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Verfallsdatum Arzneimittel

Das Verfallsdatum ist das Datum, nach welchem ein Arzneimittel nicht mehr verwendet werden darf.

synonym: EXP, Verfall, Verfalldatum, Expiration date, Expiry date Haltbarkeitsdatum, Laufzeit, Ablaufdatum

Definition

Wie Lebensmittel sind auch die Arzneimittel verderblich und haben eine beschränkte Lebensdauer. Sie können in der Zeitspanne von der Herstellung bis zum Datum ihres Verfalls verabreicht werden.

Das Verfallsdatum ist ein in unverschlüsselter Form angegebenes Datum, nach welchem ein Arzneimittel nicht mehr eingenommen oder angewendet werden darf. Es wird im Deutschen übrigens als Verfallsdatum (mit Fugen-s) und nicht als Verfalldatum bezeichnet. Der letztere Begriff ist im Bankenwesen geläufig.

Auf den Verpackungen wird das Verfallsdatum üblicherweise mit der Abkürzung EXP aufgedruckt. EXP steht für Expiration date oder Expiry date.

Es muss beachtet werden, dass sich die Haltbarkeit einiger Medikamente nach dem Öffnen des Behältnisse verkürzen kann, siehe unter dem Artikel → Haltbarkeit nach Anbruch. Hier soll auf der Verpackung notiert werden, wann das Medikament angebrochen wurde. Das bekannteste Beispiel in diesem Zusammenhang sind Augentropfen.

Haltbarkeit nach Anbruch, zum Vergrössern anklicken. Illustration © PharmaWiki

Das Verfallsdatum pharmazeutischer Produkte ist sehr unterschiedlich und kann zwischen Stunden und Jahren liegen. Meersalz, das für medizinische Bäder verwendet wird, ist eigentlich jahrzehntelang haltbar.

Gründe für die Angabe des Verfallsdatum

Arzneimittel bestehen aus Wirkstoffen und Hilfsstoffen, also aus chemischen Verbindungen. Diese können mit der Zeit und unter dem Einfluss von Licht, Sauerstoff, Wasser und anderen Molekülen Reaktionen eingehen und sich chemisch verändern. Dies kann dazu führen, dass ein Arzneimittel nicht mehr wirksam oder verträglich ist.

Ein einfaches Beispiel ist das Desinfektionsmittel Wasserstoffperoxid, das zu Wasser und Sauerstoff zerfällt:

Aus der Acetylsalicylsäure (Aspirin®) entsteht aufgrund der Esterhydrolyse die Salicylsäure und die Essigsäure:

Diese Reaktion kann am Essiggeruch festgestellt werden.

Aus dem Diuretikum Hydrochlorothiazid kann das giftige Formaldehyd gebildet werden.

Des Weiteren können Arzneimittel durch ein mikrobielles Wachstum kontaminiert werden, also hauptsächlich von Pilzen und Bakterien. Deshalb werden ihnen Konservierungsmittel und Antioxidanzien als Hilfsstoffe zugegeben.

Verwendung nach dem Verfallsdatum

„Es heisst mindestens haltbar bis und nicht sofort tödlich ab.“

Dürfen oder sollten Medikamente auch nach dem Verfallsdatum weiter verabreicht werden? Aus rechtlichen Gründen sollte den Patientinnen und Patienten grundsätzlich davon abgeraten werden. Zudem werden die Angaben zur Produktestabilität von den Unternehmen kaum veröffentlicht. Deshalb ist eine Abschätzung im konkreten Fall schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass Medikamente mit demselben Wirkstoff aufgrund unterschiedlicher Hilfsstoffe nicht notwendigerweise dieselbe Haltbarkeit haben.

Zudem ist oft unklar, unter welchen Bedingungen das Mittel gelagert wurde. Wärme, Feuchtigkeit, die falsche Temperatur und Licht wirken sich negativ auf die Produktestabilität aus. Das Verfallsdatum ist nur gültig, wenn ein Medikament richtig aufbewahrt wurde.

Die pharmazeutischen Unternehmen argumentieren auch damit, dass sich die Packungsbeilagen, die Vorsichtsmassnahmen und das Produktedesign regelmässig ändern. Des Weiteren ist eine therapeutische Massnahme nur für eine bestimmte Zeitspanne gültig. Ein Antidepressivum, das vor 10 Jahren verordnet wurde, ist für den Patienten heute vielleicht nicht mehr geeignet. Aufgrund neuer Daten wird der Vertrieb einiger Medikamente ferner auch eingestellt.

Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass die angegebene Dauer in der Regel zu kurz ist und viele Medikamente noch lange haltbar wären. Aspirin®-Tabletten sind laut einigen Untersuchungen mindestens 4 oder 5 Jahre haltbar, Ciprofloxacin-Tabletten sogar über 10 Jahre. Grundsätzlich wäre es sinnvoll, wenn für Medikamente langfristig angelegte Stabilitätsuntersuchungen durchgeführt würden.

Feste Darreichungsformen sind üblicherweise stabiler als flüssige und halbfeste, die Wasser enthalten und daher anfällig für chemische Reaktionen und ein mikrobielles Wachstum sind.

siehe auchLiteraturAutor

Interessenkonflikte: Keine / unabhängig. Der Autor hat keine Beziehungen zu den Herstellern und ist nicht am Verkauf der erwähnten Produkte beteiligt.


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Der Autor dieses Artikels ist Dr. Alexander Vögtli. Dieser Artikel wurde zuletzt am 11.12.2023 geändert.
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