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Heilpilze Lebewesen

Pilze sind eine vielfältige Gruppe von Lebewesen, die ein eigenes Reich bilden und enger mit den Tieren als mit den Pflanzen verwandt sind. Sie sind wichtige Lieferanten für pharmazeutische Wirkstoffe – zum Beispiel für Antibiotika wie die Penicilline, Cholesterinsenker und Immunsuppressiva. Getrocknete Heilpilze und ihre Zubereitungen werden vor allem in der traditionellen ostasiatischen Medizin häufig als Arzneimittel verwendet.

synonym: Pilze, Vitalpilze, Mykotherapie

Produkte

Heilpilze sind zum Beispiel in Form von Kapseln, Tabletten und als Pulver als Nahrungsergänzungsmittel oder als individuell hergestellte Mischungen im Handel. Verwendet werden auch die reinen Inhaltsstoffe, die extrahiert, synthetisch hergestellt oder halbsynthetisch modifiziert werden. Diese sind üblicherweise als Arzneimittel registriert.

Über Pilze

Pilze sind eine sehr vielfältige Gruppe von Lebewesen, die sich deutlich von den Pflanzen, den Tieren und den Bakterien unterscheiden und als eigenes Reich innerhalb der Eukaryonten klassifiziert werden. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass ihre Verdauung ausserhalb ihres Organismus stattfindet. Sie setzen Verdauungsenzyme frei, welche ihre Nahrung auflösen und nehmen die aufgeschlossenen Nährstoffe auf. Pilze sind extrem vielfältig. Die Anzahl der Arten auf der Erde wird auf bis zu über 3 Millionen geschätzt. Pilze sind übrigens enger mit den Tieren als mit den Pflanzen verwandt, zu denen sie früher gezählt wurden.

Pilze verfügen über Zellwände, welche Chitin enthalten. Das ist dasselbe Material, das auch Insekten für ihre Exoskelette verwenden. Sie speichern Energie in Form von Glykogen wie die Tiere und unterscheiden sich von den Pflanzen auch dadurch, dass sie ohne Photosynthese und Cellulosen auskommen. Einige wie die Hefen sind Einzeller, andere Pilze bilden unter der Erde riesige Netzwerke mit dem sogenannten Myzel (Hyphengeflecht). Mit den Hyphen, das sind röhren- und fadenförmige Ausläufer, untersuchen sie ihre Umgebung und interagieren mit anderen Organismen.

Pilze haben eine sehr enge Beziehung zu den Pflanzen, die sich nur dank ihrer Hilfe auf dem Land ausbreiten und in dieser Vielfalt entwickeln konnten. Sie haben eine wichtige Vermittlerrolle zwischen dem Boden und den Wurzeln. Diese Symbiose wird als Mykorrhiza bezeichnet. Der Pilz liefert der Pflanze Nährstoffe, Mineralstoffe und Wasser im Austausch für Kohlenhydrate aus der Photosynthese.

Von einer enormen Bedeutung ist der Abbau von toten Organismen wie Pflanzen und Tieren durch die Pilze und die Freisetzung der gebundenen Stoffe für die nächste Generation von Lebewesen.

Am bekanntesten sind ihre essbaren oder giftigen Fruchtkörper (z.B. Steinpilz, Fliegenpilz, Morcheln, Shiitake, Champignons, grüner Knollenblätterpilz und Eierschwamm), mit welchen sie Sporen freisetzen und sich vermehren. Doch der eigentliche Pilz ist oft nicht sichtbar, weil er sich in der Erde oder in toten Bäumen ausbreitet.

Der Fliegenpilz, Foto © PharmaWiki

Inhaltsstoffe

Zu den Inhaltsstoffen der Pilze gehören zum Beispiel Kohlenhydrate, Proteine, Aminosäuren, Enzyme, Lipide, Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre bioaktive Substanzen wie die Lektine (Glykoproteine), Polysaccharide (z.B. Glucane), Polyphenole, Steroide, Alkaloide und Isoprenoide. Dabei muss beachtet werden, dass das Spektrum und die Quantität der Inhaltsstoffe variieren.

Wirkungen

Pilze und ihre Inhaltsstoffe haben sehr vielfältige pharmakologische Eigenschaften – sie sind zum Beispiel entzündungshemmend, antioxidativ, immunmodulierend, antibakteriell, antimykotisch, antitumoral, psychoaktiv, antidiabetisch und lipidsenkend. Die Anwendungsgebiete sind entsprechend breit. Viel diskutiert wird seit einigen Jahren die Verwendung in der Krebstherapie für die Stimulation der körpereigenen Immunabwehr. Heilpilze werden in der wissenschaftlichen Literatur allerdings auch kritisiert (z.B. Money, 2016).

Beispiele für Heilpilze

Getrockneter Shiitake, Foto: © PharmaWiki

Anwendungsgebiete

Getrockene oder frische Pilze und entsprechende Arzneiformen wie zum Beispiel Pulver oder Kapseln werden als Heilmittel für die Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten verwendet. In Europa ist die Mykotherapie traditionell weniger geläufig als in Asien, also zum Beispiel in der traditionellen chinesischen Medizin. In Europa spielen die Heilpflanzen eine wesentlich wichtigere Rolle.

Gentechnisch veränderte Pilze werden für die biotechnologische Herstellung von Biologika verwendet.

Naturstoffe aus Pilzen werden als pharmazeutische Wirkstoffe eingesetzt. Es handelt sich dabei auch um die extrahierten Reinstoffe oder halbsynthetische und synthetische Derivate. Das bekannteste Beispiel ist Penicillin.

Pilze spielen auch für Herstellung von Lebensmitteln eine wichtige Rolle. So nimmt etwa Saccharomyces cerevisiae eine zentrale Rolle für das Backen und für die Herstellung alkoholischer Getränke ein (z.B. Bier, Wein). Die Hefe vergärt Glucose (Traubenzucker) und andere Kohlenhydrate zu Alkohol. Bei diesem Prozess entsteht auch das Gas Kohlenstoffdioxid (CO2), welches das Brot aufgehen lässt.

Medikamente aus Pilzen

Die folgende Liste zeigt eine Auswahl pharmazeutischer Wirkstoffe, die aus Pilzen gewonnen oder von ihren Inhaltsstoffen abgeleitet wurden:

Alkohole:

Antimykotika:

Antibiotika:

Enzyme:

Halluzinogene:

Immunsuppressiva:

Lipidsenker:

Mutterkornalkaloide:

Probiotika:

Sphingosin-1-phosphat-Rezeptor-Modulatoren:

Unerwünschte Wirkungen

Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen der Pilze gehören zum Beispiel gastrointestinale Störungen, Hautreaktionen (z.B. Shiitake-Dermatitis) und allergische Reaktionen. Wie die Phytopharmaka können auch die Heilpilze und ihre Wirkstoffe pharmakodynamische und pharmakokinetische Arzneimittel-Wechselwirkungen verursachen. Pilze können mit Schwermetallen, Radionukliden wie Cäsium-137 (aus Tschernobyl), Pestiziden und Mykotoxinen verunreinigt sein. Deshalb soll auf seriöse Anbieter und eine gute Produktequalität geachtet werden.

siehe auch

Mykotoxine

LiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 24.1.2024 geändert.
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