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Introvertiertheit PharmaWiki

Introvertierte Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Alleinsein schätzen und nicht gerne unter vielen Leuten und im Mittelpunkt sind. Soziale Anlässe rauben ihre Energie und sie mögen Small Talk nicht. Sie sind nach Innen gerichtet, denken gerne nach, sind gebildet, haben eine starke innere Stimme und eine grosse Fantasie. Introvertierte sind bibliophile Eskapistinnen und Eskapisten und schätzen jedes Medium, das sie in eine Fantasiewelt entführt. Das Introvertiertsein ist keine Charakterschwäche, sondern eine angeborene und wertvolle Persönlichkeit.

synonym: Introvertiertsein, Introversion

Über das Introvertiertsein

Was zeichnet introvertierte Menschen aus? Es ist an der Zeit für eine Erklärung, denn sie werden oft missverstanden und fehlinterpretiert.

Introvertierte fühlen sich bei sozialen Anlässen mit vielen Fremden unwohl und paradoxerweise einsam, also beispielsweise bei Apéros, einem Geburtstagsfest oder in Clubs. Sie sprechen niemanden spontan an, erzählen keine Geschichten, sind nicht laut und lernen selten neue Menschen kennen. Solche Anlässe sind für sie energieraubend und überstimulierend. Sie werden gereizt, übermässig still, ziehen sich in sich selbst zurück. Einige haben sogar körperliche Symptome. Erst wenn sie wieder alleine sind, können sie sich regenerieren und Kraft tanken. Denn sie ziehen ihre Energie nicht wie die Extravertierten aus der sozialen Interaktion, sondern aus unserem eigenen Inneren, der Ruhe und Einsamkeit.

Intro- und Extravertiertheit, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Einladungen machen Introvertierte nervös. Soziale Anlässe beschäftigen sie schon einige Tage oder sogar Wochen vorher und lassen sie unruhig und leicht depressiv werden. Die Erwartung (Anticipatory Anxiety) wird von einem Gedankenkreisen und Overthinking begleitet. Es ist typisch, dass ein einzelner Anlass dadurch einen ganzen Tag „ruiniert“.

Mit Small Talk können Introvertierte wenig bis gar nichts anfangen. Ihr Gehirn schaltet sich dabei in den Standby- und Blank-Modus. Schnelles Sprechen ist nicht ihre Stärke, konzentriertes Überlegen, Beobachten, Zuhören und Schreiben hingegen schon. Oft finden sie spontan nicht die richtigen Worte, obwohl sie sehr wortgewandt sind und eine starke innere Stimme und eine grosse Fantasie haben.

Viele Introvertierte sind gebildet und einige sind Nerds, deshalb sind für sie Gespräche über das Wetter, das Wochenende oder Kleidung belanglos. Lieber würden sie zusammen mit einem Freund oder in einer kleinen Gruppe mit Bekannten Tiefgründiges und die grossen Fragen des Lebens diskutieren.

Die Introvertierten sind immer auch bibliophile Eskapisten. Sie lieben jedes Medium, das sie aus der Realität immersiv in eine Fantasiewelt entführt. Bücher, Filme, Serien, Podcasts, Radio, Games, Virtual Reality. Streaming ist ihr Heroin. Die Fiktion bedeutet ihnen bisweilen mehr als die Wirklichkeit. Daran haben sich auch die Augen angepasst und viele sind Brillenträger. Weil die Nostalgie auch eine Form des Eskapismus ist, wird sie von den Introvertierten gerne gepflegt.

Introvertierte schätzen Vertrautes und ihr Interesse an Neuem ist begrenzt. Werden sie damit konfrontiert, sind sie aber trotzdem froh, es kennengelernt zu haben.

Ihre Beziehung zu ihren antagonistischen Gegenspielern, den Extravertierten, ist schwierig. Manchmal verabscheuen sie sie, dann beneiden sie sie, verehren sie aber auch. Sie schätzen es, dass sie das Reden für sie übernehmen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Telefonieren ist ein Ärgernis. Introvertierte vermeiden es, wann immer es geht. Deshalb haben die Informatiker unter ihnen das Internet, E-Mails, Newsgroups, Chats, SMS und Messenger erfunden. Allerdings haben sie nicht damit gerechnet, dass Sprachnachrichten, Online Meetings und die Videotelefonie entwickelt würden. Auf die hätten sie getrost verzichten können.

Introvertierte sind und arbeiten gerne alleine. Nach zu viel sozialem Austausch brauchen sie eine Auszeit. Man könnte sie während des Wochenendes zu Hause einsperren, es wäre ihnen gleichgültig, nein, sie wären sogar glücklich darüber. Die innere Welt mit Vorstellungen, Gedanken und Überlegungen ist ihnen wichtiger als die äussere. Beschäftigungen, die sie schätzen, sind zum Beispiel das Lesen, Fernsehen, Wandern, Kochen, Backen, Radfahren, Gärtnern, Denken, Surfen und Schreiben. Sie träumen von einer einsamen Hütte zwischen den Bäumen an einem See oder in den Alpen. Einige von ihnen arbeiten gerne in der Nacht, weil dann die meisten Menschen schlafen. Ihr Drang zur Einsamkeit bedeutet aber nicht, dass sie asozial sind. Es liegt einfach in ihrem Wesen. Und zu viel Einsamkeit tut ihnen nicht gut.

Introvertierte mögen es nicht, wenn sie spontan Menschen treffen, die sie nur flüchtig kennen und mit denen sie sich abgeben sollten. Sie essen nicht gerne in Gruppen.

Vor vielen Menschen zu sprechen, ist ihnen ein Gräuel. Sie sind nicht gerne im Mittelpunkt und sie werden nicht gerne beobachtet. Sie mögen Konflikte nicht und sind anderen nicht gerne im Weg.

Andere Menschen nehmen Introvertierte manchmal als schüchtern, empfindlich, ruhig, still, desinteressiert, kontrolliert, komisch, konzentriert, unhöflich, unfreundlich, seltsam, zurückhaltend, gedankenverloren, langweilig, unzugänglich, passiv, unkommunikativ und arrogant wahr. Vieles davon ist falsch. Diese Lebensart wird nur zu oft missverstanden und pathologisiert. Sie kann deshalb auch eine Antipathie hervorrufen.

Introvertierte haben keinen grossen Freundeskreis, aber ihre wenigen Freunde sind ihnen wichtig. Networking ist für sie ein Fremdwort. Dass sie so sind, wie sie sind, bedeutet nicht, dass sie keinen Spass, keine Freunde, keine Beziehungen und keine spannenden Gespräche haben und überhaupt nicht an anderen Menschen und Veranstaltungen interessiert sind.

In der heutigen Gesellschaft werden die Extravertierten deutlich bevorzugt. Sie sind enthusiastisch, laut, dynamisch, charismatisch, aktiv, flexibel, mitreissend und begeisternd. Müssen sich die Introvertierten also verändern? Sind sie die schlechteren Menschen? Sollten alle Introvertierten extravertiert werden? Müssen sie Ratgeber lesen, Kurse belegen, Übungen machen, einen Coach zulegen? Natürlich nicht. Keinesfalls, denn die Introvertiertheit ist keine Krankheit und keine Charakterschwäche. Es ist eine angeborene, gesunde, normale und starke Persönlichkeit.

Und genauso falsch ist es, introvertierte Kinder zu extravertierten umerziehen zu wollen. Sie sollten die Möglichkeit erhalten, unter Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse aufzuwachsen. Es ist nicht zielführend, sie andauernd zurechtzuweisen, sie seien zu ruhig und sie sollen mehr aus sich herauskommen und mehr Freunde finden. Sie sollen so akzeptiert werden, wie sie sind. Wichtig ist, dass sie ausreichend Zeit alleine verbringen dürfen.

Das heisst nicht, dass sich die Introvertierten nicht anstrengen, anpassen, mitmachen und entwickeln. Sie haben Bewältigungsstrategien entwickelt. Um Peinlichkeiten zu vermeiden, planen sie beispielsweise alles möglichst detailliert im Voraus und gehen es in Gedanken immer wieder durch. Präsentationen üben sie, bis sie sie perfekt vortragen können. Sie gehen methodisch vor und täuschen immer wieder „normales“ Verhalten vor. Aber für sie wird es nie natürlich sein, es wird immer aufgesetzt bleiben und tief im Inneren sind sie, was sie sind, nach Innen gerichtet.

Selbsttest Introvertiertheit

Jede Frage, die mit Ja beantwortet wird, ergibt einen Punkt. Je höher die Punktzahl, desto wahrscheinlicher ist eine Introvertiertheit. Die maximale Punktzahl dieses Tests ist 12.

Link: PharmaWiki Selbsttest Introvertiertheit 

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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 24.3.2024 geändert.
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