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KI-Test PharmaWiki

Mit dem vorliegenden Test wurde überprüft, wie gut der KI-Chatbot ChatGPT Fragen aus dem Apothekenalltag beantwortet. Dazu wurden 10 Fragen mit einem mittleren Schwierigkeitsgrad erarbeitet, dem Chatbot gestellt und die Antworten von einem erfahrenen Apotheker ausgewertet. Das Resultat ist ernüchternd. 90 % der Fragen wurden falsch, fehlerhaft, unvollständig oder unsicher beantwortet. ChatGPT verwendet unkritisch ungeeignete Quellen aus dem World Wide Web, bezieht sich auf das falsche Land und kann Fragen nicht abschliessend beantworten. Daraus ergibt sich die Schlussfolgerung, dass ChatGPT nicht für diese Anwendung geeignet ist. In einem hochsensiblen Bereich wie der Arzneimitteltherapie ist eine solche Fehlerquote inakzeptabel. Test: Wie gut beantwortet der KI-Chatbot ChatGPT Fragen aus dem Apothekenalltag?

Einleitung

Seit seiner Einführung im November 2022 hat der Chatbot ChatGPT und die generative künstliche Intelligenz für viel Aufsehen gesorgt. Mittlerweile wird täglich über KI in den Medien berichtet und es werden Milliarden in die Technologie investiert. Gleichzeitig stellen sich wichtige Fragen nach der Qualität, der Herkunft der Daten, der Vergütung der Urheber, den Auswirkungen auf die Gesellschaft und nach dem Datenschutz.

Methoden

Wie gut eignet sich ChatGPT und generative künstliche Intelligenz für Apotheken? Diese Fragestellung haben wir in einem kleinen Test mit 10 Fragen untersucht, die sich unter anderem mit der Rezeptpflicht, der Verfügbarkeit von Medikamenten, Generika und mit Prozessen in den Betrieben in der Schweiz beschäftigen. Es sind Fragen mit einem mittleren Schwierigkeitsgrad, welche die Apothekenteams mit ihren Hilfsmitteln problemlos beantworten können. Die Quellen dafür sind frei zugänglich. Der Test wurde im Oktober 2025 mit dem kostenlosen Basismodell (GPTS-5) durchgeführt, da dieses am häufigsten verwendet wird. Die Antworten des Chatbots wurden von einem erfahrenen Apotheker überprüft und bewertet.

Die Fragen, die richtigen Antworten und die Auswertung finden sich im Anhang.

Resultate und Diskussion

Das Resultat ist ernüchternd. 9 von 10 Fragen (90 %) wurden falsch, fehlerhaft, unvollständig oder unsicher beantwortet. Es fällt auf, dass der Chatbot Webseiten mit einer zweifelhaften Qualität völlig unkritisch als Quellen heranzieht. Zudem werden Antworten hergeleitet, aber die Fragen können nicht mit Sicherheit beantwortet werden. Obwohl explizit nach der Situation in der Schweiz gefragt wird, werden auch Webseiten aus Deutschland als Basis für Antworten verwendet. Schliesslich werden Aussagen erfunden und es ist für Laien nicht erkennbar, was richtig und was falsch ist. Das Resultat ist aufgrund der eingesetzten Mittel für die KI, der fortgeschrittenen Version und des generellen KI-Hypes überraschend.

Schlussfolgerung

Die Qualität von ChatGPT in der Basisversion zur Beantwortung von Fragen aus dem Apothekenalltag in der Schweiz war in diesem Test deutlich mangelhaft. Praktisch alle Antworten sind falsch, fehlerhaft, unvollständig oder unsicher. Gerade in einem hochsensiblen Bereich wie der Arzneimitteltherapie sind qualitativ hochwertige Informationen essenziell und diese Fehlerquote ist inakzeptabel. ChatGPT kann für diesen Zweck nicht empfohlen werden. Die traditionellen Systeme und Datenbanken sind wesentlich besser geeignet, weil sie abschliessende und richtige Antworten ermöglichen. Der Test weckt grundsätzliche Zweifel an der Eignung der Technologie.

Anhang: Fragenkatalog und Auswertung

1. Gestellte Fragen mit richtigen Antworten

1. Sind Tabletten mit Ibuprofen zu 600 mg in der Schweiz ohne ärztliche Verordnung erhältlich?

Richtige Antwort: Ja, das Medikament ist in der Liste B+ aufgeführt (kleine Packung, maximale Behandlungsdauer 1 Woche, gesetzliche Vorgaben beachten).

2. Wie viele Packungen mit Lorazepam zu 50 Tabletten werden in der Schweiz von der Krankenkasse vergütet?

Richtige Antwort: 4 Packungen in 3 Monaten.

3. Was sind gängige Phytopharmaka für die Behandlung einer Blasenentzündung in der Schweiz?

Richtige Antwort: Dazu gehören zum Beispiel Cystinol®, Angocin®, Nieren-Blasen-Dragées, Nieren-Blasen-Tees und Nieren-Blasen-Tropfen.

4. Was ist der Unterschied zwischen Relaxane und Zeller Entspannung?

Richtige Antwort: Die Arzneimittel sind mit Ausnahme von einigen Punkten gleich (Verpackung, Zulassungsnummer, Name). Es handelt sich um ein Co-Marketing-Arzneimittel. Die Filmtabletten sind identisch. Relaxane ist in der Spezialitätenliste aufgeführt, Zeller Entspannung hingegen nicht (NLP).

5. Gibt es in der Schweiz Generika von Tamiflu?

Richtige Antwort: Nein.

6. Darf DMSO in Schweizer Apotheken an die Kundschaft verkauft werden?

Richtige Antwort: Viele Kundinnen und Kunden möchten es einnehmen, aber es sind keine Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel als Fertigprodukte im Handel. Eine Alternative ist MSM. Als Chemikalie sollte es nicht verkauft werden, die Abgabe ist aber nicht verboten. DMSO ist als Hilfsstoff oder Wirkstoff in Gelen, Cremen und Sprays enthalten.

7. In einer Schweizer Apotheke wird Zitronensäure (30 g) aus einem grösseren Gefäss für eine Kundin abgefüllt. Wie ist der genaue Ablauf?

Richtige Antwort: Stichworte: Qualität Produkt, Personalschulung, Gesetzliche Vorgaben des Arzneibuchs, Labor, Waage, Schutzmassnahmen, Hygienemassnahmen und Desinfektion, Behältnis, Abfüllen, Abfüllprotokoll, Kontrolle, Etikette.

8. Was ist Tuc?

Richtige Antwort: Gemeint ist der Tuc Stick, ein Fettstift und Hautpflegemittel.

9. Welche Impfungen dürfen in Apotheken im Kanton Graubünden durchgeführt werden?

Richtige Antwort: Grippe, FSME, Folgeimpfungen gemäss Impfplan, Covid-19, Gürtelrose.

10. Darf Dupixent in Apotheken in der Schweiz mit dem Biosimilar substituiert werden?

Richtige Antwort: Grundsätzlich ja, aber es gibt derzeit aufgrund des Patentschutzes noch kein Biosimilar. Deshalb ist eine Substitution nicht möglich.

2. Antworten von ChatGPT und Auswertung (PDF)

Die Antworten von ChatGPT und die Auswertung finden Sie in diesem PDF als Download:  KI_Test_Anhang.pdf 

Autor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 25.10.2025 geändert.
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