Nachdem ich in den vorstehenden vier Büchern, theuerster Areios, von den Gewürzen, Oelen, Salben, und den Bäumen, sowie von ihren Früchten und Thränen, ebenso auch von den Thieren , dem Honig, der Milch, den Fetten, den Getreidearten und Gemüsen und überhaupt von den Wurzeln, Pflanzen, Säften und Samen geredet habe, werde ich in diesem als dem letzten des ganzen Werkes von den Weinen und den sogen. Metallen handeln, beginnend mit dem Vortrage über den Weinstock. =1. Weinstock. Vitis vinifera (Vitaceae) - Weinrebe Die Blätter und Ranken der Wein tragenden Rebe, fein gestossen als Um- schlag, lindern Kopfschmerzen, mit Graupen Entzündung und Brand des Magens; auch für sich allein aufgelegt sind sie kühlend und adstringirend. Auch der aus ihnen geprosste Saft hilft, getrunken, bei Dysenterie, Blut- auswurf, Magenschmerzen und falschem Appetit schwangerer Frauen. Dasselbe aber leisten die in Wasser macerirten und getrunkenen Ranken. Die gummiartige Thräne desselben, welche sich unten am Stamm aus- scheidet und erhärtet, zertrümmert den Stein, wenn sie mit Wein ge- nommen wird. Eingestrichen heilt sie auch Flechten, Krätze und Aus- satz, man muss aber vorher die Stelle mit Natron reinigen. Mit Oel dauernd eingesalbt vertreibt sie die Haare, besonders (thut dies) auch die aus den angebrannten Zweigen ausschwitzende Flüssigkeit; aufgestrichen bringt diese auch Warzen weg. Die Asche ferner der Zweige und Trester, mit Essig aufgeschmiert, heilt die am After gebildeten Geschwülste und Feig- warzen. Die Trester endlich helfen bei Verrenkungen, Schlangenbiss und Milzentzündungen, wenn sie mit Rosenöl, Raute und Essig angewandt werden. =2. Wilder Weinstock. Vitis silvestris oder labrusca (Vitaceae) Die wilde Rebe ist zweifacher Art; die eine nämlich bringt die Frucht nicht zur Reife, sondern nur bis zur Blüthe, sie trägt die sogen. Oinanthe, die andere ist kleinkernig, schwarz und adstringirend und bringt die Früchte zur vollen Reife. Ihre Blätter, Ranken und Stengel habe dieselbe Kraft wie beim zahmen. =3. Weintraube. Jede frische Weintraube beunruhigt den Bauch und bläht den Magen auf; diejenige, welche eine Zeit lang aufgehängt gewesen ist, hat wenig davon, weil viel von der Feuchtigkeit eingetrocknet ist, sie ist dann gut für den Magen, stellt den Appetit wieder her und ist den Schwachen zuträglich; die Trauben aus den Trestern und aus den Töpfen sind für den Geschmack und den Magen angenehm, stellen mässig den Durchfall, die Blase aber und den Kopf greifen sie an, sie sind ein gutes Mittel gegen Blutspeien. Aehnlich wirken die welche im Moste gelegen haben; die, welche aus dem eingekochten Moste und dem süssen Weine kommen, sind dem Magen mehr zuwider. Sie werden aber auch mit Regenwasser aufbe- wahrt, nachdem sie vorher in Rosinen verwandelt sind. Diese sind aber etwas weinartig und finden gute Verwendung für die, welche an Durst und an hitzigen und andauernden Fiebern leiden. Ihre aufbewahrten Trester dienen mit Salz als Umschlag bei Entzündungen, Verhärtungen und Anschwellungen der Brüste. Die Abkochung der Trester ist als In- jection von Nutzen bei Dysenterie, Magenleiden und Fluss (der Frauen), auch zum Sitzbade und zur Ausspülung wird sie genommen. Die Kerne daraus sind adstringirend und gut für den Magen; geröstet und fein zer- rieben statt Graupen als Umschlag sind sie ein gutes Mittel bei Dysenterie, Magenleiden und Magenschwäche. =4. Rosine. Die am meisten adstringirende Rosine ist die von der weissen Traube. Das Fleisch derselben, genossen, ist von guter Wirkung für die Luftröhre, bei Husten, für die Nieren und die Blase, bei Dysenterie, wenn sie für sich mit den Kernen verspeist wird, aber auch, wenn sie, gemischt mit Hirsen- und Gerstenmehl und Ei, in der Pfanne mit Honig gebraten und genommen wird. Ferner ist sie zum Abführen des Schleimes wohl dienlich, sowohl für sich allein als auch mit Pfeffer gekaut. Hodenentzündungen beschwichtigt sie mit Bohnenmehl und Schwarzkümmel als Umschlag; Epinyktiden, Karbunkeln, Wabengrind, faulende Gelenkgeschwüre, Gangrän heilt sie ohne Kerne fein zerstossen und mit Raute aufgelegt. Bei Podagra ist sie mit Opo- panax als Kataplasma ein gutes Mittel; auch lose Nägel entfernt sie als Umschlag schneller. =5. Oinanthe. Oinanthe heisst die Frucht des wilden Weinstockes, wenn sie blüht. Man muss sie zum Aufbewahren in einen ungepichten irdenen Topf bringen, nachdem man sie gesammelt und auf einem Leintuche im Schatten ge- trocknet hat; die beste liefert Syrien, Kilikien und Phönizien. Sie hat ad- stringirende Kraft, daher ist sie im Trank dem Magen gut, treibt den Harn, stellt den Durchfall und hemmt das Blutspeien. Trocken aufgelegt wirkt sie gegen Ekel und Säure des Magens. Grün sowohl wie trocken ist sie mit Essigund Rosenöl ein Besprengungsmittel gegen Kopfschmerzen. Mit Honig, Safran, Rosenöl und Myrrhe fein zerrieben ist sie ein entzündungs- widriges Kataplasma bei blutigen Wunden, beginnender Aegilopie, bei Geschwüren im Munde und bei fressenden Geschwüren an den Schamtheilen. Auch wird sie den Tampons zum Zurückhalten des Blutes zugemischt. Ferner wird sie mit dem feinsten Mehl der Graupen und Wein bei Augenentzündungen und Magenbrand aufgelegt. In einem irdenen Gefässe über glühenden Kohlen gebrannt ist sie ein wirksames Mittel für die Augenarzneien. Uebergewachsene Nägel an den Fingern und Zehen und sich ablösendes und blutiges Zahnfleisch heilt sie mit Honig. =6. Omphakion. Omphakion ist der Saft der noch unreifen herben thasischen oder aminäischen Traube. Man muss den Saft aber vor dem Hundsstern auspressen und in einem rothen erzenen Kessel mit Leinen bedeckt in die Sonne stellen, bis er dick wird, indem man all das Festgewordene stets mit dem Flüssigem wieder mischt, ihn aber bei Nacht aus dem Freien wegnehmen, denn die Feuchtigkeit verhindert das Consistentwerden. Wähle den gelben und leicht zerbrechlichen, der sehr adstringirt und auf der Zunge beisst. Einige dicken den Saft auch durch Kochen ein. Mit Honig und süssem Wein ist er ein gutes Mittel bei geschwollenen Man- deln und Zäpfchen, gegen Soor und skorbutisches Zahnfleisch und eiterflüssige Ohren, mit Essig gegen Fisteln, gegen alte und fressende Gesehwüre. Als lnjection dient er bei Dysenterie und Fluss der Frauen, er bewirkt auch Scharfsichtigkeit und ist von guter Wirkung bei Rauheit der Augen und angefressenen Augen- winkeln. Getrunken wird er ferner bei von selbst auftretendem Blutauswurf und bei solchem, der durch Zerreissen (von Gefässen) entsteht. Man muss ihn aber sehr verdünnt und in geringer Menge anwenden, denn er brennt scharf. =7. Die Eigenschaft der Weine nach ihrem Alter. Die alten Weine sind für die Nerven und die übrigen Sinneswerkzeuge schädlich, für den Geschmack aber angenehmer, deshalb von denjenigen, bei denen irgend ein innerer Theil leidet, zu vermeiden. Zum Gebrauch in gesunden Tagen dagegen wird er in kleinen Quantitäten und verdünnt ohne Schaden genommen. Der junge erzeugt Blähungen, ist schwer verdaulich, verursacht böse Träume und treibt den Harn; der mittleren Alters ist frei von beiden Fehlern, darum ist er zum Gebrauch in gesunden wie in kranken Tagen zu wählen. =8. Nach der Farbe. Der weisse Wein ist dünn, leicht zu vertragen und bekommt dem Magen gut; der dunkle ist dick, schwer zu verdauen, macht trunken und setzt Fleisch an. Der gelbliche, welcher in der Mitte steht, hat eine mittelmässige Kraft, welche jenen beiden entspricht. Vorzuziehen ist jedoch sowohl in kranken wie auch in gesunden Tagen der weisse. Sie unterscheiden sich aber auch noch durch ihre Beschaffenheit. =9. Nach dem Geschmack und den Zusätzen. Der süsse Wein ist voll und verflüchtigt sich schwer aus dem Körper, er bläht den Magen auf; den Bauch und die Eingeweide beunruhigt er sehr, wie auch der Most, macht aber weniger trunken. Für die Blase und die Nieren ist er wohlthuend. Der herbe treibt mehr den Harn, bewirkt aber auch Kopfschmerzen und Trunken- heit. Der sauere ist am meisten geeignet zur Beförderung der Verdauung der Speisen; er stellt den Durchfall und die übrigen Flüsse. Der milde greift weniger das Nervensystem an, ist auch weniger harntreibend. Der aber mit Meerwasser versetzte ist dein Magen zuwider, Durst erregend, nachtheilig für die Nerven, er macht offenen Leib, ist aber den Reconvalescenten nicht zuträglich. Der Wein aber, welcher aus den an der Sonne getrockneten oder aus den an den Zweigen gedörrten und ausgepressten Trauben gemacht wird, der sogen. süsse, kretische, oder Vor- most (Ausbruch) oder pramnische Wein, ebenso der aus dem eingekochten Moste dargestellte, welcher Leirios oder Hepsema heisst, ferner der dunkle, sogen. Melam- psithios ist dick und sehr nahrhaft. Der weisse dagegen ist leichter, der in der Mitte steht, hat auch mittelmässige Kraft. Aller Wein ist adstringirend, geeignet, den Puls zu beschleunigen und wirksam gegen alle die Gifte, welche nach einer Verwundung tödten, wenn er mit Oel getrunken und wieder erbrochen wird; ferner gegen Mohnsaft, Pharikon, Pfeilgift, Schierling und Milchgerinnsel, gegen Blasen- und Nierenverwund- ungen und -Geschwüre. Sie (die Weine) verursachen aber Blähungen und sind dem Magen zuwider. Ein ganz besonders gutes Mittel gegen Bauchflüsse ist der Melam- psithios. Der weisse erweicht den Bauch mehr als die anderen. Der mit Gips versetzte ist den Nerven schädlich, verursacht Kopfschmerzen, macht Hitze und ist der Blase nachtheiliger. Gegen die tödtlichen Gifte ist er wirksamer als die anderen. Die, welche Pech oder Fichtenharz enthalten, sind erwärmend und regen die Verdauung an, nicht anzurathen aber sind sie denen, die an Blutspeien leiden. Die sogen. unvermischten, welche aber einen Zusatz von eingekochtem Most haben, machen schweren Kopf, bewirken Trunkenheit, verlassen den Körper nicht leicht und sind schlecht für den Magen. =10. Unterschied nach den Ursprungsgegenden. Von den in Italien wachsenden Weinen scheint der Falerner genannte die erste Stelle einzunehmen, alt geworden ist er leichtverdaulich, regt den Puls an, ist stopfend und gut für den Magen;schädlich ist er für die Blase und für diejenigen, welche an Stumpfsichtigkeit leiden, auch eignet er sich nicht zum reichlichen Genusse.Der Albaner ist voller als der Falerner, etwas süss, er bläht den Magen auf, erweicht den Bauch, befördert aber nicht in gleicher Weise die Verdauung; für das Nervensystem ist er weniger schädlich, im Alter wird er herbe. Der Cäcuber ist süss, noch voller als der Albaner, setzt Fleisch an und macht eine schöne Hautfarbe, zur Ver- dauung taugt er nicht. Der Surrentiner ist sehr herbe; er hemmt daher den Magen- und Eingeweidefluss, greift aber den Kopf weniger an, da er aus feineren Theilen besteht; im Alter wird er dem Magen bekömm- lich und süss. Der Adrianer und der Mamertiner aus Sicilien sind gleich derbvoll, mässig adstringirend, werden schnell alt und greifen auch wegen ihres sanften Charakters das Nervensystem weniger an. Der Prätutianer, der auch aus der Gegend von Adria bezogen wird, ist wohlriechend (hat viel Blume) und sanfter; reichlich genossen verläugnet er sich aber nicht, er hinterlässt einen ziemlich langen Rausch und Be- täubung. Der Istrier genannte gleicht dein Prätutianer, wirkt mehr harn- treibend, der Chier aber ist milder als die vorhergenannten, sehr nahr- haft, süffig, weniger berauschend, stellt die Flüsse und eignet sich zu den Augenmitteln. Der Lesbier geht schnell durch den Körper, ist leichter als der Chier und dem Magen wohlbekömmlich. Dieselbe Kraft aber wie dieser hat der bei Ephesus wachsende, der sogen. Phygelites; der Messogites aus Asien vom Tmolos macht Kopfschmerzen und schadet den Nerven. Der Koer und Klazomenier sind wegen ihres hohen Ge- haltes an Meerwasser leicht dem Verderben ausgesetzt und verursachen Blähungen, sie beunruhigen auch den Bauch sehr und schaden den Nerven. =11. Kräfte der Weine. Im Allgemeinen ist aller ungemischte, reine, seiner Natur nach herbe Wein erwärmend, er geht leicht durch den Körper, ist dein Magen zuträglich, Appetit erregend, nahrhaft, schlafmachend stärkend und verschafft eine gute Hautfarbe. Reichlich genossen hilft er denen, die Schierling, Ko- riander, Pharikon, Mistel, Mohnsaft, Bleiglätte, Eibe, Sturmhut oder (giftige) Pilze genossen haben, ebenso auch gegen Schlangenbisse und die Stiche aller Thiere, deren Bisse oder Stiche durch Kälte tödten oder den Magen zerstören. Gute Wirkung hat er ferner bei Aufblähen und Reissen im Unterleibe, gegen Erweiterung und Schwäche des Magens und Fluss der Eingeweide und des Bauches. Auch sind sie (die Weine) ein gutes Mittel für die, welche am Oberkörper schwitzen und von Aus- dünstungen geplagt werden, besonders die weissen, alten und aromati- schen; die alten übrigens und die süssen sind bei Blasen- und Nieren- leiden sehr zuträglich. Bei Wunden und Entzündungen werden sie mit schweissiger Schafwolle aufgelegt. Bei bösartigen, krebsigen und nässenden Geschwüren werden sie mit Nutzen zum Bähen gebraucht. Zum Gebrauch in gesunden Tagen sind die ohne Meerwasser, die herben und weissen zu empfehlen; dabei sind die italischen vorzuziehen, so der Falerner, Sur- rentiner und Cäcuber, auch der Signiner und zahlreiche andere aus Campanien ferner der Prätutianer aus der Gegend von Adria, der sici- lische, der sogen. Mamertiner, von den griechischen der Chier, der Les- bier und der Phygelites, welcher zu Ephesus wächst. Die dicken und dunklen sind dem Magen zuwider, erzeugen Winde, aber sie bilden Fleisch; die dünnen dagegen und herben sind gut für den Magen aber weniger fleischbildend. Den Harn treiben und Kopfschmerzen verursachen die sehr alten [und dünnen] und weissen, unmässig genossen greifen sie das Nervensystem an. Die mittleren Alters sind als Getränk die besten, so die etwa sieben Jahre alten. Das Maass muss sich nach dem Alter, nach der Jahreszeit, nach der Gewohnheit und nach der Eigenschaft des Weines richten. Die beste Regel ist, nicht danach dürsten und die Speise mässig damit benetzen. Alle Trunkenheit, besonders die gewohn- heitsmässige, ist schädlich, denn die angegriffenen Nerven zeigen es täg- lich und der übermässige Genuss legt täglich den Grund zu heftigen Leiden. Der mässige Weingenuss an einigen Tagen und besonders nach dem Genuss von Wasser ist zuträglich, denn er verbessert die innere Körperbeschaffenheit in gewisser Weise, indem er die sichtbaren Aus- scheidungen befördert und den unsichtbaren die Wege öffnet. Bei der Trunkenheit muss man aber Wasser trinken, denn es bringt auf dem Wege einer gewiesen Heilung bei der absichtlich herbeigeführten Trunken- heit eine Art Hülfe. =12. Omphakiteswein. Der sogen. Omphakites wird besonders auf Lesbos dargestellt, indem die Traube, wenn sie noch nicht ganz reif und noch sauer ist, drei bis vier Tage an der Sonne getrocknet wird, bis die Beeren runzelig werden, und der Wein nach dem Auspressen in Krügen an die Sonne gesetzt wird. Er hat adstringirende Kraft, ist dem Magen zuträglich und ein gutes Mittel für die Schwangeren, wenn sie falschen Appetit haben, für die, welche an Darmverschlingung, an schlechter Verdauung und all Magenschwäche leiden. Er soll auch bei Pestanfällen Hülfe bringen. Solche Weine haben aber ein Alter von mehreren Jahren nöthig, sonst sind sie nicht trinkbar. =13. Zweiter und kraftloser Wein. Der als Deuteria bezeichnete Wein, welchen Einige auch Potimos nennen, wird auf folgende Weise bereitet: Auf die Trester, aus denen du 30 Metretes Wein ausgepresst hast, gib 3 Metretes Wasser, mische und stampfe es durcheinander, presse aus und koche es auf den dritten Theil ein. Auf jeden Chus der zurückbleibenden Metretes setze 2 Xestes Salz und fülle nach dem Winter in irdene Krüge ab. Ver- brauche ihn aber im Jahre, denn er verliert rasch. Er ist ein gutes Mittel für solche, denen Wein zu geben wir Bedenken tragen, da wir durch das Verlangen der Kranken und bei solchen, welche sich nach der Krankheit langsam erholen, dazu gezwungen werden. Man macht auch einen sogen. kraftlosen Wein, welcher dieselbe Wirkung hat wie Deuteria; man muss das gleiche Maass Wasser und Most mit einander mischen und über schwachem Feuer gelinde kochen, bis das Wasser verzehrt ist, danach abkühlen lassen und in ein ausgepichtes Gefäss umgiessen. Einige mischen auch gleiche Theile Seewasser mitten aus dem Meere, Regen- wasser, Honig und Most mit einander, füllen es um und stellen es vierzig Tage an die Sonne. Man gebraucht dieses zu denselben Zwecken ein Jahr hindurch. =14. Wein aus der wilden Traube. Der dunkle Wein aus der wilden Traube ist adritringirend und als solcher ein gutes Mittel gegen Bauch- und Magenfluss, sowie gegen die anderen Krankheitszustände, bei denen Adstringiren und Zusammenziehen angebracht ist. =15. Honigwein. Der Honigwein wird in hitzigen Fiebern denjenigen gegeben, welche einen schwachen Magen haben. Er erweicht nämlich etwas den Bauch, treibt den Harn und reinigt den Magen. Er ist ein gutes Mittel für Gicht- und Nierenkranke und für die, welche an Schwäche des Kopfes leiden; heilsam erweist er sich auch für wassertrinkende Weiber, denn er ist würzig und nahrhaft. Er wird dem Honigmeth vorgezogen, weil dieser aus herbem und altem Wein und wenig Honig bereitet wird, der Honigwein aber aus 5 Chus herben Mostes, 1 Chus Honig und 1 Becher Salz. Man muss ihn aber in einem grossen Kessel herstellen, damit er Raum hat zum Aufwallen, indem man allmählich das eben genannte Salz zustreut, so lange er aufschäumt; wenn er sich beruhigt hat, muss man ihn in andere irdene Gefässe abfüllen. =16. Oinomeli. Der Honigwein hat den Vorzug, welcher aus altem und herbem Wein und geschöntem Honig gemacht ist, denn ein solcher bläht weniger auf und wird bald gut. Der alte ist nahrhaft, der mittleren Alters ist gut für den Bauch und treibt den Harn; nach der Mahlzeit genommen schadet er, dagegen vorher getrunken macht er voll, regt dann aber den Appetit an. Bei der Bereitung werden meist 2 Metretes Wein mit 1 Metretes Honig gemischt. Um ihn schneller fertig zu haben, kochen einige den Honig mit dem Wein zusammen und füllen ihn so um. Andere mischen des Vortheils (der Sparsamkeit) wegen mit 6 Xestes gährenden Mostes, mit 1 Xestes Honig und füllen ihn nach der Gärung um, er bleibt aber süss. =17. Melikraton (Honigmeth). Der Honigmeth besitzt dieselbe Kraft wie der Honigwein. Wir wenden denselben ungekocht an da, wo wir den Bauch erweichen oder Brechen erregen wollen, wie bei verschluckten tödtlichen Giften, indem wir ihn mit Oel geben, gekocht aber bei solchen, die einen kleinen Puls haben, bei schwachen und von Husten belästigten Personen, ferner bei solchen, die an Lungenentzündung und an Schweiss leiden. Wenn das aufbewahrte (ge- lagerte) Getränk, welches Einige eigentlich Hydromel nennen, ein mittleres Alter hat, so entspricht es der Deuteria und dem schwachen Weine, zur Wiederherstellung der Kräfte dienend. Daher ist es bei denen, welche an der Entzündung irgend eines Theils leiden, mehr angebracht, als Deuteria; das ältere dagegen ist bei Entzündungen und Verstopfungen zu verwerfen. Bei Magenleiden, Appetitlosigkeit und Schweissbelästigung ist es von guter Wirkung. Es wird dargestellt, indem man zu 1 Theil Honig, 2 Theile altes Regenwasser mischt und in die Sonne stellt. Einige mischen Quellwasser zu, kochen bis auf den dritten Theil ein und bewahren es auf. Apomeli nennen Einige das mit dem Wasser von ausgewaschenen Honigwaben bereitete und aufbewahrte Hydromel. Dieses muss man aber auch reiner machen; Einige kochen dieses auch. Für Kranke ist es nicht geeignet, weil es zum grössten Theil Bienenbrod enthält. =18. Wasser. Die Beurtheilung des Wassers im Allgemeinen hat seine Schwierigkeit wegen der Eigenthümlichkeit der Gegenden, der besonderen Eigenart, (der Einwirkung) der Luft, und aus nicht wenigen anderen Gründen. So gilt als das beste meist das, welches rein und süss ist, dem keine irgendwie besondere Eigenschaft anhaftet, welches auch nicht die geringste Zeit im Unterleibe verweilt, dabei ohne Schmerz gute Wege geht und weder Blähungen macht noch verdirbt. =19. Meerwasser. Das Meerwasser ist warm, scharf, dem Magen zuwider, denn es bringt Störungen im Bauche hervor und führt Schleim und Galle ab.In warmer Bähung zieht es zusammen und zertheilt; es ist ein gutes Mittel bei Nerven- leiden und bei Frostbeulen, bevor sie aufbrechen. Vortheilhaft wird es mit Schrot von ungeröstetem Getreide gemischt, ist auch zu vertheilenden Pflastern und Umschlägen sehr geeignet, ebenso als lauwarmes Klystier zur Herausbeförderung des Unrathes und als heisses bei Leibschneiden. Ferner dient es zum Umschlag gegen Krätze, Jucken, Flechten, Läuse und geschwollene Brüste. Als heisse Bähung vertheilt es blutunter- laufene Stellen. Weiter hilft es gegen die Bisse giftiger Thiere, welche Zittern und Kälte bringen, besonders des Skorpions, der Spinne und Natter. Von Nutzen erweist es sich auch, wenn man es als Bad an- wendet, so ist auch ein Bad davon sehr dienlich bei andauerndem schlechtem Allgemeinbefinden des Körpers und der Nerven. Heiss ge- macht als Räucherung bringt es Linderung bei Wassersucht, Kopf- schmerzen und Schwerhörigkeit. Das reine Meerwasser ohne Zusatz von Trinkwasser verliert bei der Aufbewahrung seinen üblen Geruch; Einige kochen es vorher und heben es so auf. Zum Purgiren wird es entweder für sich allein gegeben oder mit Essigwasser oder mit Wein oder Honig, und nach der Reinigung verordnen sie ein Gericht aus Hühnern oder Fischen, um die beissende Schärfe zu mildern. =20. Honigmeerwasser. Das Honigmeerwasser scheint kräftig zu purgiren. Es wird aus Honig, Regenund Meerwasser bereitet, indem gleiche Theile davon geläutert und in einem ausgepichten Gefässe bei Hundstagshitze in die Sonne gestellt werden. Einige mischen 2 Theile abgekochtes Meerwasser mit 1 Theil Honig und füllen es in Gefässe. Ein solches ist gemässigter und passen- der als Meerwasser. =21. Essig. Der Essig kühlt und adstringirt, ist gut für den Magen, regt den Appetit an und stellt jeden Blutfluss, sowohl getrunken wie auch als Injection, er ist auch mit den Speisen gekocht ein gutes Mittel gegen Bauchfluss. Mit schweissiger Schafwolle oder Schwämmen angewandt ist er blutstillend und hält Entzündung ab. Er heilt Gebärmutter- und Mastdarmvorfall, ebenso sich abtrennendes blutiges Zahnfleisch. Gute Wirkung übt er ferner bei fressenden, rose- artigen und kriechenden Geschwüren, bei Aussatz, Flechten und über- gewachsenen Nägeln, wenn er einem der wirksamen Mittel zugesetzt wird. Krebsige und fressende Geschwüre hält er bei anhaltendem Bähen auf. Mit Schwefel als warmer Umschlag hilft er bei Podagra, mit Honig auf- gestrichen bringt er Geschwülste unter den Augen weg. Gegen Sonnen- stich hilft er mit Rosenöl und schweissiger Schafwolle oder Schwämmen. Bei Wassersucht und Schwerhörigkeit, bei Ohrensausen und -Brausen ist er in der Räucherung heilsam. Eingetröpfelt tödtet er Würmer in den Ohren. Lauwarm umgeschlagen oder mit Schwämmen aufgelegt vertheilt er Drüsen an den Schamtheilen und lindert auch Juckenreiz. Gegen die Bisse giftiger Thiere, welche kälten, bewährt er sich in warmer Bähung, gegen die, welche ein brennendes Gift auswerfen, in kalter Bähung. Wirksam ist er ferner gegen alle tödtlichen Gifte, wenn er warm ge- trunken und wieder erbrochen wird, besonders gegen den Genuss von Schierling und Mohnsaft, mit Salz gegen Blut- und Milchgerinnsel im Leibe, gegen Pilze, Mistel und Eibe. Verschluckte Blutegel wirft er als Schlürftrank heraus; chronischen Husten lindert er, frischen reizt er an. Warm geschlürft ist er ein gutes Mittel gegen Orthopnöe. Als Gurgel- mittel hemmt er Luftröhrenfluss, hilft bei Anschwellung der Schlund- muskeln, bei Erschlaffung des Zäpfchens und als warmes Mundspülwasser bei Zahnschmerz. =22. Sauerhonig. Der Sauerhonig wird so bereitet.- Nimm 5 Kotylen Essig, 1 Mine Seesalz, 10 Minen Honig, 10 Kotylen Wasser, mische und koche es bis zum zehn- maligen Aufwallen und fülle es nach dem Abkühlen ab. Innerlich genommen soll er den dicken Schleim abführen, auch bei Ischias, Gelenkschmerzen und Epilepsie von Nutzen sein. Er hilft auch denen, die von der Viper und dem sogen. Seps gebissen sind und denen, die Mohnsaft oder Mistel genossen haben. Als Gurgelmittel ist er bei Anschwellung der Schlund- muskeln heilsam. =23. Salzessig. Der Salzessig ist als Bähmittel heilsam gegen fressende und faulige Geschwüre, gegen Hundsbiss und Stiche giftiger Thiere. Er stillt auch das Blut nach dem Steinschnitte, wenn nach der Operation rasch damit warm ausgespült wird. Ferner dient er als Injection bei solchen, welche an Dysenterie mit fressenden Geschwüren leiden, man muss aber mit Milch nachspülen. Als Schlürf- und Gurgelmittel tödtet er Blutegel; endlich bringt er Grind und Schorf weg. =24. Thymoxalme. Thymoxalme, welche die Alten bei magenschwachen Personen gebrauchten, indem sie 3-4 Becher mit warmem Wasser mischten und bei Gelenkschmerzen und Blähungen gaben, führt den dicken und schwarzen Schleim weg. Es wird so bereitet: Nimm 1 Essignäpfchen voll fein gestossenen Thymian und ebensoviel Salz, Mehl, Raute, Polei von jedem etwas, wirf es in einen Kessel und giesse 6 Kotylen Wasser, ½ Kotyle Essig zu, binde ein Leintuch darüber rings herum fest und stelle es unter freien Himmel. =25. Meerzwiebelessig. Der Meerzwiebelessig wird auf folgende Art gemacht: Reinige die weisse Meerzwiebel, schneide sie in Stücke und vertheile sie so auf ein Lein- tuch, dass sie einander nicht berühren, trockne sie vierzig Tage im Schatten, dann nimm 1 Mine davon und gib sie in 12 Xestes guten Essigs und lass vierzig Tage in der Sonne maceriren, nachdem du das Gefäss sorgfältig bedeckt hast. Danach nimm die Meerzwiebel heraus, presse sie aus und wirf sie weg. Den Essig aber seihe durch, fülle ihn ab und hebe ihn auf. Einige geben 1 Mine zu 5 Xestes Essig. Andere reinigen die Meerzwiebel und geben sie sofort, ohne zu trocknen, zu dem gleichen Gewicht (Essig) und lassen sechs Monate stehen; ein solcher wird aber schneidender. Er eignet sich zu Mundspülwasser bei schwam- migem Zahnfleisch, indem er dasselbe zusammenzieht und fest macht, und die Zähne befestigt, auch Mundfäule und schlechten Geruch des Mundes beseitigt. Als Schlürftrank macht er den Schlund hart und schwielig und bewirkt eine kräftige und helle Stimme. Ferner wird er bei Magen- leiden, schlechter Verdauung, Epilepsie, Schwindel, Melancholie und Ver- dummung genommen, ebenso bei Gebärmutterkrämpfen, Vergrösserung der Milz und bei Ischias. Er erquickt die sehr Schwachen, macht den Körper gesund und bewirkt eine schöne Hautfarbe. Weiter schärft er das Seh- vermögen, hilft bei Schwerhörigkeit, wenn er eingetröpfelt wird, ist über- haupt gegen Alles heilsam, ausser gegen innere Geschwüre [welche Kopf- schmerzen und Nervenleiden verursachen]. Lass ihn täglich nüchtern schlürfen, im Anfang aber wenig, allmählich steigend bis zu 1 Becher. Einige geben 2 Becher oder gar mehr. =26. Meerzwiebelwein. Der Meerzwiebelwein wird so bereitet: Zerschneide, wie angegeben, die Meerzwiebel, trockne sie in der Sonne, zerstosse dann 1 Mine davon und schlage sie durch ein loses Sieb, binde (das Pulver) in grobes Leinen und lege es in 20 Xestes guten, frischen Mostes. Lass drei Monate maceriren und giesse dann den Wein in ein anderes Gefäss, verschliesse es rings herum gut und setze es weg. Man kann auch die Meerzwiebel frisch gebrauchen, wenn man sie nach Art der Rübe zerschneidet und das Gewicht verdoppelt. Man muss (das Gemisch) vierzig Tage in der Sonne stehen und (den Wein) recht alt werden lassen. Der vorgenannte Wein wird aber auch noch auf folgende Art dargestellt: Nimm 3 Minen gereinigte und zerschnittene Meerzwiebeln, lege sie in 1 italischen Ale- tretes schönen Mostes und lass ihn gut bedeckt sechs Monate stehen; dann seihe ihn durch, giesse ihn um und setze ihn weg. Er hat gute Wirkung bei Unverdaulichkeit, gegen Verderbniss der Speisen und Wieder- erbrechen derselben, ist für die heilsam, denen dicker Schleim den Magen und Bauch belästigt, ferner für Milzsüchtige, Schwindsüchtige, Wasser- süchtige, Gelbsüchtige, für solche, die an Harnverhaltung, Leibschneiden, Blähungen, Paralyse, chronischen Fieberschauern, Schwindel und Krämpfen leiden. Auch befördert er die Menstruation; er greift am wenigsten die Nerven an. Am besten ist der ältere; Man muss seine Anwendung aber bei Fiebernden und solchen, die ein inneres Geschwür haben, ver- meiden. =27. Meerwasserwein. Die Weine mit Meerwasser worden auf verschiedene Weise gemacht. Einige nämlich mischen sofort nach der Traubenlese Meerwasser zu, Andere lassen die Beeren an der Sonne trocknen, treten sie aus unter Zusatz von Meerwasser; noch Andere lassen die Trauben zu Rosinen eintrocknen, mace- rieren sie mit Meerwasser in Fässern und treten und pressen sie dann aus; ein solcher Wein wird süss. Die mit herbem Geschmack bereiteten finden auch bei Fiebern Verwendung, wenn man keine bessere hat, ferner zum Reinigen des Bauches nach unten, bei denen, die ein inneres Ge- schwür haben, bei Hartleibigen und denen vom aminäischen Weine der Kopf angegriffen wird. Diese (Weine) sind jedoch dem Magen zuwider und erzeugen Blähungen. =28. Andere künstliche Weine. Wir glauben, dass es für diejenigen, welche eine vollständige Kennt- niss zu erlangen streben, nicht ohne Nutzen ist, auch die Bereitung der ver- schiedenen Weinarten zu beschreiben, nicht weil ihre Verwendung häufig oder nothwendig ist, sondern damit wir nicht in den Verdacht kommen, etwas Da- zugehöriges ausgelassen zu haben. Einige derselben erfordern weniger Sorg- falt (in der Bereitung) und kommen in Gebrauch, so der aus Quitten, Birnen, Johannisbrod, ebenso auch der aus Myrtenbeeren bereitete Wein. Der Quittenwein z.B., welchen Einige auch Apfelwein nennen, wird so be- reitet.- Schneide Quittenäpfel nach Herausnahme der Samen wie Rüben und lege 12 Minen in 1 Metretes Most, lass sie dreissig Tage lang darin, dann seihe durch und setze den Wein bei Seite. Er wird auch auf folgende Art gemacht: Nachdem man die Quittenäpfel zerstossen und ab- gepresst hat, muss man zu 12 Xestes des Saftes 1 Xestes Honig mischen und so bei Seite stellen. Er ist adstringirend, gut für den Magen, ein gutes Mittel gegen Dysenterie, Leber- und Nierenleiden sowie gegen Harnverhaltung. =29. Apfelhonig. Der Apfelhonig, auch Quittenhonig genannt, wird so bereitet, dass Quitten- äpfel, welche von den Samen befreit sind, in möglichst viel Honig gelegt werden, so dass sie wie eingeklemmt sind. Nach einem Jahre wird er mild und gleicht dem Honigwein. Er eignet sich zur Anwendung für dieselben Fälle, wie das vorher genannte Präparat. =30. Wassermeth. Der Wassermeth wird bereitet durch Mischen von 1 Metretes Quittenhonig mit 2 Metretes abgekochten Wassers, die Mischung wird während der Hundstage in die Sonne gestellt. Er hat dieselbe Kraft wie jener. =31. Herbetraubenmeth. Der Herbetraubenmeth wird auf folgende Weise dargestellt: Nimm unreife, noch nicht dunkel gefärbte Trauben, stelle sie drei Tage in die Sonne, presse sie danach aus und gib zu 3 Theilen des Saftes gemessen 1 Theil vom besten abgschäumten Honig, giesse es um in irdein Krüge und stelle es an die Sonne. Er hat zurückdrängende, kühlende Kraft; daher ist er ein gutes Mittel für Magen- und Kolikleidende. Im Gebrauch ge- nommen wird er nach einem Jahre. =32. Birnenwein. Der Birnenwein wird ebenso bereitet wie Quittenwein, nur dass die Birnen nicht zu reif sein dürfen. Der Johannisbrod-, Mispeln-, Speierlingsbeerenwein wird auf dieselbe Weise gemacht. Alle diese sind adstringirend, herbe, dem Magen bekömmlich und halten innerliche Flüsse auf. =33. Weinblüthenwein. Der Weinblüthenwein wird so dargestellt: Nimm von der sich oben öffnenden trockenen Blüthe des wilden Weinstockes 2 Minen auf 1 Metretes Most, nach dreissig Tagen seihe durch und setze ihn weg. Er ist von guter Wirkung bei Magenschwäche, Appetitlosigkeit, Magenleiden und Dys- enterie. =34. Granatenwein. Der Granatenwein wird so bereitet: Nimm reife, von den Kernen befreite Granatäpfel, presse den Saft aus den Früchten und setze ihn bei Seite, oder koche ihn auf den dritten Theil ein und setze ihn weg. Er ist von guter Wir- kung bei inneren Flüssen und mit den Flüssen verbundenen Fiebern, auch gut für den Magen, stopft den Bauch und treibt den Harn. =35. Rosenwein. Der Rosenwein wird so gemacht: Binde 1 Mine trockener zerkleinerter Rosen in ein Leintuch und hänge dieses in 8 Xestes Most. Nach drei Monaten seihe durch, fülle den Wein um und stelle ihn bei Seite. Bei Abwesenheit von Fieber ist er zur Verdauung und gegen Magenschmerzen dienlich, wenn er nach dem Essen getrunken wird, ferner gegen Bauchfluss und Dysenterie. Er wird auch aus Rosensaft unter Zusatz von Honig bereitet, dann heisst er Rosenhonig; er ist ein gutes Mittel gegen Rauheit der Luftröhre. =36. Myrtenbeerenwein. Der Myrtenbeerenwein wird auf diese Weise hergestellt: Man muss schwarze, recht reife Myrtenbeeren nehmen, sie stossen, den Saft in der Presse ab- pressen und umgiessen. Einige kochen ihn auf den dritten Theil ein; Andere setzen (die Beeren) vorher an die Sonne und, wenn sie trocken sind, zerstossen sie dieselben und mischen zu je 1 Choinix 3 Kotylen Wasser und ebensoviel alten Wein. Sodann pressen sie ab und setzen ihn weg. Er ist sehr adstringirend und gut für den Magen, nützlich bei Magen- und Bauchfluss, ebenso gegen (innere) Gescchwüre und Fluss der Frauen. Er färbt aber auch das Kopfhaar schwarz. =37. Myrtenwein. Der Myrtenwein wird so bereitet. Man muss die Zweigspitzen und die Blätter sammt den Beeren der schwarzen Myrte stossen und 1 Mine davon in 3 Chus Most geben, bis auf 2 Chus oder bis auf die Hälfte einkochen, dann durchseihen und bei Seite stellen. Dieser Wein ist ein Mittel gegen Grind und Schorf, Ausschlag, Zahnfleisch- und Mandel- anschwellung und gegen eiterflüssige Ohren. Er hält auch den Seliweiss zurück. =38. Mastixwein. Der Mastixwein wird ähnlich so wie der Myrtenwein gemacht. =39. Terebinthenwein. Auch der Terebinthenwein wird auf gleiche Weise bereitet, denn auch bei diesem werden die fruchttragenden Zweigspitzen genommen. Sie (die Weine) haben ähnliche Wirkung; sie sind adstringirend und gut für den Magen, ein gutes Mittel gegen Fluss des Magens, der Eingeweide, der Blase und bei Blutflüssen. Sie vernarben allen nässenden Geschwüre. Endlich heilen sie als Sitzbad angewandt Blasen- und Afterrheumatismus. =40. Dattelwein. Nimm gewöhnliche reife Datteln und wirf sie in ein am Grunde durchbohrtes und mit eingepichtem Rohr versehenes Fass, die Oeffnung aber verstopfe mit Leinen. Auf 10 Choinix giesse 3 Chus Wasser, wenn du ihn aber nicht sehr süss haben willst, giesse 5 Chus zu und lass zehn Tage stehen; am elften nimm aus dem Rohre den Leinenpfropf, ziehe den dicken und süsen Wein ab und hebe ihn auf. Er ist wohl süss, aber macht Kopf- schmerzen. Wegen der adstringirenden Eigenschaft ist er wirksam gegen Flüsse, daher auch ein gutes Mittel für die, welche an Magen- und Bauchschmerzen und Blutspeien leiden. Einige giessen dasselbe Maass Wasser wieder auf und ziehen ab, auch zum dritten, vierten, fünften und sechsten Male thun sie das, was dann übrig ist, wird sauer. =41. Feigenwein. Der Katorchites, welchen Einige auch Feigenwein nennen, wird auf Kypern wie der Dattelwein bereitet; er ist geschätzt, weil Einige bei diesem statt Wasser das gleiche Maass eines Auszuges von frisch ausgepressten Trestern zugiessen. Es werden dazu getrocknete Feigen, welche auch die braunen oder rothen genannt werden, genommen. Sie sind aber schwarz und werden ausgezogen, wie früher angegeben ist. Nach zehn Tagen wird die Flüssigkeit abgelassen und zum zweiten und dritten Male dasselbe Quantum Tresterauszug aufgegossen, in gleicher Weise in Zeitabständen ein dritter, vierter und fünfter Auszug gewonnen, welcher in gleicher Weise sauer wird und als Essig gebraucht wird. (Der Wein) ist dünn (feintheilig), blähend und dem Magen zuwider, er benimmt den Appetit, ist jedoch gut für den Bauch und treibt den Harn. Er befördert die Katamenien und die Milchabsonderung, macht aber schlechtes Blut und erzeugt, wie das Bier, Elephantiasis. Einige setzen auch Salz zu, auf sechs Krüge 10 Xestes, Andere einen Krug Meerwasser, in der Meinung, er werde weniger dem Verderben unterworfen und werde gut für den Bauch. Noch Andere legen auf den Boden Thymian und Fenchel, darauf die Feigen und dieses thun sie schichtweise, bis das Gefäss voll ist. =42. Sykomorenwein. Er wird aus den Maulbeerfeigen auf dieselbe Weise gemacht. Weil ihre Kraft nicht ausreicht, um die Süssigkeit des ausfliessenden Saftes zu erhalten, wird er zu scharfem Essig. =43. Geharzter Wein. Der geharzte Wein wird bei den einzelnen Völkern auf ihre Weise bereitet, hauptsächlich in Galatien, weil dort wegen der Kälte die Traube unreif bleibt und der Wein sauer wird, wenn er nicht mit Fichtenharz ver- setzt wird. Das Harz wird mit der Rinde gestossen und ½ Kotyle auf den Krug zugesetzt. Einige seihen ihn nach der Gährung durch und scheiden das Harz ab, Andere lassen es darin. Im Alter werden (die Weine) süss; diese alle aber verursachen Kopfschmerzen und Schwindel, befördern jedoch die Verdauung und treiben den Harn. Ferner sind sie ein gutes Mittel bei Katarrh, Husten, Magenleiden, Dysenterie, Wasser- sucht und Fluss der Frauen. Bei Geschwüren im Unterleibe dienen sie zum Klystier. Der dunkle ist adstringirender als der weisse. =44. Zirbelnusswein. Er wird dargestellt, indem frische zerstossene Zirbelnüsse in Most macerirt werden. Er wirkt geradeso wie der geharzte Wein. Wenn man die mit Most behan- delten Zirbelnüsse kocht, so erhält man ein Getränk, welches, reichlich genossen, ein gutes Mittel bei Schwindsucht ist. =45. Cedernwein. Der Cedern-, Wachholder-, Cypressen-, Lorbeer-, Fichten- oder Tannen- wein wird auf gleiche Weise hergestellt. Man muss aber das zur Zeit, wenn die Bäume Früchte tragen, frisch gefällte Holz spalten und in die Sonne oder in einen Baderaum oder ans Feuer legen, damit es ausschwitzt, und 1 Mine davon auf 1 Chus Wein geben, unter Umrühren zwei Monate stehen lassen, dann (den Wein) abziehen, an die Sonne setzen und nachher aufbewahren. Bei den künstlichen Weinen muss man aber die Gefässe voll füllen, denn der nicht vollgefüllte wird sauer. Die Arzneiweine sind den Gesunden nicht zuträglich; alle sind sie erwärmend, harntreibend, etwas adstringirend, der Lorbeerwein zieht am meisten zusammen. Es wird auch aus der Frucht der grösseren Ceder Wein gemacht, man muss dann ½ Mine zer- stossener Früchte mit 1 Chus Most mischen, vierzig Tage an die Sonne setzen, ihn dann abseihen und umfüllen. =46. Wachholderwein. Er wird aus Wachholderbeeren gemacht wie der Cedernharzwein, hat auch dieselbe Wirkung. =47. Cedernharzwein. Der Cedernharzwein wird so bereitet: Man wäscht das Cedernharz mit süssem Wasser, spült jeden Krug mit 1 Becher aus und füllt ihn dann mit Most. Dieser Wein ist erwärmend und verdünnend, bei Abwesenheit von Fieber ein gutes Mittel gegen alten Husten, gegen Brust- und Seitenschmerzen, Leib- schneiden, Geschwüre im Bauche und in den Eingeweiden, bei Lungen- empyem Wassersucht und Hysterie. Ferner wirkt er gegen Würmer und Frostschauer, hilft gegen den Biss giftiger Thiere und tödtet Schlangen. Eingetröpfelt heilt er Ohrenschmerzen. =48. Pechwein. Der Pechwein wird aus Theer und Most bereitet; man muss aber den Theer zuerst mit Meer- oder Salzwasser gehörig waschen, bis er weiss erscheint und das Meerwasser klar abläuft, dann mit süssem Wasser. Man muss dann 1 bis 2 Unzen Theer auf 8 Chus geben, nach der Gährung absetzen lassen und abziehen. Der Wein erwärmt, befördert die Verdauung, reinigt und führt ab. Zuträglich ist er bei Brust- und Bauchschmerzen, bei Leber-, Milz- und Gebärmutterleiden, wenn kein Fieber vorhanden ist, ebenso bei chronischen Flüssen und bei Geschwüren im Unterleibe. Ferner hat er gute Wirkung bei Husten, bei träger Verdauung, bei Blähungen und Asthma, endlich bei Verrenkungen, besonders mit schweissiger Wolle (aufgelegt). =49. Wermuthwein. Der Wermuthwein wird auf mancherlei Weise dargestellt. Einige setzen zu 48 Xestes italischer Krüge 1 Pfund pontischen Wermuth und kochen bis auf den dritten Theil ein; dann mischen sie 6 Xestes Most vor- sichtig mit ½ Pfund Wermuth, giessen dieses nach und seihen nach dem Absetzen durch. Andere geben 1 Mine Wermuth in den Krug und maceriren ihn mit 1 Metretes Most, den zerstossenen und in loses Leinen gebundenen Wermuth lassen sie zwei Monate darin. Noch Andere geben 3, auch 4 Unzen Wermuth, syrische Narde, Zimmt, Kasia, Bartgras- blüthe, Kalmus, Palmenspathe, von jedem 2 Unzen zerstossen und zu einem Bündel zusammengeschnürt in 1 Metretes Most und lassen es zwei bis drei Monate darin. Dann ziehen sie den Wein ab, füllen ihn um und heben ihn auf. Wieder Andere geben in 1 Metretes Most 14 Drachmen keltische Narde und 40 Drachmen Wermuth, in ein Leintuch gebunden, und füllen nach vierzig Tagen ab. Endlich geben Einige auf 20 Xestes Most 1 Pfund Wermuth und 2 Unzen trockenes Fichtenharz, klären nach zehn Tagen ab und heben den Wein auf. Er ist dem Magen bekömm- lich, harntreibend, bei träger Verdauung von guter Wirkung, ebenso bei Leber- und Nierenleiden, bei Gelbsucht, Appetitlosigkeit und schlechtem Magen. Ferner ist er ein gutes Mittel gegen chronische Spannung im Unterleibe, gegen Blähungen, runde Eingeweidewürmer, verzögerte Men- struation, endlich gegen verschluckte Mistel, wenn er im Uobermaaes ge- trunken und wieder erbrochen wird. =50. Hysopwein. Der aus dem kilikischen Hysop bereitete Hysopwein ist der beste; er wird ebenso dargestellt wie der Wermuthwein. Man muss auf 1 Krug Most 1 Pfund gestossene und in loses Leinen gebundene Hysopblätter geben, aber zu- gleich Steinelien mit ins Bündel legen, damit es auf den Boden des Kruges fällt. Nach vierzig Tagen ziehe den Wein ab und fülle ihn um. Er ist ein gutes Mittel gegen Brust-, Seiten- und Lungenbeschwerden, gegen alten Husten und Asthma, treibt den Harn und hilft bei Leib- schneiden, ebenso gegen Wechselfieber; auch befördert er die Men- struation. =51. Gamanderwein. Der Gamanderwein wird in gleicher Weise bereitet wie der Hysopwein. Er ist erwärmend und auflösend, heilsam bei Krämpfen und Gelbsucht, bei Auf- blähen der Gebärmutter, langsamer Verdauung und beginnender Wasser- sucht. Am besten wirkt der sehr alte. =52. Lavendelwein. Auf dieselbe Weise wird der Lavendelwein hergestellt. Man muss 1 Mine Lavendel zu 6 Chus geben. Er löst den dicken Schleim und Blähungen und vertreibt Seiten- und Nervenschmerzen und Kälte. Mit Erfolg wird er auch bei Epilepsie zusammen mit Pyrethrum und Sagapenum ge- geben. =53. Lavendelessig. Nach derselben Vorschrift wird auch Lavendelessig gemacht, indem, wie oben angegeben, das Kraut mit Essig macerirt wird. Er wirkt in derselben Weise. =54. Gliedkrautwein. Auch aus dem in der Kälte gedeihenden Gliedkraut wird Wein gemacht. Man muss das Kraut sammt den Zweigen, wenn sie voll von reifem Samen sind, nehmen und 1 Mine in 2 Chus Wein geben, sieben Monate darin lassen und sodann den Wein abgiessen. Er hat gute Wirkung bei vielen inneren Leiden, wie auch der Strauch selbst. Insgemein haben auch alle der- artig gemachten Weine die Kräfte von den Substanzen, aus denen sie hergestellt sind. Deshalb ist es denen, welche die Eigenschaften jener erkannt haben, leicht, auf die Kräfte der Weine zu schliessen. Die An- wendung der Weine ist jedoch nur bei Fieberfreien angebracht. Es wird aber auch Essig daraus (aus dem Gliedkraut) gemacht, der gegen die- selben Beschwerden dient. =55. Tragoriganoswein. Wein aus stark riechendem Thymian. Macerire 4 Drachmen in Leinen gebundenen stark riechenden Thymian in 4 Xestes Most drei Monate lang, dann giesse den Wein ab. Er ist ein gutes Mittel bei Leibschneiden, Krämpfen, inneren Rupturen, Seitenschmerzen, verhaltenen Winden und schwerer Verdauung. =56. Erdknotenwein. Wein aus dem kleinen Erdknoten. Zerstosse 2 Drachmen Erdknoten, gib sie in 4 Kotylen Most und verfahre weiter wie gewöhnlich. Er ist ein gutes Mittel für Magenleidende und solche, die auf dem Kampfplatze oder durch vieles Reiten ermattet sind. =57. Diptamwein. 4 Drachmen Diptam macerire in 8 Kotylen Most in gleicher Weise. Er wirkt gegen Uebelkeit des Magens, befördert auch die Reinigung nach dem Wochenbette und die Menstruation. =58. Andornwein. Der Wein aus Andorn. Zerstosse die Blätter vom blühendem Andorn und gib 2 Choinix in 1 Metretes Most, weiter verfahre wie gewöhnlich. Er ist ein gutes Mittel gegen Brustbeschwerden und solche Leiden, wogegen auch der Andorn dient. =59. Thymianwein. 100 Unzen zerstossenen und gesiebten Thymian lege, in ein Lein- tuch gebunden, in einen Krug Most. Er ist ein gutes Mittel gegen schlechte Verdauung, Appetitlosigkeit, Dysenterie, Nerven- und Unter- leibsleiden, gegen winterliche Frostschauer und Bisse giftiger Thiere, welche Kälte und Fäulniss im Gefolge haben. =60. Satureiwein. Der Satureiwein wird in gleicher Weise bereitet und wirkt auch gegen dieselben Beschwerden, gegen welche der Thymianwein dient. =61. Dostenwein. Der Dostenwein wird aus dem herakleotischen Dosten gemacht, wie der Thymianwein, wirkt auch in derselben Weise. Cup. 62. Minzen-, Polei- und Beifusswein. Der Minzen-, Polei- und Beifusswein wird auf gleiche Weise wie der aus Thymian bereitet. Sie haben gute Wirkung bei Magenleiden und Appetit- losigkeit und gegen Gelbsucht; sie sind nämlich harntreibend. =63. Berufskrautwein. Der Berufskrautwein wird auf gleiche Weise hergestellt; er ist mehr als alle gegen die Bisse giftiger Thiere wirksam. =64. Gewürzter Wein. Der gewürzte Wein wird so bereitet: Nimm Dattelpalme, Aspalathos, Kalmus und kretische Narde, von jedem 1 Choinix, stosse sie unter Zusatz von Most fein, forme sie zu Broden von ansehnlicher Grösse und gib sie in 12 Xestes herben Most, lass sie vierzig Tage darin, nachdem du das Ge- fäss gut verschlossen hast, dann seihe den Wein durch und hebe ihn auf. Er wird auch auf folgende Weise gemacht: Nimm 8 Drachmen Kalmus, 7 Drachmen Phu, 2 Drachmen Kostos, 6 Drachmen syrische Narde, 8 Drachmen Kasia, 4 Drachmen Safran, 5 Drachmen Amomon, 4 Drachmen Haselwurz, stosse Alles fein und gib es, in Leinen gebunden, in 1 Metretes Most; nach der Gährung fülle den Wein um. Er hat gute Wirkung bei Brust-, Seiten- und Lungenleiden; als Trank ist er ein wirksames Mittel bei Harnverhaltung, Frostschauer, verzögerter Menstrua- tion und für die, welche bei Kälte eine Wanderung machen, ebenso für solche, bei welchen sich dicker Sebleim bildet. Ferner verschafft er eine gute Hautfarbe, macht Schlaf und lindert die Schmerzen; endlich ist er hülfreich bei Blasen- und Nierenleiden. =65. Wein aus Myrrhe, Pfeffer und Schwertlilie. Es wird auch ein gewürzter Wein gemacht gegen Katarrh, Husten, Un- verdaulichkeit, Blähungen und Magenfäule. Nimm 2 Drachmen Myrrhe, 1 Drachme weissen Pfeffer, 6 Drachmen Schwertlilie, 2 Drachmen Anis, zerstosse dieses grob, binde es in Leinen und gib es zu 6 Xeates Wein. Nach drei Tagen seihe den Wein durch und fülle ihn auf Flaschen zum Auf- bewahren. Lass ihn nach dem Spaziergange trinken und reiche ihn un- vermischt zu 1 Becher. =66. Nektarwein. Der Nektarwein wird aus dem Alant hergestellt, welchen Einige Medika, Andere Symphyton, idäisches Wollkraut, Oresteion, auch Nektarion nennen. 6 Unzen trockenen Alant binde in Leinen, gib sie in 6 Chus Most und giesse nach drei Monaten den Wein ab. Er hat gute Wirkung auf Magen und Brust, treibt auch den Harn. =67. Wein aus syrischer und keltischer Narde und aus Malabathron. Der Wein aus syrischer und keltischer Narde und aus Malabathron wird so bereitet: Nimm von jedem ½ Mine und gib sie in 2 Chus Most, nach zwei Monaten seihe durch. 1 Becher gib zu 3 Bechern Wasser. Er hilft bei Nierenleiden, Gelbsucht, Leberleiden, Harnverhaltung, Bleichsucht und Magenleiden. Einige bereiten ihn aus 2 Unzen Kalmus, 3 Unzen keltischer Narde in einem Kruge Wein. =68. Aronswein. Haselwurzwein. 3 Unzen Haselwurz gib auf gleiche Weise zu 12 Kotylen Most. Er ist harntreibend und ein gutes Mittel bei Wassersucht, Gelbsucht, Leberleiden und Ischias. =69. Wein aus der wilden Narde. Der Wein aus der wilden Narde. 8 Unzen der fein gestossenen und gesiebten frischen Wurzel der wilden Narde behandle mit 1 Chus Most in gleicher Weise und lass sie zwei Monate darin. Gut zu verwenden ist er bei Leberleiden, Harnverhaltung, Blähungen und Magenleiden. =70. Möhrenwein. 6 Drachmen der grob gestossenen Wurzel behandle in gleicher Weise mit 1 Krug Most und fülle den Wein ab. Er wirkt gut bei Brust-, Unterleibs- und Gebärmutterleiden, befördert die Menstruation, das Aufstossen und den Harn; auch ist er ein gutes Mittel bei Husten, Krämpfen und inneren Rupturen. =71. Salbeiwein. Der Salbeiwein wird auf gleiche Art bereitet. 8 Unzen Salbei lege in 1 Krug, d.i. 1 Keramion Most. Er ist von guter Wirkung bei Nieren-, Blasen- und Seitenschmerzen, gegen Blutauswurf, Husten, innere Rupturen, Krämpfe, Quetschungen und zurückgebliebene Menstruation. =72. Panaxwein Wein aus breitblättrigen Steckenkraut. 1 Unze Steckenkraut gib zu 1 Chus Most und giesse in gleicher Weise ab. Er hat gute Wirkung bei Krämpfen, inneren Rupturen, Quetschungen und Orthopnöe, verdünnt den dicken Saft der Leber, hilft ferner bei Leibschneiden, Ischiasschmeren und langsamer Verdauung; er befördert die Menstruittion und treibt den Embryo aus. Auch ist er ein gutes Mittel bei Wassersucht und gegen Bisse giftiger Thiere. =73. Akoronwein. Der Wein aus Akoron und Süssholz wird auf gleiche Weise bereitet; man muss nämlich bei jedem 8 Unzen in 6 Chus drei Monate maceriren und den Wein dann umgiessen. Sie wirken gegen Seiten- und Brustschmerzen, treiben auch den Harn. =74. Selleriewein. 9 Unzen reifen, frischen, gesiebten Selleriesamen gib, in Leinen gebunden, auf gleiche Weise zu 1 Krug Most. Er regt den Appetit an und ist ein gutes Mittel bei Magenbeschwerden und Harnverhaltung; er bewirkt auch ein freies Atmen. =75. Fenchel- und Dillwein. Der Fenchel-, Dill- und Petersilienwein wird auf gleiche Weise bereitet. Sie haben dieselbe Wirkung. =76. Salzblüthenwein. Er wird mit der reinsten Salzblüthe des Meeres gemacht. Er greift aber den Schlund, die Nieren, die Blase und den Magen an; deshalb ist ein solcher weder für Gesunde noch für Kranke zu verwenden. =77. Abortivwein. Es wird aber auch ein Abortivwein gemacht, indem neben die Weinstöcke Nieswurz, Springgurke oder Purgirwinde gleichzeitig mitgepflanzt wird. Von diesen nimmt die Traube die Kraft an und der aus dieser bereitete Wein bewirkt Fehlgeburt. Er wird den Frauen, nachdem sie vorher erbrochen haben, nüchtern mit Wasser gemischt in der Gabe von 8 Bechern gereicht. =78. Seidelbastwein. 30 Drachmen Zweige mit Blättern und Früchten gib in 3 Chus Most und bereite den Wein, indem du bei gelindem Feuer kochst, bis 2 Chus übrig sind; dann seihe ihn durch und setze ihn weg. Er purgirt das Wässerige und erweicht die Milz. =79. Bergseidelbastwein. Wenn der Strauch blüht, zerstosse ihn sammt den Blättern, siehe ab und gib 10 Drachmen in 1 Chus Most; nach zwei Monaten giesse den Wein um. Er hilft bei Wassersucht, Leberleiden, Ermattung und bei schwerer Reinigung der Wöchnerinnen. =80. Günselwein. Der Günselwein wird auf dieselbe Weise bereitet und ist auch gegen dieselben Beschwerden angezeigt; er treibt den Harn. =81. Mandragorawein. Zerschneide die Rinde der Wurzel und gib ½ Mine,in Leinen gebunden, in 1 Metretes Most drei Monate lang, dann giesse den Wein um. Die mittlere Gabe ist ½ Kotyle. Er wird getrunken unter Zusatz von doppelt so viel Most. Man sagt, dass 1 Hemine davon 1 Chus zugemischt Schlaf mache und betäube; 1 Becher mit 1 Xestes Wein getrunken tödtet. Beim richtigen Gebrauche wirkt er schmerzstillend und die Flüsse verdichtend. Ob er in der Räucherung, als Klystier oder als Trank angewandt wird, er hat dieselbe Wirkung. =82. Nieswurzwein. In 1 Chus mit Meerwasser versetzten Most gib 12 Drachmen fein ge- stossene, in loses Leinen gebundene schwarze Nieswurz und, wenn die Gärung vorüber ist, giesse den Wein um. Oder: in 1 Chus ohne Meer- wasser gib 14-15 Unzen grob gepulverte Nieswurz und seihe den Wein nach einigen Tagen zum Gebrauche durch. Um Oeffnung zu bewirken, lass 1 Becher mit Wasser nach dem Bade trinken, wenn sie nach der Mahlzeit erbrochen haben. Oder: nimm 20 Drachmen Nieswurz, 12 Unzen Bartgras und 13 Unzen syrischen Ziest, siebe ab, binde sie in Leinen und lass sie vierzig Tage in 14 Kotylen koischem Wein liegen. Dann seihe durch und lass 1 ½Kotylen davon trinken. Oder: in 1 Krug Most mit 12 Xestes gekochten, von der Höhe des Meeres genommenen See- wassers gib 6 Pfund weisse Nieswurz, macerire vierzig Tage, dann seihe den Wein durch und gebrauche ihn. Oder: 12 Drachmen Nieswurz, 4 Drachmen Aphronitron, 12 Kotylen Most, macerire fünfzehn Tage, seihe durch und gebrauche den Wein nach sechs Monaten. Dieser tödtet auch die Leibesfrucht und treibt sie aus. Oder: nimm 1 Metretes Most aus den an der Sonne getrockneten Trauben - es ist aber 1 Metretes gleich 12 Chus - wirf 20 Drachmen Gips in den Wein und lass zwei Tage stehen; dann mache ein Bündel von 30 Unzen schwarzer Nieswurz, 30 Drachmen Bartgras, 30 Drachmen Kalmus, ¾ Choinix Wachholder- beeren, Myrrhe und Safran von jedem 1 Drachme, binde es in Leinen und hänge es vierzig Tage hinein. Dann seihe durch und gib 3 oder 2 Becher davon als Mischtrank. Er reinigt die Frauen nach dem Wochen- bett oder auch nach einer Fehlgeburt, treibt den Embryo aus und wirkt gegen Gebärmutterkrämpfe. =83. Purgirwindenwein. 5 Drachmen der Wurzel, welche um die Zeit der Weizenernte gegraben ist, lege fein gestossen und in Leinen gebunden in 1 Chus Most dreissig Tage lang. Er reinigt den Bauch, indem er Schleim und Galle abführt. ALLE ERZARTEN =84. Kadmeia. Die beste Kadmeia ist die kyprische, die sogen. traubige, sie ist dicht, massig schwer und schon mehr leicht zu nennen, hat ein traubenartiges Aussehen und eine aschgraue Farbe, ist auf dem Bruche innen grau und grünspanfarbig. Dieser zunächst steht die aussen bläuliche, innen aber hellere, mit Streifen wie beim Onyx [dieser Art sind die aus den alten Gruben geförderten]. Es gibt aber auch eine sogen. plattenartige (Plakodes), mit zonenähnlichen Streifen durchsetzt, weshalb man sie auch Zonitis nennt. Eine andere Art heisst Ostrakitis, sie ist dürr und meistentheils schwarz und hat ein erdiges oder scherbenartiges Aussehen. Die weisse ist schlecht. Dien- lich zu Augenarzneien ist die als Botryitis (traubenartige) und Onychitis bezeichnete; die übrigen dienen zu Pflastern und trockenen Mitteln, welche Vernarbung bewirken, doch auch hierzu ist die kyprische gut zu ver- wenden, denn die aus Makedonien, Thrakien und Spanien bezogene ist untauglich. Sie hat adstringirende Kraft, füllt hohle Stellen aus und reinigt von Schmutz. Sie überzieht aber auch und reinigt durch Aus- pressen, trocknet und hält Fleischwucherungen zurück und führt böse Geschwüre zur Vernarbung. Die Kadmeia wird bei der Verhüttung des Kupfers gewonnen, indem der Rauch sich an den Wänden und am oberen Rande der Kamine an- setzt. Es sind dort grosse eiserne (Reiser), von den Hüttenleuten Ake- stiden genannt, angebracht, welche an der Spitze zusammenlaufen, zum Auffangen und Ansetzen der voll dem Erz aufsteigenden Theile. Wenn sich diese nun mehr und mehr ansetzen, bildet sich ein grosser Körper, und es entsteht bald nur eine Art, bald entstehen zwei oder auch alle Arten. Das Erz wird aber auch gewonnen aus einem Berge, welcher vor der Stadt Soloe liegt, durch Brennen eines Minerals, welches Pyrites heisst. In demselben Berge finden sich aber auch in einer Art Gängen Chalkitis, Misy, Sory, Melanteria, Cyanos, Chrysokolla, Chalkanthos und Diphryges. Einige behaupten, die Kadmeia komme komme auch in Berg- werken vor, sie lassen sich täuschen durch ein Mineral, welches grosse Aehnlichkeit damit hat,wie auch ein solches zu Kyme sich findet, das aber keinerlei Wirkung aufzuweisen hat. Diese Mineralien erkennt man aber daran, dass sie leichter sind als Kadmeia und beim Kauen keinen linden Geschmack haben; wenn es ein Stein ist, greifen sie beim Kauen die Zähne schmerthaft an, während, wenn es Kadmeia ist, man sie ruhig durchbeissen kann, da sie (beim Kauen) nachgibt. Man erkennt sie aber auch dadurch, dass Kadmeia, wenn sie mit Essig fein gerieben und an der Sonne getrocknet wird, fest wird, welches beim Mineral nicht der Fall ist; ferner dadurch, dass der Stein, zerrieben und ins Feuer gelegt, aufspringt und sein Rauch dem des Feuers gleich ist, während die Kad- meia liegen bleibt und einen gelblichen, kupferfarbigen Russ, gleichsam eine mehrfarbige Zone absetzt. Weiterhin wird der geglühte und wieder abgekühlte Stein sich in der Farbe ändern und leichter sein, die Kad- meia dagegen wird sich durchaus nicht verändern, wenn man sie nicht einige Tage glüht. Eine weissere und leichtere, aber an Kraft geringere kommt auch aus den Silberhütten. Die oben genannte Kadmeia wird unter Kohlen gebettet gebrannt, bis sie durchscheinend wird und Blasen bildet wie Eisenschlacke, dann in aminäischen Wein abgelöscht, die zu Krätzmitteln dienende aber in Essig. Einige rühren die so gebrannte mit Wein zu einer glatten Masse an und glühen sie nochmals in einem rohen Tiegel, bis sie ein bimssteinartiges Aussehen hat, rühren sie wiederum mit Wein an und glühen sie zum dritten Male, bis sie sich vollständig in Asche verwandelt und nichts Rauhes mehr an sich hat. Eine solche wenden sie statt Spodos an. Sie wird dann im Mörser mit Wasser gewaschen, indem sie so lange mit Wasser übergegossen wird, bis kein Schmutz mehr obenauf steht. Dann wird sie in Pastillen geformt und aufbewahrt. =85. Pompholyx. Pompholyx (Hüttenrauch) unterscheidet sich von Spodos (Ofenbruch) nur durch die Form, einen wesentlichen Unterschied gibt es nicht. Der Ofenbruch ist etwas schwärzlich und meist schwerer, voll von Stroh, Haaren und Erde, gleichsam das Abgekratzte und Zusammengefegt von den Fussböden der Kupferwerkstuben und aus den Schmelzöfen. Der Hüttenrauch erscheint fett und weiss, dabei sehr leicht, so dass er in die Luft fliegen kann. Es gibt zwei Arten davon; die eine ist bläulich (luftfarben) und fettig, die andere sehr weiss und äusserst leicht. Die weisse Pompholyx entsteht, wenn bei der Bereitung und Fertigstellung des Kupfers dieHüttenleute fein gestossene Kadmeia in grösserer Masse aufschütten, um jene besser zu machen. Denn der von dieser aufsteigende höchst feine Rauch wird zu Pompholyx. Aber nicht allein bei der Bereitung und aus der Materie des Kupfers wird der Hüttenrauch bereitet, sondern auch aus der Kad- meia, indem sie zu seiner Bildung künstlich in die Höhe geblasen wird. Es wird so gemacht: In einem zweistöckigen Hause wird ein Schmelz- ofen gebaut und daran nach der Decke zu ein passender Ausschnitt ge- macht, der von oben zu öffnen ist. Die Wand des Raumes, an welcher der Ofen liegt, ist durch ein kleines, bis zum Herde reichendes Loch durchbohrt zur Anlage eines Blasebalges. Sie hat aber auch eine passende Thür, zum Ein- und Ausgang vom Meister eingerichtet. Mit diesem Raum ist ein zweiter verbunden, in dem die Blasebälge sind und der Bläser arbeitet. Nun endlich werden Kohlen in den Ofen gebracht und angezündet.Dann streut der gegenwärtige Meister die fein ge- stossene Kadmeia von dem Platze über dem Rande der Oeffnung auf; der Geselle thut dasselbe, er wirft auch zugleich Kohlen hinein, bis die Masse, welche eingestreut wird, verzehrt ist. Während die Kadmeia in Rauch verwandelt wird, werden die zarteren und leichteren Theile nach oben in das Haus getrieben und setzen sich an die Wände und die Decke an. Der durch den hinaufgetriebenen Rauch gebildete Körper ist an- fangs gleich aufsteigenden Wasserblasen, später aber, je mehr die Zu- nahme sich steigert, wird er einem zusammengeballten Knäuel Wolle gleich. Der schwerere Hüttenrauch fällt auf den Fussboden und verstreut sich umher, theils im Kamin, theils auf dem Fussboden des Hauses. Dieser ist auch für schlechter zu halten als der feinere, weil er durch das Zusammenfegen erdiger und voll Unreinigkeit ist. Einige sind der Meinung, nur auf diese einzige Art werde der oben genannte Ofenbruch gemacht. Als der beste ist der kyprische anzusehen, welcher mit Essig vermischt, einen erzartigen Geruch, eine pechähnliche Farbe und einen schlammigen Geschmack hat. Wenn ferner der unverfälschte auf glühende Kohlen gelegt wird, so schäumt er auf, indem er eine luftbläuliche annimmt. Man muss aber sehr wohl auf die vorgenannten Merkmale Acht geben, denn er wird von Einigen mit Stierleim, Lamm- oder See- lunge, oder gebrannten unreifen Feigen und anderen ähnlichen Dingen verfälscht. Dies ist aber leicht zu erkennen, denn bei der Probe wird von den oben genannten Kennzeichen hierbei nichts gefunden. Die Pompholyx wird allgemein auf folgende Weise gewaschen: Gib dieselbe entweder trocken oder mit Wasser angerührt in einen mässig lockeren Leinenbeutel, bringe ihn in eine Wanne mit Regenwasser und spüle den Beutel durch Hin- und Herwenden; denn auf diese Weise wird das Schlammige und Brauchbare abfliessen, alles Schlackige bleibt im Leinenbeutel. Dann lass absetzen und seihe das Wasser mit dem Spodos ab; giesse wieder anderes Wasser zu, rühre um und giesse ab, und dieses setze fort, indem du abseihest und abgiessest, bis sich nichts Sandiges mehr absetzt. Zuletzt presse das Wasser ab, trockne den Spodos und bewahre ihn auf. Einige trocknen ihn so viel wie nöthig, vertheilen ihn mit den Händen in Wasser zur Honigconsistenz und seihen ihn durch Leinen, welches sie über das Aufnahmegefäse ausgebreitet oder lose ge- spannt und festgebunden haben. Damit er leichter durchläuft, giessen sie reichlich Wasser auf das Leinen und rühren den Spodos durch. Was durchgelaufen ist und im Topfe schaumig obenauf schwimmt, nehmen sie sofort mit einer Muschel ab und bringen es in einen neuen irdenen Topf; das was sich abgesetzt hat, sieben sie leicht ab und giessen es in ein anderes Gefäss, wobei sie das am Boden befindliche Sandige zurück- lassen. Wiederum lassen sie das Steinige sich absetzen, seihen durch in ein anderes reines Gefäss, und dies thun sie so oft, bis der Spodos rein und frei von Sand ist. Andere streuen sie ganz, wie sie ist, nach und nach in Wasser, in der Meinung, der oben erwähnte Sand und das Steinige werde durch die eigene Schwere im Gefäss zu Boden sinken, Haare, Stroh und dergleichen werden wegen der Leichtigkeit obenauf schwimmen. Zuletzt trennen sie den in der Mitte befindlichen Spodos davon, geben ihn in einen Mörser und waschen ihn wie Kadmeia. Er wird auch nach oben genannter Methode in Chierwein, der mit Seewasser versetzt ist, ge- waschen, dieser ist adstringirender als der mit Wasser gewaschene. Der Hüttenrauch hat adstringirende, kühlende, ausfüllende, reini- gende, verklebende und in etwa austrocknende Kraft. Er gehört auch zu den Mitteln, welche zarten Schorf bilden. Wenn der Ofenbruch aber geröstet worden muss, so reibe ihn unter Benetzen mit Wasser sorg- fältig fein, forme Pastillen daraus und gib sie, in ein neues irdenes Ge- fäss. Dieses setze auf gelindes, leichtes Kohleafeuer und wende die Kügelchen beständig um, bis sie gelb und trocken geworden sind. Zu bemerken ist noch, dass aus Gold und Silber, wie auch aus Blei(-Erzen) Ofenbruch gemacht wird; nächst dem kyprischen ist der aus Blei der beste. =86. Antispodon. Da die Pflanzenasche als Ersatz für Zinkasche, an der es häufig mangelt, sehr gut gebraucht werden kann, so ist es nöthig, zu zeigen, dass sie gleiche Wirkung hat, was sie ist, und auf welche Weise sie anzuwenden ist. Nimm die Blätter der Myrte sammt den Blüthen und noch unreifen Früchten, gib sie in einen rohen irdenen Tiegel, lege einen vielfach durchlöcherten Deckel darauf und stelle ihn in einen Töpferofen. Wenn aber der Tiegel glüht, gib es in einen anderen rohen Tiegel, und wenn auch dieser zweite glüht, nimm es heraus, wasche und gebrauche es. In gleicher Weise richte die Schösslitige des Oelbaumes her und verwende sie, es sollen aber die des wilden Oelbaumes sein und in deren Ermangelung die des gebauten, sammt den Blüthen, oder zerschnittene und entkernte Quitten- äpfel, oder Galläpfel, oder leinene Lumpen, oder unreife weisse, in der Sonne getrocknete Maulbeerfeigen, oder Mastixbaum, oder Terebinthe, oder Weinblüthe, oder die zarten Blätter des Brombeerstrauches oder die Buxbaumspitzen oder den sogen. Pseudokypeiros sammt der Blüthe. Einige verwenden die vorher in der Sonne getrockneten Spitzen der Feigenzweige in derselben Weise, Andere Stierleim, oder sie richten rauhe schmutzige Schafwolle, mit Theer oder Honig benetzt, in gleicher Weise her. Alles dieses wird statt der Metallasche gebraucht. =87. Gebranntes Kupfer. Das gebrannte Kupfer ist gut, Weins es roth ist und beim Zerreiben eine zinnoberrothe Farbe hat, das schwarze ist mehr als nötig gebrannt. Es wird dargestellt aus den Nägeln zerstörter Schiffe, welche in einem rohen irdenen Tiegel zusammengeworfen und mit gleichviel Schwefel oder Salz in abwechselnden Lagen bestreut sind. Der Tiegel wird zuge- deckt, die Oeffnung rings herum mit Töpferthon verschmiert und in den Ofen gesetzt, bis er vollständig glüht. Einige setzen statt Schwefel und Salz Alaun zu, Andere glühen ohne Zusatz von Schwefel und Salz im Tiegel einige Tage lang; oder sie nehmen nur Schwefel, aber sie (die Nägel) werden dann ganz zu Russ verbrannt; oder sie bestreichen die Nägel mit Spaltalaun und glühen mit Schwefel und Essig in einem rohen Tiegel. Noch Andere besprengen sie in einem kupfernen Gefässe mit Essig und brennen sie so; nach dem Brennen thun sie dasselbe wiederum und zum dritten Male, dann heben sie sie auf. An erster Stelle kommt das in Memphis, dann das auf Kypern gebrannte. Es hat die Kraft, zu adstringiren, auszutrocknen, zu verdünnen, zu besänftigen, herauszuziehen, zu reinigen, Geschwüre zu vernarben, fressende Geschwüre aufzuhalten. Mit Wassermeth getrunken oder mit Honig geleckt bewirkt es Erbrechen. Gewaschen wird es wie die Kadmeia, indem viermal im Tage das Wasser erneuert wird, bis keine Unreinigkeit mehr obenauf schwimmt. Auch die Schlacke desselben in gleicher Weise gewaschen, hat dieselbe Kraft, nur ist sie schwächer. =88. Kupferblüthe. Einige nennen Kupferblüthe das Schabsel von alten Nägeln; das beste ist das- jenige, welches sich leicht brechen lässt, beim Zerreiben kräftig gelb, von hirsekornähnlicher Form, klein, schwer, mässig glänzend ist [und ad- stringirt], das auch frei ist von Feilspähnen, womit es verfälscht wird, diese werden aber dadurch erkannt, dass sie durch das Zusammenpressen zwischen den Zähnen sich ausdehnen. Sie wird so dargestellt: Wenn das in den Schmelzöfen geschmolzene Kupfer durch den Trichter der Leitungsrinnen in die Aufnahmegefässe fliesst, giessen die, welche die Reinigung desselben von Schmutz zu besorgen haben, ganz reines Wasser zu, um es abzukühlen. In Folge der plötzlichen Verddichtung und Zu- sammenziehung wird die oben genannte (Blüthe) gleichsam ausgespieen und blüht aus. Auch diese adstringirt und hält die Auswüchse zurück, entfernt die Verdunkelungen von den Pupillen und beisst stark. In der Menge von 4 Obolen gegeben führt sie die dicken Säfte ab. Sie zer- stört die Fleischgewächse in der Nase und heilt mit Wein Geschwüre am After. Bei andauernder Taubheit wird die weisse, fein gerieben, durch ein Rohr eingeblasen. Fein gerieben und mit Honig eingestrichen bringt sie Geschwülste am Zäpfchen und an den Mandeln zurück. =89. Kupferhammerschlag. Gut ist der dicke Hammerschlag von den Nägeln aus den kyprischen Werkstätten, die sogen. Helitis; schlecht aber kommt er aus schlechtem Kupfer oder aus Messing, er ist dann und kraftlos. Diesen verwerfen wir, ziehen aber den dicken und gelben vor, der beim Benetzen mit Essig sich mit Grünspan überzieht. Er hat die Kraft zu adstringiren, zu unterdrücken (ätzen), zu verdünnen, fressende Geschwüre aufzuhalten [Fäulniss zu be- wirken] und zu vernarben. Mit Honigmeth getrunken führt er das Wässerige ab. Einige geben ihn mit Mehl angemacht im Bissen; er wird auch den Augenmitteln zugesetzt, denn er trocknet die Flüsse und beizt rauhe Augenlider glatt. Er wird auf folgende Weise gewaschen: Gib ½Mine reiner trockener Schuppen in einen Mörser mit klarem Wasser und rühre mit den Händen kräftig durcheinander, bis der Hammer- schlag sich gesetzt hat, entferne das obenauf Schwimmende, schütte das Wasser weg und giesse 1 Kotyle Regenwasser zu und reibe (die Schuppen). gleichsam mit der flachen Hand abkratzend im Mörser. Wenn er an- fängt, eine gewisse Schlüpfrigkeit abzugeben, gib unter kräftigem Reiben allmählich Wasser bis zu 6 Kotylen zu, presse mit den Händen die Schuppen an die Wand des Mörsers und reibe kräftig; drücke aus und fange das Abfliessende in einer Büchse aus rothem Kupfer auf, dieses ist nämlich gleichsam die Blüthe des Kupferhammerschlags, sie hat eine vorzügliche Kraft und ist sehr geeignet für Augenmittel. Das Uebrige ist kraftlos. Auch das, was zurückgelassen ist, wasche in gleicher Weise, bis es nichts Schlüpfriges mehr abgibt und hebe es auf. Das, was übrig geblieben ist, muss man mit einem Leintuche zudecken und zwei Tage in Ruhe stehen lassen, dann das überstehende Wasser ab- giessen, trocknen und in einer Büchse aufbewahren. Einige waschen ihn auch wie die Kadmeia und bewahren ihn auf. =90. Eisenhammerschlag. Der Eisenhammerschlag hat dieselbe Kraft, wie der Kupferhammerschlag, auch das Waschen und die Aufbewahrung geschieht in gleicher Weise, aber darin, den Bauch zu reinigen, bleibt er hinter dem Kupferhammer- schlag zurück. =91. Abgekratzter Grünspan. Der abgekratzte Grünspan ist so herzustellen: In ein Weinfass oder ein anderes ähnliches Gefäss giesse stärksten Essig und decke darüber ein kupfernes Gefäss, es ist gut, wenn dieses gewölbt ist, sonst kann es auch flach sein; aber es muss blank sein und darf keine Oeffnung haben. Nach zehn Tagen nimm das Gefäss weg und schabe den Ueberzug von Grün- span ab. Oder: Mache eine Platte vom Kupfer selbst und hänge sie so in das Gefass, dass sie vom Essig nicht berührt werde, und kratze sie nach ebenso viel Tagen ab. Oder: Zwischen nicht mehr frische, säuernde Weintrester lege einen oder mehrere Barren oder Platten und schabe sie in derselben Weise ab. Man kann ihn auch aus Feilopähnen oder aus Plättchen machen, zwischen denen die Goldblättchen ausgeschlagen werden, wenn man sie mit Essig besprengt und drei- bis viermal durchrührt, bis sie vollständig mit Grünspan bezogen sind. Man sagt, dass derselbe auch in Erzgruben entstelle, indem er theils aus gewissen kupferhaltigen Mine- ralien ausblühe, theils in einer bestimmten Höhle mit Hundstagshitze auströpfele, jener sei zwar spärlich, aber der beste, der aus der Höhle wohl reichlich zufliessend und voll schöner Farbe, aber schlecht, weil er mit viel Gestein gemischt sei. Er wird aber durch viele andere Zu- sätze verfälscht, am meisten durch folgende. Einige vermischen ihn mit Bimsstein, Andere mit Marmor, noch Andere mit Kupfervitriol. Den Bimsstein und Marmor wird man aber herausfinden, wenn man den Daumen der rechten Hand befeuchtet und mit der linken Hand ein Stückchen Grünspan daran reibt, dann ergibt sich, dass die Grünspan- theile zerfliessen, die vom Bimsstein und Marmor aber ungelöst bleiben und schliesslich durch vieles Reiben und das Zutreten der Feuchtigkeit weiss werden; dann aber auch durch das Aufdrücken der Zähne, denn der unvermischte ist geschmeidig und nicht rauh. Der Kupfervitriol wird durch das Feuer erkannt; denn, wenn man den so verfälschten Grünspan auf eine Platte oder einen Scherben streut und eins von beiden auf glühende Asche oder Kohlen stellt, wird sich der vitriolhaltige ver- ändern und roth worden, weil derselbe (der Vitriol) seiner Natur nach beim Brennen eine solclie Farbe erhält. =92. Wurmförmiger Grünspan. Vom wurmförniigen Grünspan gibt es zwei Arten; der eine kommt als Mineral vor, der andere wird so bereitet: In einen kupfernen Mörser mit einer Keule aus demselben Metall giesse ½Kotyle weissen scharfen Essig und reibe, bis er zähe wird; dann gib 1 Drachme runden Alaun und ebenso viel klares Stein- oder Seesalz, welches so weiss und fest wie möglich ist, in dessen Ermangelung Natron zu und verarbeite es in der Sonne zur Zeit der Hundstagshitze, bis es eine grünspanartige Farbe und eine zähe Consistanz hat, sodann bringe es in den Rosenpastillen ähnliche wurmartige Formen und bewahre sie auf. Er wird aber kräftig und von schöner Farbe, wenn man 1 Theil Essig nimmt, 2 Theile alten Urin und das Uebrige, wie angegeben ist. Einige mischen dem miss- lungenen abgekratzten Grünspan Essig zu, formen ihn zu Pastillen und verkaufen ihn, diesen muss man als schlecht verwerfen. Es gibt auch einen von den Goldarbeitern mittelst eines kupfernen Mörsers sammt Keule und Knabenurins hergestellten Grünspan, mit dem sie das Gold löthen. Im Allgemeinen entsprechen die vorgenannten Arten Grünspan dem gebrannten Kupfer, haben aber eine viel kräftigere Wirkung. Man muss aber wissen, dass von diesen der als Mineral vorkommende wurm- förmige die erste Stelle einnimmt, die zweite der abgekratzte. Dann kommt der sonst gemachte. Beissender und mehr adstringirend ist aller- dings dieser; der der Goldarbeiter entspricht dem abgekratzten. Alle Sorten Grünspan haben die Kraft, zu adstringiren, zu erwärmen, die Narben auf den Augen wegzuglätten, zu verdünnen, Thränen hervorzu- rufen, fressende Geschwüre aufzuhalten, Wunden vor Entzündung zu schützen und mit Oel und Wachs Geschwüre zu vernarben. Mit Honig gekocht reinigen sie Geschwüre von wildem Fleisch und Schmutz. Mit Ammoniakum zu Kollyrien angewandt vertilgen sie Fisteln und wildes Fleisch. Hilfreich sind sie bei Geschwülsten und Auswüchsen des Zahn- fleisches; besonders gut verdünnen sie, mit Honig aufgestrichen, (ge- schwollene) Augenlider, man muss sie aber nach dem Einschmieren mit einem Schwamm aus warmem Wasser bähen. Mit Terpentinharz, Kupfer und Natron gemischt vertreiben sie den Aussatz. Wenn du den Grün- span brennen willst, so geschieht es auf diese Weise: Zerstosse ihn zu gröblichsten Pulver und bringe ihn in einen irdenen Tiegel, setze ihn zwischen glühende Kohlen und rühre um, bis er sich verändert und eine aschgraue Farbe angenommen hat; zuletzt kühle ihn ab, hebe ihn auf und wende ihn an. Einige rösten ihn in einem rohen irdenen Tiegel wie oben angegeben; aber er verändert sich beim Brennen nicht immer zu derselben Farbe. =93. Eisenrost. Der Eisenrost adstringirt, im Zäpfchen eingelegt stellt er den Fluss der Frauen, innerlich genommen verhindert er die Empfängniss. Mit Essig ausgestrichen heilt er Rose und Ausschlag; er ist ferner sehr heilsam bei Nebennägeln, über- gewachsenen Nägeln, rauhen Augenlidern und Geschwülsten, macht das Zahnfleisch fest, hilft als Salbe bei Podagra und bewirkt nach der Fuchskrankheit dichtes Haar. Wasser oder Wein, worin glühendes Eisen abgelöscht ist, wirken getrunken als gutes Mittel bei Unterleibeleiden, Dysenterie, Milzsucht, Cholera und durch Durchfall angegriffenem Magen. =94. Eisenschlacke. Die Eisenschlacke hat dieselbe Kraft wie der Eisenrost, nur ist sie geringer. Mit Sauerhonig getrunken hilft sie bei Sturmhutvergiftung. =95. Gewaschenes Blei. Das gewaschene Blei wird auf folgende Art bereitet: Gib in einen Mörser aus Blei Wasser und reibe mit einem bleiernen Pistill, bis das Wasser schwarz und schlammig wird, dann seibe durch Leinen, indem du Wasser nachgiessest, damit alles Abgeschiedene ausgewaschen werde. Dieses wiederhole, bis du genug zu haben glaubst. Dann lass das Ausgewaschene sich absetzen, giesse das Wasser ab und anderes zu und wasche es wie Kadmeia, bis nichts Schwarzes mehr obenauf schwimmt; darauf forme es zu Pastillen und bewahre es auf. Einige feilen reines Blei und reiben dieses in einem Steinmörser mit steinerner Keule, oder sie giessen Wasser zu, reiben mit den Händen unter Zugabe von Wasser und sammeln die schwarze Masse, welche sie sich absetzen lassen und gleich zu Pastillen formen; denn beim langen Reiben wird es bleiweissähnlich. Einige setzen den Feilspähnen eine Kleinigkeit Molybdaina zu, sie behaupten, dass das so gewaschene Blei besser sei. Es hat die Kraft zu kühlen, zu adstringiren, eine Haut zu bilden, zu erweichen, hohle Stellen auszu- füllen, die Augenflüsse zu hemmen, ebenso die Fleischwucherungen in Geschwüren. Es stillt das Blut und ist mit Rosensalbe ein gutes Mittel bei Geschwüren am After, bei Geschwülsten, Hämorrhoiden und schwer vernarbenden Wunden. Ueberhaupt hat es dieselbe Wirkung wie die Zinkasche bis auf die Vernarbung. Das reine Blei hilft aufgerieben gegen den Biss des Seeskorpions und Seedrachens. =96. Gebranntes Blei. Das Blei wird so gebrannt: Nimm möglichst feine Bleiplatten, wirf sie in einen neuen Tiegel und streue Schwefel darüber, wirf wieder andere Platten darauf und streue Schwefel darüber und gib wieder andere Platten dazu und setze dies fort, bis du den Tiegel gefüllt hast, dann zünde Feuer darunter an. Wenn das Blei glühit, rühre mit einem Eisenstabe um, bis es vollständig zu Asche verbrannt ist und nichts Bleiartiges un- verbrannt sich darin befindet und bringe es fort, wobei du die Nase zu- bindest, denn der Rauch ist schädlich. Oder: Gib Bleifeilspähne mit Schwefel in einen Tiegel und brenne so. Einige werfen die Platten in einen rohen Tiegel, wie angesehen, und stellen ihn in einen Brennofen oder auf einen Heerd, bedecken ihn mit einem Deckel, wobei sie ein kleines Zugloch lassen, und brennen. Andere streuen statt des Schwefels Bleiweiss oder Gerstenkörner hinein. Noch andere geben die reinen Plättchen hinein, wenden scharfes Feuer an und rühren mit einem Eisenstabe kräftig durch,bis sich eine Asche gebildet hat. Solches Brennen ist aber mühevoll, und bei weiterem Brennen erhält es die Farbe der Bleiglätte. Uns gefällt aber die erste Art des Brennens; man muss dasselbe (das Product) aber waschen und aufbewahren wie die Kadmeia. Es hat dieselbe Kraft wie das gewaschene Blei, jedoch eine viel stärkere. =97. Bleischlacke. Die beste Bleischlacke ist die, welche dem Bleiweiss ähnlich, dicht und schwer zu brechen ist, nichts Bleiartiges enthält, quittengelb und glas- ähnlich ist. Sie hat dieselbe Kraft wie das gewaschene Blei, adstringirt aber mehr. Sie wird im Mörser unter Zugabe von Wasser gewaschen, indem das überstehende von gelber Farbe abgegossen wird; dieses geschieht so lange, bis die Schlacke verbraucht ist. Zuletzt lässt man dieselbe sich absetzen, giesst das Wasser ab und formt zu Pastillen. =98. Bleistein. Der Bleistein hat etwa dieselbe Kraft wie die Schlacke; er wird auf gleiche Weise gewaschen. =99. Stimmi. Das beste Stimmi ist das, welches glänzend und strahlig ist, blättrig bricht, nichts Erdiges und Schmutziges enthält und sich leicht zer- kleinern lässt. Dieses nennen Einige Stibi, Andere Platuophthatmon, auch Larbason, das weibliche, Chalkedonien. Es hat die Kraft, eine Haut zu bilden, zu adstringiren, das wilde Fleisch zurtickzuhalten, Geschwüre zu vernarben, und auch Augengeschwüre von Schmutz uu reinigen. Es stillt ferner Gehirnblutungen, überhaupt ist seine Kraft gleich der des gewaschenen Bleies. Ganz besonders verhindert es, mit frischem Schmalz aufgestrichen, bei Verbrennungen die Schorfbildung, mit Wachs und etwas Bleiweiss gemischt bringt es aber Schorfbildungen zur Vernarbung. Gebrannt wird es in Weizenteig eingeschlagen und mit Kohlen überschüttet, bis der Teig verkohlt ist; dann wird es heraus- genommen und in Milch einer Frau, welche einen Knaben geboren hat, oder in altern Wein abgelöscht. Es wird auch auf Kohlen gelegt und mit Hülfe des Blasebalges gebrannt, bis es glüht, wird es aber weiter gebrannt, so wird es zu Blei. Es wird gewaschen wie Kadmeia oder gebranntes Kupfer; Andere waschen es wie Bleischlacke. =100. Molybdaina. Die beste Molybdaina ist die, welche wie Bleiglätte aussieht, gelb, etwas glänzend ist, und die beim Reiben hellgelb wird, mit Oel gekocht ein leber- farbiges Aussehen erhält, die luftfarbige (bläuliche) oder bleifarbige ist schlecht. Sie entsteht aus dem Silber und Golde. Es gibt auch eine natürlich vorkommende, welche bei Sebaste und Korykos gefunden wird, und von dieser ist die beste die, welche nicht schlackenähnlich, steinig, aber gelb und glänzend ist. Sie hat eine gleiche Kraft wie die Bleischlacke, wird auch auf dieselbe Art gewaschen und gebrannt. Sie eignet sich mehr für Zusätze, sehr nützlich auch zu fetten und solchen Pflastem, welche nicht aufgebunden werden, da sie fleischbildend ist und Vernarbung herbeiführt, zu den verklebenden und abglättenden Mitteln eignet sie sich nicht. =101. Silberschlacke. Die Silberschlacke wird Helkysma oder Enkauma genannt; sie hat dieselbe Kraft wie die Molybdaina, deshalb wird sie den dunklen und vernarbenden Pflastern zugesetzt. Sie ist adstringirend und eine Haut bildend. =102. Bleiglätte. Eine Art Bleiglätte wird aus dem sogen. bleihaltigen Sande gemacht, welcher bis zum vollständigen Glühen geschmolzen wird, eine andere aus Silber und eine dritte aus Blei. Den Vorzug hat die attische, dann kommt die spanische und nach diesen die aus Dikaiarchia in Campanien und aus Sicilien; denn der grösste Theil wird in diesen Gegenden her- gestellt, indem Bleiplatten verbrannt werden. Die gelbe und glänzende heisst Chrysitis, es ist die bessere, die in Sicilien gemachte heisst Argyritis, die aus Silber stammende Lauritis. Sie hat die Kraft, zu adstringiren, zu erweichen, hohle Stellen auszufüllen, das wilde Fleisch zurückzuhalten und Vernarbung herbeizuführen, zu kühlen und eine Haut zu bilden. Der Brennprocess ist dieser: Zerkleinere sie in bohnengrosse Stücke, lege sie auf Kohlen und brenne sie bis zum Glühen, nachdem du sie von an- hängender Unreinigkeit befreit hast, bewahre sie auf. Einige löschen sie bis zu drei Malen in Essig oder Wein ab, glühen sie wiederum und benvahren sie hiernach auf. Sie wird gewaschen wie die Kadmeia, hell gemacht wird sie so: Nimm sogen. Argyritis, oder in deren Ermangelung eine andere Sorte bohnengross zerstossen etwa 1 attische Choinix, wirf sie in einen neuen irdenen Topf, gib Wasser zu und 1 Choinix weissen Weizen und eine Hand voll Gerste für sich in grobes Leinen gebunden und an die Henkel des Topfes befestigt; dann koche, bis die Gersten- körner aufgesprungen sind und wirf Alles in einen neuen, weithalsigen Mischkrug, sondere die Weizenkörner ab und wirf sie hinaus und wasche die Glätte, indem du Wasser zugiessest und zugleich mit den Händen kräftig reibst. Darauf nimm sie heraus, trockne und reibe sie in einem thebaischen Mörser unter Zusatz von warmen Wasser, bis sie zergangen ist, seihe das Wasser ab und reibe wieder einen ganzen Tag bis zum Abend, giesse warmes Wasser zu und lass stehen. Am anderen Morgen seihe ab, giesse anderes Wasser zu und seihe dreimal im Tage ab. Dieses mache sieben Tage so; dann mische 5 Drachmen Steinsalz auf 1 Mine Bleiglätte zu, giesse warmes Wasser hinzu und reibe dreimal im Tage durcheinander, indem du abseihest und Wasser zugibst. Wenn sie aber weiss geworden ist, giesse warmes Wasser zu und thue dasselbe, bis sie nichts Salziges mehr an sich hat. Dann trockne in brennender Sonnenhitze, nachdem du vorher die Flüssigkeit entfernt hast, und be- wahre sie auf. Oder aber: Nimm 1 Mine Argyritis und reibe sie sorg- fältig fein und mische unter Reiben dreimal so viel fein geriebenes Stein- salz zu, wirf es in einen neuen irdenen Topf und giesse so viel Wasser zu, dass es darüber steht, rühre jeden Tag Morgens und Abends um, indem du Wasser zugibst, ohne das frühere abzugiessen. Dieses thue dreissig Tage, denn wenn man es nicht umrührt, wird es scherbenhart. Hiernach giesse das Salzwasser vorsichtig ab, reibe die Glätte in einem thebaischen Mörser und gib sie in einen anderen irdenen Topf, giesse Wasser zu und reibe mit den Händen tüchtig durch, indem du das freiere Wasser ab- und anderes zugibst, bis sie nichts Salziges mehr an sich hat. Darauf gib den weiss gewordenen Theil der Glätte in einen anderen Topf, forme daraus Pastillen und bewahre sie in einer bleiernen Büchse auf. Einige brechen die Bleiglätte in bohnengrosse Stücke, geben sie in einen frischen Schweinemagen und kochen in Wasser, bis die Schleimhaut zergangen ist, dann nehmen sie sie heraus, reiben sie mit gleichviel Salz zusammen und waschen, wie vorhin angegeben ist. Andere reiben 1 Pfund Salz mit ebenso viel Bleiglätte in der Sonne mit Wasser, welches sie beständig erneuern, bis es klar ist. Oder auch so: Nimm beliebig viel Bleiglätte, hülle sie in weisse Wolle und gib sie in einen neuen irdenen Krug, dann füge Wasser zu und eine kleine Hand voll reiner, frischer Bohnen und koche. Wenn die Bohnen zerplatzt sind und die Wolle (wieder) weiss geworden ist, nimm die Glätte heraus, hülle sie in andere Wolle und koche ein zweites Mal unter Zusatz eines Bechers Wasser und der gleichen Menge Bohnen. Dasselbe thue der Vorschrift gemäss ein drittes Mal,überhaupt so oft, bis die Wolle nicht mehr gefärbt wird. Zuletzt bringe sie in einen Mörser und mische zu 80 attischen Drachmen Glätte 1 Pfund Steinsalz, mache eine homogene Masse und gib nach und nach 47 Drachmen rein weisses, in Wasser ge- löstes Natron hinzu, und reibe wiederum, bis die Glätte vollkommen weiss geworden ist. Sodann schütte sie aber in einen weithalsigen irdenen Topf, giesse reichlich Wasser zu, lass sich absetzen und seihe dieses ab, giesse aber wieder anderes Wasser zu und rühre mit den Händen durch, laiss sich wieder absetzen und seihe ab. Abwechselnd, wie vorgeschrieben, thue dieses, bis das ablaufende Wasser vollkommen rein und süss und von allem Salzigen frei ist. Endlich bringe sie in eine neue irdene Schale und setze sie, nachdem du alle Flüssigkeit vorsichtig abgenommen hast, vierzig Tage in die Sonne der Hundstagshitze, und trockne sie zum Gebrauche. Die gewaschene Glätte hält man für ein geeignetes Mittel zu Augenarzneien, gegen entstellende Narben, Runzeln und hässliche Flecken im Gesicht. =103. Bleiweiss. Das Bleiweiss wird so dargestellt: In einen weithalsigen Krug oder eine irdene Urne giesse stärksten Essig und befestige an der Oeffnung des Kruges auf einerkleinen Rohrmattenunterlage einen Bleibarren, oben herüber wirf Decken, damit der Essig sich nicht verflüchtigt, bis jener gelöst und durchgleitend heruntergefallen ist. Die darüber stehende reine Flüssigkeit seihe ab; die zähe Masse wird in ein Geäss gegeben und an der Sonne getrocknet. Dann muss sie auf einer Handmühle gemahlen oder auf andere Weise zu feinem Pulver gemacht und gesiebt werden, das dabei zurückbleibende Harte wird fein gerieben und gesiebt; dasselbe hat der Reihe nach zum dritten und vierten Male zu geschehen. Das bessere Bleiweiss ist das zuerst abgesiebte, welches auch zu den Augenmitteln genommen wird, dann kommt das nächstfolgende und die übrigen der Reihenfolge nach. Einige hängen in die Mitte des Gefässes ein hölzernes Kreuz und legen die genannte Matte darauf, so dass sie den Essig nicht berührt, bedecken und verschmieren die Oeffnung und lassen es stehen. Nach zehn Tagen nehmen sie den Deckel ab und sehen nach; mit dem, was sich gelöst hat, verfahren sie gerade so, wie vorher angegeben ist. Wenn man dasselbe (das Bleiweiss) zu Pastillen formen will, so muss es mit starkem Essig gemischt und so geformt und an der Sonne getrocknet werden. Die Vorschriften müssen im Sommer auegeführt werden, dann wird es weiss und kräftig. Es wird aber auch im Winter bereitet, indem die Gefässe in der Höhe aber dem Backofen, in der Badestube oder auf dem Herde aufgestellt werden, denn die aufsteigende Wärme bewirkt das- selbe wie die Sonne. Das schönste wird auf Rhodus, zu Korinth oder Lakedämon bereitet; an zweiter Stelle kommt das aus Dikaiarchia. Es wird auf folgende Art geröstet: Setze ein neues irdenes Gefäss, am besten ein attisches, auf glühende Kohlen, streue das fein geriebene Bleiweiss hinein und rühre unausgesetzt um. Wenn es eine aschgraue Farbe an- genommen hat, nimm es ab und lass es zum Gebrauche erkalten. Willst du es brennen, so gib es fein gerieben in eine vertiefte Schale, rühre mit einem Steckenkrautstabe um, bis es eine dem Sandarach ähnliche Farbe hat; dann nimm es weg zum Gebrauche. Das so bereitete wird von Einigen Sandyx genannt. Gewaschen wird das Bleiweiss in gleicher Weise wie die Kadmeia. Es hat eine kältende, hautbildende, erweichende, ausfallende, verdünnende Kraft, dabei ist es etwas zurückdrängend und vernarbend, wenn es mit Wachssalbe, fetten Pflastern und Pastillen ge- mischt wird. Es gehört aber auch zu den tödtlichen Mitteln. =104. Chrysokolla. Die beste Chrysokolla ist die armenische, von gesättigt lauchgrüner Farbe, dann kommt die makedonische, darauf die kyprische und dabei zieht man die reine vor; die voll Erde und Steinen ist, muss man verwerfen. Gewaschen wird die eben genannte auf diese Weise: Zerstosse sie und wirf sie in einen Mörser, giesse Wasser zu und reibe sie mit der flachen Hand kräftig gegen den Mörser; dann lass absetzen, seihe ab, giesse anderes Wasser zu und reibe wiederum. Dies thue abwechselnd, bis sie rein und lauter ist. Zuletzt trockne sie in der Sonne und bewahre sie zum Ge- brauch auf. Willst du sie brennen, so brenne sie auf diese Weise. Reibe genügend davon fein, gib es in einen Tiegel und setze ihn auf Kohlen und mache es im Uebrigen so, wie in den vorhergehenden Ka- piteln angegeben ist. Die Chrysokolla hat die Kraft, Narben zu ver- treiben, Fleischwucherungen zu hemmen, zu reinigen, zu adstringiren, sowie auch zu erwärmen, leichte Fäulniss zu bewirken und dabei in etwa zu beissen. Sie gehört auch zu den brechenerregenden und tödtlichen Mitteln. =105. Armenion. Das Armenion verdient den Vorzug, welches glatt, voll blauer Farbe, nicht steinig und leicht zerreiblich ist. Es hat dieselbe Wirkung wie die Chrysokolla, nur bleibt es in der Kraft hinter dieser zurück. Es ist ein Mittel, um die Haare der Augenlider zu vermehren. =106. Kyanos. Der Kyanos wird wohl auf Kypern in den Kupfergruben gewonnen, der reinste jedoch aus Ufersand, welcher in einigen höhlenartigen Spalten am Meeresufer gefunden wird; dieser verdient auch den Vorzug. Man muss den wählen, der eine gesättigt blaue Farbe hat. Gebrannt wird er wie Chalkitis, gewaschen wie Kadmeia. Er hat unterdrückende und mässig Fäulniss bewirkende Kraft, erzeugt auch Schorf und Geschwüre. =107. Indikon. Es gibt eine Art des sogen. Indikon, welche von selbst entsteht, gleichsam eine Ausscheidung indischer Rohrstengel. Die andere, ein Farbstoff, ist eine purpurne Ausblühung (Schaum), welcher in den kupfernen Kesseln obenauf schwimmt und den die Künstler abnehmen und trocknen. Für das beste hält man das, welches blau aussieht, saftig und geschmeidig ist. Es gehört zu den Mitteln, welche leicht adstringiren und Geschwülste sowie Oedeme aufreissen. Auch reinigt es und bringt Geschwüre zurück. =108. Ochra. Man muss den Ocker nehmen, der sehr leicht, durch und durch gelb, gesättigt gefärbt und steinfrei ist, der sich leicht zerreiben lässt und aus Attika stammt. Auch dieser wird gebrannt und gewaschen wie die Kadmeia. Er hat adstringirende, Fäulniss machende Kraft, vertheilt Entzündungen und Geschwülste, hält Fleischwucherungen zurück, füllt mit Wachssalbe Cavernen aus und vertreibt Gichtknoten. =109. Kinnabari. Vom Kinnabari glauben Einige, dass es dasselbe sei wie das sogen. Ammion sie täuschen sich. Denn das Ammion wird in Spanien aus einem gewissen Mineral gemacht, welches dem Silbersande zugemischt ist. Anderswo kennt man es nicht. Im Schmelztiegel geht es in die blühendste und feurigste Farbe über; in den Gruben gibt es einen erstickenden Hauch von sich. Die Eingeborenen (Grubenleute) binden deshalb Blasen vor das Gesicht, so dass sie wohl sehen können, die (verderbliche) Luft aber nicht einatmen. Die Maler gebrauchen es zur kostbaren Ausschmückung der Wände. Dieses Kinnabari aber wird aus Libyen gebracht und theuer verkauft; es ist so (selten), dass es nur mit Mühe den Malern für die bunten Umrisse ausreicht. Es gibt aber noch eine stark tiefdunkle Farbe, deshalb glauben Einige, es sei Drachenblut. Das Kinnabari hat dieselbe Kraft wie der Blutstein, es eignet sich gut zu Augenmitteln, nur ist es sehr kräftig; denn es adstringirt mehr und heilt mit Wachssalbe ge- mischt Brandwunden und Hautausschlag. =110. Quecksilber. Quecksilber wird aus dem sogen. Ammion gemacht, welches unrichtiger Weise auch Kinnabari genannt wird. Sie legen nämlich in irdene Schalen ein eisernes Gefäss mit Kinnabari, setzen einen Helm darüber und ver- schmieren ihn rings herum mit Lehm. Dann erhitzen sie über Kohlen. Der am Helme sitzende Russ wird, wenn er abgekratzt und abgekühlt wird, Quecksilber. Es wird auch beim Verhütten des Silbers gefunden, indem es sich an den Decken zu Tropfen verdichtet. Einige berichten, dass sich das Quecksilber auch für sich in den Gruben finde. Es wird aufbewahrt in Gefässen aus Glas, Blei, Zinn oder Silber, denn jedes andere Gefäss durchdringt es vollständig und macht es durchlässig. Getrunken hat es tödtliche Wirkung, indem es durch seine Schwere die Eingeweide zer- frisst. Man hilft sich dagegen durch Trinken von viel Milch und Aus- brechen, oder von Wein mit Wermuth, oder von einer Sellerieabkochung, oder einer solchen von Salbeisamen, Dosten oder Hysop mit Wein; Gold- feilspähne, d. h. ein ganz feines Schabsel, sind getrunken ein wunder- bares Gegenmittel gegen Quecksilber. =111. Sinopischer Röthel. Der sinopische Röthel; als der beste gilt der dichte, schwere, leberfarbige, steinfreie, homogene, der beim Ausgiessen gut fliesst. Er wird in Kap- padokien in einigen Höhlen gewonnen, gereinigt und nach Sinopel) ge- bracht, dort kommt er in den Handel, daher hat er auch den Beinamen erhalten. Er hat austrocknende, hautbildende und adstringirende Kraft, deshalb wird er auch den Wundpflastern zugemischt, wie auch den aus- trocknenden und verdichtenden Pastillen. Er stellt den Durchfall, wenn er im Ei genommen oder im Klystier angewandt wird, man gibt ihn auch Leberkranken. =112. Röthel der Handwerker. Der Röthel der Handwerker ist im Ganzen minderwerthiger als der sinopische; am besten ist der ägyptische und karthagische, er ist steinfrei und leicht zerreiblich. Er wird im östlichen Iberien gewonnen, indem der Ocker gebrannt und in Röthel verwandelt wird. =113. Lemnische Erde. Die lemnische Erde entstammt irgendwelchen unterirdischen Gängen, sie wird von der Insel Lemnos gebracht, welche eine sumpfige Gegend hat, wo sie gegraben und mit Ziegenblut gemischt wird. Die Leute dort bringen sie in Formen und stempeln sie mit dem Bildniss einer Ziege, sie nennen sie den Ziegenstempel. Sie hat eine hervorragende Kraft als Gegen- mittel gegen tödtliche Gifte, indem sie mit Wein getrunken und vorher genommen dazu zwingt, die Gifte zu erbrechen. Auch ist sie ein gutes. Mittel gegen Bisse und Stiche giftiger Thiere, ferner wird sie den Gegenmitteln zugemischt. Einige gebrauchen sie auch bei religiösen Feierlichkeiten. Endlich thut sie gute Dienste bei Dysenterie. =114. Chalkanthos. Der Kupfervitriol existirt nur in einer und derselben Art, denn er ist eine fest gewordene Flüssigkeit. Er tritt aber in drei verschiedenen Sorten auf: der eine entsteht durch Tröpfeln der in bestimmte Gänge durchdringenden Flüssigkeit, daher heisst er bei den Kupferbergleuten Tropfvitriol (Sta- laktis). Peteesios nennt ihn Pinarion, Andere nennen ihn Stalaktikon. Der andere bildet in verborgenen Höhlen Teiche, wird dann in Gruben gebracht und nimmt feste Gestalt an. Dieser wird speciell der verdich- tete (Pekton) genannt, der dritte, heisst der gekochte und wird in Spanien dargestellt; er hat dasselbe Aussehen, eine schöne Farbe, ist aber kraft- loser. Sie geben ihn in Wasser und kochen, schütten dieses in Behälter und lassen es stehen. Nach bestimmten Tagen erstarrt es unter Ab- scheidung in viele Würfel, die traubenartig zusammenhängen. Für den besten hält man den blauen und schweren, dichten und durchscheinenden. Ein solcher ist der Tropfvitriol, der von Einigen auch Lochoton (zu- gespitzt) genannt wird. Der gekochte scheint zum Beizen und Färben geeigneter zu sein als die anderen Sorten, zum medicinischen Gebrauche ist er, wie die Erfahrung zeigt, zu schwach. Er hat die Kraft, zu ad- stringiren, zu erwärmen und Schorf zu erzeugen, die Würmer zu tödten, wenn er im Gewicht von 1 Drachme getrunken oder mit Honig geleckt wird. Er bewirkt auch Erbrechen und hilft denen, die (giftige) Pilze gegessen haben, wenn er mit Wasser getrunken wird. Ferner reinigt er den Kopf, wenn er in Wasser gelöst und mit Wolle in die Nase einge- führt wird. Gebrannt wird er auf dieselbe Weise, wie wir es gleich bei der Chalkitis zeigen werden. =115. Chalkitis. Den Vorzug soll die Chalkitis haben, die kupferähnlich, leicht zerreiblich, steinfrei und dabei nicht alt ist, die längliche und glänzende Streifen hat. Sie hat adstringirende, erwärmende und Schorf machende Kraft und reinigt die Augenwinkel und die Augen. Sie gehört auch zu den Mitteln, welche mässig Fäulniss erregen. Ferner dient sie gegen Rose, gegen kriechende Geschwüre, mit Porreesaft gegen Blutungen aus der Gebärmutter und der Nase, trocken gegen Zahnfleischgeschwülste, fressende Geschwüre und Mandel- entzündungen. Gebrannt eignet sie sieh besonders zu Augentnitteln, wenn sie mit Honig fein gerieben wird. Verhärtete und rauhe Augenlider er- weicht sie und macht sie geschmeidig, Fisteln bringt sie, in Kollyrien angewandt, weg. =116. Psorikon. Es wird daraus (aus der Chalkitis) das sogen. Krätzmittel bereitet, indem 2 Theile Chalkitis mit 1 Theil Kadmeia gemischt und mit Essig fein gerieben werden; man muss es aber in einem irdenen Topfe bei der Hundstagshitze vierzig Tage in Mist eingraben, dann wird es scharfer und hat dieselbe Kraft wie die Chlakitis. Einige mischen auch gleiche Theile, verreiben sie mit Wein und thun weiter dasselbe. Man muss sie (die Chalkitis) aber brennen, indem man sie in einen neuen irdenen Tiegel gibt und auf gleitende Kohlen stellte Das Maass (die Grenze) des Brennens soll aber bei der, die viel Feuchtigkeit enthält, sein, wenn sie aufhört Bläschen zu werfen und schön trocken ist, bei den ttbrigen die Verwandlung in eine schöne Farbe. Wenn sie bis ins Innere die Farbe von Blut und Röthel hat, muss man sie abnehmen, die überstehende Unreinigkeit abblasen und dann aufbewahren. Geröstet wird sie auf Kohlen, die mit dem Blasebalg zur Gluth gebracht werden, bis sie gelb geworden ist, oder sie wird im Tiegel mittelst glühender Kohlen tüchtig erhitzt, bis sie glüht und die Farbe verändert hat. =116 (117). Misy. Zu verwenden ist das kyprische Misy, welches goldfarbig, hart und beim Zerhauen goldglänzend und sternartig strahlend ist. Es hat dieselbe Kraft und wird auf dieselbe Weise gebrannt wie Chalkitis, ausser dass es nicht zum Krätzmittel gebraucht wird und dass es sich in ein besseres und schlechteres unterscheidet. Das ägyptische zieht man vor, weil es sich zu allem Mög- lichen eignet, als Zusatz zu den Augenmitteln bleibt es hinter dem vor- genannten weit zurück. =117 (118). Melanteria. Eine Art Melanteria verdichtet sich an den Mündungen der Gruben, in denen Kupfer gewonnen ist, nach Art von Salzlake; eine andere findet sich an der Oberfläche der genannten Orte, diese ist auch erdig. Eine weitere wird in Kilikien und bestimmten anderen Gegenden als Mineral gefunden. Den Vorzug darunter hat die schwefelgelbe, feine, homogene, reine, die bei der Berührung mit Wasser schnell schwarz wird. Sie hat aber die- selbe ätzende Kraft wie Misy. =118 (119). Sory. Einige haben das Sory für Melanteria gehalten, sie täuschen sich aber; denn es ist eine eigene jener nicht unähnliche Art, aber Sory ist stinkiger und ekelerregend. Es findet sich in Aegypten und in anderen Gegenden, wie in Libyen, Spanien und auf Kypern. Vorzuziehen ist das ägyptische, welches auch beim Zerschlagen dunkler erscheint, viele Löcher hat und etwas fett ist. Es ist auch adstringirend, hat einen ekelhaften Geschmack und Geruch und kehrt den Magen um. Dasjenige aber, welches auf dem Bruche nicht glänzt, gleich Misy, muss man für fremdartig und kraftlos halten. Es hat dieselbe Kraft und wird auf dieselbe Art gebrannt wie die vorgenannten. Es heilt Zahnschmerzen, wenn es in den hohlen Zahn ge- steckt wird, und macht lose Zähne fest. Bei Ischias hilft es mit Wein im Klystier; mit Wasser aufgestrichen vertreibt es Finnen. Es wird auch den schwarzfärbenden Haarmitteln zugesetzt. Nach allgemeiner Annahme sind bei diesen und fast allen anderen Mitteln die nicht gebrannten für wirksamer zu halten als die gebrannten, mit Ausnahme von Salz, Wein- stein, Natron, Kalk und ähnlichen Substanzen, welche im ungebrannten Zustande schlaff sind, gebrannt wird ihre Kraft stärker. =119 (120). Diphryges. Vom Diphryges muss man drei Arten unterscheiden. Die eine nämlich ein Grubenproduct und bildet sich allein auf Kypern. Sie ist lehmig und wird aus der Tiefe an einem der dortigen Plätze heraufgeholt. Nach dem Herausschaffen wird sie an der Sonne getrocknet und hiernach durch kreis- förmig herumgelegtes Reisig gebrannt. Sie wird deshalb Diphryges ge- nannt, weil sie an der Sonne und durch Reisig gebrannt, also getrocknet und gewissermassen geröstet wird. Die zweite Art ist, sozusagen, der Bodensatz und die Hefe bei der Kupferbereitung; denn nach dem Zu- giessen von kaltem Wasser, wie wir früher sagten, als von der Kupfer- blüthe die Rede war, und nach Wegnahme des Kupfers findet sich diese Art im Schwelzofen auf dem Grunde liegend. Sie hat die adstringirende Eigenschaft und den Geschmack des Kupfers. Die dritte Art wird so bereitet: Die angestellten Werkleute legen den Stein, den sogen. Pyrites in den Schwelzofen und brennen ihn die nöthige Anzahl Tage wie Kalk. Wenn dann die Farbe wie die des Röthels geworden ist, nehmen sie ihn heraus und bewahren ihn auf. Einige behaupten, die eben erwähnte Art entstehe allein aus der Substanz, aus welcher der Kupferstein besteht, wenn sie auf den sogen. Tennen geröstet, dann in die Gruben gebracht und dort gebrannt werde. Denn sie nimmt den Platz ringsum in der Grube ein und wird nach Wegräumen der Steine so gefunden. Vorzu- ziehen ist die, welche einen Kupfergeschmack und Rostfarbe hat, welche adstringirt und die Zunge kräftig austrocknet. Diese Eigenschaften be- sitzt die gebrannte Gelberde nicht, welche man brennt und statt Di- phryges verkauft. Es hat die Kraft, zu adstringiren, auszutrocken, Fleischwucherungen aufzuhalten und böse kriechende Geschwüre zu ver- narben. Mit Terpentin oder Wachssalbe gemischt vertheilt es auch Ge- schwülste. =120 (121). Arsenikon. Das Arsenikon entsteht mit der Sandaracha in derselben Grube. Als bestes ist das anzusehen, welches plattenartig, von gelber Farbe ist und schuppige Stücke hat, die stets an einander liegen, sonst ist es frei von anderem Stoff. Ein solches ist das in Mysien am Hellespont sich findende. Es gibt zwei Arten davon; die eine, wie sie eben beschrieben ist, die andere ist eichelähnlich, gelblich, der Sandarcha sich nähernd und klumpig, sie wird aus Pontus und Kappadokien gebracht; diese kommt aber erst an zweiter Stelle. Es wird auf folgende Art gebrannt: Lege dasselbe in eine neue irdene Schale und setze es auf glühende Kohlen, rühre fleissig um, bis es glüht und die Farbe verändert, dann kühle ab, reibe es fein zum Aufbewahren. Es hat ätzende, adstringirende und vernarbende mit Brennen und heftigem Beigsen verbundene Kraft. Es gehört auch zu den unterdrückenden Mitteln und entfernt die Haare. =121 (122) Sandaracha. Als die beste Sandaracha ist die anzusehen, weiche gesättigt roth ist [sich nicht brechen lässt, schön blühend und rein, in der Farbe dem Zinnober ähn- lich ist und einen schwefelartigen Geruch hat. Ihre Kraft und die Art des Brennens ist dieselbe wie beim Rauschgelb. Sie heilt mit Terpentin gemischt die Fuchskrankheit und entfernt mit Pech krätzige Nägel. Mit Oel wirkt sie auch gegen die Läusekrankheit, mit Fett zertheilt sie Ge- schwülste. Sie ist ferner ein gutes Mittel bei Nasen- und Mundge- schwüren, mit Rosensalbe bei sonstigen Ausschlag und Geschwülsten. Mit Honigwein wird sie bei Lungengeschwüren gegeben und mit Harz als Räucherung gegen alten Husten angewandt, indem der Dampf durch ein Rohr in den Mund gesogen wird. Mit Honig geleckt macht sie die Stimme rein und für Asthmatiker ist sie mit Harz im Bissen das beste Mittel. =122 (123). Stypteria. Fast jede Art Stypteria findet sich in Aegypten in denselben Gruben. Sie entsteht aber auch in bestimmten anderen Gegenden, so auf Melos, in Makedonien, Liparis, Sardonien, zu Hierapolis in Phrygien, in Libyen, Armenien und anvielen anderen Orten, wie der Röthel. Es gibt davon sehr viele Arten. Zum medicinischen Gebrattehe wird die spaltbare, runde und feuchte genommen. Als beste erweist sich die spaltbare und von dieser wiederdie, welche frisch, sehr weiss, steinfrei ist, scharf riecht und kräftig adstringirt, die ferner nicht schollenartig oder splitterig zusammen- gebackt ist, sondern die aus einzelnen vorspringenden Streifen, grauen Haaren vergleichbar, besteht; eine solche ist die sogen. Trichitis, welche in Aegypten entsteht. Es findet sich auch ein Stein, welcher derselben sehr ähnlich ist, den man aber durch die Geschmacksprobe erkennt, da er nicht adstringirt. Von der runden gibt es eine künstliche (mit der Hand gemachte) falsche, sie wird aus der Form erkannt. Hinzunehmen muss man wohl die, welche von Natur rund, blasig, weisslich und kräftig adstringirend ist, die auch etwas bleiche Farbe und Fettigkeit hat, die zudem steinfrei und leicht zu brechen ist und aus Melos oder Aegytpen stammt. Von der feuchten ist die vorzuziehen, welche durchscheinend, milchig, gleichartig und durchweg saftig, dabei aber steinfrei ist und einen feurigen Hauch hat. Sie haben erwärmende, adstringirende, hei- lende Kraft, reinigen die Pupille von Verdunkelungen und bringen das auf den Augenlidern gebildete Fleisch und sonstige Wucherungen zum Verschwinden. Die spaltbare ist aber für kräftiger zu halten als die runde. Gebrannt und geröstet werden sie wie Chalkitis. Sie halten eiterige Geschwüre und Blutungen auf, verdichten schwammiges Zahn- Fleisch und befestigen mit Essig- und Honig wackelige Zähne. Mit Honig helfen sie bei Soor und mit Knöterichsaft bei Geschwüren und Flüssen in den Ohren. Sie sind, mit Kohlblättern oder Honig gekocht, ein gutes Mittel bei Aussatz, mit Wasser als Ueberguss gegen Jucken, krätzige Nägel, übergewachsene Nägel und Frostbeulen, mit Essighefe, welche mit gleichviel Galläpfel gebrannt ist, als Einreibung gegen krebsige Ge- schwüre, mit doppelt so viel Salz gegen fressende Geschwüre. Mit Erbsenmehl und Theer eingeschmiert beseitigen sie Kleiengrind. Mit Wasser aufgestrichen sind sie ein Mittel gegen Wanzen, Läuse und Brandwunden. Gegen Oedeme und den üblen Geruch der Achseln und Bubonen werden sie als Salbe angewandt. Die melische wirkt auch zur Verhinderung der Empfängniss, wenn sie vor dem Beischlaf an den Muttermund gelegt wird, auch wirft sie den Embryo hinaus. Sie (die Stypteria-Arten) sind endlich heilsam bei Anschwellungen des Zahn- fleisches, des Zäpfchens, der Mandeln und werden im Munde, in den Ohren und an den Schamtheilen mit Honig eingestrichen. =123 (124). Schwefel. Als bester Schwefel ist der anzusehen, der noch nicht im Feuer gewesen ist, eine glänzende Farbe hat, durchscheinend und steinfrei ist, von dem aber, der mit dem Feuer in Berührung gekommen ist, der gelblichgrüne und sehr fette. Am meisten entsteht er auf Melos und Lipara. Der erstgenannte erwärmt, zertheilt und bringt rasch zur Reife. Er hilft bei Husten, Lungen- geschwüren und Asthma, wenn er im Ei genommen und als Räucherung angewandt wird. Ausserdem treibt er als Räucherung auch den Embryo aus. Mit Terpentinharz gemischt nimmt er Aussatz, Flechte und krätzige Nägel weg; auch mit Essig eingeschmiert hilft er bei Aussatz und ver- treibt weisse Flecken.Ferner heilt er mit Harz gemischt Skorpion- stiche, mit Essig auch den Biss des Meerhasen und des Skorpions. Mit Natron aufgestrichen lindert er am ganzen Körper das Jucken. Weiter hilft er bei Gelbsucht, wenn er, einen Esslöffel voll, mit Wasser ge- trunken oder mit einem weichen Ei genommen wird, wirkt gut gegen Erkältung und Katarrh und hält, aufgestreut, den Schweiss zurück. Mit Natron und Wasser aufgestrichen ist er ein gutes Mittel bei Podagra. Schwerhörigkeit heilt er, wenn sein Dampf durch ein Rohr (ins Ohr) ein- geleiet wird, die Schlafsucht ebenfalls als Räucherung. Endlich stillt er Blutungen und heilt Quetschungen an den Ohren, wenn er mit Honig und Wein aufgestrichen wird. =124 (125). Bimsstein. Für den besten Bimsstein ist der zu halten, der sehr leicht und poräs, spalt- bar und steinfrei, dabei auch mürbe und weiss ist. Er wird so gebrannt: Nimm eine beliebige Menge davon und lege sie zwischen glühende Kohlen; wenn er glüht, nimm ihn heraus und lösche ihn in gewürztem Wein ab. Glühe ihn wiederum und lösche ihn ab; nachdem du ihn zum dritten Male herausgenommen hast, lass ihn von selbst erkalten und bewahre ihn zum Gebrauch auf. Er hat die Kraft, zu adstringiren, das Zahn- fleisch zu reinigen und zu glätten, die Puppie von Verdunkelungen unter gleichzeitiger Erwärwung zu reinigen. Er füllt Geschwüre aus und ver- narbt sie, hält Auswüchse zurück, glättet fein gerieben die Zähne, bildet auf dem Körper eine Kruste (Schorf) und eignet sich zum Entfernen der Haare. Theophrast berichtet, dass, wenn man in ein Fass gährenden Weines Bimsstein werfe, die Gährung des Weines sofort aufhöre. =125 (126). Salze. Von den Salzarten ist das Steinsalz das kräftigste, und von diesem überhaupt das, welches steinfrei, weiss, durchscheinend, dicht ist und gleichmässige Massen bildet; recht eigentlich ist so das seinem Herkommen nach ammonische, welches gut spaltbar ist und ein gerades Gefüge hat. Vom Seesalz muss man das nehmen, welches dicht, weiss und homogen ist. Das beste findet sich auf Kypern und dort bei Salamis, zu Megaris, auch auf Sicilien und in Libyen; unter den genannten ist aber das Sumpfsalz vorzuziehen, von dem das phrygische, das sogen. Tattaion, das kräftigste ist. Die ge- nannten Salze haben überhaupt eine vielfach nützliche Kraft, sie adstrin- girt, macht geschmeidig, reinigt, zertheilt, besänftigt, verdünnt und be- wirkt Wundschorf. Sie unterscheiden sich nach ihrer kräftigeren und schwächeren Wirkung. Sie halten die Fäulniss ab, werden den Krätz- mitteln zugesetzt, beseitigen Auswüchse in den Augen, verhindern das Ueberwachsen der Nägel, und nehmen die sonstigen Fleischwucherungen weg. Auch sind sie ein nützlicher Zusatz zu Klystieren. Ferner heben sie, mit Oel eingeschmiert, die Mattigkeit auf, sind heilsam gegen Ge- schwülste bei Wassersucht, auch wirkt eine trockene Bähung derselben in Beuteln schmerzlindernd. Weiter beruhigen sie das Jucken, wenn sie mit Oel und Essig am Feuer eingeschmiert werden, bis Schweiss aus- bricht. In gleicher Weise helfen sie bei Flechten, Krätze, Aussatz und Schlundmuskelentzündung, wenn sie mit Oel, Honig und Essig einge- strichen worden, bei Entzündungen der Mandeln und des Zäpfchens, wenn sie mit Honig gekocht worden. Gegen Soor, schwammiges Zahn- fleisch und krebsige Geschwüre werden sie gebrannt mit Gerstenmehl aufgestreut, gegen Skorpionstiche mit Leinnehl, gegen Schlangenbisse helfen sie mit Dosten, Honig und Hysop, gegen den Biss der Horn- schlange mit Pech, Cedernharz oder Honig, gegen den Stich der Skolo- pendra mit Honig und Essig, gegen Wespen- und Bienenstiche, gegen Bläschen auf dem Kopfe, gegen Feigwarzen und Geschwülste mit Rinds- fett gemischt. Mit Rosinen, Schweinefett oder Honig zertheilen sie Furunkeln, auch Oedeme der Hoden bringen sie mit Dosten oder Sauer- teig schneller zur Reife. Ferner helfen sie bei Krokodilsbissen, wenn sie, fein gestossen und in Leinen gebunden, in Essig getaucht werden, und dann mit den Bündeln die leidenden Theile belegt werden. Auch gegen den Biss giftiger Thiere helfen sie, ebenso mit Honig gegen Su- gillationen unter den Augen, ferner, mit Sauerhonig getrunken gegen den Genuss von Mohnsaft und gegen Pilze. Gegen Verrenkungen werden sie mit Mehl und Honig, gegen Verbrennungen mit Oel aufgelegt, sie ver- hindern dann die Blasenbildung.In gleicher Weise werden sie bei Podagra angewandt, bei Ohrenschmerz mit Essig. Rose und kriechende Geschwüre halten sie auf, wenn sie mit Essig aufgestrichen oder mit Hysop umgeschlagen worden. Man muss sie brennen, indem man sie in einen irdenen Topf wirft, diesen gut zudeckt, damit sie nicht heraus- springen und dann mit Kohlen zudeckt, bis sie glühen. Einige schlagen das Steinsalz in einen Teig von Weizenmehl, legen ihn dann auf Kohlen und lassen ihn liegen, bis der Teig verbrannt ist. Man kann aber die ge- wöhnlichen Salze auch auf folgende Art brennen: Nachdem du sie mit Wasser einmal abgespült und wieder trocken hast werden lassen, wirf sie in einen Topf, decke ihn zu und zünde Feuer darunter an, und rühre um, bis sie nicht mehr aufspringen. =126 (127). Salzschaum. Salzschaum ist der schaumige Absatz des Meeres, welcher sieh an den Felsen findet. Er hat eine den Salzen gleiche Kraft. =127 (128). Salzlake. Die Salzlake hat eine den Salzen gleiche Wirkung, sie reinigt. Sie dient zum Klystier bei Dysenterie gegen die fressenden Geschwüre, ebenso bei chronischem Ischiasleiden. Sie eignet sich sehr zu Uebergiessungen, wobei das Meerwasser schicklich angewandt wird. =128 (129). Salzblüthe. Die Salzblüthe fliesst vom Nilflusse ab, sie steht aber auch auf gewissen Teichen. Man soll die nehmen, welche eine safrangelbe Farbe und einen etwas üblen Geruch hat, wie etwa das Garon, oft hat sie auch einen viel widrigeren Geruch, einen sehr beissenden und etwas fettigen Geschmack, die mit Röthel gefärbte und harte Starke enthaltende ist für schlecht zu achten. Es wird auch nur die reine von Oel gelöst, die verfälschte da- gegen zum Theil auch von Wasser. Sie hilft gegen bösartige und kreb- eige Geschwüre, gegen fressende Geschwüre an den Schamtheilen, bei eiterflüssigen Ohren, bei Stumpfsichtigkeit, auch nimmt sie Narben und Leukome weg. Sie wird ferner den Pflastern und Salben zum Färben zugemischt, so auch der Rosensalbe. Sie wirkt Schweiss erregend, be- unruhigt, in Wein und Wasser genommen, den Bauch, dem Magen ist sie schädlich. Sie wird den stärkenden Salben zugesetzt und den Schmier- mitteln, welche zum Dünnmachen des Haarwuchses dienen. Ueberhaupt ist sie scharf und brennend wie die Salze. =129 (130). Natron. Das Natron verdient den Vorzug, welches leicht ist, eine röthliche oder weisse Farbe hat und durchbrochen ist, als ob es schwammig wäre. Ein solches ist das aus Haufen. Es hat metasynkritische Kraft. =130 (131). Natronschaum. Der beste Natrauschaum scheint der zu sein, der sehr leicht, blätterig-krustig, leicht zerreiblich, purpurfarbig und schaumig, dabei beissend ist. Ein solcher ist der aus Philadelphia in Lydien bezogene; an zweiter Stelle kommt der ägyptische, aber auch in Magnesia in Karien wird er erzeugt. Sowohl dieser wie auch das Natron hat eine den Salzen gleiche Kraft und wird auf dieselbe Art gebrannt. Mit ausserordentlicher Wirkung besätiftigt aber auch das Natron Leibschneiden, wenn es mit römischem Kümmel fein gerieben und mit Wassermeth oder eingekochtem Most oder etwas die Winde Zertheilendem, z.B. Raute oder Dill, getrunken wird. Es dient auch zum Einsalben bei periodischen Fiebern vor dem zu be- fürchtenden Anfalle. Es wird ferner den zertheilenden, reizenden, Aussatz heilenden und verdünnden Pflastern zugesetzt. Mit warmem Wasser oder Wein als Eingiessung heilt es Sausen und Brausen sowie Eiterfluss in den Ohren, es reinigt sie auch, mit Essig eingegossen, von Schmutz. Hundsbisse heilt es mit Esels- oder Schweineschmalz; mit Terpentinharz gemischt öffnet es Furunkeln, mit Feigen bildet es ein Kataplasma bei Wassersucht, mit Honig als Salbe macht es scharfsichtig. Mit Essig- wasser getrunken ist es ein gutes Mittel gegen (giftige) Pilze, mit Wasser gegen Buprestis, mit Silphion gegen Stierblut. Bei Auszehrung ist es ein heilsames Katsplasma, desgleichen mit Wachssalbe bei Kraftlosig- keit, Opisthotonie und Verrenkungen. Mit Nutzen wird es auch dem Brode bei Lähmung der Zunge zugesetzt. Einige brennen die oben ge- nannten, indem sie dieselben auf Kohlen legen, nachdem zuvor eine neue irdene Platte untergelegt war, bis sie glühen. =131 (132). Weinabsatz. Am besten nimmt man den Weinabsatz von altem italischem Wein, sonst aber auch von einem anderen ähnlichen, denn der vom Essig hat eine zu grosse Kraft. Gebrannt wird er nach vorsichtigem Trocknen wie das Halkyonion. Einige legen ihn auf eine irdene Platte und brennen ihn über starkem Feuer, bis er durch und durch glüht, Andere legen ihn als einen Klumpen unter glühende Kohlen und thun das Gleiche. Als Beweis für hinreichendes Brennen dient, dass er weiss oder luftfarbig ist, und dass er, auf die Zunge gebracht, dieselbe gleichsam brennt. In derselben Weise wird auch der vom Essig gebrannt. Er hat eine heftig brennende Kraft, welche reinigt, vernarbt, adstringirt, starke Fäulniss bewirkt und austrocknet. Man muss aber den Weinabsatz gebrauchen, wenn er frisch ist, denn er vergeht rasch, deshalb darf er weder unverschlossen noch ohne Gefäss aufbewahrt werden. Derselbe wird gewaschen, wie Poni- ipholyx. Der ungebrannte heilt für sich allein oder mit Myrrhe Oedeme; als Umschlag stellt er auch Bauch- und Magenfluss, ebenso hemmt er den Fluss der Frauen als Kataplasma auf den Unterleib und die Scham. Er zertheilt noch nicht schwärende Drüsen an Scham und Achseln und Geschwülste; mit Essig aufgestrichen schränkt er strotzende und die Milch ergiessende Brüste ein. Der gebrannte entfernt mit Harz krätzige Nägel, mit Mastixöl eine Nacht lang eingesalbt färbt er die Haare gelb, der gewaschene wird den Augenmitteln zugemischt wie Zinkasche; ein solcher vertreibt Narben und Nebel von den Augen. =132 (133). Gebrannter Kalk. Der gebrannte Kalk wird so hergestellt: Nimm Schalen der Meeres- schnecken, wirf sie unter das Feuer oder gib sie in einen glühenden Ofen, und lass sie darin eine Nacht liegen; am folgenden Tage, wenn sie ganz weiss geworden sind, nimm sie heraus, andernfalls (brenne sie) wiederum, bis sie vollständig weiss sind. Dann tauche sie in kaltes Wasser und wirf sie in einen neuen Topf, decke ihn mit Lumpen gut zu und lass eine Nacht stehen. Früh Morgens, wenn er (der Kalk) ganz fertig ist, nimm ihn heraus und bewahre ihn auf. Er wird auch aus gebrannten Ufersteinchen und aus gewöhnlichem Marmor gemacht, und dieser wird den anderen vorgezogen. Jeder Kalk überhaupt hat brennende, beissende, ätzende und schorfmachende Kraft; einigen anderen Substanzen, wie Fett oder Oel zugemischt, wirkt er die Verdauung anregend, erweichend, ver- theilend und vernarbend. Für wirksamer ist der zu halten, welcher frisch und trocken ist. =133 (134). Gyps. Der Gyps hat adstringirende, eine Haut bildende Kraft; er stillt Blutungen und hält den Schweiss zurück; genossen aber tödtet er nach Art der Er- stickung. =134 (135). Weinrebenasche. Die Weinrebenasche hat ätzende Kraft. Mit Schmalz oder Oel als Salbe hilft sie bei Quetschungen der Sehnen, bei Krümmungen der Glieder und Geschwulst der Sehnen. Mit Natron und Essig bringt sie Fleischwuche- rungen des Hodensackes weg; mit Essig als Umschlag heilt sie Schlangen- und Hundsbisse. Sie wird auch den schorfbildenden Mitteln zugesetzt. Ferner wird aus ihr mit Honig, Salz und Essig eine Lauge gemacht gegen Sturz und gegen (giftige) Pilze. =135 (136). Halkyonion. Vom Halkyonion sind fünf Sorten zu unterscheiden. Die erste ist dicht [und herbe] und von schwammigem Aussehen, dabei stinkend sind schwer, mit Fischgeruch; diese findet sich meist am Ufer. Die zweite gleicht in der Form dem Augenflügelfell oder einem Schwamm. Sie ist leicht, pporös und hat den Geruch von Algen. Die dritte ist der Gestalt nach wurmförmig und fast purpurfarbig, Einige nenne ihn das milesische Halkyonion. Die vierte ist schmutziger Schafwolle ähnlich, porös und leicht. Die fünfte gleicht in der Gestalt einem Pilze, ist geruchlos, innen rauh, in etwa bimssteinartig, aussen glatt und scharf. Es wächst am meisten in der Propontis bei der Besbikon genannten Insel, landläufig heisst es Meer- baum. Das erste und zweite wird zu Pomaden der Frauen genommen, auch gegen Leberflecken, Flechten, Aussatz, weisse und schwarze Flecken, Muttermale im Gesicht und am übrigen Körper gebraucht. Das dritte dient gegen Harnverhaltung und entstehende Blasensteine, ferner bei Nierenleiden, Wassersucht und Milzsucht. Gebrannt und mit Wein als Umschlag bewirkt es nach der Fuchskranklieit dichtes Haar. Das letzte vermag die Zähne weiss zu machen; es wird aber auch mit Salz vermischt zu anderen Reinigungs- und zu Enthaarungsmitteln genommen. Wenn du es brennen willst, gib es mit Salz in einen rollen irdenen Topf, verschliesse dessen Mündung, mit Lehm und setze es in den Ofen. Wenn der Topf glüht, nimm es heraus und bewahre es zum Gebrauch auf. Gewaschen wird es aber wie Kadmeia. =136 (137). Adarkes. Die sogen. Adarkes entsteht in Galatien; es ist eine Art Salzkruste, welche in feuchten Gegenden bei Trockenheit sich bildet und an Rohr und Grashalmen sich verdichtet. In der Farbe gleicht sie der Blüthe des gebrannten assischen Steines, im ganzen Aeusseren aber dem weichen und porösen Halkyonion, sie ist auch eine Art Sumpfhalkyonion. Sie eignet sieh zum Entfernen des Aussatzes, der Flechten, der weissen Flecken, Leberflecken und der- gleichen. Im Ganzen ist sie scharf und metasynkritisch, sie hilft auch bei Ischias. =137 (138). Schwämme. Einige nennen die Schwämme, welche feinporig und dicht sind, die männlichen und bezeichnen von diesen die härteren als Böcke, die, welche entgegengesetzte Eigenschaften haben, heissen die weiblichen. Die Art, sie zu brennen, ist dieselbe wie beim Halkyonion. Der frische und magere ist ein Wund- mittel; er vertreibt auch Geschwülste, mit Wasser oder Essigwasser ver- klebt er frische Wunden, mit Honig gekocht verschliesst er alte Cavernen. Der alte Schwamm ist unbrauchbar. Sie zertlieilen [frisch und trocken]: schwer aufgebende Geschwüre und Fleischwucherungen, wenn sie mit Leinenfäden umbunden und so trocken wie Charpie eingelegt werden. Fliessende, kanalartige und langwierige Geschwüre machen sie trocken, wenn sie frei von Feuchtigkeit frisch eingelegt werden. Blutung stillen sie mit Essig. Gebrannt werden sie gegen Trockenheit der Augen an- gewandt und da, wo es nöthig ist, etwas zu reinigen oder zu adstringiren. Besser zu Augenmitteln wirken sie, wenn sie gewaschen sind. Die ge- brannten sind mit Pech ein gutes Mittel gegen Blutfluss. Die weichsten derselben werden in der Hundstagshitze weiss, wenn sie mit Salzschaum, welcher sich an den Felsen gesammelt hat, befeuchtet und in der Sonne. getrocknet werden; der hohle Theil derselben muss aber nach oben, der, wo sie abgeschnitten sind, nach unten gerichtet sein. Bei heiterem Himmel werden sie auch in den Mondschein gestellt, indem sie mit Salzschaum oder Meerwasser besprengt werden. Solche werden aber am weissesten. =138 (139). Koralle. Die Koralle, welche Einige auch Steinbaum nennen, scheint ein Meegewächs zu sein, aber zu verhärten, wenn es aus der Tiefe gezogen wird und ausserhalb des Meeres sich befindet, also fest wird, wenn es eingetaucht gleichsam wird in die uns umgebende Luft. Sie findet sich am meisten an dem Vorgebirge bei Syrakus, welches Pachynon heisst. Als die beste gilt die, welche eine feurige Farbe hat und dem Sandarach oder der ge- sättigt rothen Mennige ähnlich, auch leicht zerreiblich und in der ganzen Masse homogen ist, welche ferner einen tang- oder algenartigen Geruch hat, dabei vielverzweigt ist nach Art der feinen Zimmtzweige. Diejenige, welche in ihrer Masse steinig, rauh, hohl und porös ist, muss man für schlecht halten. Ihrer Kraft nach ist sie adstringirend und sattsam kühlend. Fleisch- [und sonstige] Wucherungen bringt sie zurück und vertreibt Narben in den Augen, füllt aber auch Cavernen aus. Sie wirkt kräftig bei Blutauswurf und ist ein gutes Mittel gegen Harnverhaltung. Endlich erweicht sie, mit Wasser genommen, die Milz. =139 (140). Antipathes. Das sogen. Antipathes ist auch für eine Koralle zu halten, zeigt jedoch einen wesentlichen Unterschied. Es ist aber von schwarzer Farbe, selbst auch baumartig und mehr ästig. Es hat dieselbe Kraft wie die vorige. =140 (141). Phrygischer Stein. Der phrygische Stein, welchen die Färber in Phrygien verwenden - daher auch sein Name - entsteht in Kappadokien. Der beste ist der, welcher blassgelb, mässig schwer ist, nicht eine homogene Farbe durch die Masse hat, sondern weisse Zonen aufweist wie die Kadmeia. Der Stein wird so gebrannt: Uebergiesse ihn mit bestem Wein und lege ihn zwischen glühende Kohlen und blase diese unausgesetzt an, wenn er die Farbe verhädert hat und heller gelb geworden ist, nimm ihn heraus und lösche ihn in Wein ab. Lege ihn wieder zwischen die Kohlen und thue dasselbe. Brenne ihn aber zum dritten Male und habe Acht, dass er nicht zerbröckelt und ganz zu Russ wird. Roh und gebrannt hat er stark adstringirende Kraft, dabei reinigt er, macht mässig Schorf und heilt mit Wachssalbe Brandwunden. Gewaschen wird er wie die Kadmeia. =141 (142). Assischer Stein. Vom assischen Steine muss man den nehmen, der die Farbe des Bimssteins hat, der locker und leicht ist, dabei sich gut zerreiben lässt und im Innern gelbe Zonen hat. Seine Blüthe ist die auf der Oberfläche der Steine aufsitzende gelbliche Salzmasse von weicherem Gefüge und theils von weisser Farbe, theils von der des Bimssteins, aber ins gelbe spielend. An die Zunge gebracht beisst er etwas. Beide haben schwach ätzende Kraft, sie zertheilen Geschwülste, wenn sie mit Terpentinharz oder Theer ge- gemischt werden. Die Blüthe ist aber für wirksamer zu halten. Ge- trocknet heilt sie ganz vorzüglich alte und schwer vernarbende Geschwüre, hält Fleischwucherungen zurück und reinigt mit Honig solche, die pilz- ähnlich und bösartig sind. Sie füllt auch die Cavernen der Geschwüre aus und reinigt sie mit Honig. Mit Wachssalbe gemischt hält sie fressende Geschwüre auf; bei Podagra ist sie mit Schrot von Hülsenfrüchten ein gutes Kataplasma, bei Milzkrankheit mit Essig und ungelöschtem Kalk. Als Leckmittel mit Honig ist sie heilsam für Phthisiker. Es werden aus dem Steine auch Tröge gemacht, in welche Podagrakranken die Füsse stellen und geheilt werden, und fleischverzehrende Särge. Die Blüthe macht wohlbeleibte und fette Körper mager, wenn sie im Bade statt mit Natron damit bestreut werden. Wenn Jemand die vorgenannten waschen will, so muss er sie waschen wie die Kadmeia. =142 (143). Pyritesstein. Der Pyrites ist eine Art Stein, aus dem Erz gewonnen wird. Man muss den nehmen, der ein erziges Aussehen hat und leicht Funken gibt. Er wird auf solche Art gebrannt: Bestreiche ihn mit Honig, lege ihn in schwaches Kohlenfeuer und blase anhaltend, bis die Farbe eine gelbe geworden ist. Einige legen den mit Honig reichlich bestrichenen Stein in viele glühende Kohlen, wenn er beginnt, die Farbe in gelb zu wenden, nehmen sie ihn heraus. Nachdem sie dann die Asche abgeblasen haben, durchfeuchten und brennen sie ihn wiederum, bis er ganz mürbe geworden ist, denn häufig wird er nur an der Oberfläche angebrannt. Nachdem sie ihn aber so gebrannt und getrocknet haben, bewahren sie ihn auf. Wenn er aber gewaschen Anwendung finden soll, so wird er gewaschen wie Kadmeia. Gebrannt und roh hat er erwärmende, die Haut reinigende Kraft, ver- treibt die Verdunkelungen von den Augen, zertheilt Verhärtungen und bringt sie zum Reifen. Mit Harz gemischt hält er Fleischwucherungen zurück, verbunden mit einer gewissen Wärme und Zusammenziehung. Einige nennen den so gebrannten auch Diphryges. =143 (144). Blutstein. Der Blutstein ist der beste, welcher leicht zerreiblich, gesättigt dunkel, gar schwarz, an und in sich selbst hart und homogen und frei von irgend Schmutz oder (fremden) Durchsetzungen ist. Er hat leicht erwärmende und adstrin- girende Kraft, verdünnt, glättet mit Honig die Narben und Rauheiten auf den Augen, heilt mit Frauenmilch Triefäugigkeit, Risse und blut- auf den Augen. Mit Wein wird er gegen Harnverhaltung und Frauen- fluss, mit Granatapfelsaft gegen Blutspeien getrunken. Es werden aber auch Kollyrien und Augenmittel daraus gemacht, welche gegen Augen- leiden sehr dienlich sind. Gebrannt wird er wie der phrygische Stein, indem Wein dazu genommen wird. Der rechte Grad des Brennens soll sein, dass er wässig leicht und blasig geworden ist. Einige verfälschen den genannten Stein so: Sie nehmen einen festen und runden Klumpen des Spaltsteins, dieser Art sind die sogen. Wurzeln desselben, und legen ihn in ein irdenes rauchiges Gefäss mit heisser Asche; nach kurzer Zeit nehmen sie ihn heraus und reiben ihn auf dem Rreibsteine und prüfen, ob er die Farbe des Blutsteins angenommen hat; hat er diese erhalten, so bewahren sie ihn auf, wenn nicht, legen sie ihn wieder hinein, sehen beständig nach und prüfen, denn wird er zu lange in der Asche ge- lassen, so verändert er die Farbe, dann fällt er auseinander. Der schlecht geküstelte wird zunächst durch die Fasern erkannt, denn er spaltet sich in gerader Richtung in Stücke; der Blutstein verhält sieh nicht so; dann auch durch die Farbe, denn der auf dem Reibstein geriebene gibt eine blühende Farbe, der Blutstein eine tiefere und dem Zinnober ähnliche. Er wird aber auch im sinopischen Röthel angetroffen, ebenso wird Blut- stein aus dem lange Zeit geglühten Magnetstein hergestellt. Der natür- liche wird in Aegypten bergnännisch gewonnen. =144 (145). Spaltstein. Der Spaltstein findet sich im westlichen Iberien. Der beste scheint der zu sein, der safranfarbig, leicht zerreiblich und gut spaltbar ist, wie es seiner Natur entspricht. Seiner Masse und dem streifigen Gefüge nach gleicht er dem Ammonsalze. Er besitzt dieselbe Kraft wie der Blutstein, nur bleibt er in der Stärke der Wirkung hinter diesem zurück. Er füllt Cavernen aus, wenn er mit Frauenmilch angerührt wird, wirkt vorzüg- lich gegen Risse und Vorfälle (der Augen?), auch gegen Verhärtungen der Augenlider und Fehler der Hornhaut. =145 (146). Gagatstein. Vom Gagatstein soll man den nehmen, welcher sich schnell entzündet und einen asphaltartigen Geruch hat. Im Allgemeinen ist er Schwarz und dürr, dabei plattenartig und sehr leicht. Er hat erweichende und zertheilende Kraft. Zum Räuchern angezündet ist er ein Mittel zur Entdeckung der Epilepsie, beseitigt auch hysterische Krämpfe. Angezündet verscheucht sein Rauch Schlangen; auch wird er den Mitteln gegen Podagra und den stärkenden Salben zugesetzt. Er entsteht in Lykien bei der Mün- dung eines Flusses ins Meer, es ist dies nahe bei der Stadt, welche Palaiopolis heisst. Die Gegend und der Fluss aber führen den Namen Gagos, an dessen Mündung werden diese Steine gefunden. =146 (147). Thrakischer Stein. Der sogen. thrakische Stein entsteht bei Sintia in dem Pontus genannten Flusse. Er hat dieselbe Kraft wie der Gagat. Es wird erzählt, derselbe werde durch Wasser entzündet, durch Oel aber ausgelöscht, was auch beim Asphalt der Fall ist. =147 (148). Magnetstein. Der beste Magnetstein ist der, welcher das Eisen leicht anzieht, eine bläuliche Farbe hat, dicht und dabei nicht sehr schwer ist. Er hat die Kraft, den dicken Schleim abzufahren, wenn er im Gewichte von 3 Obolen mit Honigmeth gegeben wird. Einige brennen ihn und verkaufen ihn als Blutstein. =148 (149). Arabischer Stein. Der sogen. arabische Stein gleicht fleckenlosem Elfenbein. Wird der- selbe fein gerieben aufgestreut, so trocknet er die Hämorrhoiden ein. Gebrannt ist er das beste Zahnreinigungsmittel. =149 (150). Milchstein. Der Milchstein hat seinen Namen von der milchigen Verflüssigung. Anderswo ist er zwar aschfarbig, er hat süssen Geschmack. Einge- schmiert ist er ein gutes Mittel gegen Flüsse und Geschwüre der Augen. Man muss ihn mit Wasser zerrieben wegen der ihm anhaltenden Klebrig- keit in einer Büchse aus Blei aufbewahren. =150 (151). Honigstein. Der Honigstein gleicht im Ganzen dem Milchstein, unterscheidet sich davon nur durch die Absonderung eines süssen Saftes. Er wirkt in derselben Weise, wie der Milchstein. =151 (152). Morochthosstein. Der Morochthosstein, welchen Einige Galaxia oder Leukographis nennen, entsteht in Aegypten; die Leinweber gebrauchen ihn, da er weich und leicht löslich ist, zum Färben der Gewänder. Er scheint überziehend (haut- bildend) zu wirken, ist mit Wasser genommen ein gutes Mittel gegen Blutspeien, Unterleibs- und Blasenleiden, ebenso auch im Zäpfchen gegen Frauenfluss. Ferner wird er den weichen Augenmitteln zugemischt, denn er füllt Cavernen aus und stellt Flüsse. Mit Wachssalbe gemischt ver- narbt er feinere Geschwürtheile. =152 (153). Alabasterstein. Der Alabaster, welcher Onyx genannt wird, zertheilt, mit Harz oder Trheer gemischt, Verhärtungen; mit Wachssalbe lindert er Magenschmerzen. Auch bessert er (geschwollenes) Zahnfleisch. =153 (154). Thyïtesstein. Der sogen. Thyïtesstein entsteht in Aethiopien, er ist etwas grünlich, dem Jaspis ähnelnd erscheint beim Verflüssigen milchig und ist stark beissend. Er hat die Kraft, die Pupille von Verdunkelungen zu reinigen. =154 (155). Judenstein. Der Judenstein entsteht in Judäa, ist eichelförmig, weisss, sehr ebenmässig gebildet und hat wie nach der Schnur parallellaufende Streifen; ver- flüssigt ist er geschmacklos. Wird er in der Grösse einer Erbse als Kollyrion auf dem Reibsteine mit 3 Bechern Wasser verflüssigt und getrunken, so hat er die Kraft, bei Harnverhaltung zu helfen und die Blasensteine zu zertrümmern. =155 (156). Amiantstein. Der Amiantstein entsteht auf Kypern, er gleicht dem Spaltalaun. Die, welche ihn bearbeiten, machen, da er riemenartig (biegsam) ist, Gewebe als Schaustücke daraus; diese brennen, ins Feuer geworfen, wohl, aber sie gehen glänzender daraus hervor, da sie nicht verbrennen. =156 (157). Sapphir. Der Sapphirstein scheint getrunken bei Skorpionstichen zu helfen. Er wird auch gegen innere Geschwüre genommen. Ferner vertreibt er Wucherungen in den Augen, Flecken und Blattern auf der Hornhaut; er verbindet auch Hautrisse. =157 (158). Memphitstein. Der Memphitstein wird in Aegypten bei Memphis gefunden von der Grösse kleiner Kiesel, er ist fett und bunt. Man berichtet, dass derselbe, wenn er fein gerieben auf die Stellen gestrichen wird, welche geschnitten oder gebrannt worden sollen, eine gefahrlose Unempfindlichkeit bewirke. =158 (159). Selenitstein. Der Selenitstein, welchen Einige Aphroselinon nennen, weil er Nachts bei wachsendem Monde gefunden wird. Er entsteht in Arabien, ist weiss, durchsichtig und leicht. Geschabt gibt man ihn im Trank den Epilep- tikern, Die Frauen gebrauchen ihn als Amulett zum Umbinden. Auch scheint er, an die Bäume gegeben, die Fruchtbildung zu befördern. =159 (160). Jaspisstein. Der Jaspisstein, einer ist samaragdgrün, ein anderer eisähnlich, wie eine Flamme aussehend, ein anderer luftblau, ein anderer, Kapneias, ist gleich- sam durchräuchert. Ferner gibt es einen, Astrios genannt, welcher weiss untermischte und glänzende Streifen hat, ein weiterer wird der terpentin- ähnliche genannt mit einer dem Kallaïs gleichen Farbe. Von allen sagt man, sie würden als Amulette zur Beschleunigung der Geburt getragen, indem sie um die Hüften gebunden werden. =160 (161). Aëtitstein. Der Adlerstein, welcher beim Schütteln ein Geräusch verursacht und wie einen anderen Stein in sich bergend erscheint, ist, um den linken Arm ge- bunden, ein Mittel zum Festhalten des Embryos, wenn die Gebärmutter schlüpfrig ist. Zur Zeit des Gebärens nimm ihn vom Arme weg und binde ihn um die Hüften, und sie wird ohne Schmerzen gebären. Fein gerieben und mit einer Wachssalbe aus Kypros-, Most- oder einer anderen erwärmenden Salbe gemischt hilft er ausgezeichnet bei Epilepsie. =161 (162). Schlangenstein. Der Schlangenstein; eine Art ist schwer und schwarz, eine andere aschfarbig und bunt gefleckt, eine dritte hat weisse Striche. Alle sind, umgebunden, hilfreich gegen Schlangenbisse und Kopfleiden. Von dem mit weissen Streifen berichtet man ganz besonders, dass er Lethargie und Kopf- schmerzen heile. =162 (163). Schwammsteine. Die in den Schwämmen sich findenden Steine zertrümmern, mit Wein getrunken, den Blasenstein. =163 (164). Steinkitt. Der Steinkitt ist ein Gernisch von Marmor oder parischem Stein und Stierleim. Mittelst einer glühenden Sonde (angewandt) kann er die Haare in den Augen verkleben. =164 (165). Ostrakitstein. Der Ostrakitstein ist einer Muschelschale ähnlich, glatt und leicht spaltbar. Die Frauen wenden ihn statt Bimsstein an zum Entfernen der Haare. In der Menge von 1 Drachme mit Wein getrunken stellt er den monat- lichen Fluss; trinkt man ihn im Gewichte von 2 Drachmen vier Tage nach der Menstruation, so verhindert er die Empfängniss. Mit Honig aufgestrichen lindert er die Entzündung der Brüste und hält fressende Geschwüre auf. =165 (166). Smirgel. Der Smirgel ist ein Stein, mit dem die Juweliere die Edelsteine poliren, er eignet sich auch zu beizenden und ätzenden Mitteln, ebenso dient er gegen schwammiges Zahnfleisch und zum Putzen der Zähne. =166 (167). Sand. Der an den Meeresküsten in der Sonne gedörrte Sand trocknet die Körper der Wassersüchtigen aus, indem sie damit bis auf den Kopf umschattet werden. Er wird auch zu den trockenen Bähungen statt Hirse und Salz gedörrt. =167 (168). Schleifstein. Wird das von den naxischen Schleifsteine beim Wetzen des Eisens Ab- geriebene aufgestrichen, so befördert es den Haarwuchs nach der Fuchs- krankheit, verhindert auch bei Jungfrauen ein Starkwerden der Brüste. Mit Essig getrunken erweicht es die Milz und hilft bei Epilepsie. =168 (169). Geodes-Stein. Der Erdstein adstringirt, trocknet aus und vertreibt die Verdunkelungen von den Augen. Mit Wasser aufgeschmiert besänftigt er Entzündungen der Brüste und Hoden. =169 (170). Erde. Jede Erde, welche zum medicinischen Gebrauche dient, hat in erster Reihe kühlende und verschliessende Kraft. Nach der Art ist sie verschieden, indem die eine zu diesem, die andere zu jenem nach ihrer Zubereitung nützlich ist. =170 (171). Eretrische Erde. Von der eretrischen Erde gibt es eine sehr weisse und eine aschgraue Sorte. Als beste erweist sich die aschfarbene und sehr weiche, welche, wenn sie über kupferne Gegenstände gezogen wird, einen veilchenfarbigen Strich hervorbringt. Sie wird gewaschen wie Bleiweiss oder auch so: Reibe davon so viel du willst in geeigneter Weise und zwar mit Wasser fein und lass absetzen; dann seihe das Wasser leicht ab, trockne die Erde in der Sonne, zerreibe sie wieder, indem du über Tag Wasser zugibst, Abends aber es darüber stehen lässest, früh Morgens seihe es ab, zerreibe die Erde an der Sonne und forme sie zu Pastillen, so viel als möglich. Wenn sie aber geröstet zum Gebrauche dienen soll, nimm erbsengrosse Stücke der Erde, gib sie in ein durchbohrtes irdenes Gefiiss und, nach- dem du die Mündung sorgfältig verschlossen hast, setze es in glühende Kohlen und blase sie beständig an. Wenn aber der Staub eingeäschert ist und eine mehr luftförmige Farbe angenommen hat, nimm ihn her- aus und bewahre ihn auf. Er hat die Kraft zu adstringiren, zu kühlen, leicht zu erweichen, Cavernen auszufüllen und blutige Wunden zu ver- kleben. =171 (172). Samische Erde. Von der samischen Erde soll die sehr weisse und leichte ausgesucht werden, welche, an die Zunge gebracht, leimartig festhaltet, dabei saftig, weich und leicht zerreiblich ist; eine solche ist die, welche Einige Kollyrion nennen. Es gibt nämlich zwei Sorten, die eben genannte und die als Aster bezeichnete, welche plattig und fest ist wie ein Schleifstein. Sie hat dieselbe Kraft, wird auch gebrannt und gewaschen wie die eretrische Erde. Sie hemmt den Blutauswurf und wird gegen Frauenfluss mit der Blüthe (unreifen Frucht) des Granatbaumes gegeben. Mit Wasser und Rosensalbe aufgestrichen lindert sie Entzündungen der Hoden und Brüste. Auch den Schweiss hält sie zurück. Mit Wasser getrunken hilft sie gegen den Biss giftiger Thiere und gegen tödtliche Gifte. =172 (173). Stein in der samischen Erde. In der samischen Erde, findet sich ein Stein, welchen die Goldschmiede zum Schleifen und Poliren gebrauchen. Den Vorzug verdient der weisse und feste. Er hat adstringirende und kühlende Kraft, hilft im Tranke den Magenleidenden und stärkt die Sinneswerkzeuge. Mit Milch hat er gute Wirkungen gegen Flüsse und Geschwüre in den Augen, als Amulett scheint er auch die Geburt zu beschleunigen und die Empfängniss (Frucht) zu beschützen. =173 (174). Erde von Chios. Auch bei der Erde von Chios soll die, welche weiss und ewas aschfarben und der von Sanios ähnlich ist, genommen werden. Sie ist plattig und fein, unterscheidet sich aber in der Form der Zurichtung. Sie hat dieselbe Kraft wie die samische; sie macht das Gesicht, auch den ganzen Körper glatt (runzelfrei), glänzend und sogar schönfarbig. Im Bade reinigt sie statt Natron. =174 (175). Selinusische Erde. Dieselbe Wirkung hat die selinusische Erde; am besten ist die sehr glän- zende und weisse, die leicht zerreiblich ist und schnell zergeht, wenn sie befeuchtet wird. =175 (176). Kimolissche Erde. Von der kimolischen Erde ist eine Sorte weiss, eine andere ins purpur spielend, mit einer gewissen natürlichen Fettigkeit, und kühl anzufühlen; diese ist für die beste zu halten. Beide, mit Essig angerührt, zertheilen die Drüsen neben den Ohren und die sonstigen Geschwülste. Bei Ver- brennungen aufgestrichen sind sie augenblicklich von guter Wirkung, so dass sie die leidenden Stellen vor Blasenbildung bewahren. Ferner lin- dern sie Verhärtungen der Hoden und Entzündungen am ganzen Körper; auch heilen sie die Rose, haben überhaupt, wenn die ächten und nicht die verfälschten genommen werden, eine vielfache nützliche Anwendung. =176 (177). Pnigit-Erde. Die Pnigit-Erde gleicht an Farbe in etwa der eretischen, sie ist aber festschollig, beim Anfassen mit der Hand kühlend, an der Zung klebt sie so stark, dass sie daran hängen bleibt. Sie hat dieselbe Kraft wie die kimolische Erde, steht aber in der Wirkung etwas zurück. Einige verkaufen sie statt der eretrischen. =177 (178). Ziegel. Die stark gebrannten Ziegel aus den Oefen sind schorfbildend; daher heilen sie, mit Essig aufgestrichen, Jucken und Ausschlag, auch helfen sie den an Podagra Leidenden. Mit Wachssalbe gemischt zertheilen sie Drüsen am Halse. =178 (179). Erde aus den Oefen. Auch die stark gebrannte rothe Erde aus den Oefen hat dieselbe Kraft wie die Ziegel. =179 (180). Melische Erde. Auch die melische Erde ist an Farbe gleich der aschgrauen eretrischen Erde, zwischen den Fingern gerieben ist sie aber auch etwas rauh, als ob sie ein leises Geräusch verursachte, ähnlich dem, wenn auf Bimsstein gerieben wird. Sie hat eine dem Alaun ähnliche, aber viel schwächere Kraft, was sich auch durch den Geschmack offenbart, trocknet auch leicht die Zunge. Ferner vermag sie den Körper zu reinigen und ihm eine gute Farbe zu verschaffen. Sie macht die Haare dünn und beseitigt weisse Flecken und Aussatz. Weiter dient sie den Malern zur grösseren Haltbarkeit der Farben und unterstützt die Heilkraft der grünen Mittel. Von dieser wie überhaupt von jeder Erde muss die steinfreie und frische gewählt werden, welche weich, leicht zerreiblich ist und, wenn sie nass gemacht wird, leicht zergeht. =180 (181). Weinstockerde. Von der Weinstockerde, welche Einige auch Pharmakitis nennen und die bei Seleukia in Syrien entsteht, muss man die schwarze auswählen, welche grossen Fischtenknollen ähnlich, feinsplitterartig und ebenso glänzend ist, welche ferner nicht schwer zerfliesst, wenn sie fein gerieben mit etwas Oel übergossen wird. Die dünne, aschfarbige und nicht zerfliessende ist für schlecht zu halten. Sie hat vertheilende und kühlende Kraft, wird auch zu den Verschönerungsmitteln der Augen und zum Färben der Haare benutzt und dient zum Bestreichen der Weinreben zur Zeit des Treibens, da sie die daran befindlichen Würmer (Insecten) tödtet. =181 (182). Russ. Der Russ, welchen die Maler gebrauchen, wird aus den Glashütten geholt, denn dieser ist der beste. Er hat ätzende, adstringirende Kraft. Mit Rosen- wachssalbe bildet er bei Brüchen Narben. =182 (183).Tinte. Die Tinte, mit der wir schreiben, wird aus dem Kienruss gemacht; zu 1 Unze Gummi werden 3 Unzen Russ gemischt. Sie wird aber auch aus dem Harz- russ und dem vorhin genannten Malerruss bereitet; man muss 1 Mine Russ, ½ Pfund Gummi, 1 ½ Unzen Stierleim und 1 ½ Unzen Vitriol nehmen. Sie dient gegen Fäulniss und Verbrennungen, wenn sie mit Wasser dick aufgetragen und bis zur Vernarbung liegen gelassen wird. Sie fällt von selbst ab, wenn die Wunden geheilt sind. Und nun, theuerster Areios, lass es genug sein, da wir glauben, sowohl betreffs des Umfanges der Abhandlung als auch betreffs derMenge des Stoffes und der Mittel die Sache gehörig bearbeitet zu haben. Ende des fünften und letzten Buches der Arzneimittellehre.