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Zuckersucht Indikationen

Zucker, die Saccharose, ist heute in unzähligen verarbeiteten Lebensmitteln in einer hohen Konzentration enthalten und wird überkonsumiert. Er fördert im Gehirn die Freisetzung von Neurotransmittern wie Dopamin, beruhigt und löst Glücksgefühle aus. Es gibt Hinweise darauf, dass Zucker wie ein Rauschmittel abhängig und süchtig machen kann. Es wurden verschiedene Parallelen zur Drogenabhängigkeit festgestellt, etwa eine regelmässige Verabreichung, eine Toleranzentwicklung, Craving und Entzugssymptome. Es gibt Hinweise dafür, dass die Zuckersucht existiert, das Thema wird aber kontrovers diskutiert.

synonym: Sugar addiction, Zuckerabhängigkeit, Süchtig nach Zucker

Symptome

Menschen mit einer Zuckersucht sind abhängig von Lebensmitteln mit einem hohen Zuckeranteil und zeigen einen täglichen und unkontrollierten Konsum. Die Zuckersucht kann sich in einer Abhängigkeit, einer Toleranz, Binge-Eating, Craving und Entzugssymptomen äussern. Zuckerhaltige Lebensmittel werden auch als Beruhigungsmittel, für den Abbau von Stress, gegen Müdigkeit, bei Spannungen und Gemütsverstimmungen verzehrt („Frustessen“).

Zu den möglichen negativen Folgen gehören Karies, Zahnfleischprobleme, Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Übergewicht, Fettleibigkeit, eine Fettleber, metabolische Störungen, eine Insulinresistenz und ein Diabetes mellitus. Aufgrund der Folgeerkrankungen ist die Zuckersucht längerfristig potenziell lebensbedrohlich.

Einschränkend muss erwähnt werden, dass die Krankheit in der Literatur nach wie vor kontrovers diskutiert wird. Es gibt Experten, welche ihre Existenz bestreiten. Zucker ist mit Sicherheit in einem geringeren Ausmass psychoaktiv als Rauschmittel und zumindest akut wesentlich weniger toxisch. Es handelt sich vielmehr um eine chronische Vergiftung.

Ein bekannter Kritiker ist Prof. David Benton von der Universität Swansea in Wales. Für die unten zitierte Übersichtsarbeit (Benton, 2010) hat er allerdings Geld von der World Sugar Research Organization erhalten, einer Lobbyorganisation von Zuckerherstellern.

Ursachen

Mit Zucker ist im engeren Sinn die Saccharose gemeint, ein Disaccharid und Kohlenhydrat, das aus je einem Molekül Glucose und Fructose besteht, die kovalent miteinander verbunden sind.

Chemische Struktur der Saccharose, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Daneben existieren viele weitere Zucker mit ähnlichen Eigenschaften, also beispielsweise die Glucose (Traubenzucker), Fructose (Fruchtzucker) sowie verschiedene Stärkeabbauprodukte wie der Glucosesirup (Stärkesirup), der Malzextrakt und die Maltose.

Die Saccharose und ähnliche Kohlenhydrate sind zwar natürliche Substanzen, aber sie kommen in der Natur bei weitem nicht in einer derart hohen Konzentration und Reinheit vor, wie wir es heute von den verarbeiteten Lebensmitteln kennen. Dies mit der Ausnahme des Bienenhonigs, einer übersättigten Lösung von Glucose und Fructose. Niemals in der Geschichte hatten die Menschen einen derart einfachen und billigen Zugang zu reinem Zucker.

Die Einnahme von Zucker bewirkt im Gehirn die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und von endogenen Opioiden. Sie beruhigt, entspannt und löst Glücksgefühle aus („Sugar high“, „Sugar rush“). Diese Mechanismen werden von einigen Autoren mit den Effekten von Rauschmitteln verglichen. Im Tierversuch wurde gezeigt, dass sich die Wirkungen der endogenen Opioide mit Opioid-Antagonisten wie Naloxon aufheben lassen.

Das Belohnungssystem im Gehirn sorgt dafür, dass wir immer wieder zum Zucker greifen. Dabei kann sich eine Toleranz entwickeln, die eine Dosissteigerung erforderlich macht. Mit dem Ziel, unangenehme Entzugssymptome zu vermeiden, wird der Zucker regelmässig zugeführt.

Im Tierversuch wurde gezeigt, dass Ratten, welche sich zwischen Kokain und Zucker entscheiden können, den Zucker deutlich und anhaltend favorisieren.

Zuckergehalt einiger Lebensmittel und Getränke, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Diagnose

Die Diagnose kann anhand einer strukturierten Patientenbefragung gestellt werden, zum Beispiel mithilfe des Yale Food Addiction Scale (YFAS).

Vorbeugung und Behandlung

Es ist problematisch, dass Zucker in einem solchen Ausmass für die Herstellung von Lebensmitteln verwendet wird. Er ist als versteckter Zucker nicht nur in offensichtlich süssen Produkten wie Süssigkeiten, Süssgetränken und Desserts enthalten, sondern beispielsweise auch in Salatsaucen, im Brot, Gebäck, Getränken, in der Bouillon, in der Mayonnaise oder in eingelegten Gurken.

Es muss beachtet werden, dass sich die Angabe „davon Zucker“ in der Nährwertdeklaration auf der Verpackung von Lebensmitteln nicht ausschliesslich auf die Saccharose bezieht. Sondern auf alle natürlichen und zugesetzten Monosaccharide und Disaccharide im Produkt. So enthält Milch etwa 4.9 g Zucker pro 100 ml. Gemeint ist hier in erster Linie der natürlich enthaltene Milchzucker, die Lactose.

Für die Vorbeugung oder Behandlung einer Zuckerabhängigkeit sollte der Anteil zuckerhaltiger Lebensmittel an der Ernährung reduziert werden. Zucker ist für die Ernährung nicht essenziell. Kohlenhydrate sollen vorzugsweise als Polysaccharide (Polymere) zugeführt werden, weil diese die Glucose langsamer freigeben und besser sättigen. Ein vollständiger Verzicht ist aus unserer Sicht nicht erforderlich, aber eine starke Reduktion ist wünschenswert.

Statt Konfitüre (Zuckergehalt etwa 50 %) können zum Frühstück Früchte, Beeren, ein zuckerarmes Müesli mit Quark oder Salziges wie Eier, Nüsse und Avocados gegessen werden. Der Schokoriegel als Zwischenmahlzeit (Zuckergehalt 60 %) kann durch eine Frucht oder Nüsse ersetzt werden. Und als Dessert sollen nur sehr geringe Mengen Süssigkeiten konsumiert werden.

Siehe unter Gesunde Ernährung.

Weitere Tipps:

siehe auch

Saccharose, Davon Zucker, Polysaccharide, Glucosesirup, Glucose, Fructose, Maltose, Honig, Rauschmittel, Abhängigkeit, Toleranz, Gesunde Ernährung, Kalorien

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 28.1.2024 geändert.
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