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Gesund Wandern Indikationen

Wandern ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung, ist aber auch mit spezifischen Gesundheitsproblemen verbunden. Besonders bei grösseren Unternehmungen können Beschwerden wie Hautwolf, Höhenkrankheit, Zeckenstiche, Hautblasen, Sonnenbrand und Ähnliches auftreten. Eine Übersicht über gesundheitliche Herausforderungen beim Wandern und präventive und therapeutische Massnahmen.

Weitere Informationen finden Sie auch bei den entsprechenden Artikeln. Dieser Artikel bezieht sich auf längere Wanderungen in der Schweiz und Europa während der warmen Jahreszeit.

Wanderapotheke

Unsere Checkliste für die Wanderapotheke finden Sie hier: Wanderapotheke

Auswahl möglicher Beschwerden

Blasen an den Füssen:

Blasen an den Füssen entstehen durch Scherkräfte, welche zur Bildung eines Zwischenraums in der Stachelzellschicht der Haut führt. Dieser wird mit Gewebeflüssigkeit gefüllt. Zu den Risikofaktoren gehören Wärme, Feuchtigkeit, schlecht sitzende Schuhe und Socken und starke Belastungen. Schmerzhafte Blasen können mit einem scharfen und sterilen Instrument punktiert und drainiert werden, die aufliegende Haut sollte aber in der Regel auf der Wunde belassen und nicht weggeschnitten werden. Zur Behandlung sind Blasenpflaster gut geeignet, zur Vorbeugung gibt es eine Reihe von Empfehlungen (s. dort).

Höhenkrankheit:

Die akute Höhenkrankheit kann bei einem raschen Aufstieg auf über 2500 Meter auftreten („too high, too fast“). Zu den häufigsten Beschwerden gehören Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Erbrechen und Schwindel. Schwere und teilweise fatale Komplikationen in grosser Höhe sind ein Lungen- und Hirnoedem. Zur Vorbeugung sollen bestimmte Verhaltensregeln befolgt werden (langsamer Aufstieg, Pausen einlegen, Akklimatisation). Zur medikamentösen Vorbeugung werden Acetazolamid, Dexamethason und Ginkgo eingesetzt. Zur Behandlung werden unter anderem Schmerzmittel, Antiemetika, Dexamethason, Acetazolamid und Sauerstoff angewendet.

Gewichtsverlust:

Längere anstrengende Wanderungen können zu einem Verlust an Körpergewicht führen. Ursachen sind der stark erhöhte Energiebedarf und die gleichzeitig ungenügende Zufuhr von Nahrung, das Mitführen von zuwenig Nahrungsmitteln, um Gewicht zu sparen, der Konsum wenig energiereicher Nahrungsmittel (z.B. Früchte und Gemüse), die Dehydratation durch Schwitzen und die durch die Anstrengung ausgelöste Appetitlosigkeit. In einer Untersuchung von Hill (2008) wurde gezeigt, das Wanderer häufig zuwenig Kalorien zu sich nehmen und den erhöhten Energiebedarf nicht decken. Zur Vorbeugung soll auf eine gesunde Ernährung geachtet werden und nahrhafte Lebensmittel mitgeführt werden (z.B. auch Energieriegel). Ein Gewichtsverlust kann bei Übergewicht natürlich auch erwünscht sein.

Dehydratation:

Bei warmem Wetter und starker Belastung können über den Schweiss mehrere Liter Flüssigkeit verloren gehen; bei extremen Bedingungen sollen es bis zu 10 Liter sein können. Ein fortschreitender Flüssigkeitsverlust führt zunächst zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und Krankheitgefühl, schliesslich zu schwerwiegenden Komplikationen. Bei einem Flüssigkeitsmangel reagiert der Organismus mit einer verstärkten Konzentrierung des Harns und einer Verminderung der Urinierfrequenz. Die dunkle Farbe des Harns und seltenes Urinieren deuten deshalb auf eine ungenügende Zufuhr von Flüssigkeit. Zur Vorbeugung soll immer eine Wasserflasche mitgeführt und ausreichend getrunken werden. Im Handel sind zudem Elektrolytgetränke wie Isostar® erhältlich, die neben Wasser u.a. Zucker und Mineralstoffe enthalten. Eine Dehydratation ist ein wichtiger Risikofaktor für Hitzeerkrankungen.

Hitzeerkrankungen:

Hitzeerkrankungen entstehen durch eine akute Überwärmung, die vom Organismus physiologisch nicht mehr ausgeglichen werden kann. Verschiedene Schweregrade werden unterschieden. Während ein Sonnenstich oder eine Hitzeerschöpfung je nach Verlauf selbst behandelt werden kann, ist bei Anzeichen auf einen Hitzschlag eine sofortige ärztliche Behandlung unbedingt notwendig. Zu den Symptomen gehören Wärmegefühl, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Schüttelfrost. Ein Hitzschlag wird definiert als eine Körpertemperatur von über 40°C mit zentralnervösen Störungen wie Delirium, Erregung und Krämpfen.

Sonnenbrand:

Sonnenbrand ist eine Hautrötung, die durch eine übermässige Bestrahlung mit UV-B-Strahlen ausgelöst wird. Er entwickelt sich innert einiger Stunden und kann zu akuten Komplikationen wie Blasenbildung, Überwärmung und Oedemen führen. Da Sonnenbrand zudem ein Risikofaktor für die Entstehung von Hautkrebs ist, soll er möglichst vermieden werden. Dazu wird geraten, die Sonnenbestrahlung insbesondere zwischen 11 Uhr bis 15 Uhr zu meiden, schützende Kleidung, eine Sonnenbrille und eine Kopfbedeckung zu tragen und Sonnenschutzmittel mit einem dem Hauttyp angepassten Schutzfaktor aufzutragen. Die zwei wichtigsten Massnahmen zur Behandlung sind eine gute initiale Kühlung und eine Hautpflege mit wasserhaltigen Hautpflegemitteln.

Insektenstiche und Mückenbisse:

Bienen, Hummeln, Wespen und Hornissen sind mit einem Stachelapparat ausgerüstet, den sie zur Verteidigung oder zum Jagen einsetzen. Beim Stich injizieren sie ein Gift, das beim Menschen milde lokale bis gefährliche und potentiell tödliche allergische allgemeine Beschwerden auslöst. Die Vorbeugung und Behandlung richtet sich nach dem Verlauf. Eine milde und lokale Reaktion kann durch eine gute Kühlung und das Auftragen eines juckreiz- und schmerzstillenden Gels behandelt werden. Bei einer schweren Reaktion muss der Rettungsdienst alarmiert werden. Mückenbisse sind in unseren Breiten harmlos, können aber aufgrund des starken Juckreizes sehr lästig sein.

Zeckenstiche:

Durch Zeckenstiche können eine Vielzahl von Krankheiten übertragen werden. Die hierzulande wichtigsten Infektionen sind die bakterielle Borreliose und die virale FSME (Frühsommer-Meningo-Enzephalitis), die mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen können. Die Zecke sollte so schnell wie möglich, ohne vorherige Verwendung von Hausmitteln, mit einer guten Pinzette entfernt und anschliessend die betroffene Hautstelle desinfiziert werden. Zur Vorbeugung vor Zeckenstichen sollten im Wald geschlossene Schuhe und lange Kleider getragen, das Unterholz wenn möglich gemieden und der Körper anschliessend auf Zecken untersucht werden. Auch die Verwendung von Repellents wie DEET trägt zum Schutz vor Zecken bei.

Verletzung durch Tiere:

Gefährliche Tiere sind in der Schweiz selten. Zu den Herausforderungen gehören etwa Hausrinder (Stiere) und Hunde. Kühe sind zwar meist freundlich, können aber in Ausnahmefällen ebenfalls sehr gefährlich werden, z.B. Mutterkühe. Die Schweiz ist derzeit tollwutfrei, Wölfe und Bären sind sehr selten und scheu. Wer trotzdem einem Bären begegnet, sollte bestimmte Verhaltensregeln  befolgen. Generell sollte man sich langsam von einem Tier zurückziehen und nicht rennen. Bisswunden gehören immer in ärztliche Behandlung. Sie sollen im Notfall gut ausgewaschen und desinfiziert werden. In der Schweiz kommen zwei Giftschlangen vor, die Aspisviper und die Kreuzotter. Sie werden immer seltener und leben hauptsächlich in Alpentälern. Sie sind ebenfalls scheu und beissen nur, wenn sie sich bedroht oder in die Enge getrieben fühlen (weitere Informationen bei Meier et al. 2003).

Durchfall:

Durchfall gehört zu den häufigsten Reisebeschwerden überhaupt und wird auch durch verunreinigtes Wasser ausgelöst, das aus Flüssen oder Seen getrunken wird. Das Risiko für Durchfallerkrankungen kann durch eine gute chemische oder physikalische Wasseraufbereitung verkleinert werden. Auch Hygienemassnahmen wie Händewaschen nach dem Urinieren und nach der Defäkation, sowie das Waschen der Kochutensilien mit warmem Wasser reduzieren das Risiko. Dies gilt allerdings nur, wenn dazu Abwaschmittel resp. Seife verwendet wird.

Der Hautwolf:

Der Hautwolf oder Intertrigo ist eine entzündliche Hauterkrankung, die auf gegenüberliegenden Hautoberflächen (in Hautfalten) entsteht, zum Beispiel im Genitalbereich, an der Leiste und beim After. Zu den Risikofaktoren gehören körperliche Bewegung (Reibung), Übergewicht, gestaute Wärme und Feuchtigkeit. Zur Vorbeugung sollen die entsprechenden Stellen etwa durch leichte Kleidung aus natürlichen Materialien möglichst trocken und kühl gehalten werden. Austrocknende Mittel wie Zinkpasten und Puder sind umstritten, da sie möglicherweise zu einer weiteren Hautreizung führen können. Zur Behandlung werden unter anderem topische Glucocorticoide, Antibiotika, Antimykotika und Gerbstoffe angewendet.

Schmerzen und Verletzungen:

Zu den häufigsten Beschwerden auf Wanderungen gehören Schmerzen und kleinere und grössere Verletzungen. Dazu zählen Muskel- und Gelenkschmerzen, Rücken- und Nackenschmerzen, Muskelkrämpfe, Muskelkater, Sehen- und Knöchelbeschwerden, Prellungen, Bindegewebsverletzungen, Schürfungen, Verbrennungen, lokale Taubheit, Parästhesien, Frakturen und Unfälle. Wanderer sollten etwas Verbandmaterial, Desinfektions- und Schmerzmittel mit sich führen, die Grundlagen der ersten Hilfe kennen und im Notfall den Rettungsdienst alarmieren können (Mobiltelefon, Sanität: 144, Rega: 1414).

siehe auch: Reisekrankheit in Postautos und Gondeln, Wurminfektionen nach dem Genuss von Waldbeeren, Hypoglykämie, Kopfschmerzen, Verstopfung und weitere Indikationen.

Wanderapotheke

siehe unter → Wanderapotheke

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 11.11.2022 geändert.
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