Im vorigen Buche, theuerster Areios, welches das erste der Arbeit über die Arzneimittellehre ist, haben wir von den Gewürzen, Oelen, Salben und Bäumen, sowie von den davon herstammenden Säften, Harzen und Früchten gehandelt; in diesem zweiten werden wir die Rede ver- folgen aber die Thiere, den Honig, die Milch, das Fett und die sogen. Getreide, wie auch über die Gemüse, indem wir dabei angeben, welche (wie viele) von den Pflanzen eine scharfe Kraft besitzen, wegen des Zu- sammenhanges mit jenen, z. B. der Knoblauch, die Zwiebel, der Senf, damit nicht die Kraft von dem, woher es abstammt, getrennt werde. =1. Seeigel. Echinus esculentus - Seeigel Der Seeigel ist dem Magen und Bauche bekömmlich, harntreibend. Seine Schale, roh gedörrt, wird mit Vortheil den Salben, welche für die Krätze passen, zugemischt; gebrannt aber reinigt sie die schmutzigen Wunden und hält die Fleischwucherungen zurück. =2. Landigel. Erinaceus europaeus - Landigel Auch die gebrannte Haut des Landigels ist mit Theer als Einreibung ein geeignetes Mittel bei Fuchskrankheit. Das getrocknete Fleisch mit Honig oder Sauerhonig gegessen, hilft denen, die an Nierenkranklieit, an Wasser unter dem Fleische, an Krämpfen, Elephantiasis und schlechter Körper- beschaffenheit (Kachexie) leiden, trocknet aber auch die Eingeweideflüsse. =3. Seepferdchen. Hippocampus antiquorum - Seepferdchen Das Seepferdchen ist ein kleines Seethierchen, dessen Asche in Theer, Schmalz oder Majoransalbe aufgenommen und eingerieben gegen Kahl- köpfigkeit hilft. =4. Purpurschnecke. Purpura patula - Purpurschnecke Die gebrannte Purpurschnecke hat die Kraft, auszutrocknen, die Zähne zu glätten, [Fleischwucherungen zurückzuhalten], Geschwüre zu reinigen und Vernarbung zu bewirken. [Der Deckel der Purpurschnecke mit Oel gekocht und eingestrichen schätzt die Haare vor dem Ausfallen, mit Essig getrunken beseitigt er Leberanschwellung. Als Räucherung richtet er die durch Krämpfe bedrückte Gebärmutter auf und treibt die Nachgeburt aus.] =5. Trompetenschnecke. Tritonium nodiferum - Knotentragendes Tritonshorn Dasselbe leisten die gebrannten Trompetenschnecken, sie sind noch viel ätzender. Wenn man sie, angefüllt mit Salz, in einem rohen Topfe brennt, so geben sie ein gutes Mittel ab zum Putzen der Zähne und als Umschlag auf Brandwunden. Man muss aber das Mittel scherbenhart brennen lassen; nach der Vernarbung der Brandwunde fällt es von selbst ab. Es wird aus Kalk aus ihnen gemacht, wie wir in der Abhandlung über den Kalk zeigen werden. =6. Kionion. Kionion nennt man die Spindelsäule bei den Trompeten- und Purpurschnecken, um welche die Windungen des Gehäuses gehen. Sie wird in gleicher Weise ge- brannt und hat eine mehr ätzende Kraft als die Trompeten- und Purpurschnecken wegen des natürlichen Druckes. Das Fleisch der Trompetenschnecke ist wohl- schmeckend und gut für den Magen, den Bauch aber erweicht es nicht. =7. Miesmuschel. Mytilus edulis - Miesmuschel Die besten Miesmuscheln sind die pontischen. Gebrannt leisten sie dasselbe wie die Tritonshörner. Ganz besonders aber eignen sie sich gewaschen wie Blei mit Honig zu Augenmitteln, da sie Verdickungen der Augenlider er- weichen und weisse Flecken sowie anderweitige Verdunkelungen auf der Pupille wegnehmen. Ihr Fleisch wird mit Erfolg gegen Hundsbisse aufgelegt. =8. Plattmuscheln. Tellina planata, baltica - Plattmuscheln Die Plattmuscheln sind frisch gut für den Bauch, am besten aber das aus ihnen bereitete Gericht. Gesalzen aber gebrannt und fein zerrieben mit Cedernharz aufgetröpfelt lassen sie die ausgezogenen Haare der Augen- lider nicht wiederwachsen. =9. Cheinmuschel. Chama lazarus, gryphoides - Cheinmuschel Auch die von den Cheinmuscheln, sowie von den anderen Muscheln mit etwas Wasser gekochte Suppe regt den Bauch an; sie wird aber mit Wein genommen. =10. Onyx. Murex inflatus - zackige Stachelschnecke Onyx ist der Deckel einer Muschel, ähnlich dem der Purpurschnecke; sie findet sich in den Seen Indiens, worin die Narden wachsen. Darum ist sie wohlriechend, weil die Thiere die Narden fressen. Man sammelt sie, wenn die Seen durch die Dürre ausgetrocknet sind. Den Vorzug hat die vom Rothen Meere bezogene, welche weisslich und fett ist. Die baby- lonische ist dunkel und kleiner; beide aber sind, als Rauchwerk angezündet, wohlriechend, in etwa den Geruch nach Bibergeil von sich gebend. Diese, als Räucherung verwandt, ermuntern die von Mutterkrämpfen und Epilepsie Befallenen. Genossen erweichen sie den Bauch. Die Muschel selbst dann gebrannt leistet dasselbe wie die Purpur- und Kinkhornschnecke. =11. Schnecken. Helix pomatias - Weinbergschnecke Die Landschnecke ist dem Magen zuträglich, sie verdirbt nicht leicht. Die beste ist die, welche in Sardinien, Libyen, Astypalaia, Sicilien und Chios vorkommt, sowie die, welche in den ligurischen Alpen Pomatias genannt wird. Auch die Meerschnecke ist dem Magen bekömmlich und leicht auszuscheiden, die Flussschnecke aber ist stinkend. Auch die Feld- schnecke, welche an Dornsträuchern und Büschen sitzt, und die Einige Sesilon oder Seselita nennen, bewirkt Störungen in Magen und Bauch und ist brechenerregend. Die gebrannten Schalen aller aber vermögen zu er- wärmen und zu brennen, Aussatz, weisse Flecken und Zähne zu reinigen. Wundnarben in den Augen, Leukome, Sonnenbrandflecken und Stumpf- sichtigkeit nehmen sie weg, wenn sie heil und ganz sammt dem Fleische verbrannt, fein gerieben und mit Honig eingestrichen werden. Roh mit den Häusern aufgelegt trocknen sie Wassersuchtsschwellungen und fallen nicht eher ab, als bis alle Feuchtigkeit aufgesogen ist. Weiter lindern sie Entzündungen bei Podagra und ziehen Splitter aus, wenn sie in gleicher Weise aufgelegt werden; fein zerrieben in Zäpfchen angewandt befördern sie die Menstruation. Ihr Fleisch, fein gerieben und mit Myrrhe und Weih- rauch umgeschlagen, verklebt die Wunden, besonders der Sehnen, und mit Essig verrührt, stellt es das Nasenbluten. Das lebende Fleisch, beson- ders das der libyschen Art, gegessen stillt die Schmerzempfindungen des Magens; ganz mit dem Gehäuse zerrieben und mit Wein und etwas Myrrhe genossen heilt sie Magen- und Blasenleiden. Die Landschnecke verklebt die Haare, wenn man eine Nadel durch ihr Fleisch zieht und mit dem daran hängenden Schleim das Haar bestreicht. =12. Krebse. Astacus fluviatilis, nobilis Die Asche der gebrannten Flusskrebse, in der Gabe von 2 Löffeln und 1 Löffel Einzianwurzel mit Wein 3 Tage hindurch getrunken, hilft kräftig den vom tollen Hunde Gebissenen. Mit gekochtem Honig heilt sie Risse an Füssen und Händen, Frostbeulen und krebsige Geschwüre. Roh zer- rieben und mit Eselsmilch genommen helfen sie bei Schlangen-, Spinnen- und Skorpionbissen. Mit Fleischbrühe gekocht und gegessen sind sie Phthisikern heilsam und denen, die den Meerhasen genossen haben. Zerrieben und mit Basilicum applicirt tödten sie die Skorpione. Das- selbe leisten auch die Seekrebse, nur dass sie weniger kräftig als jene wirken. =13. Landskorpion. Buthus occitanaus - Italienischer Skorpion Der rohe fein zerriebene Landskorpion abgelegt ist ein Heilmittel gegen seinen eigenen Stich. Aber auch gebraten wird er zu demselben Zwecke ge- gessen. =14. Seeskorpion. Cottus scorpius - Seeskorpion Die Galle des Seeskorpions ist ein geeignetes Mittel bei Blutunterlaufung der Augen, bei Leukom und Stumpfsichtigkeit. =15. Meerdrache. Trachinus draco - Petermännchen Der Meerdrache gespalten und aufgelegt ist ein Heilmittel für die durch seine Stacheln verursachte Wunde. =16. Skolopender. Aphrodite aculeata - Gemeine Seeraupe, Seemaus oder Filzwurm Der Meerskolopender in Oel gekocht und damit eingesalbt entfernt die Haare; bei der Berührung erregt er Jucken. =17. Zitterrochen. Torpedo narce risso - Zitterrochen Der Meerzitterrochen als Umschlag bei chronischen Kopfleiden lindert die Heftigkeit des Schmerzes; auch verhindert er das Austreten oder Vorfallen des Mastdarmes. =18. Otter. Vipera aspis - Aspisviper Avipera ammodytes - Sandviper Pelias berus - Kreuzotter Das Fleisch der Otter gekochtund gegessen verleiht dem Blick Schärfe; es ist auch ein gutes Mittel bei Neuralgie und hält das Anschwellen der Drüsen zurück. Wenn man sie abhäuten will, so muss man den Kopf und Schwanz abschlagen wegen der Fleischlosigkeit - denn das Abbauen der Extremitäten nach (bestimmtem) Maaas gehört zu den Fabeln, das Uebrige [nach Entfernung der Eingeweide], nachdem es abgewaschen und zer- schnitten ist, mit Oel, Wein, etwas Salz und Dill kochen. Es heisst aber, dass die, welche sie gebraucht haben, Läuse [nicht] bekommen. Dies ist aber nicht wahr. Einige erzählen auch, dass man durch ihren Genuss ein hohes Alter erreiche. Es wird auch eine Salzmasse für dieselben Zwecke daraus bereitet, nur wirkt sie nicht in gleicher Weise. Es wird nämlich die Otter lebendig in einen neuen Topf geworfen, gleichzeitig damit Salz und zerstossene Feigen von jedem 1 Xestes und 6 Becher Honig. Die Oeffnung des Topfes wird ringsherum mit Lehm verschmiert, dann wird im Ofen ge- röstet, bis die Salzmasse verkohlt ist. Danach wird sie fein zerrieben und aufbewahrt, indem man Silphionsamen oder Malabathrum zumischt. =19. Schlangenhaut. Coluber Aesculapii - Aeskulapnatter Schlangenhaut in Wein gekocht ist als Injection ein Mittel gegen Ohren- leiden und als Mundspülwasser gegen Zahnschmerzen. Man mischt sie auch unter die Augenheilmittel, vorzüglich die von der Natter. =20. Meerhase. Aplysia depilans - Gemeiner Seehase Der Meerhase gleicht einem kleinen Tintenfische. Er hat die Kraft, fein zerrieben für sich allein oder mit der Pillennessel die Haare zu entfernen. =21. Landhase. Lepus timidus - Landhase Das gebratene Hirn des Landhasen genossen hilft bei Zittern (Angstgefühl) als einer Folge von Leiden, auch beim Zahnen der Kinder eingerieben oder gegessen. Sein Kopf gebrannt und mit Bärenfett oder Essig einge- schmiert heilt die Fuchskrankheit. Das Hasenlab, 3 Tage nach der Menstruation getrunken, soll Unfruchtbarkeit bewirken; es hält auch den Mutter- und Bauchfluss auf, ferner ist es den Epileptikern, sowie mit Essig genommen gegen tödtliche Gifte heilsam, besonders aber gegen geronnene Milch und den Biss der Vipern. Das warme Blut desselben aufgestrichen heilt Sonnenbrandflecken, weisse Flecken und Leberflecken. =22. Stechrochen. Trygon pastinaca - Gemeiner Stechrochen Der Stachel des Meerstechrochens, welcher aus dem Schwanze herauswächst und den Schuppen sich entgegenwendet, lindert Zahnschmerzen; denn er zertrümmert sie (die Zähne) und wirft sie hinaus. =23. Tintenfisch. Sepia officinalis - Gemeiner Tintenfisch Die schwarze Masse des gekochten Tintenfisches ist getrunken schwer verdaulich, sie erweicht den Bauch. Seine Schale, zu Kollyrien geformt, eignet sich zum Einreiben rauher Augenlider. Gebrannt in seiner eigenen Schale, bis das Blätterige davon abfällt, entfernt er, fein gerieben, weisse Flecken, Grind, Finnen und Sonnenbrandflecken. Gewaschen wird er auch den Augenmitteln zugemischt. Eingeblasen wirkt er ferner gegen Leukom der Hausthiere, er entfernt auch das durch Karbunkel im Auge enstehende Fell (Flügelfell), wenn er mit Salz fein gerieben und angewandt wird. =24. Seebarbe. Mullus barbatus - Seebarbe Die fortgesetzt genossene Seebarbe soll im Stande sein, Stumpfsichtigkeit zu bewirken. Roh gespalten und aufgelegt heilt sie die Bisse des Meerdrachens, des Skorpions und der Spinne. =25. Hoden des Flusspferdes. Hippopotamus amphibius - Nilpferd Der getrocknete und fein zerriebene Hoden des Flusspferdes wird mit Wein gegen Schlangenbisse getrunken. =26. Hoden des Bibers. Castor fiber - Biber Der Biber ist ein Amphibienthier, welches sich meist im Wasser mit den Fischen und Krebsen aufhält, dessen Hoden auch gegen Schlangen wirkt. Er (der Hoden) erregt aber auch Niesen, und dient überhaupt mannig- fachem Gebrauche. In der Menge von 2 Drachmen mit stinkendem Polei genommen befördert er die Menstruation, treibt den Fötus und die Nachgeburt aus. Mit Essig wird er getrunken gegen Blähungen, Krämpfe, Schlucken, tödtliche Gifte und gegen die Mistel. Mit Essig und Rosenöl als Besprengung und Riechmittel regt er die Schlafsüchtigen und die auf welche Art auch immer (ähnlich) Befallenen an. Als Räuchermittel wirkt er in derselben Weise. Innerlich und äusserlich angewandt (getrunken und eingerieben) ist er ein geeignetes Mittel bei Zittern, Krämpfen und bei jedem nervösen Zustande, überhaupt hat er erwärmende Kraft. Suche aber stets die gepaarten Hoden eines und desselben Ursprunges; denn es ist unmöglich, zwei Säckchen in einer Hülle zu finden. Der Inhalt ist wachsartig, durchdringend und bocksartig riechend, scharf, beissend schmeckend, leicht zerreiblich, mit natürlichen Häuten vielfach durch- setzt. Einige verfälschen denselben, indem sie Ammoniacum oder Gummi mit Blut und Bibergeil zusammen verarbeiten, es in ein Beutelchen geben und trocknen. Fälschlich aber wird erzählt, daso das verfolgte Thier die Hoden abreisst und wegwirft; denn es ist nicht möglich, dieselben zu erfassen, da sie platt anliegen wie beim Schweine. Diejenigen, welche das Fell abziehen, müssen sie mit der Hülle, welche die honigartige Flüssiggkeit einschliesst, wegnehmen, sie so trocknen und aufbewahren. =27. Hauswiesel. Putorius vulgaris - das kleine Wiesel Das ringsum angebrannte und ohne die Eingeweide eingepökelte, im Schatten getrocknete Hauswiesel ist in der Menge von 2 Drachmen mit Wein getrunken ein kräftiges Mittel gegen jede Schlange, in der gleichen Weise genommen ist es auch ein Gegenmittel gegen Gift. Sein Bauch, mit Koriander angefüllt und eingopökolt genossen, hilft denen, die von giftigen Thieren gebissen sind und den Epileptikern. Das ganze Thier im Topfe ver- brannt ist den an Podagra Leidenden heilsam,wenn die Asche mit Essig eingesalbt wird. Sein Blut als Einreibung hilft gegen Skropheln; es ist auch den Epileptikern heilsam. =28. Frösche. Rana fusca - Brauner Frosch Rana esculenta - Grüner- oder Wasserfrosch Die Frösche sind ein Gegenmittel für jegliches Schlangengift, wenn sie mit Salz und Oel zu einer Brühe zubereitet worden und das Gericht ge- nommen wird. In gleicher Weise (helfen sie) gegen langwierige Sehnen- zerreissungen. Gebrannt und aufgestreut stillen sie das Blut. Mit Theer eingesalbt heilen sie die Fuchskrankheit. Das Blut der grauen Frösche verhindert eingetröpfelt das Wiederwachsen der aus den Augenlidern gezogenen Haare. Mit Wasser und Essig gekocht helfen sie als Mund- spülwasser bei Zahnschmerzen. =29. Wels. Silurus glanis - Wels Der Wels, frisch genossen, ist nahrhaft und gut für den Bauch, eingesalzen aber ohne Nährkraft. Er reinigt die Luftröhre und macht die Stimme klar. Das Fleisch des gesalzenen als Umschlag zieht Splitter aus. Die aus ihm bereitete Salzlake ist bei Dysenterie im Anfange zum Sitzbad heilsam, sie treibt die Flüsse nach aussen und heilt im Klystier Ischiasschmerzen. =30. Brasse. Der gebrannte, fein gestossene Kopf der eingesalzenen Brasse hält die Fleischwucherungen der Geschwüre zurück, hindert das Weiterfressen, vertilgt Hühneraugen undFeigwarzen. Der vom Skorpion Gestochenen und vom Hunde Gebissenen hilft das Fleisch wie jedes Pökelfleisch. =31. Mäna. Sparus smaris - Mäna Auch der gebrannte, fein gestossene Kopf der Mäna entfernt, aufgestreut, schwielig gewordene Schrunden um After.Die Salzbrühe davon heilt als Mundspülwasser faulige Geschwüre im Munde. =32. Gobion. Cottus gobio - Kaulkopf Wenn man den frischen Gobion in einen Schweinemagen gibt und zu- sammennäht, dann mit 12 Xestes Wasser bis auf 2 Xestes einkocht, durch- seiht, unter freiem Himmel abkühlt und zum Tranke reicht, so wird man den Bauch ohne Beschwerden nach unten reinigen. Als Umschlag hilft er denen, die von Hunden oder Schlangen gebissen sind. =33. Rohe Pökelung. Thynnus thynnus - Thunfisch Die sogen. rohe Pökelung ist das Fleisch des eingesalzenen Thunfisches. Genossen hilft sie denen, welche von der Viper, die Prester genannt wird, gebissen sind. Man muss möglichst viel Wein herbeiholen und sie zwingen, viel zu trinken und zu erbrechen. Am besten eignet sie sich für das Geniessen scharfer Speisen. Mit Erfolg wird sie auch bei den vom Hunde Gebissenen als Kataplasma angewandt. =34. Garum. Fischlake Alles Garum, aus gesalzenen Fischen und Fleisch bestehend, hält als Um- schlag fressende Geschwüre auf und heilt Hundsbisse; als Iniection dient es auch den an Dysenterie und Ischias Leidenden, jenen, um die Geschwüre zu lindern und zu beseitigen, diesen, da keine Geschwüre vorhanden sind, um zu reizen. =35. Brühe von frischen Fischen. Die Brühe von frischen Fischen, sie werde für sich allein oder mit Wein getrunken, ist abführend für den Bauch. Sie wird eigens für diesen Zweck aus den Phykiden, Skorpionen, Juliden und Perkiden und anderen an Felsen lebenden zarten und nicht widerlichenFischen einfach mit Wasser [Salz], Oel und Dill hergestellt. =36. Wanzen. Cimex lectularia - Haus- oder Bettwanze Die Bettwanzen helfen gegen das viertägige Fieber, wenn sie vor den An- zeichen desselben, zu sieben Stück mit Bohnen den Speisen zugegetzt, genommen werden, aber auch ohne Bohnen genossen (helfen sie) gegen den Biss der Aspis-Viper. Ihr Geruch weckt die durch Gebärmutterkrämpfe Ohnmächtigen auf. Mit Wein oder Essig genommen treiben sie Blutegel aus. Zerquetscht in die Harnröhre gelegt beseitigen sie Harnverhaltung. =37. Kubariden. Porcellio scaber - Kellerassel Die unter den Wasserbehältern sich aufhaltenden Asseln sind vielfüssige Thiere, welche sich bei der Berührung mit den Händen zusammenrollen. Diese mit Wein getrunken helfen gegen Harnverhaltung und Gelbsucht. Mit Honig einstrichen wirken sie heilsam bei Entzündung der Schlund- muskeln. Auchbei Ohrenleiden eignen sie sich fein zerrieben und mit Rosenöl in der Granatapfelschale erwärmt zur Injection. =38. Schabe. Periplaneta orientalis - Gemeine Küchenschabe, Kakerlak Blatta germanica - Deutsche Schabe Das Innere der in Bäckereien sich findenen Schabe mit Oel zerrieben oder gekocht und eingeträufelt, lindert die Ohrenschmerzen. =39. Seelunge. Die frische Seelunge, fein zerrieben, hilft als Umschlag gegen Podagra und Frostbeulen. =41. Fuchslunge. Canis Vulpes Fuchs Die Lunge des Fuchses, getrocknet und genossen, hilft den Asthmatikern; und das ausgeschmolzene Fett desselben lindert eingeträufelt die Ohren- schmerzen. =40. Schweinelunge. Sus scrofa - Schwein Die Lunge des Schweines, sowohl des Bärs wie der Sau, beseitigt als Umschlag die durch Druck der Schuhe hervorgerufenen Entzündungen. =42. Eselleber. Equus asinus - Esel Die gebratene Eselsleber hilft genossen den Epileptikern, sie müssen sie aber nüchtern nehmen. =43. Kurzwildpret des Edelhirsches. Cervus elaphus Das Kurzwildprets des Hirsches,fein zerrieben und mit Wein genommen, hilft denen, die von der Viper gebissen sind. =44. Eselshufe. Die gebrannten Eselshufe, zerrieben und viele Tage in der Gabe von 2 Löffeln genossen, sollen den Epileptikern von Nutzen sein; mit Oel gemischt öffnen sie Drüsen und heilen aufgelegt Frostbeulen. =45. Flechten der Pferde. Equus caballus - Pferd Die Flechten der Pferde sind schwielenartige Wülste an den Knien und Hufen; fein geschabt und mit Essig getrunken sollen sie die Epilepsie heilen. =46. Ziegenklauen. Capra hircus - Ziege Die gebrannten Ziegenklauen, mit Essig eingerieben, heilen die Fuchskrankheit. =47. Ziegenleber. Capra hircus - Ziege Die beim Braten der Ziegenleber ausgiessende Blutflüssigkeit ist wirksam gegen Nachtsichtigkeit; es hilft schon, dass man den Dunst beim Kochen derselben in die geöffneten Augen aufnimmt, gegessen hilft die gebratene gegen dasselbe Uebel. Man sagt aber auch, dass die Epilepsie am besten bekämpft werde durch den Genuss der Bocksleber. =48. Leber des Ebers. Die frische, getrocknete und fein zerriebene Leber des Ebers hilft mit Wein getrunken gegen Schlangen- und Hundsbisse. =49. Leber des tollen Hundes. Man glaubt, dass die gebratene Leber des tollen Hundes, wenn sie von den Gebissenen gegessen wird, diese vor dem Auftreten der Wasserscheu bewahren. Zur Vorsichtsmassregel gebrauchen sie auch den Zahn des Hundes, der gebissen hat, indem sie ihn in eine Blase geben und am Arme befestigen. =50. Leber des Tauchers. Podiceps cristatus, minor - Haubensteissfuss, Haubentaucher, Kleiner Steissfuss,Kleiner Haubentaucher Die getrocknete Leber des Tauchers, in der Gabe von 2 Löffeln mit Honigmeth getrunken, treibt die Nachgeburt aus. =51. Sohlleder. Das Leder von alten Schuhsohlen, gebrannt und fein gestossen, heilt als Umschlag Feuerbrandwunden, Wolf und die durch den Druck der Schuhe bewirkte Entzündung. =52.Hühner. Gallus domesticus - Huhn Gespaltene und noch warm aufgelegte Hühner helfen gegen Schlangenbisse, man muss sie aber beständig wechseln. =53. Gehirn des Huhns. Gallus domesticus - Huhn Sein Gehirn wird im Trank mit Wein den von giftigen Thieren Gebissenen gegeben, es verhindert auch den Blutfluss aus der Hirnhaut. Die bei den Eingeweiden dem Huhns hinter dem Magen liegende Hornhaut, welche beim Kochen sich abbautet, ist Magenleidenden gut, wenn sie fein zer- rieben mit Wein genommen wird. Das Kükengericht wird meist gegeben zur Verbesserung des schlechten Zustandes und bei Magenentzündungen, in einfacher Zubereitung; das der alten Hühner wird verordnet zur Reinigung des Bauches. Man muss die Eingeweide herausnehmen, dafür Salz hineingeben, zunähen, dann mit 20 Xestes Wasser kochen und es auf 3 Heminen bringen. Das Ganze wird, unter freiem Himmel abge- kühlt, gegeben. Einige kochen auch Meerkohl mit, oder jähriges Binsen- kraut oder Saflor oder gemeinen Engelsüss. Es führt den dicken, rohen, zähen, schwarzen Saft ab. Es empfiehlt sich bei andauerndem Fieber, Asthma, Gicht und aufgeblähtem Magen. [Der eingesalzene und im Schatten getrocknete Magen ist, in der Gabe von 3 Drachmen genommen, das beste Mittel gegen übermässiges Abfahren durch Purgirmittel; denn es stellt sofort den Durchfall. Man muss ihn aber zu Pulver machen, dieses mit Wasser anrühren und geben.] =54. Ei. Das weiche Ei ist nahrhafter als das noch flüssige, und das harte mehr als das weiche. Der Dotter davon ist, mit Safran und Rosenöl gebraten, heilsam gegen heftigen Schmerzen in den Augen, mit Steinklee gegen Entzündungen am After und gegen Geschwülste. Mit Sumach aber oder Gallapfel gebraten und gegessen stellt es den Durchfall, aber auch für sich allein genossen. =55. Das Weisse vom Ei. Das Weisse desselben, wenn es roh ist, kühlt, verklebt, lindert in die Augen getröpfelt die Entzüindung. Bei Verbrennungen sofort aufgestrichen lässt es keine Blasen sich bilden. Es schützt auch das Gesicht vor Sonnebrand. Es ist mit Weihrauch als ein Leim auf die Stirn aufgetragen ein Mittel für die au Fluss Leidenden; mit Wolle aufgenommen unter Zumischung von Rosenöl, Wein und Honig, lindert es Augenentzündungen. Roh aber geschlürft heilt es den Biss der Hämorrhois. Etwas angewärmthilft, es gegen Blasenstiche, Nierengeschwüre, gegen Rauheit der Luftröhre, gegen Blutsturz, Katarrh und Brastrheumatismus. =56. Cikaden. Cicada plebeja - Eschencikade Die gebratenen Cikaden genossen helfen bei Blasenleiden. =57. Heuschrecken. Locusta viridissima - Heupferd Decticus verrucivorus - Warzenbeisser / Aridium aegyptium Heuschrecken als Räucherung helfen bei Harnverhaltung, besonders der Frauen. Sie haben ein unbrauchbares Fleisch. Die Heuschrecke, welche Asiritkos oder Onos heisst, ist in der Jugend flügellos und hat lange Beine. Getrocknet und mit Wein getrunken ist sie sehr wirksam gegen Skorpion- stiche. In grosser Menge gebrauchen sie die Libyer in der Gegend von Leptis. =58. Phinis. Falco ossifragus - Seeadler Haliaetus albicilla Der Vogel Phinis, welchen die Römer Ossifragus (Knochenbrecher) nennen. Der Magen desselben, nach und nach genommen, sagt man, lasse den Stein durch den Urin ausgehen. =59.Haubenlerche. Galerita cristata - Haubenlerche Die Haubenlerche ist ein kleines Vögelchen, welches auf dem Kopfe eine Federhaube trägt wie der Pfau. Dieselbe ist, gebraten und gegessen, gut gegen Magenleiden. =60. Schwalbe. Chelidon urbica - Stadt- oder Hausschwalbe Die Jungen der Schwalbe aus der ersten Brut schneide bei wachsendem Monde auf, und du wirst im Magen Steine finden; von diesen nimm zwei, einen bunten und einen schlichten, gib sie, bevor sie die Erde berührt haben, in die Haut von einem Kälbchen oder Hirsche und binde sie an den Arm oder Nacken, so wirst du Hülfe gegen die Epilepsie bringen, oft aber auch wirst du sie ganz heilen. Verzehrt sind sie (die Jungen), wie die Feigenfresser, ein Mittel für Scharfsichtigkeit. Auch die Asche davon wie auch von den Alten, wenn sie in einem Topfe verbrannt sind, macht mit Honig eingestrichen, das Gesicht scharf. Sie eignet sich auch zur Salbe für solche, die an Schlundentzündung leiden, sowie bei ange- schwollenem Zäpfchen und Mandelentzündungen. Diese, wie auch die Jungen, getrocknet und in der Gabe von 1 Drachme genossen, helfen denen, die an Schlundentzündung leiden. =61. Elephant. Elephans asiaticus und africanus - Asiatischer und afrikanischer Elephant Das Geraspel des Elephantenzahns heilt Paronychie. Es hat adstringirende Kraft [nebst der gelinde auszutrocknen]. =62. Sprungbein des Schweines. Das Sprungbein des Schweines, gebraten bis es aus Schwarz weiss wird, dann zerrieben und genossen, heilt die Aufblähungen des Kolons und an- haltende Krämpfe. =63. Hirschhorn. Das gebrannte und gewaschene Hirschorn, in der Gabe von 2 Löffeln ge- nommen, hilft mit Traganth bei Blutauswurf, Dysenterie, Magenschmerzen, Blasenleiden, bei flussleidenden Frauen mit einer dem leidenden Zustande angemessenen Flüssigkeit. Es wird aber auch gestossen und in einen rohen Topf, welcher mit Lehm rund herum verschmiert ist, gegeben und im Ofen gebrannt, bis es weiss ist. Gewaschen wird es wie Galmei. Ein solches ist ein gutes Mittel bei Wunden in den Augen und bei Flüssen. Fein gerieben macht es die Zähne glatt. Roh als Räucherung angebrannt ver- scheucht es die Schmerzen. Mit Essig gekocht lindert es als Mundwasser die Schmerzen beim Hervorbrechen der Backenzähne. =64. Raupen. Die auf den Gemüsen wachsenden Raupen schützen, so wird gesagt, mit Oel eingerieben, vor den Bissen giftiger Thiere. =65. Kanthariden. Lytta vesicatoria - Spanische Fliege, Kanthariden Zum Aufbewahren geeignet sind die vom Getreide gesmmelten Kanthariden. Diese wirf in einen ungepichten Krug und verbinde die Oeffnung mit lockerer, reiner Leinwand, wende ihn um und über dem Dampfe von siedendem Essig hin und her und halte damit aus, bis sie erstickt sind; dann reihe sie auf und bewahre sie auf. Am wirksamsten sind die bunten mit gelben Querstreifen auf den Flügeln und Körper, welche dick und etwas fettig sindwie die Scha- ben. Die einfarbigen sind unwirksam. =66. Buprestis. Brupestis rustica Gerade so werden die Buprestes aufbewahrt, welche eine Art Kanthariden sind, und die Fichtenspinner. Auch diese werden auf einem schwebend be- wegtenSiebe kurze Zeit über glühender Asche erhitzt und dann auf bewahrt. Gemeinsam haben sie die Kraft, Fäulniss zu bewirken, Geschwüre zu machen, zu erwärmen. Deshalb werden sie den Mitteln zugesetzt, welche Krebsge- schwüre, Aussatz und wilde Flechten heilen. Sie befördern die Katamenien, werden auch den erweichenden Zäpfchen zugesetzt. Einige berichten, dass die Kanthariden auch den Wassersüchtigen helfen, indem sie den Gegenmitteln zugemischt werden, nämlich den urintreibenden. Andere haben ihre Flügel und Füsse für diejenigen, welche sie genossen haben, als Gegengift ausgegeben. =67. Salamander. Salamandra maculosa - Feuersalamander Der Salamander ist eine Eidechsenart; er ist träge, bunt, von dem man thörichter- weise glaubt, dass er nicht verbrannt werde. Er hat Fäulniss erregende, Ge- schwüre erzeugende und erwärmende Kraft, er wird den septischen und den Lepramitteln zugesetzt, wie die Kantharis und wird in gleicher Weise aufbe- wahrt. Gebrannt entfernt er mit Oel die Haare. Er wird aber auch ausgeweidet und ohne Füsse und Kopf in Honig zu demselben Gebrauche aufbewahrt. =68. Spinne. Lycos amentata - Wolfsspinne Attalus pubescens - Gemeine Springspinne Die Spinne, das Thier, welches Einige Holkos oder Lykos (Wolf) nennen; wird es unter ein Pflaster gearbeitet und, auf Leinen gestrichen, um die Stirn oder die Schläfen gelegt, so heilt es das dreitägig wiederkehrende Fieber. Ihr Gewebe als Umschlag stillt das Blut und schützt die Oberfläche der Geschwüre vor Entzündung. Es gibt noch eine andere Art Spinnen, welche das weisse, zarte und dichte Gewebe verfertigt, von der man sagt, dass sie, in eine Haut gebunden und am Arme befestigt, das viertägig wieder- kehrende Fieber heile. Mit Rosenöl aber gekocht und eingetröpfelt hilft sie bei Ohrenleiden. =69. Eidechse. Lacerta agilis - Gemeine Eidechse Der Kopf der Eidechse, aufgelegt, zieht Splitter aus und Alles, was sich im Körper festgesetzt hat, vertreibt aber auch (gewöhnliche) Warzen und und solche mit dünnem Stiel und Hühneraugen. Die Leber derselben, in die hohlen Zähne, gesteckt, bewirkt Schmerzlosigkeit. Das ganze Thier gespalten und aufgelegt macht die Skorpionstiche unschädlich. =70. Seps. Seps chalcides - Eidechse Seps, welche Einige die chalkidische Eidechse nennen, heilt in Wein getrunken die von ihr selbst Gebissenen. =71. Skink. Scincus officinalis - Apotheker-Skink Es gibt einen ägyptischen und einen indischen Skink, ein anderer ist der im Rothen Meere lebende, ein vierter wird in Libyen in Maurusia gefunden. Es ist ein Landkrokodil, eigenartig, und wird in Kresse trocken aufbewahrt. Man sagt, dass die die Nieren umgebenden Theile desselben, in der Gabe von 1 Drachme mit Wein genommen, die Kraft haben, das Verlangen nach Liebesgenuss mächtig anzuregen, dass aber die Heftigkeit der Lust nachlasse nach dem Genusse von Linsenabkochung mit Honig oder von Lattichsamen mit Wasser. Er wird auch den Gegengiften zugemischt. =72. Eingeweide der Erde (Erdwürmer). Lumbricus terrestris - Gemeiner Regenwurm Die fein zerriebenen Erdwürmer aufgelegt, verbinden durch gehauene Sehnen, befreien auch vom dreitägigen Fieber. Mit Gänsefett ge- kocht und eingetröpfelt heilen sie Ohrenaffectionen. Mit Oel gekocht und in das gegenüberliegende Ohr eingeträufelt beseitigen sie Zahn- schmerzen. Zerrieben und mit Süsswein getrunken treiben sie den Harn. =73. Spitzmaus. Sorex vulgaris - Waldspitzmaus Crocidura aranea - Hausspitzmaus Die aufgeschnittene und aufgelegte Spitzmaus ist ein Hülfsmittel gegen ihre eigenen Bisse. =74. Mäuse. Mus musculus - Hausmaus Man behauptet allgemein, dass die aufgeschnittenen Mäuse mit Nutzen auf Skorpionstiche gelegt werden, gebraten und von den Kindern gegessen, den Speichel im Munde austrocknen. =75. Milch. Im Allgemeinen ist jede Milch wohlschmeckend, nahrhaft, den Leib er- weichend und Magen und Eingeweide aufblähend. Allerdings ist die Frühjahrsmilch wässeriger als die Sommermilch und die von grünem Futter herrührende erweicht den Bauch mehr. Schön ist die Milch, wenn sie weiss, von gleichmässiger Consistenz ist und zusammenbleibt, wenn sie auf den Nagel getröpfelt wird. Die Milch der Ziegen greift den Bauch weniger an, weil diese mehr adstringirendes Futter fressen, Eichen, Mastix, Oelzweige und Terebinthe, deshalb ist sie dein Magen bekömmlich. Die Schafmilch ist dick, süss und sehr fett und dem Magen nicht so zuträglich; aber die Kuh-, Esels- und Pferdemilch macht mehr offenen Leib und ver- ursacht Durchfall. Jede Milch aber ruft Umwälzung in Magen und Bauch hervor, wo das Futter Purgirwinde, Nieswurz, Bingelkraut dder Sinngrün ist, wie es in den vestinischen Bergen von uns beobachtet wurde. Die Ziegen, welche die Blätter der weissen Nieswurz beim ersten Hervor- spriessen abweiden, erbrechen selbst und machen ihre Milch magenstörend und brechenerregend. Gekocht wird jede Milch den Bauch stopfend, am meisten, wenn sie durch glühende Kieselsteinchen abgedunstet ist. Im Allgemeinen heilt sie innere Geschwüre, besonders des Kehlkopfes, der Lunge, der Eingeweide, der Nieren und der Blase, auch wird sie frisch mit rohem, durch etwas Wasser verdünnten Honig unter Zusatz von Salz gegen Jucken der äusseren Haut, Ausschlag und Verdorbenheit der Säfte gegeben. Weniger blähend aber ist sie, wenn sie einmal gekocht is. Ueber den Steinchen bis zur Hälfte eingekocht heilt die die mit Ge- schwüren verbundenen Flüsse des Bauches. =76. Molken. Jede Milch enthält in sich mit ihr verbunden die Molken, welche, abge- schieden, zum Purgiren wirksamer werden; sie werden gegeben, wenn man damit eine Ausscheidung ohne Schärfe erzielen will, wie bei den Gallsüchtigen, Epileptikern, bei Aussatz, Elephantiasis und Ausschlag aber den ganzen Körper. =77. Geronnene Milch. Jede Milch gerinnt, wenn sie in einem neuen Topfe gekocht und mit einem frisch geschnittenen Feigenzweige gerührt und dann nach zwei- bis dreimaligem Aufkochen auf jede Hemine Milch 1 Becher Sauerhonig zugegossen wird; denn auf diese Weise scheiden sich die Molken vom Käsigen. Es wird aber nöthig sein, damit beim Sieden die Milch nicht überkoche, den Rand des Topfes fortwährend mit einem kalten Schwamm abzuwischen und einen silbernen Xestes mit kaltem Wasser hinein- zusetzen. Die Molken werden in Zwischenräumen gegen 1 bis 5 Kotylen getrunken, in den dazwischen liegenden Pausen mögen die Trinkenden umhergehen. Die frische Milch wirkt aber auch gegen die Aetzung und dieEntzündungen tödtlicher Mittel, wie der Kantharis, der Nonne, des Salamanders, der Bu- prestis, des Arseniks, der Strauchwinde, des Sturmhuts und der Zeitlose. Gegen alles dieses hilft am besten die Kuhmilch als specifisches Mittel. Als Mundwasser dient sie auch bei Geschwüren im Munde, und bei Man- delentzündungen zum Gurgeln damit. Dagegen befestigt die Eselsmilch als Mundwasser gebraucht ganz besonders das Zahnfleisch und die Zähen; die mit Geschwüren verbundenen Flüsse des Bauches und Stuhlzwang stellt die Schaf-, Kuh- und Ziegenmilch, mit Steinchen gekocht. Aber auch als Klystier, wird sie für sich allein und mit Ptisane oder Graupenschleim an- gewandt, indem sie ausgezeichnet den beissenden Schmerz in den Einge- weiden beschwichtigt. Auch bei Gebärmuttergeschwüren wird sie als In- jection gebraucht. =78. Frauenmilch. Die Frauenmilch ist die süsseste und nahrhafteste. Frisch abgezogen heilt sie Magenstechen und Schwindsucht; sie hilft aber auch gegen den Genuss von Meerhasen. Mit fein gestossenem Weihrauch gemischt wird sie in die Augen getröpfelt, wenn sie durch Verwundung blutig gemacht sind. Ebenso hilft sie, mit Mekonion und Wachssalbe eingerieben, bei Podagra. Ohne Wirkung aber ist jede Milch bei denen, die an den Nieren, an der Leber, an Schwindel, Epilepsie und Neuralgie leiden, bei Fiebernden und Kopfleiden- den, es sei denn, dass Jemand die geronnene Milch des Abführens wegen, wie angedeutet ist, gebrauche. Einige sagen auch, dass die Milch des erst- gebärenden Hundes eingerieben das Haar entferne und getrunken ein Ge- genmittel gegen tödtliche Gifte sei, auch den abgestorbenen Fötus hinauswerfe. =79. Frischer Käse. Der frische, ohne Salz genossene Käse ist nahrhaft, dem Magen be- kömmlich, leicht assimilirbar, fleischbildend und den Bauch mässig er- weichend. Der eine hat aber Vorzug vor dem anderen je nach der Natur der Milch, aus welcher er gemacht ist. Gekocht und gepresst, dann ge- braten, erhält er die Eigenschaft, den Durchfall zu stellen, hilft auch als Umschlag bei Entzündungen und Sugillationen unter den Augen. Der frisch gesalzene ist, genossen, weniger nährend, zur Verminderung des Fleisches (Körpergewichts) geeignet, schlecht für den Magen, Bauch und Eingeweide belästigend. Der ältere aber stellt den Durchfall. Das Käse- wasser davon (die Molken) ist die beste Nahrung für Hunde. =80. Hippake. Die sogen. Hippake ist Pferdekäse, von widrigem Geruch, sehr nahrhaft und steht dem Kuhkäse gleich. Einige haben auch das Pferdelab als Hippake bezeichnet. =81. Butter und der aus ihr bereitete Russ. Schöne Butter wird aus der fettesten Milch bereitet, eine solche ist die Schafmilch. Sie wird aber auch aus Ziegenmilch gemacht, indem die Milch in Gefässen geschüttelt wird, wobei das Fett sich abscheidet. Sie besitzt erweichende, ölartige Kraft, deshalb löst sie, im Uebermass genossen, en Bauch und wird in Ermangelung von Oel gegen die, tödtlichen Gifte gebraucht. Mit Honig gemischt und eingestrichen hilft sie beim Zahnen, gegen Jucken des Zahnfleisches bei den Kindern und gegen Mundausschlag (Soor). Aeusserlich aber eingerieben macht sie wohl genährt und hält den Körper frei von weissen Bläschen. Sie wirkt auch, wenn sie weder schlecht riecht noch alt ist, gegen Entzündungen und Verhärtungen der Gebärmutter, als Klystier gegen Dysenterie und Geschwüre im Kolon. Mit Nutzen wird sie auch den eitermachenden Mitteln zugemischt, vorzüglich bei den Wunden der Sehnen, der Gehirnhaut, der Blase und des Halses. Sie füllt auch selbst aus, reinigt und bildet Fleisch und hilft, aufgelegt, den von der Aspis- Schlange Gebissenen. Frisch wird sie auch statt des Oels den Gemüsen und statt des Fettes dem Backwerk zugesetzt. Es wird auch Russ aus der Butter gesammelt auf folgende Weise: Giesse die Butter auf eine neue Lampe, zünde sie an und decke darüber einen irdenen Topf, der nach oben röhrenartig enger ist, der aber unten am Boden Löcher hat wie die Brodformen und lass verbrennen. Wenn aber die erste Butter verbraucht ist, giesse andere zu und thue dasselbe, bis du Russ gebrannt hast in der Menge, soviel du willst; dann kratze ihn mit einer Feder ab und gebrauche ihn. Bei den Augenmitteln hat er die Kraft, auszutrocknen und zu adstringiren. Er stellt die Flüsse und bringt Geschwüre rasch zur Vernarbung. =82. Wolle. Die beste schmutzige Wolle ist die, welche weich ist, vom Halse und von den Schenkeln genommen ist. Mit Essig und Oel oder Wein befeuchtet ist sie gleich anfangs bei Wunden angezeigt, bei Quetschungen, Abschürfungen, blutunterlaufenen Stellen und Knochenbrüchen; denn sie saugt die Feuchtig- keit auf und erweicht durch das Wollfett. Wirksam ist sie auch bei Kopfleiden, bei Schmerzen des Magens und jeder anderen Stelle, wenn sie mit Essig und Rosenöl aufgelegt wird. =83. Gebrannte Wolle. Die gebrannte Wolle hat die Kraft, Wunden zu verharschen, Fleischwuche- rungen zurückzuhalteni und Geschwüre zu vernarben. Gereinigt und ge- zupft wird sie in einem neuen Topfe gebrannt wie die anderen Sub- stanzen. Auf dieselbe Weise werden auch die Schalen der Meer-Purpur- schnecke gebrannt. Einige zupfen auch die Wolle sammt dem Schmutze, befeuchten sie mit Honig und brennen sie geradeso. Andere ordnen in einem weiten irdenen Kruge feine Spiesse in Abständen von einander an, legen darauf trockene Fichtensplitter und über diese die gezupfte und mit Oel so befeuchtete Wolle, dass dieses nicht abtröpfelt, wieder legen sie Holzspähne und Wolle wechselweise und machen mit den Spähnen von unten an ein gelindes Feuer; die Asche nehmen sie weg, und wenn etwas Fett oder Harz aus den Fichtenspähnen ausfliesst, so wird es zusammen mit fortgenommen und aufbewahrt. Zu den Augenmitteln wird sie in einem irdenen Kruge gewaschen, indem Wasser dazu gegossen und mit den Händen kräftig gerührt wird, nach dem Absetzen das Wasser abge- gossen, anderes zugegeben und wieder durchgerührt wird; dieses wird fortgesetzt, bis dasselbe auf die Zunge gebracht nicht beisst, aber etwas zusammenzieht. =84. Wollfett. Lanolinum, Adeps lanae Oisypos nennt man das Fett aus schweissig-schmutziger Wolle. Du sollst es auf folgende Weise herstellen: Nimm weiche schmutzig-schweissige Wolle und wasche sie ohne Verwendung von Seifenkraut mit heissem Wasser, und presse sämmtlichen Schmutz aus. Diesen gib in ein weites Becken und giesse Wasser dazu, schöpfe es mit einer Kelle zurück unter kräftigem Durchrühren, bis es schäumt, oder rühre mit einem Holzspatel tüchtig, bis sich viel Schmutz und Schaum gesammelt hat, dann besprenge ihn mit Seewasser, und wenn das obenaufschwimmende Fett sich gestellt hat, so nimm es in ein anderes irdenes Gefüss auf, giesse Wasser in das Becken, rühre wiederum und besprenge mit Meerwasser den Schaum und nimm ihn heraus; und dieses thue, bis nach Entfernung des Fettes den Schaum mehr entsteht. Den nun gesammelten Oisypos knete mit den leiden und ent- ferne, wenn er etwa Unreinigkeit enthalten sollte, diese sofort, indem du das erste Wasser ausdrückst, anderes hinzugiessest und mit den Händen knetest, bis er an die Zunge gebracht nicht beisst, aber massig adstringirt, fett und rein und weiss erscheint. Sodann gib ihn zum Aufbewahren in einen irdenen Topf. Alles aber muss bei Sonnenhitze geschehen. Einige aber seihen das Fett durch und waschen es in kaltem Wasser, wobei sie es mit den Händen reiben wie die Frauen die Pormade, ein solches wird weisser. Noch Andere waschen die Wolle und pressen den Schmutz ab, kochen dann mit Wasser in einem Kessel über gelindem Feuer, nehmen das oenaufstehende Fett ab und waschen es mit Wasser, wie angegeben ist. Auch seihen sie es durch in ein flaches irdenes Ge- schirr, welches heisses Wasser enthält, verschliessen es ringsum mit einem Deckel aus losem Leinen und setzen es in die Sonne, bis es hinreichend con- sistent und weiss geworden ist. Einige nehmen nach zwei Tagen das erste Wasser weg und giessen anderes zu. Der bessere ist der ohne Seifenwurzel erhaltene, geschmeidige, welcher den Geruch nach schweissiger Wolle hat, mit kaltem Wasser in einer Muschel verrieben, weiss wird und in sich nichts Hartes oder Festes enthält, wie der mit Wachssalbe oder Talg verfälschte. Er hat die Kraft, zu erwärmen, Geschwüre auszufüllen und zu erweichen, be- sonders am After und an der Gebärmutter mit Steinklee und Butter. In Wolle (als Zäpfchen) eingeführt treibt er den Embryo aus und befördert die Men- struation; mit Gänsefett hilft er bei Geschwüren in den Ohren und an der Scham. Ferner wirkt er bei angefressenen und krätzigen Augenwinkeln, auch bei verhärteten und solchen Augenlidern, welche die Haare verlieren. Gebrannt wird er in einem neuen irdenen Gefässe, bis er zu Asche geworden ist und die Fettigkeit verloren hat. Es wird aber auch Russ daraus gesammelt, wie wir angegeben haben, welcher zu Augenmitteln sich eignet. =85. Lab. Das Hasenlab im Gewicht von 3 Obolen mit Wein hilft gegen den Biss giftiger Thiere, bei Kolik, Dysenterie, Fluss der Frauen, gegen geronnenes Blut und Auswerfen desselben aus der Brust. Mit Butter im Zäpfchen nach der Menstruation an die Gebärmutter gelegt bewirkt es Empfängnis. Ge- trunken aber tödtet es den Embryo und nach der Menstruation bewirkt es Unfruchtbarkeit. Das Pferdelab aber, von Einigen Hippake genannt, ist ein Specificum bei Magenleiden und Dysenterie. Das vom Böckchen, vom Lamm, vom Hirschkalb, von der Gazelle und dem Damwild, vom Reh und Hirsch, vom Kalbe und Bubalos hat dieselbe Kraft, ist auch mit Wein genommen gegen den Genuss von Sturmhut, mit Essig gegen ge- ronnene Milch wirksam. Das vom Hirschkalb ganz besonders bewirkt, nach der Menstruation als Zäpfchen drei Tage eingelegt, Unfruchtbarkeit. Das vom Seehund gleicht in der Wirkung dem Bibergeil; es scheint aber genossen ein vorzügliches Mittel bei Epilepsie und Gebärmutterkrämpfen zu sein. Die Probe, ob es vom Seehund stamme, wird so gemacht: Nimm das Lab irgend eines Thieres, am besten des Lammes, giesse Wasser zu, lass kurze Zeit stehen und giesse hiernach die Maceration zu dem See- hundslab; das ächte wird nämlich sofort im Wasser zergehen, was ein solches aber nicht ist, wird unverändert bleiben. Es wird aber aus dem Seehunde das Lab genommen, wenn die Jungen noch nicht mit- schwimmen können. Insgeheim verbindet das Lab das, was gelöst ist, löst aber das Verdichtete. =86. Fett. Das frische Fett von Gänsen oder Hühnern, ohne Salz aufbewahrt, ist bei Gebärmutterleiden ein gutes Mittel, das gesalzene aber und was mit der Zeit scharfen Geschmack angenommen hat, ist der Gebärmutter schädlich. Nimm von diesen das frische, häute es ab und gib es in einen neuen irdenen Topf, welcher doppelt so viel davon, oder von so viel, als geläutert werden soll, fasst. Dann setze den vorsichtig bedeckten Topf in die glühendste Sonne und seine das ausgeschmolzene in einen anderen irdenen Topf, bis Alles er- schöpft ist. Bringe es aber an einen kühlen Ort und gebrauche es. Einige stellen auch den Topf statt in die Sonne auf heisses Wasser oder gelindes, schwaches Kohlenfeuer. Es gibt auch noch eine andere Art des Läuterns, nämlich diese: Nach Entfernung der Häute wird das Fett fein zerkleinert in den Topf gegeben und geschmolzen, indem etwas fein geriebenes Salz darüber gestreut wird; dann wird es durch ein Leintuch colirt und weg- gesetzt. Dieses eignet sich zu stärkenden Salben. =87. Schweine- und Bärenfett. Das Schweine- und Bärenfett wird so behandelt: Gib das frische und sehr fette, ein solches ist das von den Nieren, nach Entfernung der Häute in reichliches, möglichst kaltes Regenwasser und reibe es mit den Händen tüchtig, indem du dasselbe gleichsam abwischest. Nachdem du es dann mit anderem Wasser öfter abgespielt litist, gib es in einen irdenen Topf, welcher das Doppelte fasst, giesse Wasser hinzu, bis es über dem Fette steht, setze es über gelindes Kohlenfeuer und rühre mit einem Spatel um. Wenn es geschmolzen ist, colire es durch ein Seihetuch in kaltes Wasser und lass erkalten. Vorsichtig ausgedrückt gib es wieder in den vorher aus- gewaschenen Topf zurück, giesse Wasser zu und lass langsam schmelzen, und, wenn du es abgenommen hast (vom Feuer), lass die Unreinigkeiten sich kurze Zeit absetzen und giesse es in ein mit einem Schwamm befeuch- tetes Becken. Wenn es erstarrt ist, nimm es heraus und, nachdem du den Bodensatz entfernt hast, bringe es in ein Geschirr und schmelze es zum dritten Male ohne Wasser, giesse es dann in einen irdenen Topf, verschliesse ihn und stelle ihn an einen kalten Ort. =88. Ziegenhock-, Schaf- und Hirschfett. Das Ziegenbock- und Schaffett, auch das des Hirsches wird so geläutert: Nimm das Fett einen der genannten Thiere und wasche es ab. Nachdem du, wie beim Schweinefett angegeben ist, die Häute entfernt hast, gib es in ein Becken zum Einweichen und reibe es, indem du nach und nach Wasser zugibst, bis weder Blutmasse sieh absondert, noch Fett obenaufschwimmt jenes aber glänzend erscheint. Die Masse selbst aber gib in einen irdenen Topf und, nachdem du Wasser bis zum Ueberstehen zugegossen hast, setze ihn auf gelindes Kohlenfeuer und rühre um. Wenn Alles geschmolzen ist, giesse dasselbe in Wasser und kühle es ab, wasche den Topf aus und schmelze es zum anderen Mal und mache es so, wie früher angegeben ist. Zum dritten Mal schmelze aber ohne Wasser, fülle es in einen angefeuchteten Topf und bewahre es kühl auf, wie beim Schweinefett gesagt ist. =89. Rinderfett. Auch das Rinderfett, das von den Nieren, ist von den Häuten zu befreien und mit Meerwasser mitten aus dem Meere zu waschen. Dann muss es in einen Trog geworfen und unter Benetzen mit Meerwasser sorgfältig zer- hackt werden. Wenn Alles zerkleinert ist, wird es in einen irdenen Topf gegeben und Meerwasser zugegossen, so viel, dass es nicht weniger als eine Spanne darüber steht, und gekocht, bis es den eigenthümlichen Ge- ruch verloren hat. Dann wird tyrrhenisches Wachs zugesetzt, auf 1 attische Mine 4 Drachmen, und colirt. Entferne die auf dem Grunde abgesetzte Un- reinigkeit und giesse es in einen neuen Topf. Dann muss es, rings herum zugedeckt den Tag über in die Sonne gestellt werden, damit es weiss werde und den üblen Geruch abgebe. =90. Stier-, Panther- und Löwenfett. Das Stierfett wird auf folgende Art geläutert: Nimm frisches und von den Nieren, wasche es mit Flusswasser und, nachdem du die Häute entfernt hast, gib es in einen irdenen Topf, indem du etwas Salz darüber streuest, und schmelze es. Dann colire es in ganz klares Wasser, und wenn es zu erstarren beginnt, zerdrücke es wieder mit den Händen und wasche es tüchtig, indem du das Wasser wegschüttest und anderes wieder zugiessest, bis es schön ge- waschen ist. Bringe es wieder in den Topf und koche es mit gleichviel ge- würztem Wein. Wenn es zweimal aufgekocht hat, nimm den Topf vom Feuer und lass das Fett eine Nacht dort stehen. Am folgenden Tage, wenn etwas vom schlechten Geruch zurückgeblieben sein sollte, bringe das vorgenannte in einen anderen neuen Topf, giesse gewürzten Wein dazu und mache es gerade so, wie vorher angegeben ist, bis es allen schlechten Geruch verloren hat. Es wird auch ohne Salz geschmolzen für solche Fälle, in denen es welche verabscheuen. Das so dargestellte wird allerdings nicht sehr weiss, ganz auf dieselbe Weise wird das Panther- und Löwenfett, das vorn Wildschwein, Kameel und Pferde und anderes dergleichen bereitet. =91. Wie das Fett gewürzt wird. Das Kalb- und Stierfett, ebenso das vom Hirsch und das Mark dieses Thieres wird auf folgende Weise gewürzt: Was wohlriechend werden soll, befreie von den Häuten und wasche es, wie wir früher gesagt ha- ben, und schmelze es mit gewürztem Wein ohne Meerwasser. Dann setze es ab und lass es die Nacht über stehen, giesse anderen Wein derselben Sorte darüber, diesen in solcher Menge, wie er zuvor zuge- geben war, schmelze es, und nimm fleissig den Unrath ab, dann füge auf 9 Kotylen Fett 7 Drachmen arabischen Schoinos zu. Wenn du es aber noch wohlriechender machen willst, so gib 40 Drachmen der Blüthe hinzu und weiter Palme, Kassia und Kalmus von jedem gleichviel, Drachmen, Aspalathus und Balsamholz von jedem 1 Drachme, mische auch Zimmt, Kardmonm und Narde hinzu, von jedem 1 Unze. Alles sei aber ziemlich grob zerkleinert.Dann giesse gewürzten Wein zu und stelle den zugedeckten Topf auf Kohlen, lass dreimal aufkochen, nimm es dann vom Feuer, und lass es die Nacht über stehen. Am folgenden Tage giesse den Wein ab und anderen von derselben Sorte zu und lass bis dreimal in ähnlicher Weise kochen, und setze ab, anderen Morgens aber nimm das Fett heraus und giesse den Wein aus. Nachdem du den Kessel ausgewaschen und vom Bodensatze gereinigt hast, schmelze es, seihe es durch und setze es dann zum Gebrauche weg. Aber auch das geläuterte wird auf dieselbe Weise gewürzt. Die oben genannten Fette werden vorher vernichtet, damit sie die Kraft der Gewürze leichter aufnehmen, und zwar auf folgende Art: Nimm eins von diesen (Fetten), welches du willst, koche es mit Wein, nach- dem du zugleich einen Myrtenzweig, Quendel und Cyperngras, auch Aspa- lathos, ziemlich grob zerkleinert, zugesetzt hast. Einige begnügen sich auch mit der Verwendung von einer dieser Substanzen. Wenn es zum dritten Mal gekocht hat, nimm es vorsichtig heraus, colire es durch Leinen und würze es dann, wie gezeigt ist. Aber auch so verdichte die Fette vorher: Nachdem du dasjenige, welches von ihnen du willst, frisch und frei von Blut, und mit den anderen oft erwähnten Eigenschaften, zerkleinert hast, wirf es in einen neuen Kessel, giesse alten gewürzten Weisswein dazu, dass er acht Finger breit darüber steht, und lass unter Anwendung von gelindern Feuer zu- sammenkochen, bis es den ihm von Natur anhaftenden Geruch verloren hat und mehr nach Wein riecht. Dann setze den Kessel ab und lass erkalten, und nimm 2 Minen Fett heraus, wirf sie in eine Schale, gib vom selben Wein 4 Kotylen zu und von zerkleinerter Frucht des Lotosbaumes, dessen Holz die Flötenfabrikanten gebrauchen, 4 Minen und koche über gelindem Feuer unter beständigem Umrühren. Wenn es allen Fettgeruch verloren hat, colire dasselbe und lass erkalten. Nimm ferner 1 Mine zerkleinerten Aspalathos und 4 Minen Majoranblüthe, mische sie mit altem Wein und lass eine Nacht ausziehen. Am folgenden Tage giesse dieses und auch das Fett in einen neuen, 3 Chous fassenden irdenen Topf, gib überdies noch ½ Chous Wein hinzu und lass Alles zusammen kochen. Wenn das Fett von allen den Verdichtungs- mitteln die Kraft und den Geruch aufgenommen hat, so nimm dasselbe heraus, colire, lass erstarren und bewalire es auf. Wenn du es aber noch wohl- riechender machen willst, so mische 8 Drachmen fettester Myrrhe, welche mit viele Jahre altem Weine gestanden hat, hinzu. Das Hühner- und Gänsefett mag auf diese Weise gewiirzt werden: Nimm 4 Kotylen geläutertes Fett irgend eines derselben, gib es in einen irdenen Topf und mische zu Erysis- keptron und Balsamholz, auch die Spathe der Palme und Kalmus, grob zer- kleinert, von jedem 12 Drachmen, giesse hinzu 1 Becher alten lesbischen Wein, setze es auf Kohlenfeuer und lass dreimal aufkochen. Nimm dann den Topf vom Feuer und lass den Inhalt einen Tag und eine Nacht hindurch erkalten. Am folgenden Tage schmelze dasselbe und seibe es durch ein reines Leintuch in einen reinen Topf. Wenn es aber erstarrt ist, nimm mit einer Muschel das obengenannte heraus und gib es in einen neuen irdenen Topf, verieh ihn mit einem Deckel und setze ihn wohlbedeckt an einen kahlen Ort. Dieses aber muss im Winter geschehen, denn im Sommer erstarrt es nicht. Einige aber setzen zur Consistenz und Erstarrung derselben ein wenig tyrrhenisches Wachs zu. Auf dieselbe Weise wird das Schweine- und Bärenfett und Aehnliches gewürzt. =92. Wie das Fett mit Majoran gewürzt wird. Das Fett wird auf diese Weise mit Majoran gewürzt: Nimm schon geläutertes Fett, am liebsten soll es Stierfett sein, 1 Mine und mische es mit 1 ½Minen reifen, sorgfältig gestossenen Majorans, besprenge es reichlich mit Wein und forme Küchelchen daraus, lege sie in einen Topf, verschliesse ihn und lass eine Nacht stehen. Früh Morgens wirf sie in einen irdenen Topf, giess Wasser dazu und koche gelinde. Wenn das Fett einen eigenthümlichen Geruch abge- gebenhat, colire dasselbe und lass es die ganze Nacht gut zugedeckt stehen. Am kommenden Tag nimm den Kuchen heraus, entferne den am Grunde sitzenden Schmutz, vermische wieder, wie angegeben wurde, mit weiteren 1 ½Minen gestossenen Majorans und forme auf dieselbe Art Küchelchen, indem du im Uebrigen verfährst, wie oben gesagt ist. Wenn du nach allem diesem aber gekocht und colirt hast, nimm, wenn irgend eine, Un- reinigkeit sich am Grunde findet, diese weg; bewahre es an einem recht kalten Orte auf. =93. Gänse- und Hühnerfett. Wenn du das ungeläuterte Gänse-, Hühner- oder Kalbsfett vor Fäulniss bewahren willst, niusst du so verfahren: Nimm frisches wovon du willst, wasche es sorgfältig ab und hefte es auf einem Siebe im Schatten aus; nach dem Trocknen schlage es in reines Leinen und drücke es mit den Händen kräftig aus. Dann nimm es aus dem Leinen heraus und bringe es an einen schattigen Orte auf. Nach vielen Tagen hülle es in ein neues Papier und bewahre es an einem sehr kalten Orte auf. Fäulnissfrei bleibt es auch in Honig aufbewahrt. =94. Die Kraft der Fette. Alle Fette haben eine erwärmende, erweichende, lockernde Kraft. Das Stier- fett adstringirt etwas, auch das Rinder- und Kalbsfett, und das Löwen- fett stimmt mit diesen überein, es soll auch ein Gegenmittel gegen Nach- stellungen sein. Das Elephanten- und Hirschfett als Salbe verscheucht die Schlangen, das Ziegenfett adstringirt mehr, deshalb wird es, mit Graupen, Sumach und Käse stark gekocht, bei Dysenterie gegeben, mit auch als Klystier angewandt. Die damit bereitete Suppe ist für die Phthisiker im Tranke wohlthätig, wird auch denen mit Nutzen gegeben, welche Kanthariden verschluckt haben. Das Bocksfett, welches am stärksten löst, hilft Podagraleidenden, wenn es mit Ziegendünger und Safran gemischt und aufgelegt wird. Mit diesem stimmt das Schaffett überein. Das Schweine- fett eignet sich filr die Gebärmutter- und Afterleiden, es hilft auch bei Ver- brennungen mit Feuer. Das gesalzene Schweinefett wie das sehr alte erwärmt und erweicht. Mit Wein gewaschen hilft es bei Seitenstechen, mit Asche oder gebranntem Kalk gemischt auch gegen Oedeme, Entzündungen und Fisteln. Das Eselsfett sagen sie, mache Narben der Haut gleichfarben. Das Gänse- und Hühnerfett ist ein gutes Mittel bei Frauenleiden, bei Rissen der Lippe, zur Pflege des Antlitzes und bei Ohrenleiden. Das Bärenfett scheint die Haare bei Fuchskrankheit zu erzeugen, auch bei Frostbeulen wirkt es. Das Fett des Fuchses dient gegen Ohrenleiden, das der Flussfische, in der Sonne geschmolzen und mit Honig zusammengemischt und eingestrichen schärft den Blick, das Vipernfett wirkt gegen Schwachsichtigkeit, auch gegen Star, wenn es mit Cedernpech, attischem Honig und Oel zu gleichen Theilen ge- mischt wird. Beim Ausrupfen der Haare in der Achselhöhle macht es diese leicht ausgehend, wenn es für sich allein frisch an die Wurzeln eingerieben wird. =95. Mark. Das beste Mark ist das des Hirsches, dann des Kalbes, nach diesen das des Rindes, dann der Ziege und des Schafes. Es wird aber zurecht gemacht in der Zeit des Sommers, welche dem Herbste sich nähert; denn in der übrigen Zeit findet sich eine geronnene Blutmasse und gleichsam leicht zerreibliches Fleisch in den Knochen. Es ist aber schwer zu erkennen, es sei denn, dass Jemand es selbst den Knochen entnommen und aufbewahrt hat. Alle Arten Mark sind erweichend, lockernd, sie heilen und füllen die Geschwüre aus. Das vom Hirsche eingerieben verscheucht auch wilde Thiere. Weich geworden wie Fett, wird es frisch nach Entfernung der Knochen geläutert, indem es mit Wasser übergossen, mit einem Leintuche gereinigt und ebenso ausgewaschen wird, bis das Wasser rein erscheint. Dann wird es in einem Gefässe im Wasser- bade geschmolzen, wobei mit einer Feder der obenaufschwimmende Schmutz abgenommen wird, und in ein Becken colirt; nach dem Erstarren, und nachdem der Bodensatz vorsichtig abgeschabt ist, wird es in einem neuen irdenen Topfe zum Aufbewahren weggesetzt. Wenn du es ungeläutert aufbewahren willst, so mache Alles so, wie es beim Hühner- und Gänsefett vorgeschrieben ist. =96. Jegliche Art Galle. Jede Galle wird auf diese Weise aufbewahrt: Nimm die frische Gallenblase, lege sie, nachdem du die Oeffnung derselben mit einer Schnur zugebunden hast, in siedendes Wasser und lass sie darin so lange Zeit, als Jemand braucht, um einen Weg von 3 Stadien zurückzulegen. Dann nimm sie heraus und trockne sie an einem schattigen, nicht feuchten Orte. Die für die Augenarzneien binde an eine Schnur, gib sie in ein kleines Glas- gefäss mit Honig, indem du das Ende der Schnur am Halse des Gefässes befestigst, decke es zu und setze es weg. Alle Arten Galle sind scharf und erwärmend, sie unterscheiden sich von einander durch die grössere und geringere Kraft. Voranzustellen scheint aber die des Meerskorpions und des Fisches, welcher Kallionymos heisst, die der Meerschildkröte und der Hyäne. Dann kommt die des Rebhuhns, des Adlers, der weissen Henne und der wilden Ziege, welche specifisch wirkt gegen be- ginnenden Star und gegen Hornhautnebel, gegen weisse Flecken und rauhe Augenlider; ferner die des Schafes, des Bockes, des Schweines und des Bären, doch die wirksamste ist die des Stiers. Alle aber bewirken Anregung zum Durchfall, besonders bei Kindern, wenn man einen Woll- flecken hineintaucht und als Zäpfchen in den After bringt. Die Stier- galle ganz besonders wird bei Entzündung der Schlundmuskeln mit Honig eingestrichen; sie heilt auch die Geschwüre am After bis zur Vernarbung, ebenso eiternde Ohren und die Flüsse aus ihnen, wenn sie mit Ziegen- oder Frauenmilch eingeträufelt wird; gegen Ohrenbrausen hilft sie mit Lauchsaft. Sie wird auch zu Wundsalben gemischt und zu Salben gegen den Biss giftiger Thiere. Ferner dient sie mit Honig gegen Krebs- geschwüre, gegen Schmerzen an der Schaut und am Hodensack; bei Aus- satz und Grind ist sie mit Natron oder kimolischer Erde die beste Salbe. Auch die Schaf- und Bärengalle hilft gegen dieselben Gebrechen, ist aber von schwächerer Wirkung. Als Leckmittel hilft aber die Bären- galle bei Epilepsie, die der Schildkröte bei Entzündung der Schlund- muskeln und gegen fressende Geschwüre der Kinder im Munde, auch bei Epilepsie, wenn sie in die Nase gesteckt wird. Die Galle der wilden Ziege hilft, eingestrichen, als Specificum bei Nachtsichtigkeit, auch die des Bockes leistet dasselbe, sie entfernt eingerieben die Feigwarzen und hält die Auswüchse bei den an Elephantiasis Leidenden zurück. Die Schweinsgalle endlich wird gegen Geschwüre in den Ohren und gegen alle sonstigen mit Vortheil angewandt. =97. Blut. Das Blut der Gans, des Lammes und der Ente wird mit Nutzen den Gegenmitteln zugemischt, das der Holztaube, der Turteltaube, der Taube und des Rebhuhns wird gegen frische Augenwunden, gegen Blutunterlaufen und Nachtsichtigkeit eingestrichen. Ganz besonders hält das Blut der Taube die Blutflüsse aus der Gehirnhaut auf, das des Bockes und der Ziege, des Hirsches und des Hasens in der Pfanne gebraten und genommen, hemmt Dysenterie und Bauchfluss. Mit Wein getrunken wirkt es gegen Gifte. Das Hasenblut, warm eingerieben, heilt Sonnenbrand- und Leberflecken, das vom Hunde getrunken hilft denen, die vom wüthenden Hunde gebissen sind und denen, die Gift genossen haben. Das der Landschildkröte getrunken soll den Epileptikern heilsam sein, das der Meerschildkröte, mit Wein, Hasenlab und römischem Kümmel getrunken, ist ein gutes Mittel gegen den Biss giftiger Thiere und den Genuss des Krötengifte. Das Stierblut, mit Hafergrütze umgeschlagen, zertheilt und erweicht Verhärtungen, das der Hengste wird den Fäulnissmitteln zugemischt; das des Chamäleons, glaubt man, entferne die Augenwimpern, in gleicher Weise das der grünen Frösche. Das Menstrualblut der Frauen scheint die Empfängniss der Frauen zu hindern, wenn sie sich rings herum damit bestreichen, oder wenn sie darüber hinschreiten. Eingerieben hilft es gegen Podagra- schinerzen und roseartigen Ausschlag. =98. Koth. Der Koth der Weidekuh, frisch aufgelegt, lindert die durch Wunden ent- standenen Entzündungen; er wird in Blätter eingeschlagen, über heisser Asche erwärmt und so aufgelegt; auch besänftigt ein solcher Umschlag die brennenden Ischiasschmerzen. Mit Essig als Kataplasma öffnet er Ver- härtungen, Skropheln und Drüsenverhärtungen an den Weichen. Ganz besonders bringt der Mist des Ochsen, als Räucherung angewandt, die vorgefallene Gebärmutter wieder zurück. Sein Rauch vertreibt auch die Mücken. Die Ziegenküttel, am besten die von Bergziegen, vertreiben, mit Wein getrunken, die Gelbsucht, mit Gewürz genommen befördern sie die Menstruation und treiben den Fötus aus; trocken fein zerrieben und mit Weihrauch als Zäpfchen eingelegt halten sie den Fluss der Frauen zurück, stellen mit Essig auch die anderen Blutflüsse. Gebrannt und mit Essig oder Sauerhonig eingerieben heilen sie die Fuchskrankheit, mit Schmalz umge- schlagen helfen sie bei Podagra. Mit Essig oder Wein gekocht werden sie gegen Schlangenbisse, gegen kriechende Geschwüre, roseartige Ent- zündungen und Drüsen aufgelegt. Auch bei Ischias werden sie gebrannt mit Nutzen auf folgende Art angewandt: Auf die Mitte zwischen dem Daumen und der Vertiefung, welche an die Handwurzel grenzt, lege zu- nächst in Oel getauchte Wolle, dann einzeln die Küttel aus dem Feuer, bis das Gefühl durch den Arm zum Hüftgelenk kommt und Linderung eintritt; dieses nennt man das arabische Brennen. Der Schafmist mit Essig als Umschlag heilt Epinyktiden, Hautauswüchse, Feigwarzen und fein gestielte Warzen und, in Rosensalbe aufgenommen, Brandwunden. Der trockene Mist des Wildschweins, mit Wasser oder Wein getrunken, hemmt den Blutauswurf und lindert chronisches Seitenstechen, mit Essig getrunken, Reissen und Krämpfe, in Rosensalbe aufgenommen heilt er Verrenkungen. Der Mist vom Esel und Pferde, roh wie auch gebrannt mit Essig gemischt, stellt den Blutsturz; der von grasweidenden Heerden, trocken, mit Wein zu Schleim gemacht und getrunken, hilft ausgezeichnet gegen Skorpionstiche; der von Tauben wird vortheilhaft mit ungerösteten Gerstenmehl gemischt, weil er mehr wärmt und brennt; mit Essig vortheilt er die Drüsen, mit Honig, Leinsamen und Oel angerieben reisst er die Kar- bunkeln auf, heilt auch Feuerbrandwunden. Der Mist der Henne bewirkt dasselbe, nur schwächer; specifisch wirksam ist er aber gegen tödtlichen Pilze und Kolikschmerzen, wenn er mit Essig oder Wein genommen wird. Vom Storchdünger glaubt man, dass er, mit Wasser getrunken, den Epi- leptikern helfe. Der Geiermist soll als Räucherung den Embryo tödten. Der Mäusedünger heilt, mit Essig eingerieben, die Fuchskrankheit, mit Weihrauch und Honigwein treibt er den Stein ans. Der Mäusedreck, den Kindern als Zäpfchen beigebracht, reizt den Leib zum Abführen. Der Hundedreck, in den Hundstagen getrocknet und mit Wasser oder Wein genommen, stellt den Bauch. Der frische Menschenkoth als Um- schlag bewahrt die Wunden vor Entzündung und verklebt sie zugleich, trocken aber mit Wein eingestrichen soll er bei Schlundmuskelentzündung helfen. Der Abgang des Landkrokodils dient bei den Frauen dazu, dem Gesichte schöne Farbe und Glanz zu geben; am besten ist der ganz weisse und leicht zerreibliche, der leicht ist wie Stärkemehl schnell im Wasser zergeht und säuerlich und nach Hefe riecht. Sie verfälschen ihn, indem sie Staare mit Reis füttern und den Abgang, welcher ähnlich aussieht, verkaufen. Noch Andere feuchten Amylum oder kimolische Erde an und färben es [mit Ochsenzunge], treiben es zu kleinen Strängen durch ein enges Sieb, trocknen es und verkaufen es statt jenes als Würmchen- waare. [Wir finden unter den geheimen, widerwärtigen Mitteln, dass der Koth des Menschen wie auch des Hundes mit Honig gemischt in den Hals gelegt bei Entzündung der Schlundmuskeln helfe.] =99. Urin. Der Menschenurin, der eigene getrunken, hilft gegen den Biss der Viper, gegen tödtliche Gifte und gegen beginnende Wassersucht, gegen den Biss des Meerigels, des Meerskorpions und Meerdrachen, wenn er darauf ge- gossen wird, der Urin des Hundes gegen den Biss des wüthenden Hundes als Aufguss; mit Natron ist er ein Schmiermittel bei Aussatz und Jucken; der alte entfernt noch besser bösen Grind, Schorf, Krätze und nässenden Ausschlag; fressende Geschwüre, auch an den Schamtheilen hält er auf. Als Injection macht er bei eiterflüssigen Ohren trocken, wenn er in der Schale des Granatapfels gekocht wird, wirft auch die in den Ohren be- findlichen Würmer heraus. Der Urin eines unschuldigen Knaben geschlürft hilft gegen Orthopnöe; mit Honig in einem Kupfergefässe gekocht bringt er Narben, Leukome und Verdunkelungen (der Augen) weg. Es wird auch aus ihm und Kupfererz eine für Gold geeignete Löthsubstanz bereitet. Der Absatz des Harns beseitigt, eingerieben, roseartige Entzündungen. Mit (Lawsonien-) Kyprossalbe erhitzt und als Zäpfchen eingelegt besänftigt er Schmerzen der Gebärmutter, lindert Gebärmutterkrämpfe, glättet die Augenlider und reinigt die Wunden im Auge. Der Stierharn, mit Myrrhe verrieben und eingetröpfelt, lindert Ohrenschmerzen. Der Schweineurin hat dieselbe Kraft; specifisch ist ihm aber eigen, Blasensteine zu zerstören und auszuscheiden. Der Ziegenharn, mit Spikenard täglich in der Menge von2 Bechern mit Wasser getrunken, soll das unter dem Fleische gebildete Wasser abführen und den Bauch lösen, eingetröpfelt auch Ohrenleiden hei- len, der vom Esel aber Nierenleidende gesund machen. =100. Lyngurion. Der Urin des Luchses welcher Lyngurion genannt wird, verwandelt sich, so glaubt man fälschlich, sofort nachdem er gelassen ist, in einen Stein; er hat daher auch eine unwahre Geschichte; denn es ist der von Einigen so genannte federntragende Bernstein, welcher mit Wasser getrunken dem Magen und dem vom Flusse angegriffenen Bauche gut thut. =101. Honig. Apis melfica - Honigbiene Den Vorzug bat der attische Honig, und zwar der vom Hymettos, dann der von den kykladischen Inseln und von Sicilien, Hyblaion genannt. Als tadel- los gilt der, welcher süss und scharf, recht wohlriechend, gelblich, nicht flüssig, zäh und steif ist und beim Ausziehen gleichsam auf den Finger zurückläuft. Er hat säubernde, eröffnende, die Feuchtigkeit hervorlockende Kraft, deshalb eignet er sich zum Eingiessen in schmutzige Geschwüre und Fisteln. Gekocht und aufgelegt verbindet er getrennte Körpertheile, heilt, mit Alaun gekocht und eingerieben, Flechten, auch Brausen und Schmerzen in den Ohren, wenn er mit fein geriebenem Steinsalz eingetröpfelt wird. Eingerieben tödtet er auch Läuse und Wanzen. Diejenigen, welche die Vorhaut verloren haben, wenn dies nicht von der Beschneidung hervorrührt, stellt er wieder her, wenn die Vorhaut, am besten nach dem Bade, dreissig Tage mit Honig eingeweicht wird. Er entfernt auch die Verdunkelugen auf der Pupille, heilt ferner als Mundspülung und Gurgelmittel Kehlkopf-, Mandel- und Schlundmuskelentzündungen. Er treibt den Urin, hilft bei Husten und den von der Schlange Gebissenen. Ferner dient er, mit warmem Rosenöl genommen, gegen den Genuss des Mohns, als Leckmittel oder als Trank gegen Pilze und den Biss des wüthenden Hundes. Roh aber bläht er den Bauch auf und reizt zum Husten, deshalb muss man nur den abge- schäumten gebrauchen. Den Vorzug verdient der Frühjahrshonig, danach der Sommerhonig; der dickere Herbsthonig ist minderwerthig, [erzeugt auch Ausschlag]. =102. Honig in Sardinien. Der in Sardinien erzeugte Honig ist bitter, weil er aus Wermuth ge- sammelt wird. Eingesalbt hilft er gegen Sonnenbrandflecken und Sommer- sprossen im Gesicht. =103. Pontischer Honig. Es wird aber auch in Heraklea in Pontus zu bestimmten Zeiten wegen der Eigenthümlichkeit gewisser Blüthen ein Honig erzeugt, welcher diejenigen, welche ihn gegessen, unter Hervorrufung von deinem Schweiss am Oberkörper verrückt macht. Sie werden geheilt, wenn sie Raute und Gesalzenes essen und Honigwein trinken, indem sie dasselbe zu sich nehmen, so oft sie erbrochen haben. Er ist scharf und erregt beim Riechen darauf Niesen. Mit Kostwurz aufgestrichen, heilt er Sonnen- brandflecken, mit Salz beseitigt er Sugillationen. =104. Honig des Zuckerrohrs. Saccarum officinarum (Graminaceae) Es wird aber auch ein Zucker genannt, welcher eine Art Honig ist und in Indien und dem glücklichen Arabien durch Ausscheiden entsteht, er findet sich in Rohren, der Beschaffenheit nach ähnlich dem Salze, auch wie Salz unter den Zähnen zerbrechend. Er ist, dem Wasser zugesetzt und getrunken, dem Bauche und Magen bekömmlich, hilft bei Fehlern der Blase und Nieren und vertreibt eingestrichen die Verdunkelungen auf der Pupille. =105.Wachs. Apis melfica - Honigbiene Das beste Wachs ist dasjenige, welches gelblich, etwas fettig und wohl- riechend ist, mit einem etwaigen Duft nach Honig, welches dabei rein ist und aus Kreta oder Pontus stammt. Das ganz weisse aber und von Natur fette kommt an zweiter Stelle. Weiss gemacht wird es auf folgende Weise: Zerkleinere davon das weisse und reine, wirf es in einen neuen Topf und giesse hinreichend Meerwasser mitten aus dem Meere darauf, streue ein wenig Natron darüber und lasse dann sieden. Wenn es zwei- bis dreimal aufgekocht hat, setze den Topf ab und lass erkalten, nimm den Kuchen heraus und nachdem du den Schmutz, wenn sich solcher etwa unten an- gesetzt hat, abgeschabt hast, koche zum zweiten Mal, indem du anderes Meerwasser zugibst. Hat das Wachs dann wieder gekocht, wie vorge- schrieben wurde, so nimm den Topf vom Feuer, und setze den Boden eines neuen Topfes, der vorher mit kaltem Wasser benetzt ist, sachte in das Wachs, ihn oberflächlich eintauchend, damit er sehr wenig davon an- nehme, und es von selbst erstarre. Hebe ihn auf und nimm die erste dünne Scheibe ab, dann senke zum anderen Mal den mit Wasser abge- kühlten Boden hinein und thue dasselbe, bis du Alles herausgenommen hast. Danach ziehe die Scheiben auf eine Schnur und hänge sie in Ab- ständen von einander auf, indem du sie am Tage in der Sonne fortwährend aufstreuest; bei Nacht stelle sie in den Mondschein, bis sie weiss werden. Wenn es aber Jemand sehr weiss machen will, so macht er alles Andere geradeso, muss aber häufiger kochen. Einige kochen statt im Meerwasser von der hohen See in schärfster Salzlake in der oben angegebenen Weise ein- bis zweimal, dann nehmen sie es mit einem drinnen runden Fläschchen, welches mit einem Henkel versehen ist, heraus und legen die Scheiben auf dichtes Gezweig in die Sonne, bis sie ganz weiss werden. Sie rathen aber, an diese Arbeit im Frühjahr zu geben, wenn noch die Sonne in ihrer Hitze schwach ist und Feuchtigkeit (Thau) bietet, damit es nicht schmelze. Jedes Wachs hat erwärmende, erweichende und mässig aus- füllende Kraft. Es wird auch den Tränken für Dysenteriekranke zuge- mischt; in der Grösse von zehn Gerstenkörnern genommen lässt es bei den Ammen die Milch nicht zu Käse worden. =106. Vorwachs. Man soll dasjenige Vorwachs gebrauchen, welches gelb und styraxartig wohlriechend ist, in übermässiger Hitze weich und nach Art des Mastix knetbar wird. Es hat die Kraft, stark zu erwärmen, zu reizen und Splitter auszuziehen. In der Räucherung hilft es bei veraltetem Husten, nimmt aufgelegt auch Flechten weg. Es findet sich aber an den Oeffnungen der Bienenstöcke als von wachsartiger Beschaffenheit. =107. Weizen. Triticum hibernum, vulgare, aestivum - Weizensorten Der Weizen ist zu Genusszwecken am, besten, der frisch und vollständig reif ist und eitle quittengelbe Farbe hat. Nach diesem kommt der Sommer- weizen, welchen Einige auch Sitanios nennen. Roh freilich gegessen er- zeugt er runde Würmer, gekaut aber und aufgelegt hilft er gegen den Biss des wüthenden Hundes. Das aus dem Semmelmehle desselben gemachte Brod ist nahrhafter als das aus Kleienmehl bereitete, das aus dem Sommer- weizen ist leichter und gut zu verdauen. Das aus ihm bereitete Mehl dient mit Bilsenkrautsaft als Umschlag gegen Nerven-(Sehnen-)fluss und Auf- blähen der Eingeweide. Mit Sauerhonig entfernt es Leberflecken. Die Kleie mit scharfem Essig gekocht vertreibt den Aussatz und ist gleich anfangs umgeschlagen ein gutes Mittel gegen jede Entzündung. Mit Raute gekocht erleichtert sie geschwollene Brüste und hilft gegen Vipernbiss und Leib- schneiden. Der aus Weizenmehl bereitete Sauerteig ist erwärmend und reizend, erweicht aber ganz besonders die Geschwülste an den Fussohlen, reift und öffnet auch mit Salz die anderen Geschwüre und Furunkeln. Das Mehl des Sommerweizens dient mit Essig oder Wein als Umschlag gegen den Biss giftiger Thiere. Gekocht nach der Art von Kleister hilft es als Leckmittel gegen Blutspeien, wirkt auch mit Pfefferminze und Butter gekocht gegen Husten und Rauheit der Luftröhre. Das aus dem- selbigen Weizen gemahlene feinste Mehl mit Honigmeth oder Hydro- leum gekocht zertheilt jede Geschwulst. Auch das Brod mit Honigmeth gekocht und roh als Umschlag hindert jede Entzündung, am meisten er- weichend und kühlend erweist es sich, wenn es mit irgend welchen Kräu- tern oder Säften gemischt wird. Das alte und trockene, für sich und ge- mischt mit irgend etwas, stellt den Bauchfluss. Das frische in Salzbrühe gelegt und umgeschlagen heilt alte Flechten. Der aus dem Semmelmehle oder dem feinsten Mehle zum Zusammenkleben der Bücher gemachte Kleister ist auch denen sehr wohlthuend, welche an Blutspeien leiden, wenn er verdünnt und erwärmt in der Gabe eines Löffels geschlürft wird. =108. Gerste. Hordeum vulgare, distichon, hexastichon - Gerstensorten Die beste Gerste ist weiss und rein, besitzt aber weniger Nährkraft als der Weizen; die aber aus seiner Grütze bereitete Ptisane ist nahrhafter wegen des beim Kochen gebildeten Schleimes. Sie ist wirksam gegen Schärfe, gegen Rauheit und Geschwüre der Luftröhre gegen die auch die Weizen- ptisane als mehr nahrhaft und harntreibend heilsam ist. Sie befördert, mit Fenchelsamen gekocht und geschlürft, die Milchabsonderung, treibt den Harn, macht geschmeidig, treibt die Blähungen, ist dem Magen nicht zu- träglich undreift die Oedeme. [Mache die Ptisane auf folgende Weise: Befreie die Gerste von den Hülsen, trockne sie in der Sonne, enthülse dann wieder und trockne. Wenn du sie zum Aufbewahren wegsetzest, streue den beim Enthalsen erhaltenen Abfall darüber, denn es wird sie erhalten, weil die Ptisane feucht genommen nahrhafter ist. Das Wasser (dazu) beträgt das Zehnfache der Gerste; streue auch unzerriebenes Salz dazu]. Das Gerstenmehl, mit Feigen und Honigmeth gekocht, zertheilt Eitergeschwüre und Geschwülste, es bringt ferner mit Pech, Harz und Taubenmist Verhärtungen zur Reife. Mit Steinklee hilft es bei Kopf- und Brustschmerzen; mit Leinsamen, Bockshorn(mehl) und Raute dient es als Umschlag bei Aufblähen der Eingeweide. Mit Theer, Wachs, dem Urin eines unschuldigen Knaben und Oel reift es Drüsen. Mit Myrrhe oder Wein, wilden Birnen, Brombeer oder Granatapfelschalen stellt es den Bauch- fluss. Mit Quitten oder Essig hilft es bei Podagraanschwellungen. Mit scharfem Essig gekocht auf dieselbe Weise wie die Omelysis, und warm aufgelegt heilt es Aussatz. Der mit Wasser aus dem Mehle bereitete und mit Pech und Oel gekochte Schleim bildet Eiter. Mit Essig zu Schleim gemacht und mit Pech gekocht ist es bei Gelenkflüssen angebracht. Die aus der Gerste bereiteten Graupen stellen den Bauch und lindern Ent- zündungen. =109. Zythos. Bier Der Zythos wird aus Gerste bereitet; er treibt den Harn, greift die Nieren und Nerven an. am meisten ist er der Hirnhaut schädlich. Er verursacht Blähungen, macht schlechte Säfte und bewirkt Elephantiasis. Das damit macerierte Elfenbein lässt sich gut bearbeiten. =110. Kurmi. Süssbier Das sogen. Kurmi, welches aus Gerste bereitet wird, und welches man an Stelle von Wein als Getränk verwendet, verursacht Kopfschmerzen, bildet schlechte Säfte und greift die Nerven an. Es werden aber auch ähnliche Getränke aus Weizen gemacht, wie im westlichen Iberien und Britannien. =111. Dinkel. Triticum spelta (Gramineae) - Dinkel Es gibt zwei Sorten Dinkel, die eine wird die einfache, die andere die zwei- kernige genannt, welche den Samen in zwei Spelzen enthält. Er ist nahrhafter als Gerste, wohlschmeckend, für die Brodbereitung aber weniger Nahrung abgebend als der Weizen. =112. Schrot. Das Schrot ist das Grobe bei der Bereitung des Mehls, es wird vom Dinkel und Weizen gemacht, aus ihm wird der Brei hergestellt. Es ist sehr nahrhaft und leicht verdaulich. Das vom Dinkel stellt den Bauch mehr, besonders nach vorheriger Röstung. =113. Olyra. Triticum zea, monococcum (Gramineae) - Weizenarten Secale cereale - Roggen Zu derselben Getreideart wie der Dinkel gebart die Olyra, sie ist aber um etwas weniger nahrhaft als jener. Sie wird aber auch zur Brodbereitung verwandt, auch ein grobes Mehl wird davon gemacht. =114. Athera. Athera wird aus dein fein gemahlenen Dinkel bereitet; es ist ein schleimiger Trank wie flüssiger Brei, den Kindern zuträglich. Sie eignet sich auch zu Kataplasmen [welche lindern und den Eiter anregen]. =115. Tragos. Der Tragos gleicht nach der Art nahezu dem Chondros, ist aber um Vieles weniger nahrhaft als der Dinkel, weil er in meist viel Spreuartiges enthält. Deshalb ist er schwerer verdaulich und erweicht den Bauch. =116.Hafer. Avena sativa (Gramineae) - Hafer Der Hafer ist nach Halm und Blättern dem Weizen ähnlich, unterscheidet sich aber durch die Knoten. Die Frucht trägt er an der Spitze wie kleine zweigliederige Heuschrecken, in diesen sitzt der Same, welcher wie die Gerste zu Kataplasmen gebraucht wird. Aber auch ein Brei wird daraus hergestellt, welcher den Durchfall stellt. Der aus ihm bereitete Schleim ist als Trank gut gegen Husten. =117. Reis. Oryza sativa (Gramineae) - Reis Der Reis ist eine Getreideart, welche in sumpfigen und feuchten Gegenden wächst. Er nährt mässig und stellt den Durchfall. =118. Graupen. Die Graupen (Chondros) werden aus dem sogen. zweikernigen Dinkel ge- macht; sie sind nahrhafter als der Reis, den Bauch mehr stopfend und dem Magen weit bekömmlicher. Mit Essig gekocht und eingesalbt vertreiben sie Aussatz, entfernen schuppige Nägel und heilen Aegilops im Entstehen. Die Abkochung davon ist den an Dysenterie Leidenden heilsam. [Die Grau- pen werden auf folgende Weise gemacht: Der Dinkel muss enthülst, abge- stiebt, in warmes Wasser geworfen und ausgedrückt werden. Dann muss gestossener weisser ungelöschter Kalk fein gesiebt werden. Darauf mische man nach und nach mit dem Kalk den vierten Theil weissesten und feinsten Sand, dieses wiederum streue man auf den Dinkel. Es muss aber in den Hundstagen verrichtet werden, damit es nicht säure. Wenn alles aufgestreut ist, siebe das dickere ab. Die besten sind die zuerst abgesiebten Graupen, die zweite Sorte kommt nach diesen, die dritte ist minderwerthig.] =119. Hirse. Panicum miliaceum (Gramineae) - Hirse Die Hirse [bei den Römern Milium] ist von den übrigen Getreidearten am wenigsten nahrhaft, wenn sie zur Brodbereitung verwandt wird. Als Brei zugerichtet, stellt sie den Durchfall, treibt aber den Harn. Geröstet und in Beutel gegeben als trockene Bähung angewandt ist sie ein Heilmittel bei Krämpfen und sonstigen Schmerzen. =120. Mohrenhirse. Panicum italicum (Gramineae) Holcus cernuus Die Mohrenhirse [bei den Römern Panicum], welche Einige Meline nen- nen, gehört zu den Nahrung liefernden Samen und ist der Hirse ähnlich. Sie wird ebenso zu Speisezwecken verwandt und eignet sich zum selben (arzneilichen) Gebrauche. Sie nährt jedoch weniger als die Hirse und ist weniger adstringirend. =121. Sesam. Sesamum orientale (Pedaliaceae) - Sesam Der Sesamsamen ist dem Magen schädlich und bewirkt den Geruch des Mundes, wenn er beim Essen zwischen den Zähnen bleibt. Als Umschlag vertheilt er Anschwellungen in den Sehnen und heilt Druck und Entzündung in den Ohren, ebenso Brandwunden und Schmerzen im Kolon, auch den Biss der Hornschlange. Mit Rosenöl lindert er die durch Erhitzen ver ursachten Kopfschmerzen. Das Kraut aber in Wein gekocht leistet dasselbe; am besten ist es bei Augenentzündung und grossem Schmerz angebracht. Es wird auch ein Oel aus ihm (dem Samen) gemacht, welches die Aegypter gebrauchen. =122. Taumellolch. Lolium temulentum (Gramineae) - Taumellolch Der Taumelolch, Einige nennen ihn Thyaros [die Römer Lolium] welcher zwischen dem Weizen wächst, hat, wenn er gemahlen ist, die Kraft, fressende, eiternde und krebsartige Gescilwüre rings herum einzureissen, wenn er mit Rettig und Salz aufgelegt wird. Wilde Flechten und Aussatz heilt er mit natürlichem Schwefel und Essig. Mit Taubenmist und Leinsamen in Wein gekocht öffnet er Mandeln und reisst schwer reifende Geschwüre auf. Mit Honigmeth, sowohl getrunken als auch umgeschlagen, hilft er denen, die an Ischias leiden. Mit Mehl aber oder Myrrhe, Safran oder Weihrauch geräuchert ist er der Empfängniss behilflich. =123. Stärkemehl. Triticum hibernum, vulgare, aestivum - Weizensorten Triticum spelta (Gramineae) - Dinkel Amylum wird es genannt, weit es ohne Mühle hergestellt wird. Das beste ist das aus dem Sommerweizen bereitete, das kretische oder ägyptische. Es wirft hergestellt aus dein reinen Sommerweizen, welcher fünfmal des Tages und wo möglich auch das Nachts mit Wasser übergossen wird. Wenn er weich geworden ist, muss man das Wasser vorsichtig abgiessen, ohne zu pressen, damit nicht das Nutzbare mit weggespült wird. Wenn er sehr weich geworden erscheint, giesse das Wasser ab, um ihn mit den Füssen zu zertreten, dann muss man wieder Wasser zugiessen und treten. Darauf muss man die obenaufschwimmenden Hülsen mittelst eines Durchschalges abnehmen und das Uebrige nach dem Coliren auf ein Seihegefiiss bringen und nachdem man es abgeseiht hat schnell auf beissen Steinen in bren- nendster Sonnenhitze trorknen; denn wenn es kurze Zeit feucht bleibt, säuert es. Es wirkt gegen Augenflüsse, Höhlungen (Cavernen) und Pu- steln. Genossen stellt es den Blutsturz und lindert die Schmerzen in der Luftröhre. Es wird auch der Milch und den Speisen zugesetzt. Es wird aber auch aus gesiebten und ein bis zwei Tage eingeweichtem Dinkel gemacht, welcher dann nach Art des mit Wasser angerührten Weizen- mehls mit den Händen abgepresst und in schärfsten Sonnenhitze ge- trocknet wird, wie oben angegeben ist. Ein solches ist aber zum arznei- liehen Gebrauche nicht geeignet, im Uebrigen aber wohl zu verwenden. =124. Bockshornmehl. Trigonella foenum graecum (Papilionacea) - Bockshornklee Das Bockshorn [Einige nennen es die Frucht des Bockshorns, Andere Bukeros, Aigokeros, Keraïtis, Lotos, die Römer Foenum graecum, die Aegypter Itasin] und das aus ihm gemachte Mehl hat erweichende und vertheilende Kraft. Fein gerieben mit Honigmeth gekocht wirkt es als Umschlag bei inneren und äusseren Geschwulsten. Mit Natron und Essig fein zerrieben und aufgelegt verkleinert es die Milz. Die Abkochung desselben ist als Sitzbad bei Frauenleiden angezeigt, wo es sich um Ent- zündungen oder Verstopfung des Muttermundes handelt. Die Abpressung von einer Abkochung desselben in Wasser bringt Haare weg, sowie Schorf und bösen Grind. Mit Gänsefett als Zäpfchen eingelegt erweicht und er- weitert es das Perimetrium. Grün aber mit Essig eignet es sich für schlaffe und geschwürige Stellen; die Abkochung davon hilft gegen Stuhlzwang und übelriechenden Stuhlgang bei Dysenterie. Das Oel daraus mit Myrrhe entfernt die Haare und an den Schamtheilen die Narben. =125. Lein. Linum usitatissimum (Linaceae) - Lein Der Lein [die Einen nennen ihn Linokalamis, die Anderen Annon, Linon agrion, die.Römer Linomyrum, noch Andere Linum agreste, die Afrikaner Zeraphois] ist bekannt. Der Same hat dieselbe Kraft wie der des Bocks- horns, er zertheilt und erweicht jede innere und äussere Geschwulst, wenn er mit Honig, Oel und wenig Wasser gekocht oder in gekochtem Honig aufgenommen wird. Roh mit Natron und Feigen als Umschlag entfernt er Sonnenbrandflecken und Finnen, mit Lauge zertheilt er Drüsen neben dem Ohre und Verhärtungen; mit Wein gekocht nimmt er fressende und grind- artige Geschwüre weg. Mit gleichviel Kresse und Honig entfernt er schup- pige Nägel. Mit Honig als Leckmittel genommen reinigt er die Brust und lindert den Husten. Mit Honig und Pfeffer gemischt und als Kuchen reich- lich genommen reizt er zum Liebesgenuss. Die Abkochung desselben dient als Klystier bei Verwundungen der Eingeweide und der Gebärmutter und zum Herausbefördern der Excremente; bei Entzündung der Gebär- mutter leistet sie, wie die des Bockshorns, als Sitzbad gute Dienste. =126. Erbse. Pisum sativum (Papilionacea) - Gartenerbse Cicer arietinum - Kichererbse Die Gartenerbse ist gut für den Bauch, treibt den Harn, erzeugt Blähungen, macht eine gute Farbe, treibt die Menstruation und die Frucht ab und be- fördert die Milchabsonderung. Am besten wird sie, mit Wicken zusammen- gekocht, als Umschlag gegen Hodenanschwellung und Warzen gebraucht, mit Gerste und Honig gegen Krätze und Schorf, Flechten, krebsartige und böse Geschwüre. Eine andere Art davon heisst Kichererbse; beide sind urintreibend, da die Abkochung davon mit Rosmarin gegen Gelbsucht und Wassersucht gegeben wird; sie schadet aber einer schwärigen Blase und den Nieren. Einige berühren gegen gewöhnliche und gestielte Warzen bei Neumond jede Hervorragung dann und wann mit einer Erbse, binden diese dann in feines Leinen und befehlen, sie hinter sich zu werfen, so sollen die Warzen abfallen. Es gibt auch eine wilde Erbse, nach den Blättern der Gartenerbse ähnlich, von scharfen Geruch, in der Frucht verschieden, sie wirkt aber in derselben Weise wie die Gartenerbse. =127. Griechische Bohne. Vicia faba (Papilionacea) - Schweins- oder Buffbohne Die griechische Bohne erzeugt Blähungen und Winde, ist schwer zu verdauen und verursacht böse Träume. Gegen den Husten ist sie gut, bildet auch Fleisch. [Sie steht in der Mitte zwischen Warm und Kalt]. Gekocht mit Essigwasser und mit der Schale genossen hemmt sie Dysen- terie- und Bauchflüsse, ist gegessen auch gegen Erbrechen gut. Sie wird aber weniger blähend, wenn das erste Wasser nach dem Kochen weg- gegossen wird, dagegen ist sie grün dem Magen schädlicher und erzeugt mehr Winde. Das Bohnenmehl für sich allein und mit Graupen als Um- schlag lindert die Wundentzündungen, macht ferner die Narben der Haut gleichfarben, hilft bei verhärteten und geschwollenen Brüsten und ver- treibt auch die Milch. Mit Honig und Bockshornmehl zertheilt es Furun- keln, Drüsen neben den Ohren und Sugillationen unter den Augen. Mit Rosensalbe, Weihrauch und dem Weissen vom Ei bessert es Wunden der Augen, Regenbogenhautfehler (Staphylome) und Oedeme; mit Wein zusammengeknetet heilt es Zertrümmerungen und Wunden der Augen. Ohne die Schalen zu einer leimartigen Masse gegen Fluss gekaut wird sie auf die Stirn gelegt. In Wein gekocht hilft sie auch bei Hoden- anschwellungen. Als Umschlag auf die Schamtheile der Kinder gelegt schützt sie dieselben lange Zeit vor dem Mannbarwerden. Sie vertreibt auch weisse Flecken. Die Schalen als Kataplasma entziehen den nach dem Auszupfen wiederkeimenden Haaren die Nahrung und machen sie dünn. Mit Mehl, Alaun und altem Oel umgeschlagen vertheilen sie die Drüsen am Halse. Auch färbt deren Abkochung Wolle. Von der Schale, in der sie von Natur gewachsen ist, befreit und in zwei Stücke getheilt, wird sie (die Bohne) gegen Blutung durch Blutegel aufgelegt; denn halb durchgeschnitten und fest aufgedruckt hält sie das Blut zurück. =128. Aegyptieche Bohne. Nymphaeae nelumbo (Nymphaeaceae) - Aegyptische Bohne Die ägyptische Bohne, welche Einige auch die pontische nennen, kommt am meisten in Aegypten vor, findet sich aber auch in den Teichen Asiens und Kilikens. Sie hat ein grosses Blatt, wie ein Schirmhut und einen ellenlangen Stengel von der Dicke eines Fingers, eine rosenrothe Blüthe, welche doppelt so gross ist wie die des Mohns. Wenn sie abgeblüht hat, trägt sie sackähnliche Zellen nach Art des Wespennestes, in diesen befindet sich die Bohne, den Deckel ein wenig überragend, wie eine Blase. Sie wird Kiborion oder Kibotion genannt, weil das Pflanzen der Bohne in der Weise geschieht, dass sie in eine feuchte Erdscholle gelegt und so in das Wasser gesenkt wird. Die Wurzel darunter ist dicker als Rohr, sie wird gekocht und roh gegessen und beisst Kolokasia. Aber die Bohne wird auch frisch gegessen. Getrocknet wird sie schwarz und ist grösser als die griechische; sie hat adstringirende Kraft und ist dem Magen bekömmlich. Das Mehl daraus, welches statt Graupen auf- gestreut wird, hilft den an Dysenterie und am Magen Leidenden; auch wird es in Form von Brei gegeben. Die Schalen wirken besser, wenn sie in Honigwein gekocht und in der Gabe von 3 Bechern genommen werden. Gegen Ohrenleiden hilft das in ihrer Mitte befindliche bitter schmeckende Grüne, wenn es mit Rosenöl gekocht und eingeträufelt wird. =129. Linse. Ervum lens (Papilionacea) - Linse Die Linse [die essbare; die Römer nennen sie Lens oder Lenticula] macht, wenn sie fortwährend gegessen wird, stumpfsichtig, ist schwer vordaulich, dem Magen nicht bekömmlich, verursacht Blähungen im Magen und in den Eingeweiden, stellt aber den Durchfall, wenn sie mit der Schale genossen wird. Diejenige darunter ist vorzuziehen, welche sich leicht kochen lässt und beim Maceriren mit Wasser nichts Schwarzes abgibt. Sie hat adstrin- girende Kraft, deshalb stellt sie den Durchfall, wenn sie vorher geschält und vorsichtig gekocht wird, indem das erste Wasser abgegossen wird; denn die erste Abkochung davon löst den Bauch. Sie verursacht schwere Träume, taugt nicht für die Nerven, für die Lunge und den Kopf. Bessere Wirkung äussert sie auf die Bauchflüsse, wenn ihr Essig, Wegwart, oder Portulak, rothe Bete, Myrtenbeeren, trockene Rosen, Mispeln, Speierlings- beeren, thebanische Birnen, Quittenäpfel, Cichorien, Wegerich oder ganze Galläpfel zugesetzt werden, welche alle nach dem Kochen weggeworfen werden, oder auch Sumach, welcher auf die Speisen gestreut wird. Der Essig muss aber tüchtig damit gekocht worden, sonst wird der Bauch sehr in Unordnung gebracht. Bei Magenerschütterung helfen dreissig Linsen, welche geschält genossen werden. Mit Graupen gekocht besänftigen sie als Umschlag Podagraschmerzen. Mit Honig verkleben sie Fistelnöffnungen, reissen den Schorf rund herum auf und reinigen Geschwüre. Mit Essig ge- kocht vortheile sie Verhärtungen und Drüsen. Mit Steinklee oder Quitten unter Zusatz von Rosenöl heilen sie Augen- und Aftergeschwülste, aber bei grösseren Geschwülsten am After und grösseren Oeffnungen, wenn sie mit trockenen Granatäpfelschalen oder Rosen gekocht worden unter Zumischung von Honig. In gleicher Weise (helfen sie) gegen fressende gangränöse Ge- schwüre, oder auch mit Zusatz von Meerwasser; gegen Pusteln, kriechende Geschwüre, roseartige Eutzündungen und Frostbeulen in der oben ange- gebenen Anwendung. Bei verhärteten und geschwollenen Brüsten sind sie, in Meerwasser gekocht, als Umschlag von guter Wirkung. =130. Zwergbohne. Phaseolus nanus (Papilionacea) - Zwergbohne Die Zwergbohne erzeugt Winde und Blähungen und ist schwer verdaulich. Wird sie grün gekocht und gegessen so erweicht sie den Bauch. Gegen Er- brechen ist sie gut. =131. Linsenwicke. Vicia ervilia (Papilionacea) - Linsenwicke Die Linsenwicke [bei den Römern Orobusl ist ein bekannter kleiner, schmalblättriger, zarter Strauch, welcher die Samen in Hülsen hat. Aus ihnen wird das sogen. Wickenmehl gemacht, welches zum medizinischen Gebrauche dient. Es verursacht aber Kopfweh, beunruhigt den Bauch und führt das Blut durch den Urin ab, Die Ochsen werden fett, wenn sie damit gefüttert werden. Das Wickenmehl wird aber auf folgende Weise daraus gemacht: Suche die vollkommensten und weissen Samen aus, besprenge sie unter Umwenden mit Wasser und lass es in jede hineinziehen und röste sie dann, bis die Schale platzt. Dann mahle sie, schlage sie durch ein feines Sieb und bewahre das Mehl auf. Es ist gut für den Bauch, treibt den Urin und schafft eine gute Farbe. Wird es in der Speise oder im Trank über- mässig gegeben, so fahrt es unter Krämpfen das Blut durch den Stuhlgang und durch die Blase ab. Mit Honig reinigt es aber Geschwüre, Leber- flecken, Sommersprossen, Muttermale, überhaupt den ganzen Körper; fressende Geschwilre, Carcinome und Gangräne hält es auf. Ferner erweicht es die Verhärtungen in den Brüsten, reisst böse Geschwüre, Furunkeln und bögen Grind rings herum auf. Mit Wein zusammen- gerührt heilt es als Umschlag Hunds-, Menschen- und Vipernbisse. Mit Essig beschwichtigt es Harnverhaltung, Krämpfe und Stuhlzwang. Es hilft denen, die an Auszehrung leiden, wenn es geröstet in der Grösse einer Nuss mit Honig genommen wird. Seine Abkochung heilt als Auf- guss Frostbeulen und Jurken am (ganzen) Körper. =132. Lupine. Lupinus hirsutus (Papilionacea) - Gebaute Lupinie Die cultivirte Lupine [bei den Römern Lupinus, bei den Agyptern Brechu] ist bekannt. Das Mehl davon treibt mit Honig als Leckmittel oder mit Essig getrunken die Würmer aus. Die Lupinen selbst, macerirt und noch etwas bitter genossen, leisten dasselbe; auch die Abkochung derselben hat die gleiche Wirkung. Mit Raute und Pfeffer getrunken ist sie der Milz heilsam, als Aufguss ist sie dienlich gegen krebsartige und böse Geschware, gegen beginnende Krätze, weisse Hautflecken, Muttermale, Hautausschlag und bösen Grind. Selbige mit Myrrhe und Honig im Zäpfchen treibt die Men- struation und den Fötus aus. Das Mehl reinigt die Haut und (vertreibt) dunkle bleifarbene Stellen, lindert auch mit Grütze und Wasser die Ent- zündungen. Mit Essig besänftigt es Ischiasschmerzen. In Essig gekocht entfernt es als Umschlag Geschwülste und Skrofeln und reisst Furunkeln rings herum auf. Die Lupinen, mit Regenwasser bis zum Schleim ge- kocht, glätten das Gesicht. Mit der Wurzel der schwarzen Mastixdistel gekocht heilen sie die Räude der Schafe, wenn sie mit der warmen Ab- kochung gewaschen werden. Die Wurzel, mit Wasser gekocht und ge- trunken, treibt den Harn. Die versüssten (entbitterten), fein gestossenen Samen mit Essig genossen beschwichtigen den durch Ueberfüllung des Magens entstehenden Ekel und bessern die Appetitlosigkeit. =133. Wilde Lupine. Lupinus angustifolius (Papilionacea) - Wilde Lupinie Es gibt auch eine wilde Lupine [die Römer nennen sie Lupinus agrestis], sie ist der gebauten ähnlich, im Ganzen aber kleiner, wirkt jedoch in derselben Weise wie die gebaute. =134. Weisse Rübe. Brassica rapa (Cruciferae) - Weisse Rübe [Die cultivirte weisse Rübe; Einige nennen sie Gongylis, Andere Golgosion, die Römer Rapa.] Die gekochte Wurzel der weissen Rübe ist nahrhaft, er- zeugt Blähungen, bildet schwammiges Fleisch und reizt zum Liebesgenuss. Die Abkochung derselben dient als Bähung, bei Podagra und bei Frostbeulen, auch sie selbst, fein gestossen, hilft als Umschlag. Wenn man die Wurzel aushöhlt und darin Rosenwachssalbe in heisser Asche schmilzt, so hilft es gegen geschwürige Frostbeulen. Werden die Sprossen derselben ge- kocht und gegessen, so wirken sie harntreibend. Die Samen eignen sich als Zusatz zu Gegengiften und zu schmerzlindernden Mitteln gegen den Biss giftiger Thiere. Ihr Genuss hilft auch gegen tödtliche Gifte; auch sie reizen zum Liebesgenuss. Mit Salz eingemacht verliert sie als Speise an Nährwerth; den Appetit regt sie wieder an. =135. Wilde weisse Rübe. Bunias erucago (Cruciferae) - Bergkohl Die wilde Weissrübe wächst auf den Aeckern, ein ellenlanger Strauch, vielverzweigt, an der Spitze glatt, er hat glatte, fingerbreite oder noch grössere Blätter und die Frucht in knospenartigen Schoten. Wenn die Fruchthüllen geöffnet sind, ist inwendig eine andere kopfförmige Schote, in welcher schwarze, beim Durchbrechen innen weisse Samen sich be- finden. Sie werden den Pomaden für das Gesicht und andere Hauttheile zugemischt, welche aus dem Bohnen-, Weizen- und Linsenmehle gemacht werden. =136. Feldkohl. Brassica campestris var. napobrassica (Cruciferae) - Feldkohl Der Feldkohl und seine Wurzel gekocht erzeugen Winde, sind aber weniger nahrhaft. Sein Same, vorher genommen, macht die tödtlichen Gifte unwirksam. Er wird auch den Gegengiften zugemischt. Auch die Wurzel von diesem wird mit Salz eingemacht. =137. Rettig. Raphanus radicula, radiola, sativus (Cruciferae) Der Rettig [Einige nennenihn Polyeidos Eryngiou, die Römer Radix nostras, die Afrikaner Thorpath]; auch dieser erzeugt Blähungen und erwärmt. Er schmeckt gut, ist dem Magen aber nicht bekömmlich; er bewirkt Aufstossen und treibt den Urin. Er bekömmt auch dem Bauche, wenn man ihn dazu (d.h. nach der Mahlzeit) nimmt, indem er die Ver- theilung der Nahrnugssäfte befördert; wird er vorher genossen, so hebt er die Speisen in die Höhe. Vorher genossen ist er auch bei denen ange- bracht, die erbrechen wollen. Er schärft aber auch die Sinne. Gekocht genossen ist er denen zuträglich, welche an chronischem Husten leiden und bei denen sich Verdichtungen in der Brust gebildet haben. Seine Rinde mit Sauerhonig genommen wirkt kräftiger brechenerregend, ist aber den Wassersüchtigen wohlthuend. Als Umschlag ist sie auch bei Milzkranken angebracht. Mit Honig bringt sie fressende Geschwüre zum Stillstand und entfernt Sugillationen unter den Augen. Sie hilft den von giftigen Thieren Gebissenen und erzeugt nach der Fuchskrankheit dichtes Haar. Mit Taumel- lolchmehl entfernt sie Leberflecken. Gegessen oder getrunken hilft sie bei denen, die durch Essen oder Trinken von (giftigen) Pilzen Erstickungs- aufälle bekommen, befördert auch die Menstruation. Sein Same erregt Brechen, treibt den Harn und reinigt die Milz, wenn er mit Essig ge- nommen wird. Bei Entzündung der Schlundmuskeln (Angina) hilft er gekocht als Gurgelmittel mit warmem Sauerhonig, ebenso erweist er sich mit Wein getrunken heilsam gegen den Biss der Hornschlange. Mit Essig aufgelegt endlich reisst er Gangrän kräftig rund herum auf. =138. Wilder Rettig. Raphanus radicula, radiola, sativus (Cruciferae) Der wilde Rettig, welchen die Römer Armoracia nennen, hat ähnliche Blätter wie der gebaute, mehr doch wie der graue Senf, die Wurzel ist trocken, lang, etwas scharf. Sowohl die Blätter als auch die Wurzel werden als Gehäuse gekocht. Er ist erwärmend, urititreibend und hitzig. =139. Sisaron. Sisaron.ist bekannt; seine Wurzel ist gekocht wohlschmeckend, gut für den Magen, treibt den Harn und regt den Appetit an. =140. Ampfer. Rumex spec. (Polygonaceae) - Ampferarten Der Ampfer; eine Art desselben heisst Oxylapathon, weiche in Sümpfen wächst, sie ist nach oben zu hart und etwas spitz; die andere Art, der Garten- ampfer, ist dem ersten nicht ähnlich. Eine dritte ist die wilde, sie ist klein, dem Wegerich ziemlich ähnlich, weich und niedrig. Es gibt aber noch eine vierte Art, welche Einige Oxalis oder Anaxyris, auch Lapathon nennen; deren Blätter sind denen des wilden und kleinen Ampfers ähnlich, der Stengel ist nicht gross, die Frucht etwas sauer, roth, scharf und befindet sich oben am Stengel und an den Seitenschössen. Das von allen gekochte Gemüse erweicht den Bauch. Roh mit Rosensalbe oder Safran als Umschlag zertheilt er bösen Kopfausschlag. Der Same vom wilden, von Lapathum oder Oxalis wird mit Wasser oder Wein vortheilhaft gegen Dysenterie, krankhafte Verdauungszustände, Uebelkeit aus dem Magen und gegen Skorpionstich getrunken, und wenn Jemand. ihn vorher nimmt, hat er vom Stich nichts zu fürchten. Die Wurzeln mit Essig gekocht, auch roh als Umschlag heilen Aussatz, Flechten und schuppige Nägel, man muss die Stelle aber vorher in der Sonne mit Natron und Essig ein- reiben. Die Abkochung davon als Aufguss oder als Zusatz zum Bade beruhigt auch das Jucken. Sie beschwichtigen in Wein gekocht als Mundwasser Ohren- und Zahnschmerzen, sie zertheilen Drüsen am Halse und neben den Ohren als Umschlag, wenn sie mit Wein gekocht werden, wenn mit Essig (sind sie gut für) die Milz. Einige wenden die Wurzeln auch als Amulett gegen Drüsen an, indem sie dieselben um den Hals binden. Fein gestossen als Zäpfchen eingelegt stellen sie den Fluss der Frauen. Mit Wein gekocht und getrunken heilen sie vollständig die Gelb- sucht, zertrümmern den Stein in der Blase, befördern die Menstruation und helfen gegen den Bisse des Skorpions. =141. Hippolapathon. Rumex aquaticus (Polygonaceae) - Wasserampfer Hippolapathon ist ein grosser Ampfer, welcher in Sümpfen wächst. Er hat dieselbe Kraft wie die vorhergehenden. =142. Grauer Senf. Sinapis incana (Cruciferae) - Grauer Senf Der graue Senf [bei den Römern Napium, bei den Aegyptern Euthmoi] ist ein wildes Gemüse, nahrhafter und besser für den Magen als Ampfer; von ihm werden die Blätter und der Stengel gekocht und gegessen. =143. Gemüseamaranth. Amarantha blitum (Amaranthaceae) - Gemüse-Amaranth Der Gemüseamaranth [die Aegypter nennen ihn Echlotoripan, die Römer Blitum, die Daker Bles], auch dieser wird als Gemüse gekocht. Er ist gut für den Bauch, hat aber keine arzneiliche Kraft. =144. Malve. Malva silvestris (Malvaceae) - Rossmalve Malva vulgaris (Malvaceae) - Gemeine Malve Die Gartenmalve [die Römer nennen sie Malva hortensis, Pythagoras Anthema, Zoroaster Diadesma, die Aegypter Chokorte, die Propheten Ziegenmilz, Einige Mauseschwanz] ist besser für den Genuss als die Ackermalve. Sie ist nicht gut für den Magen, aber gut für den Bauch und am besten die Stengel. Heilsam ist sie für die Eingeweide und die Blase. Die rohen Blätter, mit etwas Salz und Honig gekaut, haben als Umschlag die Kraft, die Thränenfistel (Aegilopie) zu heilen, zur Vernarbung dagegen werden sie ohne Salz angewandt. Aufge- strichen wirkt sie auch gegen die Stiche der Bienen und Wespen; wenn aber Jemand sich mit ihr roh und mit Oel fein gerieben bestreicht, bleibt er von den Stichen verschont. Mit altem Oel eingerieben heilt sie Schorf und Klein- grind. Werden die gekochten fein gestossenen Blätter mit Oel aufgelegt, so heilen sie Feuerbrandwunden und roseartige Entzündungen. Ihre Abkochung als Sitzbad erweicht die Gebärmutter, zum Klystier dient sie gegen Beschädi- gungen der Eingeweide, der Gebärmutter und des Afters. Die Brühe, mit den Wurzeln gekocht, hilft gegen alle tödtlichen Gifte, die, welche sie geniessen, müssen aber anhaltend erbrechen. Sie hilft ferner gegen den Biss der Spinne und befördert die Milchabsonderung. Die Frucht, wenn ihr der Same vom wilden Klee (Kuhhornklee) zugemischt wird, mit Wein getrunken, lindert die Schmerzen der Blase. =145. Gartenmelde. Artiplex hortensis (Chenopodiaceae) - Gartenmelde Die Gartenmelde Einige- nennen sie Chrysolachanon [die Römer Atriplex, die Aegyptper Ochei], ist ein bekanntes Gemüse. Es gibt zwei Arten, die wilde und die Gartenmelde. Sie wird als Gemüse gekocht. Sie erweicht den Bauch, roh und gekocht als Umschlag vortheilt sie die Schamdrüsenver- härtungen Der Same davon mit Honigmeth getrunken heilt die Gelbsucht. =146. Kohl. Brassica oleracea (Cruciferae) - Gartenkohl Der gebaute Kohl [Einige nennen ihn Gartenkohl, die Römer Brassica] ist gut für den Bauch, wenn er nur oben aufgekocht genossen wird. Stark ge- kocht stellt er den Durchfall und mehr noch, wenn er zweimal gekocht und in Lauge gekocht wird. Der Sommerkohl ist schlecht für den Magen und schärfer, der aber in Aegypten ist wegen der Bitterkeit ungeniessbar. Ge- gessen hilft er denen, die an Stumpfsichtigkeit und Zittern leiden, auch be- seitigt er, hinterher genossen, das von einem Rausche oder vom Wein her- rührende schlechte Befinden. Der Blüthenschössling davon ist zwar besser für den Magen aber schärfer und mehr harntreibend; eingesalzen dagegen bekommt er dem Magen schlecht und bringt den Bauch sehr in Unordnung. Der rohe Saft davon, mit Schwertlilie und Natron getrunken, erweicht den Bauch; mit Wein genommen hilft er den von der Viper Gebissenen, mit Bockshornmehl und Essig den an Podagra und Gicht Leidenden. Ferner eignet er sich zum Aufstreichen auf schmutzige und alte Wunden. Für sich allein als Injektion in die Nase reinigt er den Kopf; mit Taumel- lolchmehl als Zäpfchen eingelegt befördert er die Menstruation. Die Blätter für sich allein oder mit Graupen zerrieben als Umschlag sind wirksam bei jeder Entzündung und Oedem. Sie heilen auch roseartige Entzündungen, Epinyktiden und Aussatz, und reissen mit Salz Karbunkeln ringsum auf. Sie verhindern ferner den Ausfall der Kopfhaare. Gekocht und mit Honig gemischt wirken sie gegen fressende krebsartige Geschwüre. Roh mit Essig genossen sind sie denen heilsam, die an der Milz leiden. Gekaut, so dass der Saft davon ausgezogen wird, stellen sie die zeitweise verlorene Stimme wieder her. Die Abkochung als Trank treibt den Bauch und die Menstruation. Die Blüthe aber nach der Geburt im Zäpfchen eingelegt verhindert die Em- pfängniss. Der genossene Same, am besten von dem in Aegypten wachsenden, treibt die Würmer aus; er wird auch zu den Mitteln gegen den Biss giftiger Thiere gemischt. Weiter reinigt er das Gesicht (die Gesichtshaut) und (ent- fernt) Leberflecken. Die grünen Stengel mit den Wurzeln gekocht und mit altem Schweinefett aufgelegt beschwichtigen chronische Seitenschmerzen. =147. Wilder Kohl. Brassica cretica (Cruciferae) - Kretischer Kohl Der wilde Kohl [welche die Römer Brassica rustica nenen] wächst meisten- theils in der Nähe des Meeres und an abschüssigen Stellen; er gleicht dem Gartenkohl, ist aber weisser, dichter und bitter. Aber der Blütheschöss- ling davon in Lauge gekocht ist nicht schmackhaft. Die Blätter als Um- schlag haben die Kraft, Wunden zu verkleben und Geschwülste und Entzündungen zu vertheilen. =148. Meerkohl. Convolvulvus soldanella (Convolvulaceae) - Kohlwinde Der sogen. Meerkohl ist im Ganzen verschieden vom Gartenkohl; er hat viele zarte Blätter ähnlich denen der runden Osterluzei, es wächst aber jedes derselben an röthlichen Zweigen aus einem besonderen Spross hervor, wie beim Epheu. Er hat auch einen weissen Saft, aber nicht viel; er besitzt einen etwas salzigen und in etwa bitterlichen Geschmack und fettes Wesen. Die ganze Pflanze ist nicht gut für den Magen, sie ist scharf, löst stark den Bauch, wird gekocht und gegessen. Einige kochen aber mit ihm zu- sammen wegen der Schärfe fettes Fleisch. =149. Bete. Beta vulgaris (Cruciferae) - Rothe Bete Beta sicla (Cruciferae) - Weisser Mangold Die Bete [die grosse, bei den Römern Beta silvatieal kommt in zwei Arten vor, von denen die schwarze den Leib mehr stellt (hart macht), wenn sie mit Linsen gekocht wird, stärker nach die Wurzel. Die weisse ist gut für den Bauch; beide haben schlechten Saft wegen ihres Natrongehaltes. Des- halb reinigt ihr Saft den Kopf, wenn er mit Honig in die Nase injicirt wird, hilft auch bei Ohrenschmerzen. Die Abkochung der Wurzeln und Blätter vertreibt Schorf und Nisse, heilt als Bähung auch Frostbeulen. Mit den rohen Blättern muss man die weissen Flecken, nachdem sie vorher mit Natron behandelt sind, bestreichen, ebenso die kahlen Stellen, nachdem sie zerkratzt sind und die fressenden Geschwüre. Gekocht heilen sie Haut- ausschlag, Feuerbrandwunden und roseartige Entzündungen. =150. Portulak. Portulaca oleracea (Portulaceae) - Portulak Der Portulak hat kühlende und adstringirende Kraft. Mit Grütze als Kata- plasmahilft er bei Kopfschmerzen, bei Augen- und sonstigen Entzünd- ungen, bei Hitze des Magens, bei Rose und Blasenleiden. Gegessen lindert er die Stumpfheit der Zähne, Brennen im Magen und in den Eingeweiden und Rheumatismus; Nieren- und Blasenverletzungen richtet er wieder zu und unterdrückt den Drang zum Beischlaf. Beinahe ebenso wirkt der Saft davon als Trank, indem er auch in Fiebern seine Kraft entfaltet. Ferner wirkt er tüchtig gekocht gegen runde Würmer, gegen Blutspeien, gegen Dysenterie und Hämorrhoiden, gegen Blutsturz und gegen den Biss der Seps. Auch wird er den Augenmitteln mit Vortheil zugemischt. Im Klystier dient er bei Eingeweidefluss oder bei Jucken an der Gebärmutter, als Umschlag mit Rosensalbe oder Oel bei Kopfschmerzen in Folge von Sonnenhitze, bei Ausschlag auf dein Kopfe mit Wein zum Bestreichen, mit Grütze als Kataplasma bei entzündeten Wunden. =151. Spargel. Asparagus acutifolius (Liliaceae) - Spitzblättriger Spargel Asparagus officinalis (Liliaceae) Der Felsenspargel, welchen sie Myakantha [Einige auch Mys] nennen, ist bekannt. Sein Stengelchen, etwas gekocht und gegessen, erweicht den Bauch und treibt den Urin. Die Abkochung der Wurzeln, getrunken, hilft gegen Harnverhaltung, Gelbsucht, Milz- und Ischiasschmerzen, und mit Wein gekocht gegen den Biss der Spinne, auch gegen Zahnschmerzen, wenn die Abkochung an dem leidenden Zahne behalten wird. In derselben Weise wirkt aber auch der Same, wenn er getrunken wird. Man sagt, dass die Hunde, wenn sie die Abkochung davon trinken, sterben. Einige haben erzählt, dass, wenn Jemand die Hörner des Widders zerhackt und ver- gräbt, Spargel daraus wächst; mir aber unglaublich. Dieser Spargel nun aber ist ein vielverzweigter Strauch mit vielen langen fenchelähn- lichen Blättern und einer runden grossen Wurzel, welche eine Knolle hat. Wenn das Stengelchen voll diesem mit Weisswein zerrieben wird, so lindert es die Milzschmerzen, gekocht oder gebraten genommen besänftigt es Harnzwang, Harnverhaltung und Dysenterie. Seine Wurzel in Wein oder Essig gekocht beruhigt Verrenkungen. Mit Feigen und Erbsen ge- kocht und genommen heilt sie Gelbsucht, lindert auch Ischiasschmerzen und Harnzwang.Wird sie aber umgebunden und ihre Abkochung ge- trunken, so verhindert sie die Empfängniss und macht unfruchtbar. =152. Wegerich. Plantago asiatica, lagopus (Plantaginaceae) - Wegericharten Der Wegerich [Einige nennen ihn Arneion, Andere Probateion, Kyno- glosson, Heptapleuron, Polyneuron, die Propheten Schwanz des Ichneu- mons, die Aegypter Asonth, die Römer Plantago minor, die Gallier Tarbel- odathion, die Spanier Thesarika, die Afrikaner Atieirkon] kommt in zwei Arten vor, dem kleinen und grossen. Der kleine hat schmalere, längere, weichere, glattere und zartere Blätter, kantige Stengel, gebogen, wie über die Erde hin (geneigt), und blasse Blüthen, der Same sitzt an der Spitze der Stengel. Der grössere ist üppiger, hat breite Blätter und ist gemüseartig, der Stengel bei ihm ist kantig, rötitlich, eine Elle hoch, von der Mitte bis zur Spitze mit zarten Samen besetzt. Die Wurzeln darunter sind zart, rauh, weiss, fingerdick; er wächst an Sümpfen, Hecken und feuchten Orten. Besser zum Gebrauch ist der grössere. Die Blätter haben austrocknende, adstringirende Kraft, deshalb eignen sie sich zum Umschlag bei allen bösen Zufällen, bei Elephantiasisleiden, bei fliessenden und schmutzigen Geschwüren. Sie wirken hemmend bei Blutflüssen, fressenden Geschwüren, Karbunkeln, kriechenden Geschwüren und Epinyktiden. Sie vernarben alte und ungewöhn- liche Geschwüre und heilen bösartige Geschwüre, verbinden auch die Wund- ränder. Sie erweisen sich heilsam bei Hundsbissen, bei Feuerbrandwunden, Geeschwülsten, Drüsen an den Ohren, an der Scham und am Halse und bei Aegilopie (Gaisauge), wenn sie mit Salz aufgelegt worden. Als Gemüse mit Salz und Essig gekocht und genossen sind sie ein gutes Mittel bei Dys- enterie und Magenleiden. Sie werden auch, mit Linsen statt Bete zusammen- gekocht, gegeben. Das gekochte Kraut wird auch nach dem Genuss von trockener Kost gegen Bleichsucht gereicht; es wirkt auch gut, wenn es bei Epi- lepsie und Asthma gegeben wird. Der Saft der Blätter, wenn er anhaltend als Mundwasser gebraucht wird, reinigt die Geschwüre im Grunde; mit kimolischer Erde oder Bleiweiss heilt er roseartige Entzündungen. Der Saft hilft als Injection bei Fisteln und eingetröpfelt bei Augen- und Ohrenleiden; er wird auch den Kollyrien zugemischt. Ferner (hilft er) getrunken bei wundem Zahnfleisch und bei Blutauswurf, als Klystier bei Dysenterie. Er wird weiter bei Auszehrung getrunken und gegen Gebärmutterkrämpfe und -Flüsse in Wolle als Zäpfchen angewandt. Der Same mit Wein getrunken hält Bauchfluss und Blutspeien auf. Die gekochte Wurzel als Mundspülwasser und gekaut lindert die Zahnschmerzen. Gegen Blasen- und Milzgeschwüre werden Wurzel und Blätter mit Süsswein gegeben. Man sagt, dass drei Wurzeln mit 3 Bechern Wein und ebenso viel Wasser gegen das dreitägige, vier Wurzeln gegen das viertägige Fieber helfen. Einige gebrauchen die Wurzeln als Halsband gegen Drüsen, sie zertheilen diese. [Die Syrer (sagen), dass das Gericht desgelben (des Wegerichs) und der Minze mit Honig die Entkräfteten heile, wenn es am zweiten, vierten Tage und Char- freitag gegeben werde. Dieses fasse man als Geheimmittel auf; denn es ent- spricht vollständig der Wahrheit und beruht auf Erfahrung.] =153. Merk. Sium latifolium (Umbelliferae) - Breiter Wassermerk Der Wassermerk [Einige nennen ihn Anagallis enhydros, Andere Schinos aromatica, Daren ion, noch Andere Laouberde] findet sich in den Gewässern als ein aufrechter, fettglänzender, kleiner Strauch mit breiten Blättern, welche denen des Pferdseppichs ähnlich, aber kleiner und wohlriechend sind. Werden diese gekocht wie auch roh gegessen, so zertrümmern sie den Stein und scheiden ihn aus, treiben den Harn, fahren den Fötus heraus und befördern die Menstru- ation, sind auch denen als Speise zuträglich, welche an Dysenterie leiden. Krateuas berichtet aber ihn so: Er ist ein strauchiges Kraut mit wenigen rundlichen Blättern, welche grösser sind als die der Pfefferminze, schwarz, fettglänzend, denen der Rauke nahekommend. =154. Sisymbrion. Mentha aquatica (Labiatae) - Wasserminze Mentha silvestris (Labiatae) - Pferdeminze Das Sisymbrion [Einige nennen es Herpyllon agrion, Andere die Krone der Aphrodite, die Römer Usteralis, auch Herba Venerea] wächst an öden Stellen, es ist der Pfefferminze ähnlich, aber breitblätteriger und wohl- riechender und eignet sich zu Kränzen. Es hat erwärmende Kraft. Der Same ist bei Harnzwang und Blasenstein angebracht, wenn er mit Wein getrunken wird; er beruhigt auch Krämpfe und Schlucken. Die Blätter werden als Kataplasma gegen Kopfleiden auf die Schläfen und das Gesicht gelegt, ebenso gegen Wespen- und Bienenstiche. Getrunken stillen sie auch das Erbrechen. =155. Das andere Sisymbrion. Nasturtium officinale (Cruciferae) - Gebräuchliche Brunnenkresse Das andere Sisymbrion - Einige nennen es Kardamine, Andere nennen auch dieses Sion - ist eine Wasserpflanze, welche an denselben Orten wie das Sion wächst. Einige nennen es aber Kardamine, weil es im Ge- schmack der Kresse ähnelt. Es hat zuerst runde Blätter, bei weiterem Wachsthum werden sie gespalten wie die der Rauke, es erwärmt und treibt den Harn. Auch roh wird es gegessen. Es vertreibt Leber- und Sonnenbrandflecken, worin es die ganze Nacht aufgelegt und Morgens abgewaschen wird. =156. Meerfenchel. Crithmum maritimum (Umbelliferae) - Meerfenchel oder Strandbacille Das Krithmon - Einige nenen es Kritamon - ist eine etwa ellenhohe, ausge- breitete (sparrige), strauchartige Pflanze, welche an felsigen Stellen und in der Nähe des Meeres wächst, ganz besetzt mit fettglänzenden und weisslichen Blättern, welche denen des Portulaks gleichen, aber breiter und auch länger sind und einen salzigen Geschmack haben. Es hat weisse Blüthen, eine Frucht wie Libanotis, weich, wohlriechend, rund, welche beim Trocknen aufspringt und im Innern einen Samen hat wie Weizen, drei bis vier fingerdiche, wohlriechende, süsse Wurzeln. Frucht, Wurzel und Blätter haben, in Wein gekocht und getrunken, die Kraft, bei Harnverhaltung und Gelbsucht zu helfen; sie befördern auch die Menstruation. Es wird gekocht und roh als Gemüse gegessen, auch in Salzbrühe eingemischt. =157. Niedriger Schotenklee. Lotus ornithopodioides (Papilionacea) - Niedriger Schotenklee Koronopus [Einige nennen ihn Ammonos, Andere Astrion, die Afri- kaner Atirsipte, die Römer Caciatrix, auch Stilago oder Sanguinaria] ist, ein langes Pflämzchen, über den Boden ausgebreitet, mit zertheilten Blät- tern. Auch dieser wird gekocht als Gemüse gegessen. Er hat eine zarte adstringirende Wurzel, welche gegessen gegen Kolik wirkt. Er wächst an umgebauten Stellen, auf Schutthaufen und an Wegen. =158. Gänsedistel. Sonchus oleraceus (Compositae) - Gänsedistel Sonchus arvensis (Compositae) - Saudistel Sonchos [der rauhe, welchen Einige Cichorie, die Römer Cicerbita aspera, die Afrikaner Gathuone nennen]kommt in zwei Arten vor. Die eine ist mehr wild und stacheliger, die andere zarter und essbar. Der Stengel ist kantig, etwas hohl, hie und da röthlich, er hat Blätter, welche am Rande in Abständen eingeschnitten sind. Sie haben kühlende, etwas adstringirende Kraft, daher sind sie als Umschlag, bei Magenbrennen und Entzündungen von guter Wirkung. Der Saft als Schlürftrank lindert Magenstiche und be- fördert die Milchabsonderung. In Wolle als Zäpfchen eingelegt hilft er bei Entzündung des Afters und der Gebärmutter. Das Kraut und die Wurzel als Kataplasma sind bei Skorpionstichen heilsam. Der andere Sonchus, auch zart, ist baumartig, breitblätterig. Die Blätter umfassen (entfalten) den Stengel, welcher Zweige hat. Auch dieser wirkt in der- selben Weise. =159. Seris. Cichorium intybus (Compositae)- Cichorie, Wegwart Cichorium endivia (Compositae) - Endivie Die Seris [die gebaute Einge nennen sie Pikris, die Aegypter Agon, die Römer Intybus agrestis] kommt in zwei Arten vor, von denen wird die wilde Pikris, anch Cichorie genannt; die zahme dagegen ist breitblätteriger und wohlschmeckender. Voll dieser Gartencichorie gibt es wieder zwei Sorten, die eine nämlich ist mehr lattichartig und breitblätterig, die andere hat schmalere Blätter und ist etwas bitter; alle sind sie adstringirend, kühl- end und gut für den Magen. Gekocht stellen sie den Durchfall, wenn sie mit Essig genommen werden, am meisten die wilden, welche dem Magen bekömmlicher sind; denn genossen sind sie ein vorzügliches Mittel für einen schwachen und erhitzten Magen. Mit Grütze und für sich allein als Umschlag sind sie von guter Wirkung bei Herzleiden; sie helfen bei Podagra und Augen- entzündungen; das Kraut und die Wurzel als Umschlag leisten gegen Skor- pionsbiss Hülfe und heilen mit Graupen zusammen die Rose; mit Blei- weiss und Essig dient ihr Saft als Salbe in Fällen, welche Abkühlung er- heischen. =160. Knorpelsalat. Chondrilla juncea (Compositae) - Knorpelsalat Chondrilla ramosissima (Compositae) Der Knorpelsalat; Einige nennen auch diesen Cichorie oder Seris. Er hat Blätter, Stengel und Blüthen wie die Cichorie, deshalb halten ihn auch Einige für eine Art wilder Seris; er ist aber im Ganzen zarter, selbst an den feinen Zweigen aber findet sich ein mastixähnliches Gummi von Bohnen- grösse, welches, mit Myrrhe fein gerieben und in der Grösse einer wilden Olive in Leinen als Zäpfchen eingelegt, die Menstruation befördert. Das Kraut mit der Wurzel wird gestossen und unter Zusatz von Honig zu kleinen Kugeln geformt, welche dann zerlassen und mit Natron vermischt weisse Hautflecken entfernen. Das Gummi verklebt auch die Haare; ebenso wird die frische Wurzel zu demselben Zwecke gebraucht, indem eine Nadel in dieselbe getaucht und an die Haare gebracht wird. Mit Wein getrunken hilft sie auch gegen Vipernbiss. Ihr Saft, mit Wein gekocht und getrunken und auch für sich allein, stellt den Durchfall. Es gibt aber auch eine zweite Art Knorpelsalat, sie hat ein rings herum angefressenes langes und über den Boden ausgebreitetes Blatt, einen saftigen Stengel, eine zarte, zugespitzte, leichte, runde, gelbliche, saftreiche Wurzel. Der Stengel und die Wurzel haben eine die Verdauung befördernde Kraft. Der Saft eignet sich zum Verkleben der Augenwimpern. Die Pflanze wächst auf gutem und gebau- tem Boden. =161. Kürbis. Cucurbita pepo (Cucurbitaceae) - Kürbis Der essbare Kürbis. Roh gestossen und ungeschlagen besänftigt er Oedeme und Eiterbeulen. Das Schabsel davon wird Kindern, welche am Sonnen- stich leiden, mit Erfolg um den Vorderkopf gelegt; in ähnlicher Weise wird es gegen Augenentzündungen und Podagra angewandt. Der aus dem Schabsel gepresste Saft hilft für sich allein und mit Rosenöl eingetröpfelt gegen Ohrenschmerzen, eingesalbt auch bei dem durch Hitze angegriffenen Ge- sicht. Der Saft des ganzen gekochten und ausgepressten Kürbis aber mit etwas Honig und Natron getrunken löst den Bauch gelinde. Wenn aber Jemand den rohen Kürbis aushöhlt, Wein hineingiesst und ihn an die Sonne setzt, diesen dann mit Wasser mischt und zu trinken gibt, so er- weicht er den Bauch leicht. =162. Gebaute Gurke. Cucumis sativus (Cucurbitaceae) - Gurke Die zahmeGurke ist bekömmlich für den Bauch und Magen, sie kühlt, ver- dirbt nicht, ist gut für die Blase und ruft durch ihren Geruch aus der Ohn- macht zurück. Ihr Same auch treibt mässig den Harn und hilft mit Milch oder Süsswein bei Blasengeschwüren. Ihre Blätter mit Wein aufgelegt heilen Hundsbiss, mit Honig Epinyktiden. =163. Melone. Cucumis melo (Cucurbitaceae) - Melone Auch selbst das Fleisch der Melone ist Vorspeise harntreibend; als Um- schlag lindert es Augenentzundüngen. Ihr Schabsel wird Kindern, welche an Sonnenstich leiden, um den Vorderkopf gelegt und bei Augenflüssen statt eines Verbandleims um die Stirn. Der Saft mit dem Samen, unter Zu- satz von Mehl an der Sonne getrocknet, gibt ein Mittel, um die Gesichts- haut zu reinigen und glänzend zu machen. Die trockene Wurzel zu 1 Drachme mit Honigmeth getrunken, wirkt brechenerregend. Wenn Je- mand nach der Mahlzeit leicht brechen will, reichen 2 Obolen aus. Sie heilt aber auch Grind, wenn sie mit Honig aufgelegt wird. =164. Gartenlattich. Lactuca sativa (Compositae) - Gartensalat, Kopfsalat Der Gartenlattich (Thridax) [die Römer nennen ihn Lactuca, die Aegypter Embrosi] ist gut für den Magen, kühlt etwas, macht Schlaf, erweicht den Bauch und befördert die Milchabsonderung. Gekocht wird er nahrhafter; ungewaschen gegessen ist er Magenleidenden zuträglich Sein Same ge- trunken hilft denen, die an häufiger Pollution leiden und hindert den Beischlaf. Wird er (der Lattich) andauernd genossen, so bewirkt er Stumpfsichtigkeit. Er wird auch in Salzbrühe eingemacht. Wenn er in den Stengel geschossen ist, hat er in seiner Wirkung Aehnlichkeit mit dein Extract und dem natürlichen Safte des wilden Lattichs. =165. Wilder Lattich. Lactuca scariola (Compositae) - Giftlattich Der wilde Lattich [welchen die Propheten Titansblut, Zoroaster Pheru- mbros, die Römer Lactuca silvatica nennen] gleicht dem Gartenlattich, hat aber einen stärkeren Stengel, weissere, dünnere, rauhere und bitter schmeckende Blätter. Im Ganzen ist er in seiner Wirkung dem Mohn ähnlich, weshalb auch Einige seinen Saft unter das Opium mischen. Der Saft, im Gewicht von 2 Obolen mit Essigwasser getrunken, führt das Wässerige durch den Bauch ab; er entfernt auch weisse Flecken und Nebel auf den Augen. Bei Verbrennungen wirkt er mit Frauenmilch als Salbe; er ist überhaupt schlafmachend und schmerzstillend. Ferner be- fördert er die Katamenien, auch wird er gegen Skorpions- und Spinnen- stiche getrunken. Der Same wird wie der des Gartenlattichs genommen, verhindert Pollution und Beischlaf. Auch der aus ihm gepresste Saft wirkt in derselben Weise, allerdings schwächer. Der (natürliche) Saft wird in irdenen Gefässen, nachdem er in der Sonne getrocknet ist, wie die übrigen Säfte auf bewahrt. =166. Gingidion. Daucus gingidium (Umbelliferae) Das Gingidion, Einige nennen es Lepidion [die Römer Bisacutum, die Aegypter Dorysastru, die Syrer Adorio, die Afrikaner Trikta], wächst alskleine Pflanze in grosser Menge in Kilikien und Syrien und gleicht der wilden Möhre, ist aber zarter und stärker belaubt. Die kleine Wurzel ist weisslich, etwas bitter. Es wird roh und gekocht als Gemüse gebraucht, auch eingemacht gegessen. Es ist gut für den Magen, treibt den Harn und die Abkochung davon ist der Blase zuträglich. =167. Venuskamm. Scandix pecten veneris (Umbelliferae) - Venuskamm, Kammdolde Skandix [bei den Römern Herba Scanaria, auch Acicula], auch dieses ist eine wilde Gemüsepflanze, etwas scharf und bitter, essbar. Gekocht und roh genossen ist sie dem Bauche und Magen bekömmlich und treibt den Harn. Die Abkochuug davon getrunken ist gut für die Blase, die Nieren und die Leber. =168. Steinbrech. Pimpinella saxifraga (Umbelliferae) - Steinbrech, Pimpinell, Bibernell Kaukalis. Einige nennen sie Kaukos oder wilde Möhre [Andere Myitis, Demokrit Brion, die Römer Pes gallinaceus, auch Pes pulli, die Aegypter Seselis]. Der kleine Stengel ist eine Spanne hoch oder auch höher, etwas rauh und hat dem Sellerie ähnliche Blätter, welche nach der Spitze zu wie beim Fenchel fein geschlitzt und rauh sind. An der Spitze ist eine weisse, wohlriechende Dolde. Aber auch dieses wird sowohl roh, wie auch ge- kocht als Gemüse gegessen. Es ist harntreibend. =169. Rauke. Eruca sativa (Ericaceae) - Rauke, Rokke Die Rauke [bei den Römern Eruca, bei den Aegyptern Ethrekike, bei den Afrikanern Asurik] wird diese roh viel gegessen, so reizt sie zum Beischlaf, auch ihr Same bewirkt dasselbe; er treibt den Harn, befördert die Verdauung und ist gut für den Bauch. Man gebraucht seinen Samen auch zum Würzen der Zukost. Er wird auch zurückgelegt, um ihn längere Zeit aufzubewahren, indem sie Essig oder Milch zukneten und Pastillen daraus formen. Es gibt aber auch eine wilde Rauke, vorzüglich im westlichen Iberien, von der die dortigen Bewohner den Samen statt Senf verwenden; sie ist stärker harn- treibend und viel schärfer als die gebaute Rauke. =170. Basilicum. Ocimum basiliscum (Labiatae) - Basilikum Das Basilikum ist bekannt, sein häufiger Genuss bewirkt Stumpfsichtig- keit; es erweicht den Bauch, treibt die Winde und den Harn und befördert die Milchabsonderung, ist aber schwer zu verdauen. Mit dem feinen von den Graupen abgesiebten Mehle, Rosenöl und Essig als Kataplasma heilt es Lungenentzündung und den Biss des Meerdrachen und des Skorpions; für sich allein mit Wein von Chios dient es gegen Augenleiden. Sein Saft entfernt Nebelflecken auf den Augen und trocknet die Flüsse. Der Same, getrunken, ist ein gutes Mittel bei Melancholie, Harnverhaltung und Blähungen. Beim Riechen aufgesogen verursacht er vieles Niesen; das- selbe bewirkt auch das Kraut; man muss aber die Augen fest schliessen während das Niesen vor sich geht. Einige hüten sich aber davor und essen es nicht, weil es gekaut und an die Sonne gelegt Würmer erzeugt. Die Libyer fügen noch hinzu, dass die, welche es gegessen haben und vom Skorpion gestochen werden, ohne Rettung verloren sind. =171. Orobanche. Orobanche grandiflora (Orobanchaceae) - Ervenwürger, Sommerwurz Orobanche [Einige nennen sie Kynomorion, Andere Löwe, die Kyprier Thyrsine, welches gemeinhin Wolf bedeutet] ist ein röthlicher zwei Spannen hoher Stengel, oft auch grösser, blattlos, fettigglänzend, etwas rauh, zart, mit weisslichen oder gelben Blüthen. Die Wurzel darunter ist fingerdick, zur Zeit wenn der Stengel trocken wird, durchbohrt. Die auf gewissen Hülsenfrüchten wachsende scheint diese zu ersticken, woher sie den Namen hat. Sie wird roh und gekocht als Gemüse gebraucht und aus irdener Schüssel wie der Spargel gegessen. Mit Hülsenfrüchten zusammen gekocht scheint sie dieselben schneller zum Kochen zu bringen. =172. Bocksbart. Tragopogon porrifolium (Compositae) - Langblätteriger Bocksbart Tragopogon crocifolium (Compositae) - Safranblätteriger Bocksbart Tragopogon oder Tetrapogon, Einige nennen es Kome. Der Stengel ist kurz, die Blätter sind denen des Safrans ähnlich, die Wurzel ist lang, süss; oben am Stengel befindet sich ein grosser Kelch, und aus der Spitze kommt eine grosse Haarkrone, von der es den Namen hat. Das Kraut ist essbar. =173.Vogelmilch. Ornithogalum umbellatum (Liliaceae) - Gemeine Vogelmilch Das Ornithogalon ist ein kleiner, zarter, dünner, weisslicher, etwa zwei Spannen langer Stengel und hat oben drei bis vier Nebenschösslinge, aus denen die Blüthen hervorkommen, welche von aussen zwar krautartig, geöffnet aber milchweiss erscheinen, und mitten zwischen ihnen befindet sich ein Köpfchen, eingeschnitten wie eine Knospe, welches mit Brod wie Schwarzkümmel gegessen wird. Die Wurzel ist zwiebelartig, sie wird roh und gekocht gegessen. =174. Trüffel. Tuber cibarium, Tuber melanospermum (Tuberaceae) - Trüffel Die Trüffel ist eine runde Wurzel, blatt- und stengellos, gelblich und wird im Frühjahr ausgegraben. Sie ist essbar und wird sowohl roh als auch gekocht gegessen. =175. Vietsbohne. Phaseolus vulgaris (Papilionacea) - Vietsbohne, Gartenbohne, Stangenbohne Die Gartenbohne; ihre Frucht sind Hülsen, welche von Einigen auch Spargel genannt worden. Sie hat Blätter denen des Epheu ähnlich, allerdings weicher, zarte Stengel, welche in Windungen sich um in der Nähe befindliches Gebüsch schlingen und ziemlich lange Zeit fortwachsen, so dass sie ein Zelt bilden. Sie trägt eine Fracht, welche ähnlich der des Bockshorns ist, aber breiter und saftiger, in dieser befinden sich nierenförmige, nicht gleichfarbige, theilweise etwas röth- liche Samen. Die Frucht, mit dem Samen gekocht, wird wie Spargel als Gemüse zur Speise verwandt. Sie ist harntreibend [und verursacht schwere Träume]. =176. Luzerne. Medicago sativa (Papilionacea) - Luzerne, Monatsklee Die Luzerne gleicht beim ersten Hervorbrechen dem Erdbeerklee in den Gras- wiesen, fortgeschritten hat sie schmalere Blätter, treibt kleeähnliche Stengel, an diesen entwickelt sich der linsengrosse Same, gedreht wie ein Hörnchen. Dieser wird getrocknet des Wohlgeschmackes wegen dem mit Salz Einge- machten zugesetzt. Grün als Umschlag ist er da von Nutzen, wo Kühlung erfordert wird. Die ganze Pflanze wenden die Viehmäster als Futterkraut an. =177. Vogelwicke. Vicia cracca (Papilionacea) - Vogelwicke Die Vogelwicke ist ein auf Aeckern wachsender kleiner Strauch, grösser als die Linse, mit zarten Blättern. Die an ihm wachsenden Hülsen sind grösser als die der Linse. Die Samen haben adstringirende Kraft, sie stellen daher Bauch- und Magenfluss, wenn sie zerrieben, auch gemahlen, wie Linsen gekocht werden. =178. Lauch. Allium porrum (Liliaceae) - Porree, Gemeiner Lauch Der Gartenlauch - Einige nennen ihn Kephaloton [die Römer Porrum] macht Winde und schlechte Säfte, verursacht böse Träume, treibt den Harn, ist gut für den Bauch, verdünnt, erzeugt Stumpfsichtigkeit, befördert die Katamenien, ist schädlich für eine mit Geschwüren behaftete Blase und für die Nieren. Mit Ptisane gekocht, auch auf andere Weise genossen, reinigt er die Brust. Die Dolde (der Blüthenstand) desselben in Meerwasser mit Essig gekocht ist zum Sitzbade dienlich bei verschlossener und verhärteter Gebärmutter. Er wird aber süsser und verursacht weniger Winde, wenn er zweimal mit Wasser gekocht und in kaltem Wasser macerirt wird. Die Winterzwiebel ist schärfer, hat auch etwas Adstringirendes. Deshalb stillt ihr Saft mit Essig unter Zusatz von Manna oder Weihrauch das Blut, besonders das aus der Nase kommende, er reizt auch zum Liebeagenuss. Ferner hat er mit Honig als Leckmittel bei allen Brustaffec- tionen und bei Schwindsucht gute Wirkung. Weiter reinigt er die Luftröhre. An- dauernd genossen wirkt er aber verdunkelnd auf das Gesicht und ist dem Magen schädlich. Der Saft mit Honig getrunken hilft gegen den Biss giftiger Thiere; dasselbe leistet er (der Lauch) auch als Kataplasma. Bei Ohrenschmerzen und Ohrensausen hilft der Saft, wenn er mit Essig und Weihrauch oder Milch oder Rosenöl eingeträufelt wird. Aber auch die Blätter, mit dem Sumach, welcher auf die Speisen gestreut wird, als Kataplasma angewandt, entfernen Finnen und hei- len Epinyktiden, mit Salz aufgelegt reissen sie den Schorf von den Geschwüren ab. 2 Drachmen des Samens endlich mit gleichviel Myrtenbeeren genossen bringen andauerndes Blutauswerfen zum Stillstand. =179. Weinlauch. Allium ampeloprasum (Liliaceae) - Weinlauch Der Weinlauch ist dem Magen mehr zuwider als der Porree, aber er er- wärmt mehr und treibt auch den Harn stärker und befördert die Katamenien. Gegessen hilft er gegen den Biss giftiger Thiere. =180. Zwiebeln. Allium cepa (Liliaceae) - Gemeine Zwiebel, Küchenzwiebel Die Zwiebel [die Einen nennen sie Polyeidos, die Propheten Kalabotis, die Römer Cepa], die lange ist scharfer als die runde, die gelbe mehr als die weisse, die trockene mehr als die graue, und die rohe mehr als die ge- kochte und die eingemachte. Sämmtlich sind sie aber beissend und blähend, sie reizen den Appetit, verdünnen, erregen Durst, verursachen bei Magen- überfüllung Ekel, reinigen, sind gut für den Bauch, eröffnen den Weg zur Ausscheidung der übrigen Auswurfstoffe und für die Hämorrhoiden. Ab- gehäutet und in Oel getaucht werden sie als Zäpfchen eingelegt. Der Saft mit Honig eingesalbt hilft gegen Stumpfsichtigkeit, gegen Flimmern, auch gegen entstehende Flecken auf den Augen und eingestrichen gegen Entzündung der Schlundmuskeln. Er befördert und treibt die Menstrua- tion, eingespritzt reinigt er durch die Nase den Kopf. Bei Hundsbiss hilft er als Umschlag mit Salz, Raute und Honig. Mit Essig in der Sonne eingerieben entfernt er weisse Flecken. Mit gleichviel Spodium heilt er Augenkrätze und mit Salz Finnen. Mit Hühnerfett wird er gegen Druck der Sandalen gebraucht, auch gegen Bauchfluss, Schwerhörigkeit, Ohrenklingen und eiterflüssige Ohren; er dient gegen Anhalten der Feuchtigkeit (des Wassers) in den Ohren und eingerieben gegen Fuchs- krankheit, denn rascher als Alkyonium ruft er Haare hervor. Im Ueber- mass genossen verursacht die Zwiebel Kopfschmerzen, gekocht wird sie harntreibender. Bei krankem Zustande bewirkt ihr reichlicher Genuss Schlafsucht. Endlich reift und öffnet sie mit Rosinen und Feigen ge- kocht als Umschlag Geschwüre. =181. Knoblauch. Allium sativum (Liliaceae) - Knoblauch Der Knoblauch [Einige nennen ihn Geboskon, Andere Eaaphoboskon, die Römer Allium wird gebaut und ist eine Gartenpflanze. Dieser, in Aegypten einköpfig [ist wie der Porree, süss, purpurfarben, klein, der übrige gross, vielköpfig] weiss. Die gespaltenen Theile in demselben heissen Aglithen. Es gibt aber auch eine wilde Sorte, das sogen. Ophioskorodon. Er hat eine scharfe, erweichende, beissende, windetreibende Kraft, regt den Bauch auf, trocknet den Magen aus, macht Durst und kann auf der Körperhaut Geschwüre hervorrufen. [Dasselbe bewirkt das Ophioskorodon, welches auch Elaphoskorodon heisst.] Gegessen treibt er den Bandwurm aus und befördert den Harn. Wie kein anderes Mittel wirkt er bei denen, die von der Viper und von der Hämorrhois gebissen sind, wenn anhaltend Wein genom- men, oder wenn er (der Knoblauch) mit Wein zerrieben und getrunken wird. Ebenso wird er auch gegen den Biss des tollen Hundes mit Erfolg aufgelegt. Genossen ist er nützlich gegen die nachtheilige Wirkung der Veränderung des Wassers, macht die Luftröhre (die Stimme) hell und bringt Linderung bei anhaltendem Husten, wenn er roh oder gekocht gegessen wird. Mit Dosten- abkochung getrunken tödtet er Läuse und Wanzen. Gebrannt und mit Honig vermischt als Salbe heilt er Sugillationen unter den Augen und die Fuchs- krankheit, bei denen, die an Alopekie leiden, mit Nardensalbe. Mit Salz und Oel heilt er Hautausschlag. Mit Honig vertreibt er weisse Flecken, Flechten, Leberflecken, bösen Grind, Schorf und Aussatz. Seine Abkochung zusammen mit Kienholz und Weihrauch beruhigt Zahnschmerzen, wenn sie im Munde behalten wird. Mit Feigenblättern und römischem Kümmel ist er ein Um- schlag gegen die Spitzmaus. Die Abkochung der Dolde dient als Sitzbad zur Beförderung der Menstruation und der Nachgeburt. Zu demselben Zwecke wird er in der Räucherung angewandt. Der aus ihm und der schwarzen Olive durch Reiben erhaltene Brei, das sogen. Myttoton, treibt, genossen, den Harn und wirkt eröffnend. Er ist auch den Wassersüchtigen heilsam. =182. Skorodoprason. Allium descendens (Liliaceae) Das Skorodoprason wächst wie ein grosser Porree und schliesst in sich die Eigenseliaften der Zwiebel und des Porree; deshalb hat es auch eine ge- mischte Kraft und wirkt dasselbe, was die Zwiebel und der Porree können, aber schwächer. Es wird zur Speise wie Gemüse gebraucht, indem es wie Porree gekocht und versüsst wird. =183.Senf. Sinapis alba (Cruciferae) - Weisser Senf Der Senf, Sinepi oder Napi [bei den Römern Sinape], suche den nicht sehr trockenen [und den sehr rothen] aus, den, der voll, aber beim Zer- quetschen innen grün und wie saftig [glau] ist, denn ein solcher gilt für frisch und recht wirksam. Er hat die Kraft, zu erwärmen, zu verdünnen, zu reizen und gegessen, den Schleim abzuühren. Wenn sein Saft mit Honigmeth gemischt wird, so hilft er als Gurgelmittel bei geschwollenen Mandeln, gegen veraltete und verhärtete Rauheit der Luftröhre. Wird der Senf fein gestossen in die Nase gebracht, so erregt er Niesen. Er hilft bei Epilepsie und richtet die durch Mutterkrämpfe Gepeinigten auf, auch wird er denen, die an Schlafsucht leiden als Umschlag auf den geschorenen Kopf gelegt. Mit Feigen gemischt und bis zur Röthe (der Haut) aufgelegt ist er ein gutes Mittel bei Ischias- und Milzschmerzen und überhaupt gegen jeden andauernden Schmerz, wo wir nach Art der einseitigen Leiden es aus der Tiefe an die Oberfläche ziehen wollen. Als Kataplasma heilt er die Fuchs- krankheit; er reinigt das Gesicht und entfernt mit Honig, Fett oder Wachs- salbe Sugillationen unter den Augen. Mit Essig wird er gegen Aussatz und wilde Flechten eingeschmiert. Trocken wird er gegen die periodischen Fieber getrunken, indem er wie Graupen dem Getränk gestreut wird. Mit Nutzen wird er den reizenden und Krätzsalben zugemischt. Bei Schwer- hörigkeit und Ohrensausen hilft er fein gestossen mit Feigen in die Ohren gelegt. Sein Saft, zusammen mit Honig eingestrichen, erweist sich heilsam gegen Stumpfsichtigkeit und schorfige Augenlider. Der noch grüne Same wird zu Saft verarbeitet, ausgepresst und in der Sonne getrocknet. =184. Kardamon. Erucaria aleppica (Cruciferae) - Orientalische Kresse Lepidium sativum - Gartenkresse Kardamom [Einige nennen es Kynokardamon, Andere Iberis, Kardaminaka, die Aegypter Semeth, die Römer Nasturtium]. Das beste scheint das baby- lonische zu sein. Der Same von jedem aber ist erwärmend, scharf, dem Magen zuwider, er regt den Bauch auf und treibt die Würmer ab, verkleinert die Milz, tödtet die Leibesfrucht, befördert die Menstruation, reizt zum Bei- schlaf, er gleicht dem Senf und der Rauke; er vertreibt Aussatz und Flechten. Mit Honig als Kataplasma vermindert er die Milz, bringt bös- artigen Grind weg und führt, im Schlürftrank gekocht, den Schleim aus der Brust. Genossen ist er ein Mittel gegen Schlangen(-Biss), als Räuche- rung angezündet verscheucht er die Schlangen. Er verhindert ferner den Ausfall der Haare und reisst die Karbunkeln durch Eiterbildung auf. Mit Essig und Grütze umgeschlagen hilft er den an Ischias Leidenden, zer- theilt Oedeme und Geschwürsbildungen und bringt mit Salzlake aufgelegt, Furunkeln zur Vereiterung. Und das Kraut leistet dasselbe, es hat aller- dings geringere Kraft. =185. Hirtentäschlein. Capsella bursa pastoris (Cruciferae) - Hirtentäschlein Thlaspi [Einige nennen es Thlaspidion, Andere persischen Senf, wilden Senf, auch Myites, Myopteron, Dasmophon, Bitron, die Aegypter Suitempson, die Römer Scandulacium, auch Capsella und Pes gallinaceus] ist ein Pflänzchen mit schmalen, fingerlangen, zur Erde geneigten, an der Spitze gespaltenen, fettigglänzenden Blättern. Es hat einen zwei Spannen hohen zarten Stengel mit wenigen Nebenzweigen, und um den ganzen Stengel stehen die an der Spitze etwas verbreiterten Früchte, in denen die kressenähnlichen, scheiben- förmigen, gleichsam zusammengedrückten Samen sitzen, daher hat es auch den Namen erhalten; die Blüthe ist gelblich. Es wächst an Wegen, Mauern und Zäunen. Der Same ist scharf, erwärmend er führt die Galle nach oben und unten ab, wenn ein Essignäpfchen voll davon genommen wird. Er wird auch bei Ischiasschmerzen im Klystier angewandt. Genossen führt er auch das Blut ab und öffnet die innerlichen Abscesse. Er befördert die Katamenien und tödtet die Leibesfrucht. Krateuas berichtet von einem anderen Thlaspi, welches Einige persischen Send nennen, mit breiten Blättern und grosser Wurzel. Auch dieses wird dem Klystier gegen Ischias zugesetzt. =186. Türkische Kresse. Lepidium draba (Cruciferae) - Türkische Kresse Die türkische Kresse ist ein ellenhohes Kraut, hat zarte Zweige und an beiden Seiten derselben die Blätter, wie die der Gartenkresse, aber weicher und weisser, an der Spitze eine Dolde wie der Hollunder, mit weisser Blütbe. Das Kraut der- selben wird mit Ptisane zusammengekocht, am meisten in Kappadokien. Ihre trockene Frucht wird statt Pfeffer der Vorkost zugesetzt. =187. Vielschotige Rauke. Sisymbrium polyceratium oder irio (Cruciferae) - Vielschotige Rauke Das Brysimon [Einige nennen es Chamaiplion, die Propheten Graupen des Herakles, die Aegypter Erethmon, die Römer Brione] wächst in der Nähe der Städte, auf Baustellen und in Gärten. Es hat Blätter ähnlich denen der wilden Rauke, kleine, rinnenartige Stengel und quittengelbe Blüthen. An der Spitze befinden sich hornartige zarte Schoten, wie die des Bockshorns, mit kleinen denen der Kresse ähnlichen Samen von brennendem Geschmack. Mit Honig als Leckmittel wirken sie gegen Brustflüsse, innerliche Geschwüre, Husten, Gelbsucht und Ischias, auch werden sie gegen tödtliche Gifte ge- nommen. Mit Wasser oder Honig als Umschlag helfen sie bei verborgenen Krebsgeschwüren, bei Verhärtungen der Drüsen und Brüste und bei Hoden- entzündutigen. Ueberhaupt verdünnen sie und erwärmen. Sie werden zu Leck- mitteln geeigneter, wenn sie mit Wasser macerirt und dann geröstet, oder wenn sie in Leinen eingeschlagen und in einer Hülle von Weizenteig gebraten werden. =188. Pfeffer. Piper nigrum (Piperaceae) - Schwarzer Pfeffer Piper album (Piperaceae) - Weisser Pfeffer Piper longum (Piperaceae) - Langer Pfeffer Der Pfeffer soll ein kleiner, in Indien wachsender Baum sein. Er trägt eine Frucht, welche anfangs länglich ist wie eine Schote, dieses ist der lange Pfeffer, welcher im Innern ein der zarten Hirse ähnliches Korn enthält, welches später der Pfeffer werden will. Sie (die Frucht) öffnet sich um die richtige Zeit und entwickelt Trauben, welche Körner tragen, die wir kennen, theils nämlich herb, wie unreife Weintrauben; diese sind der weisse Pfeffer, vorzüglich geeignet zu Augenmitteln, Gegenmitteln und zu Theriak gegen giftige Thiere. [Der lange Pfeffer hat eine stark beissende Kraft und ist etwas bitter wegen der Unreife und ntitzlich zu Gegenmitteln und zum Theriak gegen giftige Thiere]. Der schwarze ist süsser und schärfer, auch dem Magen bekömmlicher als der weisse, und, da er reif ist, viel gewürziger, eignet sich darum allein besser zum Würzen der Speisen. Der weisse und herbe ist schwächer als die vorgenannten. Wähle den schwersten und vollen, den schwarzen, den nicht sehr zusammengeschrumpften, dagegen den frischen und nicht kleieartigen. In dem schwarzen findet sich etwas nicht Ausgebildetes, Leeres und Leichtes, welches Brasma heisst. Er hat gemeinsam (allen Sorten) erwärmende, harntreibende, die Verdauung befördernde, reizende, zer- theilende, die Verdunkelungen auf den Augen vertreibende Kraft. Innerlich und äusserlich angewandt ist er auch bei periodischen Frostschauern (Wechsel- fiebern) von guter Wirkung. Er hilft gegen den Biss giftiger Thiere und treibt die Leibesfrucht aus. Er scheint auch die Empfängniss zu verhindern, wenn er nach dein Beischlaf ein Zäpfchen eingelegt wird. Er ist ein gutes Mittel gegen Husten und alle Brustleiden, wenn er in Leckmittel und Tränken ge- nommen wird, mit Honig eingestrichen dient er gegen Entzündung der Schlundmuskeln. Mit zarten Lorbeerblättern genommen beruhigt er Leib- schneiden. Mit Rosinen gegessen treibt er den Schleim ab; er stillt Schmerzen, macht Schlaf und Appetit. Als Zusatz zu Brühen unterstützt er die Verdauung. In Theer aufgenommen zertheilt er Drüsen, mit Natron entfernt er weisse Flecken. geröstet wird er in einem neuen irdenen Geschirr auf Kohlen unter Umrühren wie Linsen. Seine Wurzel ist aber nicht die Wurzel des Ingwer, was Einige angenommen haben, wie ich sogleich zeigen werde. Die Wurzel des Pfeffers gleicht wohl dem Kostos, sie hat einen brennenden Geschmack und zieht das Feuchte an, mit Essig aufgelegt und getrunken verkleinert sie die Milz. Mit scharfem Rittersporn gegessen führt sie den Schleim weg. =189. Ingwer. Zingiber officinale (Zingiberaceae) - Ingwer Der Ingwer ist ein Gewächs eigener Art, welches am meisten im troglo- dytischen Arabien wächst; sie gebrauchen den jungen Schössling zu viel- erlei, wie wir die Raute, indem sie ihn für den Vortrunk kochen und dem Gekochten zumischen. Die Wurzeln sind klein, wie die des Kypeiros, weisslich, an Geschmack dem Pfeffer ähnlich und wohlriechend. Wähle die aus, welche nicht von den Würmern zerfressen sind. Wegen leicht eintretender Fäule werden sie von Einigen eingemacht und in irdenen Behältnissen nach Italien gebracht; sie sind zur Speise sehr geeignet und werden mit der Saucegenommen. Sie haben erwärmende, die Verdauung befördernde Kraft, regen den Bauch milde an und sind gut für den Magen. Sie wirken auch gegen Verdunkelungen auf der Pupille, werden den Gegen- giften zugemischt und gleichen überhaupt in ihrer Kraft dem Pfeffer. =190. Wasserpfeffer. Polygonum hydropiper (Polygonaceae) - Wasserpfeffer, Scharfer Knöterich Der Wasserpfeffer wächst am liebsten an stellenden Gewässern oder ruhig laufenden Flüssen. Er hat einen knotigen, festen Stengel, umgeben von Blatt- scheiden. Die Blätter gleichen denen der Pfefferminze, sie sind aber grösser, zarter und heller, sie haben einen scharfen Geschmack, wie der Pfeffer, sind aber nicht aromatisch. Die Frucht trägt er auf kleinen Trieben, welche neben den Blättern entstehen, sie ist dicht, traubenartig und auch scharf. Die Blätter sammt der Frucht als Kataplasma haben die Kraft, Oedeme und veraltete Ver- härtungen zu zertheilen und Sugillationen unter den Augen zu vertreiben. Ge- trocknet und gestossen werden sie statt des Pfeffers dem Salz und den Speisen zugesetzt. Er hat eine kleine, nutzlose Wurzel. =191. Niesgarbe. Achillea ptarmica (Compositae) - Niesgarbe Die Ptarmika ist ein kleiner Strauch, der viele kleine runde Zweige hat, ähnlich denen des Beifuss; um diese stehen zahlreiche längliche Blätter, welche denen des Oelbaumes gleichen, an der Spitze, wie bei der Kamille, trägt er ein kleines rundes Köpfchen, welches scharfen Geschmack hat und zum Niesen reizt, daher der Name. Die Blätter mit der Blüthe haben die Kraft, als Umschlag Sugillationen unter den Augen wegzunehmen; die Blüthen aber bewirken heftiges Niesen. Sie wächst an bergigen und felsigen Stellen. =192. Seifenkraut. Saponaria officinalis (Caryophyllaceae) - Seifenkraut Das Struthion [Einige nennen es Kerdon, Andere Katharsis, auch Struthio- kamelos, Chamairyton, die Propheten Chaliryton, die Römer Radix anaria oder Herba laria, die Aegypter Oino, die Afrikaner Syris] ist bekannt. Die Wollwäscher gebrauchen es zum Reinigen der Wolle, seine Wurzel ist scharf und harntreibend. Es hilft bei Leberleiden, Husten, Orthopnöe, Gelbsucht, wenn ein Löffel voll davon mit Honig genommen wird. Den Bauch regt es an. Mit Steckenkraut und Kappernwurzel genommen zer- trümmert es den Stein und lässt ihn mit dem Urin abgehen; es erweicht auch die verhärtete Milz, befördert, im Zäpfchen eingelegt, die Menstrua- tion und tödtet sicher die Leibesfrucht. Mit Grütze und Essig umge- schalgen bessert es den Aussatz. Mit Gerstenmehl und Wein gekocht zertheilt es die Geschwülste. Es wird den Kollyrien, welche das Gesicht schärfen und den Salben zugesetzt. Es erregt ferner Niesen, und wenn es fein gerieben mit Honig in die Nase gebracht wird, so reinigt es durch den Mund. =193. Erdscheibe. Cyclamen graecum (Primulaceae) - Griechische Erdscheibe Der Kyklaminos [Einige nennen ihn Kissanthemon, Andere Kissophyllon, Chelonion, Ichthyotheron, Chyline, Zoroaster nennt es Trimphalites, Os- thanes Aspho, die Propheten nennen es Miaspho, die Aegypter Theske, die Römer Rapum terrae, auch Umbilicus terrae und Arcara] hat Blätter ähnlich so wie der Epheu, unterwärts bunt, oberwärts weisslich gefleckt, einen vier Finger langen nackten Stengel, auf dem die rosneartigen purpur- farbenen Blüthen sitzen, eine schwarze, etwas abgeplattete, einer runden Rübe ähnliche Wurzel. Wird diese mit Honigmeth getrunken, so führt sie Schleim und Wasser nach unten ab, auch befördert sie, getrunken und in Zäpfchen eingelegt, die Katamenien. Es heisst, dass eine schwangere Frau, wenn sie über die Wurzel hinwegschreitet, eine Fehlgeburt macht; umgebunden beschleunigte sie die Geburt. Sie wird auch mit Wein gegen tödtliche Gifte genommen, am meisten gegen den Meerhasen; ebenso ist sie als Umschlag ein Gegenmittel gegen Schlangenbisse. In den Wein gemischt macht sie trunken; in der Gabe von 3 Drachmen heilt sie die Gelbsucht, wenn sie mit süssem Wein oder verdünntem Honigmetj ge- trunken wird. Wenn man sie nimmt, muss man aber in einem warmen [dem Winde nicht ausgesetzten] Gemache niederliegen und sich reichlich mit Gewändern zudecken, so dass man schwitzt; den ausgeschiedenen Schweiss aber findet man von gallenartiger Farbe. Ihr Saft, mit Honig in die Nase injicirt, reinigt den Kopf. Mit Wolle wird er in den After als Zäpfchen eingelegt zur Beförderung der Ausscheidungen. Wenn der- selbe auf den Nabel, auf den Unterleib und die Lenden gestrichen wird, so erweicht er den Bauch und bewirkt Fehlgeburten. Ferner dient der Saft mit Honig zum Einträufeln bei triefenden und stumpfsichtigen Augen; er wird auch den Mitteln zum Abtreiben der Leibesfrucht zugesetzt. Mit Essig eingeschmiert bringt der Saft den vorgefallenen Mastdarm zurück. Der Saft wird aus der Wurzel bereitet, indem sie zerstossen und aus- geprosst und die Flüssigkeit bis zur Honigconsistenz eingekocht wird. Die Wurzel reinigt ferner auch die Haut und beseitigt Hautausschlag, ebenso heilt sie mit Essig Wunden [auch für sich allein und mit Honig]. Als Umschlag erweicht sie die Milz, entfernt Sonnenbrandflecken und (heilt) die Fuchskrankheit. Ihre Abkochung leistet als Bähung bei Ver- renkungen und Podagra, sowie bei kleinen Geschwüren an den Schenkeln und bei Frostbeulen gute Dienste. Wird ferner die Wurzel mit altem Oel erhitzt, so fahrt die Einsalbung des Oels Vernarbung herbei; sie wird ausgehöhlt, mit Oel gefüllt und in heisse Asche gelegt, zuweilen wird auch etwas tyrrhenisches Wachs zugegeben, damit es consistenter wird, dann ist es die beste Salbe filr Frostbeulen. Die zerschnittene Wurzel wird aufbewahrt wie die Meerzwiebel. Man sagt, daso die gestossene Wurzel auch zu Liebesmitteln gebraucht werde, indem sie zu Pastillen geformt wird. Sie wächst an schattigen Orten, am liebsten unter Bäumen. =194. Der andere Kyklaminos. Lonicera Periclymenum (Caprifoliaceae) - Windendes Geissblatt Der andere Kyklaminos, welchen Einige Kissanthemon oder Kissophyllon nennen, hat Blätter wie der Epheu, aber kleiner, dicke, knotige Stengel, welche die benachbarten Bäume in Windungen umschlingen. Die Blüthen sind weiss, wohlriechend; die Frucht ist ähnlich der des Epheu, weich, sie schmeckt herb und ist klebrig. Die Wurzel ist unbrauchbar. Er wächst an rauhen Stellen. Die Frucht davon zu 1 Drachme mit 2 Bechern Weisswein vierzig Tage lang getrunken erweicht die Milz, indem sie dieselbe durch den Urin und Stuhlgang verkleinert. Sie wird auch gegen Orthopnöe genommen und reinigt die Wöchnerinnen nach der Geburt. =195. Grosse Drachenwurz. Arum dranunculus (Aroideae) - Grosse Drachenwurz Die grosse Drakontia [Einige nennen sie Aron, Andere Isaron, Iaron, Hierakikos, Biaron, Armiagrion, Kyperis, die Römer Luruma, auch Mauriaria, Sigingialios] wächst an schattigen Zäunen. Sie hat einen dünnen, geraden, etwa zwei Eilen langen, stabdicken Stengel, bunt ge- fleckt, zu vergleichen mit einem Drachen, hat aber mehr purpurunter- mischte Flecken. Die Blätter sind etwa lattichförmig, mit einander ver- wickelt. An der Spitze des Stengels entwickelt sie die traubenähnliche Frucht, zuerst ist sie aschfarben, bei der Reife wird sie safranfarbig und purpurroth. Die Wurzel ist von ansehnlicher Grösse, rund, weiss, mit einer zarten Rinde. Sie wird gesammelt und zu Saft verarbeitet, wenn sie (die Frucht) beginnt, sieh dunkel zu färben, auch wird sie im Schatten getrocknet. Die Wurzel wird zur Zeit der Weizenernte gegraben, ge- waschen, zerschnitten, auf Riemen gezogen und im Schatten getrocknet. Durch Mischung temperirt ist sie erwärmend. Sie wirkt aber geröstet und gekocht mit Honig als Leckmittel gegen Orthopnöe, innere Rupturen. Krämpfe, Husten und Katarrh. Mit Wein getrunken erweckt sie den Reiz zum Beischlaf. Mit Honig zerrieben und aufgelegt reinigt sie bös- artige und krebsige Geschwüre, am besten mit weisser Zaunrübe. Auch werden aus ihr mit Honig Kollyrien für Fisteln und zum Holen der Leibesfrucht gemacht. Mit Honig eingestrichen hilft sie gegen weisse Flecken; sie räumt Polypen und Carcinome weg. Aber auch ihr Saft ist wirksam in Augenmitteln gegen Flecken, gegen Leukome und Nebel auf den Augen. Der Geruch der Wurzel und des Krautes tödtet den Fötus der im ersten Stadium Schwangeren, ebenso dreissig Körner der Frucht mit Essigwasser genommen. Einige haben auch den Saft derselben mit Oel den Ohrenleiden eingeträufelt; die Blätter als adstringirendes Mittel haben sie auf frische Wunden gelegt, legen sie in Wein gekocht auch Frostbeulen. Es heisst auch, dass diejenigen, welche dieselben mit den Händen zerreiben oder die Wurzel bei sich tragen, von der Viper nicht verwundet werden. =196. Kleindrachenwurz. Arum italicum (Aroideae) - Italienische Aron Die andere Drakontia hat grosse, epheuähnliche Blätter mit weissen Flecken, einen aufrechten, zwei Ellen hohen, schlangenähnlichen bunten Stengel, der mit purpurnen Flecken gesprenkelt ist und die Dicke eines Stabes hat. An der Spitze sitzt eine traubige Frucht, welche zuerst grau, bei der Reife safranartig ist und beissenden Geschmack hat. Die Wurzel ist fast rund, zwiebelartig, ähnlich der des Aron mit einer dünnen Rinde. Sie wächst unter schattigen Zünnen und Dorngestrüpp. Die zu Saft ver- arbeitete Frucht hat die Kraft, mit Oel in das Ohr geträufelt Ohren- schmerzen zu lindern, mit Wolle in die Nase gesteckt, den Polypen zu vernichten, und als Salbe Krebsgeschwüre zu heilen. Die, welche die- selbe in der Menge von dreissig Körnern mit Essigwasser einnehmen, machen eine Fehlgeburt. Auch der Geruch der Blüthe nach dem Ver- welken soll im ersten Stadiuni der Schwangerschaft den Embryo tödten. Die Wurzel ist erwärmend und bewirkt leichten Auswurf der Feuchtig- keit aus der Brust, wenn sie gekocht oder geröstet mit Honig genossen wird. Käse, welcher in die Blätter gewickelt wird, bleibt vor Fäulniss bewahrt. Die Wurzel wird als Gemüse gebraucht und als diätisches Mittel, indem sie gekocht und roh gegessen wird. Die Bewohner der gymnetischen Inseln, auch Balearen genannt, mischen die gekochte Wurzel mit viel Honig und setzen sie bei Gastmmählern als Kuchen auf. =197. Aron. Arum maculatum (Aroideae) - Gefleckter Aron Aron, der bei den Syriern Lupha heisst [Einige nennen ihn Alimon, Andere Thymos, Drakontia, die Kyprier auch Kolokassion], entwickelt Blätter ähn- lich denen des Drakontion aber kleiner und weniger gefleckt, einen eine Spanne langen, etwas purpurnen, wie eine Mörserkeule geformten Stengel, an dessen Spitze die safranfarbige Frucht. Die weisse Wurzel ähnelt der des Drakontion, auch sie wird gekocht verspeist, da sie dann weniger scharf ist. Die Blätter werden als Speise eingesalzen, auch getrocknet für sich allein ge- kocht und gegessen. Wurzel, Blätter und Samen haben dieselbe Kraft wie beim Drakontion. Die Wurzel mit Rindermist als Umschlag hat gute Wirkung bei Podagra. Sie wird aufbewahrt wie die des Drakontion. Ueberhaupt ist sie wegen der geringeren Schärfe essbar. =198. Arisaron. Arisarum vulgare (Aroideae) - Gemeiner Kappen-Aron Das Arisaron ist ein kleines Pflänzchen mit einer olivenförmigen Wurzel. Es ist schärfer als der Aron, deshalb hält es als Umschlag fressende Geschwüre auf. Ferner werden aus ihm kräftige Kollyrien gegen Fisteln gemacht. In die Schamgelegt zerstört es sie bei jedem Thiere. Gap. 199. Asphodelos. Asphodelus racemosus (Liliaceae) - Aestiger Affodill Asphodelus albus (Liliaceae) - Weisser Affodill Der Asphodelos [Einige nennen ihn Narthekion, die Römer Albucium] ist ein den Meisten bekanntes Gewächs. Er hat dem grossen Porree ähn- liche Blätter, einen glatten Stengel mit der Blüthe an der Spitze, welcher Antherikos heisst. Die Wurzeln darunter sind länglich, rund, Eicheln ähn- lich von scharfem Geschmack und erwärmender Kraft. Innerlich genommen treiben sie den Urin und befördern die Menstruation. Sie heilen auch Seiten- schmerzen, Husten, Krämpfe und innere Rupturen, wenn 1 Drachme der Wurzel mit Wein getrunken wird. In der Grösse eines Würfels genommen erleichtert sie das Erbrechen, in der Gabe von 3 Obolen wird sie mit Er- folg denen gegeben, welche von Schlangen gebissen sind, man muss aber die Bisswunde mit den Blättern, der Wurzel und Blüthe in Wein bedecken. Ebenso ist sie bei schmutzigen und fressenden Geschwüren bei Entzündungen der Brüste und Hoden, bei Geschwülsten und Furun- keln angebracht, wenn Weinabsatz mit der Wurzel gekocht wird, bei frischen Entzündungen mit Graupen. Der Saft der Wurzel mit Zusatz von altem süssem Wein, Myrrhe und Safran, dieses mit einander gekocht, gibt eine Augensalbe. Bei eiterflüssigen Ohren hilft er für sich allein und mit Weihrauch, Honig, Wein und Myrrhe zusammen erwärmt. Zahn- schmerzen lindert der Saft, wenn er für sich allein in das gegenüber- stehende Ohr geträufelt wird. Die gebrannte Wurzel bewirkt nach der Fuchskrankheit dichtes Haar, wenn die Asche derselben aufgestrichen wird. Wird Oel in den ausgehöhlten Wurzeln am Feuer erhitzt, so hilft es aufgestrichen bei Brandwunden und geschwürigen Frostbeulen, bei Ohrenleiden, wenn es in das Ohr getröpfelt wird. Weisse Hautflecken welche vorher in der Sonne mit Leinen gerieben sind, entfernt die ein- geriebene Wurzel. Die Frucht und vorzugsweise die Blüthe sind, in Wein getrunken, ein Gegenmittel gegen Skolopender- und Skorpionbisse; sie beunruhigen aber auch sehr den Bauch. [In einem anderen Codex: Er blüht um die Zeit der Weizenernte. Man muss aber den weissen Asphodelos irn Frühjahr, um die Zeit der Tag- und Nachtgleiche schneiden, bevor die Frucht sich vorgrössert. Man sagt, dass der Genuss der Wurzel unempfindlich mache gegen Liebes- gelüste. Der Rhizotom Krateuas sagt dasselbe, auch, dass die Wurzel zu 1 Drachme mit Wein genommen die Podagraleiden heile.] =200. Speisezwiebel. Muscari comosum (Liliaceae) - Schopfhyacinthe Die Speisezwiebel, welche wir essen, ist allbekannt, dem Magen und Bauche bekömmlich ist die rothe und aus Libyen bezogene. Die bittere und der Meerzwiebel ähnliche ist noch besser für den Magen und be- fördert die Verdauung. Alle sind sie scharf und erwärmend; sie reizen auch zum Beischlaf, machen die Zunge und die Drüsen rauh, sind sehr nahrhaft und fleischbildend und verursachen Blähungen. Als Kataplasma sind sie wirksam bei Krämpfen, Quetschungen, (eingedrungenen) Splittern, auch bei Gelenkschmerzen, Krebsgeschwüren und Podagra, sowohl mit Honig als auch für sich allein, ebenso bei Oedem der Wassersüchtigen und bei Hundsbissen; in gleicher Weise als Umschlag mit Honig und fein gestossenem Pfeffer beruhigen sie Magenschmerzen. Mit geröstetem Natron heilen sie Kleiengrind und bösen Schorf. Sie vertreiben ferner Sugillationen unter den Augen und Finnen für sich allein oder mit Eiweiss ebenso Leberflecken mit Honig oder Essig. Gegen Ohrenleiden und ge- quetschte Nägel (helfen sie) mit Graupen. In heisser Asche gebraten ver- treiben sie Feigwarzen, auch mit den gebrannten Köpfen der Maena als Umschlag. Gebrannt und mit Alkyonion gemischt vertreiben sie Sonnen- brandflecken und schwarze Narben, wenn sie in der Sonne damit be- strichen worden. Mit Essig gekocht und genossen wirken sie gegen innere Rupturen. Man muss sich aber vor einem Uebermass im Genuso der- selben halten, weil sie die Nerven angreifen. [Mit Grütze und Schweinefett gekocht und aufgelegt bringen sie Oedeme und Geschwüre zum Eitern und reissen sie auf.] =201. Brechzwiebel. Muscari moschatum (Liliaceae) oder Narcissus jonquilla Die sogen. Brechzwiebel hat riemenartige und viel grössere Blätter als die Speisezwiebel, eine zwiebelähnliche Wurzel mit schwarzer Rinde. Dieselbe für sich allein gegessen und ihre Abkochung getrunken heilt Blasenleiden und bewirkt Erbrechen. =202. Meerzwiebel. Scilla maritima (Liliaceae) - Meerzwiebel Die Meerzwiebel hat scharfe und brennende Kraft, geröstet aber findet sie vielfache Verwendung. Sie wird mit Weizenteig oder Lehm umhüllt und in den Backofen gegeben oder auf Kohlen (geworfen), bis der breitgeschlagene Teig völlig gebacken ist; wenn sie nach dessen Wegnahme nicht weich ge- worden ist, schlagen wir anderen Teig oder Lehm herum und thun dasselbe; denn wenn sie nicht auf diese Weise gebraten ist, so ist sie zum Gebrauche schädlich, besonders wenn sie innerlich angewandt wird. Sie wird aber auch in einem bedeckten und in den Ofen gestellten Topfe geröstet. Es wird aber von ihr das Mittelste genommen, nachdem die äusseren Schuppen entfernt sind. Sie wird auch eingeschnitten und gekocht, indem das erste Wasser weggegossen und anderes zugeschüttet wird, bis das Wasser nicht mehr bitter oder scharf wird. Dann wird sie zerschnitten und auf Leinen vertheilt, so dass die Stücke einander nicht berühren, und im Schatten getrocknet. Die Schnitte gebraucht man zu Meerzwiebelwein, -Oel und -Essig. Bei Rissen an den Füssen wird das Innere der rohen Zwiebel mit Oel gekocht oder mit Harz geschmolzen und aufgelegt, bei Vipernbissen mit Essig gekocht als Kataplasma gebraucht. Mit 1 Theil gedörrter Meerzwiebel reiben wir fein zusammen 8 Theile gedörrtes Salz und geben davon 1 oder 2 Esslöffel voll nüchtern zum Erweichen des Bauches. (Sie dient) zu Tränken und aromat- ischen Mitteln, auch für die, bei denen wir Harnen bewirken wollen, ferner für Wassersüchtige und Magenleidende, bei denen die Speisen unverdaut im Magen liegen, bei Gelbsucht, Krämpfen, chronischem Husten, bei Asthma- tikern und denen, die (Blut) auswerfen. Ausreichend ist das Gewicht von 3 Obolen mit Honig als Leckmittel. Sie wird auch mit Honig zusammen- gekocht und gegen dieselben Gebrechen genossen, besonders zur Be- förderung der Verdauung. Sie führt die schlüpfrigen Massen durch den Stuhlgang ab. Gekocht bewirkt sie dasselbe, wenn sie in ähnlicher Weise genommen wird. Man muss sich aber mit ihrer Darreichung bei solchen in Acht nehmen, die an innerlichen Geschwüren leiden. Gedörrt hilft sie auch als Salbe bei dünngestielten Warzen und bei Frostbeulen. Ihr fein gestossener Same, in einer getrockneten Feige oder in Honig aufgenommen und gegessen, erweicht den Bauch. Im ganzen Zustande vor den Thüren aufgehängt ist sie ein Universalabwehrmittel. =203. Gilge. Pancratium maritimum (Liliaceae) - Meerstrands-Gilge Pankration - Einige nennen auch dieses Meerzwiebel -, die Wurzel ist einer grossen Zwiebel ähnlich, röthlich oder etwas purpurfarben, von bitterem und brennendem Geschmack, die Blätter sind der Lilie ähnlich, aber grösser. Die Wurzel hat dieselbe Kraft, Zubereitung und Anwendung wie die Meer- zwiebel, ist auch wirksam gegen dieselben Leiden. Die Kraft dieser Wurzel ist aber mässiger als die der Meerzwiebel; darum wird auch die zu Saft ver- arbeitete Wurzel unter Zusatz von Erbsenmehl zu Pastillen geformt und mit Honigmeth erfolgreich den Milzkranken und Wasserstüchtigen gereicht. =204. Kapper Capparis spinosa (Caparidaceae) - Runde, Gemeine Kapper Die Kapper [Einige nennen sie Kynosbatos, Andere Kapria, Rabenapfel, Ophioskorodon, Phyllostaphylos, Thallia, Petraia, Holophyton, Ionites, Oligochloron, Akoniton, Hippomanes, Trichomanes, die Propheten Potera, auch Peuteron, Herz des Luchses, Haloskorodon, Krinon, Thlaspis, die Römer persischen Senf, auch Inturis, die Afrikaner Her- biaiathum] ist ein dorniger Straurh, kreisförmig über die Erde sich aus- breitend,mit widerhakigen Dornen, wie beim Brombeer. Sie hat runde, denen der Quitte ähnliche Bliitter, eine Frucht wie der Oelbaum, welche beim Aufspringen eine weisse Blüthe zum Vorschein bringt. Wenn diese abgefallen ist, findet sich etwas Längliches wie eine Eichel vor, welches geöffnet kleine rothe Körner enthält wie die Granate. Sie hat grosse, sehr zahlreiche holzige Wurzeln und wächst gewöhnlich an rauhen, mageren Stellen, auf Inseln und Baustellen. Ihr Stengel und die Frucht werden zur Speise eingemacht. Sie regt den Bauch auf, ist dem Magen zuwider und macht Durst. Gekocht vergpeist ist sie dem Magen be- kömmlicher als roh. Ihre Frucht, in der Gabe von 2 Drachmen mit Wein vierzig Tage lang getrunken, erweicht die Milz; sie treibt den Harn und bewirkt blutigen Stuhlgang. Der Genuss der Frucht hilft bei Ischias und Paralyse, bei inneren Rupturen und Krämpfen. Sie befördert die Katamenien und führt den Schleim ab. Auch Zahnschmerzen lindert die Frucht, wenn sie mit Essig gekocht und als Mundwasser gebraucht wird. Die trockene Rinde der Wurzel dient nicht allein den vorerwähnten Zwecken, sondern sie reinigt auch jedes alte, schmutzige und verhärtete Geschwür. Bei Milzsucht wird sie mit roher Gerstengrütze umgeschlagen. Zerbissen und gekaut hilft sie gegen Zahnschmerz. Mit Essig fein ge- rieben vertreibt sie weisse Flecken. Die Blätter und die Wurzel, zer- stossen, vertheilen Verhärtungen und Drüsen am Halse. Würmer in den Ohren tödtet der eingetröpfelte Saft. Die libysche Kapper nun, welche bei den Marmaridenwächst, blüht stark auf; die in Apulien erweist sich brechenerregend; die vom Rothen Meere und aus Libyen ist die schärfste, sie macht Blasen im Munde und verzehrt das Zahnfleisch bis auf die Knochen, deshalb ist sie zum Essen untauglich. =205. Gartenkresse. Lepidium sativum (Cruciferae) - Gartenkresse Das Lepidion, welches Einige Gingidion nennen, ist ein bekanntes Pflänzchen, welches mit Milch in Salzlake eingemacht wird. Die Blätter haben eine scharfe, Geschwüre verursachende Kraft, daher ist es als Umschlag ein sehr hilfreiches Mittel gegen Ischias, wenn es fein gestossen mit Alanwurzel ein Viertelstunde lang aufgelegt wird. Bei Milzschmerzen wirkt es ähnlich, aber auch den Aussatz nimmt es weg. Die Wurzel scheint auch Zahnschmerzen zu lindern, wenn sie um den Hals gebunden wird. =(Ohne Nr.) Iberis. Iberis amara (Cruciferae) - Bitterer Bauernsenf (wahrscheinlich von einem späteren Arzt oder Hrsg. eingeschmuggeltes Capitel) Iberis, nämlich die kressenartige, hat denen der Kresse ähnliche Blätter, die im Frühjahr am üppigsten sind. Die Länge des Stengels beträgt mehr oder weniger eine Elle; sie wächst an umgebauten Stellen. Im Sommer entwickelt sie eine milchweisse Blüthe, und dann ist sie am wirksamsten. Sie hat zwei in etwa der Kresse ähnliche Wurzeln, sie sind erwärmend und brennend. Diese Wurzeln gerade sind gut für Ischiasleidende, wenn sie mit gesalzenem Schweine- fett nach Art eines Pfasters als Umschlag vier Stunden aufgelegt werden.Dann muss man ein Bad nehmen und mit Oel und Wein die Stellen einsalben. =206. Batrachion. Ranunculus asiaticus (Ranunculaceae) - Asiatischer Hahnenfuss Ranunculus languinosus (Ranunculaceae) - Wollhaariger Hahnenfuss Ranunculus muricatus (Ranunculaceae) - Stacheliger Hahnenfuss Ranunculus aquatilis (Ranunculaceae) - Wasserhahnenfuss Batrachion, Einige nennen es wilden Sellerie. Von diesem gibt es mehrere Arten, aber sie haben eine Kraft, nämlich eine scharfe und sehr leicht Ge- schwüre verursachende. Die eine von ihnen hat dem Koriander ähnliche, aber bittere, dabei weissliche und fettglänzende Blätter, eine gelbe, zu- weilen purpurfarbige Blüthe, einen nicht starken, eine Elle hohen Stengel, eine kleine weisse, bittere Wurzel mit Nebenwurzeln wie die Nieswurz; sie wächst an fliessenden Gewässern. Es gibt eine zweite Art, sie ist rauh- haariger, hat einen grösseren Stengel und viele Einschnitte an den Blättern; sie wächst am meisten in Sardinien und ist sehr scharf, man nennt auch diese wilde Sellerie. Die dritte ist sehr klein und riecht schlecht, die Blüthe ist goldgelb. Die vierte gleicht dieser, hat eine milchweisse Blüthe. Die Blätter, Blüthen und zarten Stengel haben die Kraft, als Kataplasmen schmerzhafte Geschwüre und Schorf zu bilden. Deshalb bringen sie schorfige Nägel und Krätze weg und entfernen Brandmale, ebenso ge- wöhnliche und dünn gestielte Warzen und (heilen) die Fuchskrankheit, wenn sie kurze Zeit aufgelegt werden. Gekocht bilden sie eine warme Bähung für die, welche von Frostbeulen zu leiden haben. Die Wurzel erregt Niesen, wenn sie trocken fein gestossen in die Nase gebracht wird, lindert auch Zahnschmerzen, wenn sie (an die Zähne) gelegt wird, sie zer- bröckelt sie allerdings. =207. Anemone. Anemone coronaria (Ranunculaceae) - Kranzwindröschen (cultivirt) Anemone hortensis (Ranunculaceae) - Gartenwindröschen (wild) Anemone apennina (Ranunculaceae) - Italienisches Windröschen Die Anemone [Einige nennen sie die wilde, Andere die schwarze, die purpurfarbene, Enemom, Mekonion, Tragokeros, Ges parine, Barbyle, Osthanes nennt sie Berylios, auch Ornios keranios, Pythagoras Atraktylis, die Propheten Cnicus agria, die Römer Orci Tunica, die Afrikaner Chuph- phois] hat zwei Arten, die wilde und die cultivirte; von der gebauten treibt eine rothe, eine andere weissliche, milchweisse oder purpurrothe Blüthen. Die Blätter sind denen des Korianders ähnlich, über der Erde leicht ein- geschnitten Die Stengelchen sind behaarte zart, auf ihnen sitzen die Blüthen wie Mohnblüthen, auch die Köpfchen in der Mitte sind schwarz oder blau. Die Wurzel ist von der Grösse einer Olive oder grösser, gleichsam durch Knoten abgetheilt. Die wilde ist im Ganzen grösser als die gebaute, hat auch breitere und härtere Blätter und ein länglicheres Köpfchen; die Blüthe ist purpurfarben, die Wurzel zart und zu mehreren. Eine Art hat aber dunkle, schärfere Blätter. Beide haben eine scharfe Kraft, darum eignet sich der Saft ihrer Wurzel, in die Nase gebracht, zur Reinigung des Kopfes. Genossen fahrt die Wurzel den Schleim ab. In süssem Wein gekocht heilt sie als Umschlag Augenentzündungen, entfernt Narben in den Augen und Stumpfsichtigkeit und reinigt die Geschwüre von Schmutz. Werden die Blätter und Stengel mit Ptisane gekocht und ge- gessen, so befördern sie die Milchabsonderung, im Zäpfchen treiben sie die Menstruation , als Umschlag heilen sie auch Aussatz. Einige aber, welche die sogen. Argemone und die Klatschrose, worüber wir bei den Mohnarten reden werden, nicht von der wilden Anemone unter- scheiden können, lassen sich durch die Gleichfarbigkeit der Blüthe, welche purpurroth ist, täuschen, indem sie die Argemone Eupatorium nennen. Ueberdies ist die Purpurfarbe der Argemone und der Klatsch- rose weniger tief, diese und die Argemone blühen auch später. Ferner scheidet die Argemone einen safranfarbigen, höchst scharf schmeckenden Saft aus, die Klatschrose einen weisseren und scharfen. Beide haben in der Mitte Köpfchen ganz wie der wilde Mohn, nur ist das der Arge- mone oben etwas abgeplattet, das der Klatschrose etwas schmal. Die Anemonen aber scheiden weder Saft aus noch haben sie ein Köpfchen, sondern wie der Spargel eine Spitze. Jene wachsen zumeist auf Ackerfeldern. =208. Argemone. Adonis autumnalis (Ranunculaceae) - Herbst-Adonis oder Papaver argemone Die Argemone [Einige nennen sie Oinone, Andere Anthemis, Homonoia, Anthos pedinon, die Römer Libornia, auch Concordialis, Pergalia, die Gallier Korna] ist ganz dem wilden Mohn ähnlich; aber sie hat ein Blatt wie die Anemone, zertheilt, eine purpurrothe Blüthe, ein Köpfchen ähnlich der Klatschrose, aber länglicher und an den oberen Theilen glatter, und eine runde Wurzel. Sie scheidet einen safranfarbigen scharfen Saft aus, vertreibt weisse Flecken und Nebel auf den Augen. Die Blätter als Um- schlag lindern Entzündungen. [Der Rhizotom Krateuas sagt über dieselbe: Diese Pflanze verheilt zerstossen mit Fett Skrofeln; sie wirkt auch gegen weisse Flecken, wenn sie trocken gestossen und gesiebt ist, mit Natron und rohem Schwefel; sie heilt aber diejenigen, welche sie im Bade anwenden, wenn sie vorher eine trockene Abreibung gemacht haben. Auch gegen Krätze ist sie wirksam.] [Die andere Argemone.]Die andere Argemone - Einige nennen sie Artemone, Andere Arsela, Sarkokolla, die Römer Arte- monia, auch diese gleicht in der Blüthe dem wilden Mohn. Selbige aber grün fein zerstossen und aufgelegt, hat die Kraft, Wunden zu heilen und Augenentzündungen zu lindern. Mit Wasser getrunken hilft sie bei Dysenterie, sie verklebt Wunden und ist bei Geschwülsten von guter Wirkung. In gleicher Weise ist sie heilsam als Umschlag bei Krämpfen und Muskelzuckungen. Mit Wein getrunken hilft sie auch den von giftigen Thieren Gebissenen. =209.Gauchheil. Anagallis coerulea, arvensis, phoenicea (Primulaceae) - Gauchheil Von der Anagallis gibt es zwei Arten, welche sich durch die Blüthe unter- scheiden. Die eine hat eine blaue Blüthe und wird die weibliche genannt. [Einige nennen sie auch Korchoros, Andere Halikakabon, Zeliamos, die Propheten Nykteristis, die Aegypter Mikiei, die Römer Meciato, die Afri- kaner Asirrisoi]; die purpurblüthige ist die männliche [Einge nennen sie Aeritis, Andere Aigitis, Sauritis, die Propheten Blut des Auges, auch Chelidonion, die Römer Macia, die Thusker Masitipos, die Römer Sapana, die Dakier Kerkeraphron]. Es sind kleine, aber die Erde sich verbei- tende Kräuter; sie haben an einem vierkantigen Stengel kleine, rundliche Blätter, welche denen der Ackerwinde ähneln, und eine runde Frucht. Beide sind beruhigend, sie besänftigen Entzündungen, ziehen Splitter aus und halten fressende Geseliwilre auf. Ihr Saft, zum Gurgeln gebraucht, fahrt den Schleim aus dem Kopfe ab, lindert, in die Nase gebracht, Zahn- schmerzen, wenn er in das dem leidenden Zahne, gegenüber stehende Nasenloch gegeben wird. Mit attischem Honig vertreibt er weisse Flecken auf dem Auge und hilft gegen Stumpfsichtigkeit. Mit Wein getrunken ist er denen, die von der Viper gebissen sind, heilsam, ebenso den Nieren- und Leberkranken. Einige sagen, dass die (Anagallis) mit der blauen Blüthe Mastdarmvorfall wieder in Ordnung bringt, die mit der purpur- farbigen reizend wirke. =210. Epheu. Hedera helix (Hederaceae) - Epheu (scharze Beeren) Hedera poëtarum (Hederaceae) - Epheu (rothe Beeren) Der Epheu [Einige nennen ihn Kitharos, Andere Kissaros, Chrysokarpos, Poietika, Korymbethra, der gemeine Mann Nysios, auch Dionysios, noch Andere Ithytherion, Persis, Kemos, Asplenos, die Römer Silva mater, Hedera, die Gallier Subites] hat nach der Gestalt viele Varietäten, überhaupt aber drei Arten, nämlich die weisse, die schwarze und die gebundene. Der weisse trägt eine weisse, der schwarze eine schwarze oder safranfarbige Frucht, diesen nennt der geineine Mann auch Dionysios. Der gewundene (Helix) ist unfruchtbar, hat zarte Stengel und kleine, kantige rothe Blätter. Jeder Epheu ist scharf, adstringirend und greift die Nerven an. Von seiner Blüthe so viel, als man mit drei Fingern greifen kann, in Wein genossen und zweimal im Tage getrunken, ist wirksam gegen Dysenterie; mit Wachssalbe fein zerrieben ist sie auch ein gutes Mittel bei Brandwunden. Die zarten Blätter mit Essig gekocht oder auch roh mit Brod zusammen fein zerrieben sind für die Milz heilsam. Der Saft der Blätter und der Fruchtdolde wird mit Iris- und Salböl, oder mit Honig oder Natron in die Nase gebracht, er hilft dann gegen chronische Kopfschmerzen, wird aber auch mit Essig und Rosenöl zum Begiessen (des Kopfes) an- gewandt. Ohrenschmerzen und eiterflüssige Ohren heilt er mit Oel. Der Genuss des Saftes und der Fruchtdolde vom schwarzen bewirkt Schlaff- heit und im Uebermass Erschütterung des Verstandes. Werden fünf Beeren der Fruchtdolde fein zerrieben mit Rosenöl in der Granatapfel- schale erwärmt und in das dem leidenden Zahn gegenüberliegende Ohr getrüpfelt, so lindern sie die Zahnschmerzen. Als Umschlag angewandt färben die Fruchtdolden die Haare schwarz. Die Blätter mit Wein ge- kocht dienen als Umschlag auf jedes Geschwür; böse Brandwunden und Sonnenbrandflecken heilen sie, wenn sie, wie vorher angegeben, gekocht werden. Die fein gestossenen Fruchtdolden befördern die Katamenien, wenn sie als Zäpfchen eingelegt werden; in der Gabe von 1 Drachme nach der Reinigung getrunken, bewirken sie Unfruchtbarkeit; der junge Spross der Blätter, mit Honig bestrichen und in die Gebärmutter ge- legt, befördert die Menstruation und treibt den Embryo aus. Der Saft in die Nasenlöcher getröpfelt beseitigt schlechten Geruch und faulige Ge- schwüre. Das Gummi desselben entfernt die Haare und tödtet, einge- schmiert, die Läuse. Der Saft der Wurzel mit Essig getrunken hilft gegen den Biss der Spinnen. =211. Grosses Chelidonion. Chelidonium majus (Papaveraceae) - Schöllkraut Das grosse Chelidonion [Einige nennen es Paionia, Andere Krataia, Aubios, Glaukios, die ganz göttliche Wurzel, Philomedeion, Othonion, die Römer Fabium, die Gallier Thona, die Aegypter Mothoth, die Dakier Kustane] entwickelt einen ellenhohen oder höheren dünnen Stengel, welcher reichbeblätterte Nebentriebe hat. Die Blätter sind denen des asiatischen Hahnenfusses ähnlich, die des Chelidonion sind jedoch weicher und bläulichglaufarben, bei jedem Blatte steht eine Blüthe wie die der Levkoje. Der Saft ist safranfarbig, scharf, beissend, etwas bitter und von schlechtem Geruch. Die Wurzel ist oben einfach, unten sind es mehrere. Die Frucht ist wie die des Hornmohns, zart, lang, wie ein Kegel, in ihr befinden sich die Samen, grösser als die des Mohns. Der mit Honig ge- mischte und in einem ehernen Geschirr über Kohlen gekochte Saft dient zur Schärfe des Gesichtes. Der Saft wird aus der Wurzel, aus den Blättern, aus dem Stengel und der Frucht im Anfange des Sommers ge- wonnen und im Schatten getrocknet und (in Pastillen) geformt. Die Wurzel mit Anis und Weisswein getrunken heilt die Gelbsucht und mit Wein als Umschlag Bläschenausschlag. Die Pflanze scheint den Namen Chelidonium zu haben, weil sie zugleich mit dem Eintreffen der Schwalben blüht, mit dem Abzuge derselben welkt. Einige berichten, dass, wenn eine von den jungen Schwalben erblinde, die Mutter das Kraut herbei- hole und den Schaden heile. =212. Kleines Chelidonion. Ranunculus ficaria (Ranunculaceae) - Feigwurzel, Scharbock Das kleine Chelidonion - Einige haben es wilden Weizen genannt - ist ein aus den Blattstielen bestehendes (längliches) Pflänzchen, stengellos, von Blättern, welche denen des Epheu ähnlich, aber viel runder, kleiner, weicher und etwas fettig sind, umgeben. Es hat Wurzeln, welche aus einem Punkte hervorkommen, klein, zahlreich, gehäuft wie beim Weizen; drei oder vier derselben sind in die Länge gewachsen. Es wächst an Wässern und Sümpfen, hat eine scharfe Kraft ähnlich der Anemone und bewirkt auf der äusseren Hautfläche Geschwüre. Die zu Saft verarbeiteten Wur- zeln sind mit Honig in die Nase gebracht gut dienlich zur Reinigung des Kopfes. [In gleicher Weise reinigt die Abkochung derselben, als Gurgel- wasser angewandt vorzüglich den Kopf und bringt Alles aus der Brust weg.] =213. Othonna. Othonna [die Einen] sagen, es sei der Saft des Schöllkrautes oder des Glau- kion, oder der Blüthen des gelben Hornmohns. Andere glauben, es sei eine Mischungder Säfte des blauen Gauchheils, des Bilsenkrautes und des Mohns, noch Andere, es sei der Saft einer troglodytischen Pflanze, welche Othonna heisse]. Sie wächst in dem an Aegypten grenzenden Theile von Arabien, hat Blätter wie die Rauke, vielfach durchlöchert, wie von Motten zerfressen und mürbe. Sie treibt eine safranfarbige breitblätterige Blüthe, deshalb haben Einige geglaubt, es sei eine Art Windröschen. Sie wird zu Saft für Augenmittel ver- arbeitet, wo es sich darum handelt, zu reinigen, da sie beissend ist und alle Verdunkelungen auf der Pupille entfernt. Es heisst ferner, aus der Pflanze trete eine gewisse Flüssigkeit aus, welche man nach dem Auswaschen und Absondern der Steine zu demselben Zwecke in Pastillen formt. Einige sagen, dies sei der ägyptische Stein, der in Theben entstehe, von weisser Farbe, klein, der einen beissenden und zugleich brennenden und adatringirenden Geschmack hat. =214. Mauseohr. Parietaria cretica (Urticaceae) - Kretisches Glaskraut Asperugo procumbens (Asperifoliaceae) - Rauhaar oder Myosotis palustris - Sumpf-Vergissmeinnicht [Einige nennen es Myoton, Andere Anthyllion, Alsine, Myortochon, Myrtosplenon, die Römer Muris auricula, die Afrikaner Labotholabath] hat die Namen von der Aehnlichkeit der Blätter mit Mäuseohren, Alsine heisst es, weil es schattige und buschige Haine liebt. Es ist ein Kraut wie die Ackerwinde, aber niedriger und kleinblätteriger und nicht behaart. Es hat kühlende Kraft und ist als Umschlag mit Graupen ein gutes Mittel bei Augenentzündungen, sein Saft wird bei Ohrenleiden eingetröpfelt [und überhaupt leistet es dasselbe wie die Ackerwinde]. Das andere Mauseohr - Einige nennen es Myosotis - entwickelt mehrere Stengel aus einer Wurzel, unten sind sie röthlich und hohl, die Blätter sind länglich und schmal und haben eine erhabene schwärzliche Rippe, dabei entstehen je zwei in Abständen, sie laufen in eine Spitze aus. Aus den Achseln entspringen zarte Stengelchen, auf denen bläu- liche kleine Blüthen sitzen, wie die des Gauchheils. Die Wurzel ist fingerdick und hat viele Nebenwurzeln. Im ganzen ist das Kräutchen der Hirschzunge ähnlich, zarter aber und kleiner. Die Wurzel als Um- schlag heilt Aegilopie. Einige nennen die Ackerswinde auch Mauseohr. =215. Waid. Isatis tinctoria (Cruciferae) - Waid Der Waid [der gebaute. Einige nennen ihn Augion, Andere Egne, die Propheten Arusion, die Römer Ruta], welchen die Färber gebrauchen, hat ein Blatt wie der Wegerich, aber fetter und auch dunkler, und einen aber einen über eine Elle hohen Stengel. Die Blätter vermögen als Umschlag jedes Oedem und Geschwür zu zertheilen, blutige Wunden zu verkleben, Blutflüsse zu stellen, fressende und kriechende Geschwüre sowie roseartige Entzündungen und faulige Geschwilre zu heilen. =216. Wilder Waid. Der wilde Waid [Einige nennen ihn kleine Egne, die Römer Ruta minor] ist dem vorigen ähnlich, hat grössere, dem Lattich ähnelnde Blätter, aber zartere, vielzweigige, röthliche Stengel, welche an der Spitze eine Art zungenförmiger herabhängender Säckchen in grosser Anzahl haben, in denen der Same sich befindet. Die Blüthe ist hochgelb, zart. Er wirkt gegen dasselbe, wie der vorige, hilft auch innerlich und äusserlich angewandt den Milzkranken. [Es muss bemerkt werden, dass die Angaben aber den Waid fehlerhaft sind; denn auch der gebaute hat eine hochgelbe Blitthe, zartere und vielzweigige Stengel und auch an der Spitze die zungenförmigen Säckchen, in denen der Same sich befindet. Von diesen wird der Same eingeschlossen, schwarz, gleich dem Melanthion. Ferner hat er einen über zwei Ellen hohen, nicht aber einen über eine Elle hohen Stengel. Der wilde Waid treibt dunklere Blätter als dieser, einen kleineren und dickeren Stengel, eine purpurfarbige oder blaue Blüthe und eine kreuzförmige rauhe Frucht, in welcher der Same durch fünf Gleiche kleine Blättchen gewissermassen auseinander gehalten wird.] =217. Wachsblume. Cerinthe aspera (Asperfoliaceae) - Rauhe Wachsblume Das Telephion [Einige nennen es wildes Immergrün, Andere auch dieses wilden Portulak, die Römer Illecebra, die Aegypter Anoth, die Afrikaner Atirtopurisl, dieses gleicht sowohl nach den Blättern als auch nach dem Stengel dem Portulak. Es hat zwei Achseln an jedem Knoten der Blätter, aus denen sechs bis sieben Zweiglein hervorkommen, die aus der Wurzel sind voll von dicken, fleischigen und schlüpfrigen Blättern. Die Blüthen sind weiss. Es wächst im Frühjahr in Weinbergen und an bebauten Stellen. Als Umschlag heilen die Blätter binnen sechs Stunden weisse Flecken auf den Nägeln, danach muss aber ungeröstetes Gerstenschrot angewandt werden. Mit Essig in der Sonne eingeschmiert entfernen sie weisse Flecken auf der Haut, später, wenn sie trocken geworden sind, muss man sie ab- wischen.