einigen Patienten wirksam sein:
- Cyproteronacetatacetat (+ Ethinylestradiol, Diane 35®, diverse), nur bei Frauen anwendbar
Der ältere Begriff Hidradenitis suppurativa sollte nicht mehr verwendet, da er einen falschen Bezug zu den (apokrinen) Schweissdrüsen herstellt, die an der Erkrankung gemäss aktuellen Erkenntnissen nicht primär an der Entstehung beteiligt sind.
Literatur- Alikhan A., Lynch P.J., Eisen D.B. Hidradenitis suppurativa: a comprehensive review. J Am Acad Dermatol, 2009, 60(4), 539-61 Pubmed
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- Jansen I., Altmeyer P., Piewig G. Acne inversa (alias hidradenitis suppurativa). J Eur Acad Dermatol Venereol, 2001, 15(6), 532-40 Pubmed
- Sellheyer K, Krahl D. Hidradenitis suppurativa is acne inversa! An appeal to (finally) abandon a misnomer. Int J Dermatol. 2005, 44(7), 535-40 Pubmed
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