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Medikamente und Mahlzeiten Pharmakokinetik Absorption

Einfluss der Nahrung auf die Pharmakokinetik pharmazeutischer Wirkstoffe

Die Nahrungsaufnahme kann einen entscheidenden Einfluss auf die Pharmakokinetik von Arzneimitteln ausüben. Zu den betroffenen Parametern gehören die maximale Plasmakonzentration (Cmax), tmax und die Bioverfügbarkeit. Nahrung kann die Zeit bis zum Wirkungseintritt verlängern oder verkürzen und den pharmakologischen Effekt abschwächen oder verstärken.

Deshalb muss für jedes betroffene Medikament angegeben werden, in welchem Abstand zu den Mahlzeiten es verabreicht werden soll. Die Patientinnen und Patienten müssen von den Fachpersonen darauf aufmerksam gemacht werden und die Dosierungsetikette soll einen entsprechenden Hinweis enthalten. Die Praxis- und Apothekensoftware muss mit einer Funktion ausgerüstet sein, welche eine rasche und zuverlässige Aussage erlaubt. Die detaillierten Informationen finden sich in der Fach- und in der Patienteninformation.

Unabhängig von den Mahlzeiten

Bei einem Arzneimittel, das unabhängig von den Mahlzeiten verabreicht werden kann, spielt der Abstand zum Essen keine Rolle. Es kann mit oder ohne Nahrung geschluckt werden. Dies gilt für die Mehrheit der Medikamente.

Nüchtern (zwischen den Mahlzeiten)

Nüchtern bedeutet, dass ein Medikament mindestens 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach dem Essen eingenommen werden soll. Bei einigen Wirkstoffen ist der Abstand noch länger. Eine häufige Ursache ist, dass die Wirkstoffe mit Bestandteilen der Lebensmittel Bindungen oder Komplexe bilden und dadurch die Absorption und die Bioverfügbarkeit reduziert wird. Des Weiteren erhöht Nahrung den pH-Wert und es verlangsamt die Entleerung des Magens.

Beispiele für Wirkstoffe und Arzneimittel, die nüchtern eingenommen werden:

Levodopa wird nüchtern verabreicht, weil es mit anderen Aminosäuren um die Aufnahme konkurriert.

Vor dem Essen

Bei den Anweisungen ist die Begrifflichkeit essenziell. Die Angabe, eine Tablette vor dem Essen einzunehmen, ist nicht ausreichend genau. Der zeitliche Abstand muss also möglichst exakt definiert werden.

Magensaftresistente Tabletten wie Aspirin® Cardio und Generika (Acetylsalicylsäure 100 mg) müssen mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit geschluckt werden, weil Nahrung den pH-Wert des Magens erhöht und dazu führt, dass der Wirkstoff bereits im Magen und nicht wie vorgesehen im Darm freigesetzt wird. Dies ist auch der Grund, weshalb Protonenpumpen-Inhibitoren wie Pantoprazol und Lansoprazol bis zu einer Stunde vor dem Essen genommen werden.

Zu Beginn einer Mahlzeit

Ein bekanntes Beispiel für Tabletten, welche zu Beginn einer Mahlzeit geschluckt werden, ist die Fixkombination des Penicillins Amoxicillin mit der Clavulansäure. Dadurch wird sowohl die Absorption als auch die gastrointestinale Verträglichkeit optimiert.

Mit dem Essen

Lipophile Wirkstoffe werden oft mit dem Essen eingenommen, weil sich durch die Ausschüttung der emulgierenden Galle und der Gallensalze die Löslichkeit verbessert. Die Bioverfügbarkeit von Isotretinoin verdoppelt sich bei der Einnahme mit dem Essen im Vergleich mit dem Nüchternzustand. Umgekehrt wirkt sich Nahrung auf die Absorption von hydrophilen Wirkstoffen häufig negativ aus.

Bei Rivaroxaban ist die Verabreichungsart zusätzlich von der Dosis abhängig. Die Tabletten zu 2.5 und 10 mg können unabhängig von den Mahlzeiten gegeben werden. Die Tabletten zu 15 und 20 mg müssen hingegen mit dem Essen eingenommen werden.

Verdauungsenzyme werden mit oder unmittelbar nach dem Essen eingenommen, damit sie ihre Effekte im Gastrointestinaltrakt entfalten können. Metformin und Betahistin werden während den Mahlzeiten eingenommen, um Magen-Darm-Störungen vorzubeugen.

Nach dem Essen

Nicht steroidale Entzündungshemmer wie Ibuprofen werden oft nach dem Essen eingenommen, um die Verträglichkeit im Verdauungstrakt zu erhöhen. Einige werden auch mit dem Essen verabreicht und die Darreichungsform spielt eine Rolle. Ibuprofen kann bei akuten Beschwerden auch nüchtern verabreicht werden, damit der Effekt rascher eintritt. Nahrung verlangsamt grundsätzlich die Geschwindigkeit der Magenentleerung und verzögert den Wirkungseintritt.

Das kombinierte Prostatamittel Dutasterid / Tamsulosin soll innert 30 Minuten nach einer Mahlzeit geschluckt werden.

Kombination mehrerer Medikamente

Bei der gleichzeitigen Einnahme von zwei oder mehreren Medikamenten (Polypharmazie) muss darauf geachtet werden, dass die Wirkstoffe untereinander kompatibel sind und ihre Absorption nicht gegenseitig verringern.

Problematische Wirkstoffe sind in diesem Zusammenhang beispielsweise Aktivkohle, Mineralstoffe und Spurenlemente, Antazida, Antibiotika, Bisphosphonate und Schilddrüsenhormone.

Hinweis zur Grammatik

Es soll beachtet werden, dass die Präposition während den Genitiv verlangt. Richtig heisst also „während des Essens“ und nicht „während dem Essen“. Also beispielsweise „Morgens 1 Tablette während des Frühstücks einnehmen.“

siehe auch

Dosierungsintervall, Freisetzung, Absorption, ADME, Bioverfügbarkeit, Wirkungseintritt, Interaktionen

LiteraturAutor

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 7.12.2023 geändert.
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